„Am Kern des Problems vorbei“
St. Pauli kritisiert Herangehensweise beim Thema Kosten für Polizeieinsätze bei Hochrisikospielen
Die Nummer ist weiß Gott nicht taufrisch, wabert seit vielen Jahren immer im Hintergrund, ohne dass es bisher zu einer einvernehmlichen Lösung gekommen wäre. In verlässlicher Regelmäßigkeit köchelt das Thema Kosten für Polizeieinsätze bei Hochrisikospielen im Fußball aber wieder hoch. So wie aktuell in Hamburg, wo Innensenator Andy Grote Stellung bezog. Beim FC St. Pauli hat man sich bereits mehrfach klar positioniert, auch diesmal sieht man beim Kiezklub die falschen Ideenansätze.
Grote hatte im Rahmen des Tourismuspolitischen Frühstücks im Hamburger Grand Elysee Hotel gesagt, er erachte es für „nicht unplausibel“, dass die Vereine künftig die Kosten für Polizeieinsätze wie jüngst beim Derby gegen den HSV zu tragen hätten. In der Sport- und Innenministerkonferenz werde das bereits diskutiert, sagte Grote, und wenn sich die Bundesländer darauf einigen würden, das an allen Bundesligastandorten einzuführen, „dann wären wir auch dabei".
Die Präsidenten der Rechnungshöfe der Länder und des Bundes hatten bereits zum Abschluss ihrer Herbstkonferenz im vergangenen Jahr empfohlen, eine entsprechende Gebührenordnung einzuführen. Sie hatten es als sinnvoll betrachtet, wenn bei gewinnorientierten Hochrisikoveranstaltungen, die zu einem polizeilichen Mehraufwand führten, vom Veranstalter Gebühren erhoben werden könnten. Zudem gab es im März 2019 ein entsprechendes Urteil des Bundesverwaltungsgerichts. Bislang ist Bremen das einzige Bundesland, das von der Möglichkeit Gebrauch macht, die Mehrkosten für Polizeieinsätze der DFL in Rechnung zu stellen. Am Ende landete der Zahlungsauftrag immer beim SV Werder, der so schon mehrere Millionen Euro verloren hat.
Rund ums Millerntor findet man allein schon die Herangehensweise verkehrt. „Der FC St. Pauli bemüht sich darum, präventiv Konflikte zu entschärfen und sucht daher aktiv den Austausch mit Behörden, DFB, DFL und FanVertretungen, um durch einen gemeinsamen Dialog neue
Konzepte zu entwickeln“, ließ der Klub in einem Statement auf MOPO-Anfrage verlauten. „Die Diskussion über eine Verteilung von Kosten geht am Kern des Problems vorbei; wichtiger wäre es, Arbeitsbelastung und Kosten durch neue Ansätze zu reduzieren.“