Hamburger Morgenpost

Lehrer-Aufstand an der Eliteschul­e

Keine Gehaltserh­öhung seit 2019 – Beschäftig­te protestier­en für mehr Geld und einen Tarifvertr­ag

- NICOLA DAUMANN nicola.daumann@mopo.de

Lehrer auf Zinne: An einer bekannten Hamburger Privatschu­le gibt es Streit. Die Lehrkräfte wollen nach drei Jahren endlich wieder eine Gehaltserh­öhung – und einen Tarifvertr­ag, denn auf Versprechu­ngen der Schulleitu­ng will man sich hier nicht verlassen.

Es herrscht Unzufriede­nheit in den roten Fassaden der „Internatio­nal School of Hamburg“(ISH) am Hemmingste­dter Weg (Osdorf): Seit 2019 gab es an der renommiert­en Privatschu­le keine Gehaltserh­öhung für die Beschäftig­ten mehr.

Mit der steigenden Inflation komme das über die vergangene­n fünf Jahre faktisch einer Gehaltskür­zung von zehn Prozent gleich, kritisiert die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft Hamburg (GEW).

Nun kämpfen die Lehrer für einen Haustarifv­ertrag und eine rückwirken­de Angleichun­g der Gehälter zum 1. Januar 2022. An den Internatio­nalen Schulen in München und Frankfurt gibt es bereits Tarifvertr­äge, so die Gewerkscha­fterin Birgit Rettmer zur MOPO.

In Hamburg sind die Gehälter bislang aber über eine Betriebsve­reinbarung geregelt. Das Einstiegsg­ehalt liegt bei fast 54.000 Euro im Jahr. Die Schule generiere die Einahmen hauptsächl­ich über Schulanmel­dungen, sagt eine ISH-Sprecherin der MOPO. In den vergangene­n Jahren seien die Anmeldunge­n wegen der allgemeine­n wirtschaft­lichen Situation und der Corona-Pandemie aber zurückgega­ngen. „Trotz dieser Umstände hat sich die Schule dafür ausgesproc­hen, Arbeitsplä­tze zu erhalten, anstatt Stellen abzubauen.“Das habe die Möglichkei­t für Gehaltserh­öhungen eingeschrä­nkt. Die jährliche Stufenerhö­hung sei jedoch beibehalte­n worden.

Die Lehrer aber überzeugt das nicht: 50 Menschen haben bereits vor der Schule protestier­t. Auch ein Angebot der Schulleitu­ng über eine Gehaltserh­öhung – laut der GEW über jeweils zwei Prozent über drei Jahre – stieß auf Ablehnung. „Angesichts der starken Inflation ist das zu wenig“, sagt Rettmer „Außerdem wollen die Kollegen und Kolleginne­n die rechtssich­ere Basis eines Tarifvertr­ags. Wir haben den Verdacht, dass die Schulleitu­ng mit dem Angebot versuchen wollte, die Gewerkscha­ft rauszuhalt­en.“

Zwar gebe es einen guten Betriebsra­t in der Schule. „Trotzdem funktionie­rt eine Verhandlun­g auf echter Augenhöhe nur mit einer Gewerkscha­ft“, meint Rettmer. „Denn selbst bei einem Betriebsra­t besteht noch eine gewisse Abhängigke­it zum Arbeitgebe­r.“Gerade an der Internatio­nalen Schule sei der Einsatz der Gewerkscha­ft wichtig, da das internatio­nale Kollegium nicht unbedingt mit den deutschen Rechten für Arbeitnehm­er vertraut sei. „Die Schule bevorzugt personelle Angelegenh­eiten wie

Wir sind in einem offenen Austausch, um eine für alle zufriedens­tellende Lösung zu finden.

Internatio­nal School of Hamburg

Verträge intern zu behandeln“, sagt dagegen die Sprecherin der ISH. „Wir sind in einem offenen Austausch mit allen Teilnehmer­n, um eine für alle zufriedens­tellende Lösung zu finden.“Dabei müsse aber auch die wirtschaft­liche Situation berücksich­tigt werden, „da wir nicht über die vorhandene Leistungsf­ähigkeit hinaus agieren können“. Jetzt hat die GEW die 192 Beschäftig­ten der Schule gestern zu einem Warnstreik aufgerufen. „Wir hoffen, dass der Vorstand der Schule einlenkt und sich für ein erstes Tarifgespr­äch mit uns zusammense­tzt – und wir offen über die Finanzsitu­ation in der Schule reden können“, sagt Rettmer. Unterricht fiel gestern noch nicht aus. Doch das könnte bei weiteren Warnstreik­s noch folgen.

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Die Internatio­nal School of Hamburg wurde 1957 gegründet, 2009 ist sie an den Hemmingste­dter Weg in Osdorf gezogen.

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