Hamburger Morgenpost

Katar-Ultras kommen aus anderen Ländern

Gastgeber organisier­te sich Anhang aus arabischem Raum für den Support

- Von MANUEL BONKE Katar — Senegal (heute, 14 Uhr, ARD und MagentaTV live)

Katar ist nicht unbedingt als fußballver­ückte Nation bekannt. Das wurde spätestens beim Eröffnungs­spiel der Weltmeiste­rschaft am Sonntagabe­nd deutlich. Schon zur Halbzeit lag der TurnierGas­tgeber mit 0:2 gegen Ecuador zurück. Nach dem Seitenwech­sel sah man plötzlich viele leere Sitzplätze im Al-Bayt-Stadion.

In den Fanblöcken der hartgesott­enen Fans wurde allerdings bis zum Schluss für Stimmung gesorgt. Selbst in dem der Kataris. Kurios: Damit es überhaupt Lärm dort gibt, wurden Stimmungsm­acher organisier­t. Eine Initiative Katars mit dem Namen „Die arabische Kurve“. Mitglieder sind Ultras und Fans aus unterschie­dlichen arabischen Ländern. Sie treffen sich seit einigen Wochen regelmäßig und üben die lautstarke Unterstütz­ung gemeinsam. Das belegt ein Video, das auf Facebook kursiert und rund

80.000 Mal angesehen wurde.

Trainer der Katar-Fangruppie­rung ist Hussien A. Hammoud. Be id en Stimmungsü­bungen in einer Halle steht er auf dem Feld, trägt ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift Coach. Die Fans auf der Tribüne ahmen seinen Gesängen und Gesten nach. Dementspre­chend gut koordinier­t traten die Anhänger im katarische­n Block in einheitlic­hen weinroten T-Shirts beim Eröffn ungsmatch auf. Normalerwe­ise ist Hammou dV orsänger der „Ultras Supernova“des libanesisc­hen Vereins Nejmeh. Die Gruppierun­g nutzt in ihrer Heimat den Platz auf den Tribünen der Fußballsta­dien nicht nur zur Unterstütz­ung ihrer Mannschaft­en, sondern auch um auf soziale Ungerechti­gkeiten aufmerksam zu machen. Nun sorgen Hammoud und die sogenannte „Arabische Kurve“für laute, aber friedliche WM-Stimmung für die katarische Nationalma­nnschaft. „Ein Traum wird wahr. Ich stehe auf dem Podest der WM und an meinem Platz, den ich verdiene“, schreibt Hammoud in den sozialen Medien. „Ich kam von einer Laufbahn voller Liebe, von einem Volk, das für Loyalität bekannt ist. Ich komme aus einer beliebten Nachbarsch­aft. Hand in Hand mit den Katarern bei der Weltmeiste­rschaft.“

Neben Hammoud sorgt auch Muhammad Jaber, ebenfalls Libanese, für Stimmung. Ein Twitter-User schreibt: „Es war eine sehr gute Entscheidu­ng, dass Katar diese beiden jungen Männer, von denen einer Mitglied der Ultranova ist, ausgewählt hat, um die katarische­n Tribünen zu trainieren und bei der WM zu jubeln.“Ob die organisier­ten Vorsinger, die auch heute gegen den Senegal Gas geben sollen, Geld für ihre Darbietung­en kassieren, ist nicht bekannt.

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 ?? ?? Hussien A. Hamoud (M.) aus dem Libanon ist der Einpeitsch­er für die Katar-Ultras, die zumindest für ein bisschen Stimmung im Stadion sorgen.
Hussien A. Hamoud (M.) aus dem Libanon ist der Einpeitsch­er für die Katar-Ultras, die zumindest für ein bisschen Stimmung im Stadion sorgen.

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