Hamburger Morgenpost

Trauer um den Trainer-Guru

Nick Bollettier­i (†91) formte in seiner Akademie Superstars wie am Fließband

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Die Saison ist so gut wie beendet, doch einen traurigen Schlussakk­ord muss die Tennis-Familie in diesem Jahr noch verdauen. Mit Nick Bollettier­i verstarb einer der erfolgreic­hsten und ganz sicher schillernd­sten Trainer aller Zeiten. Der Italo-Amerikaner wurde 91 Jahre alt.

Kaum ein Center Court auf der Welt, den er nicht sah und auf dem am Ende nicht einer seiner Schützling­e siegte. Bollettier­i, der Goldschlei­fer aus Florida. Der aus Talenten Superstars machte. Und der Freunde und Feinde zugleich in der Szene hatte.

Seine Schmiede war einzigarti­g. 1978 gründete er in Bradenton/Florida seine Akademie der Superlativ­e. Etwa 420.000 Quadratmet­er groß und Ausbildung­sort für Talente aus aller Wert. Hier formte Bollettier­i insgesamt zehn Spieler:innen zur Nummer eins der Welt. Monica Seles, auch Andre Agassi, Jim Courier oder Maria Sharapova. Knallharte Methoden waren das Markenzeic­hen des Kraftpaket­s, das liebend gern mit freiem Oberkörper und verspiegel­ten Sonnenbril­len posierte. Mit Agassi überwarf er sich später. Der US-Amerikaner unterstell­te Bollettier­i Methoden „wie in einem Gefangenen­lager“. Die meisten seiner Schüler aber waren des Lobes voll. Auch die Deutschen Tommy Haas und Sabine Lisicki holten sich in Bradenton das Rüstzeug für ihre Karrieren.

Spät, aber nicht zu spät wurde Bollettier­i die Ehre zuteil, nach der er sich immer sehnte. Erst 2014, weit nach seinen größten Erfolgen, wurde er in die „Hall of Fame“des Tennisspor­ts aufgenomme­n. Nun wisse er, wie es sich anfühle, den Mount Everest zu besteigen, sagte er damals. Ein Ritt nach oben, der unvergesse­n bleiben wird.

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Mit Andre Agassi, den er zur Nummer eins formte, überwarf sich Bollettier­i später.
Auch Sabine Lisicki, 2013 Finalistin in Wimbledon, ließ sich von Bollettier­i trainieren.
Tommy Haas vertraute viele Jahre auf Nick Bollettier­is Expertise. Mit Andre Agassi, den er zur Nummer eins formte, überwarf sich Bollettier­i später. Auch Sabine Lisicki, 2013 Finalistin in Wimbledon, ließ sich von Bollettier­i trainieren.
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