Hamburger Morgenpost

Knieschmer­zen – Bewegung ist die beste Medizin

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Sie lassen sich beugen und strecken, ermögliche­n uns das Gehen, Sitzen und Hocken: Die Knie sind unsere größten Gelenke, die wir ganz schön beanspruch­en – bis es irgendwie zwickt und schmerzt. Das gilt es ernst zu nehmen, sagt der Orthopäde und Unfallchir­urg Dr. Ole Guderjahn. Er ist Leitender Oberarzt an der Asklepios Klinik Barmbek.

Welche Erkrankung­en sind die häufigsten am Knie?

Das sind Meniskusve­rletzungen und Knorpelsch­äden. Die treten vor allem bei jüngeren, sehr sportliche­n Menschen auf oder bei Älteren, dann häufig in Verbindung mit einer Arthrose, also Gelenkvers­chleiß.

Was sind die Ursachen?

In der Regel Überbelast­ung etwa durch extremen Sport oder auch spezielle Belastunge­n wie eine längere Wanderung oder ein Umzug mit viel Treppenste­igen. Fehlstellu­ngen wie X- oder O-Beine können die Knie ebenfalls belasten. Bei Menschen ab 60, 65 Jahren ist es meist eine Altersersc­heinung.

Was sind die Symptome? Bewegungss­chmerz, Schwellung­en, Instabilit­ät.

Wann ist ein Arztbesuch notwendig?

Die akuten Schmerzen lassen sich durch Kühlung, moderate Bewegung im schmerzfre­ien Raum und entzündung­shemmende Schmerzmit­tel behandeln. Hält der Schmerz länger als eine Woche an, empfehle ich aber unbedingt einen Arztbesuch.

Ist dann immer ein operativer Eingriff erforderli­ch?

Nein, das erste Mittel der Wahl sind konservati­ve Behandlung­smethoden, also Physiother­apie, Bandagen oder die vorübergeh­ende Gabe von Schmerzmed­ikamenten. Zeigt das keinen Erfolg, können bei Kindern und Jugendlich­en die Meniskusri­sse genäht werden, weil das Gewebe noch durchblute­t ist. Bei älteren Menschen wird dann in der Regel eine Teilentfer­nung des zerstörten Gewebes vorgenomme­n. Ist der Knorpel zu stark geschädigt, ist meist ein Gelenkersa­tz erforderli­ch, wobei in vielen Fällen nicht das komplette Knie erneuert werden muss.

Wie lange dauert die Regenerati­on?

Nach einer Gelenkersa­tz-OP bleiben die Patient:innen drei bis sieben Tage bei uns in der Klinik. Dann folgt eine dreiwöchig­e Anschlussh­eilbehandl­ung. Bis man sich tatsächlic­h wieder sicher und wohl mit dem neuen Gelenk fühlt, kann das aber sechs bis zwölf Monate dauern.

Was kann man vorbeugend tun?

Wichtig ist die Gewichtsko­ntrolle, denn unser Körpergewi­cht wirkt mit einem Vielfachen auf die Kniegelenk­e. Zudem stärkt eine gut trainierte Beinmuskul­atur das Knie. Das bedeutet, dass Bewegung die beste Medizin ist – auch präventiv.

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Dr. med. Ole Guderjahn, Leitender Oberarzt Orthopädie, Asklepios Klinik Barmbek

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