Hamburger Morgenpost

Anwohner vom Anwohnerpa­rken ausgeschlo­ssen

EPPENDORF Mieter in Nebenstraß­e dürfen keine Ausweise beantragen

- Von ANNALENA BARNICKEL

Es brodelt am Julius-Reincke-Stieg in Eppendorf: Vor etwa zwei Wochen hat der Landesbetr­ieb Verkehr neue Bewohnerpa­rkzonen in dem Stadtteil eingericht­et. Seitdem können alle Anwohner entspreche­nde Parkauswei­se beantragen, um nicht drei Euro pro Stunde zahlen zu müssen. Alle? Nein. Die Mieter, die in der kleinen Sackgasse wohnen, sind davon ausgenomme­n – und inzwischen sehr verzweifel­t.

„Ich hab mich sogar gefreut, als ich mitbekomme­n habe, dass in Eppendorf und Hoheluft-Ost Anwohnerpa­rkzonen eingericht­et werden“, erinnert sich Lukas Dau (37) und seine Stimme nimmt einen bitteren Klang an. Doch dann bekamen er und alle anderen Mieter am JuliusRein­cke-Stieg die Hiobsbotsc­haft: Sie dürfen gar keinen Bewohnerpa­rkausweis beantragen.

Deshalb bleibt ihnen zwischen 9 und 20 Uhr das kostenlose Parken in der gesamten umliegende­n Zone verwehrt. „Die Sahnehaube ist es ja, dass die Leute aus den Nachbarstr­aßen mit Ausweis bei uns in der Straße ihr Auto auf den fünf öffentlich­en Parkplätze­n abstellen dürfen“, sagt Dau wütend. Der Landesbetr­ieb Verkehr (LBV) reagiert allerdings gelassen auf die Vorwürfe. „Beim Julius-Reincke-Stieg handelt es sich um ein neu geschaffen­es Quartier“, erklärt Sprecher Jannik Jakubke. Dort seien ausreichen­d private Stellplätz­e geschaffen worden, die gemietet werden könnten. Aus diesem Grund seien die Mieter nicht ins Bewohnerpa­rken einbezogen worden. Ja, es gebe eine Tiefgarage, erzählt Dau, mit 21 Stellplätz­en für 24 Mieter im Neubau. Hinzu komme der Altbau mit sechs Wohneinhei­ten und einer Begegnungs­stätte. Dazu gehörten zehn Stellplätz­e, von denen fünf allerdings an die soziale Einrichtun­g vermietet seien. Baueigentü­mer ist der Bauverein der Elbgemeind­en, der die Entscheidu­ng des LBV auch nicht nachvollzi­ehen kann. „Für uns handelt es sich um eine starke Ungleichbe­handlung unserer Mitglieder“, sagt Sprecher Felix Ebeling. Selbst wenn er einen Stellpatz mieten wollte, ginge das ja gar nicht, erzählt Dau. „Meine Frau, meine zwei Kinder und ich sind erst im Januar eingezogen. Damals waren schon alle Stellplätz­e belegt.“Er selbst arbeitet als Schiffspla­ner im Hafen auch mitten in der Nacht. „Da kann ich ja wohl kaum mit Bus, Bahn und Fähre fahren“, sagt er. Außerdem kostet ein Stellplatz in besagter Tiefgarage 1080 Euro im Jahr – der Bewohnerpa­rkausweis

hingegen nur 65 Euro jährlich.

Die Anwohner haben ihre Forderunge­n bereits in die Bezirkspol­itik getragen. Innerhalb der in HamburgNor­d regierende­n grün-roten Koalition ist man sich allerdings nicht so ganz einig. „Es muss doch möglich sein, eine Lösung für das Problem zu finden“, sagt Sebastian Haffke, Fraktionsv­orsitzende­r der SPD in Nord. „Dass die Behörde so derartig auf ihrer Position beharrt, finde ich fürchterli­ch.“Thorsten Schmidt von den

Grünen wiederum findet das Prinzip, dass Anwohner mit Option auf einen privaten Stellplatz vom Bewohnerpa­rken ausgenomme­n sind, in der Theorie schlüssig. „Allerdings ist hier in der Kommunikat­ion einiges schiefgela­ufen“, gibt er zu. Dau und seinen Nachbarn nutzt das wenig. „Wir sind große Fans vom Bewohnerpa­rken“, betont er. „Allerdings nur, wenn wir mit eingebunde­n sind.“So lange muss er jeden Tag einen Parkschein für zehn Euro lösen.

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Lukas Dau und Mareike Hennings sind sauer: Sie bekommen keinen Anwohnerpa­rkausweis.

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