„Wir machen die Kirche dicht“
Pastor Sieghard Wilm über St. Pauli und das Energiesparen
„Wie ist die Lage?“, unser fast täglicher Podcast in Kooperation mit der Gute Leude Fabrik, spürt aktuellen Fragen nach. Hier kommen prominente Lenkerinnen und unbekannte Denker für knapp 15 Minuten zu Wort. Die Auswahl von PR-Profi Lars Meier ist rein subjektiv, aber immer spannend und überraschend. Die heutige Folge mit St. Pauli-Pastor Sieghard Wilm ermöglicht unser Werbepartner Meierlikör. Den Podcast gibt es in voller Länge auf den üblichen Kanälen und heute um 12 Uhr bei ahoy radio.
Lars Meier: Seit fast 21 Jahren bist du Pastor auf St. Pauli. Früher ist man damit erst richtig erwachsen gewesen. Wie erwachsen ist St. Pauli für dich in dieser Zeit geworden?
Sieghard Wilm: St. Pauli wird nie erwachsen. Das ist ein Stadtteil, der immer etwas Vitales hat. Aber auch etwas Ruppiges und etwas Pubertäres. St. Pauli ist dazu immer sehr streitbar.
Die Energiekrise ist allgegenwärtig. Dein Gotteshaus hat ziemlich hohe Wände und man weiß, dass diese Gebäude schlecht zu heizen sind. Muss man in Zukunft Schal und Handschuhe mitbringen zum Gottesdienst? Wir werden die Kirche noch bis Ende Dezember nutzen und auf 17 Grad heizen. Bei offener Tür kann es kälter werden. Wir haben aber auch Decken bestellt. Man sollte gut angezogen sein, aber frieren muss keiner. Von Januar bis März machen wir die Kirche – bis auf zwei Ausnahmen – dicht. Wir werden eine Winterkirche in der benachbarten Stadtteilschule St. Pauli eröffnen. Wir müssen einfach sparen und diese Monate sind die heizintensivsten. Die Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen.
Seit Jahren schon findet bei euch der letzte N Klub des Jahres statt. Wie passen denn Klimaschutz/Nachhaltigkeit und die Kirche zusammen? Die Isolation unserer Gebäude ist auf dem Stand von 1820. Wenn wir beim Thema Klimaschutz noch weiter vorangehen wollen, wird es einen Konflikt zwischen Denkmalschutz und Energiesparmaßnahmen geben. Zum Beispiel wünschen wir uns eine Photovoltaik- Anlage. Aber im Moment gilt noch, dass es an kirchlichen Gebäuden keine solcher Anlagen geben kann. Das sehen wir nicht ein.