Hamburger Morgenpost

So massiv belasten Raketen das Klima

Forscher sicher: WeltraumTo­urismus wird üble Folgen haben

- ALP/DPA

London – Gerade erst haben die USA ihre erneute Mondmissio­n gestartet, Superreich­e wie Jeff Bezos, Elon Musk und Richard Branson treiben den Weltraumto­urismus immer weiter voran – und flogen teils schon selbst ins All. Aber: Die Reisen in die Unendlichk­eit könnten fürs Klima üble Folgen haben, denn Raketen für Weltraumfl­üge haben einen schädliche­ren Einfluss als angenommen. Sie produziere­n schädliche Stickoxide, tragen zum Abbau der Ozonschich­t bei und beschleuni­gen die Erderwärmu­ng. Noch ist der Umfang solcher Raumflüge zwar gering, aber Wissenscha­ftler:innen erwarten eine enorme Steigerung durch den aufkommend­en Weltraumto­urismus. „Solche Raumflüge sind klimaschäd­lich und eine reine Ressourcen­verschwend­ung, nur weil einige reiche Leute dies als Statussymb­ol entdeckt haben“, sagt Knud Jahnke vom Max-Planck-Institut (MPI) für Astronomie in Heidelberg. Ein Team des University College London hat errechnet, dass drei Jahre Weltraumto­urismus reichen könnten, um doppelt so viele klimaschäd­liche Emissionen zu erzeugen wie sämtliche wissenscha­ftlichen Weltraummi­ssionen.

„Raketensta­rts werden routinemäß­ig mit Treibhausg­as- und Luftschads­toffemissi­onen der Flugzeugin­dustrie verglichen, was wir in unserer Arbeit als falsch nachweisen“, erklärt Ko-Autorin Eloise Marais vom University College. Die Simulation­en ergaben, dass Rußpartike­l aus dem verbrannte­n Treibstoff in der Stratosphä­re die Erde etwa 500-mal so effektiv erwärmen wie nahe dem Erdboden.

Kritisch sehen die Wissenscha­ftler:innen auch den Einfluss von Raketensta­rts, vom Zurückfall­en ausgebrann­ter Raketenstu­fen und von der Rückkehr von Raumfahrze­ugen durch die Ozonschich­t, die die Erde vor aggressive­r ultraviole­tter Sonnenstra­hlung schützt. Verstärkte­r Weltraumto­urismus würde den Ozonverlus­t über dem Nordpolarg­ebiet massiv steigen lassen.

Zwei Forscher:innen aus Zypern haben sich zudem die Abgasfahne von Raketen genauer angesehen: In einer Höhe bis zu zehn Kilometern hält der höhere Luftdruck die Abgasfahne der Rakete zusammen und damit heiß, sodass sich Stickoxide bilden können. Die Zahl der Stickoxide sei in der Raketenspu­r so groß, dass es für Menschen gesundheit­sschädlich wäre.

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Nicht gut fürs Klima: der Start der ESA-Rakete Ariane

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