Hamburger Morgenpost

„Das Boot“darf vor Anker gehen

HAMM Das Stadtteil-Kulturproj­ekt hat jetzt einen festen Standort – zunächst für drei Jahre, vielleicht auch dauerhaft

- STEPHANIE LAMPRECHT stephanie.lamprecht@mopo.de

Schluss mit dem „Wanderzirk­us“: Das Kulturproj­ekt „Das Boot“bekommt ab Mai 2023 einen festen Ankerplatz. Die Stadt verpachtet den Initiatore­n eine Fläche direkt an der Bille – zunächst nur für drei Jahre, aber die Begeisteru­ng ist groß. Damit hat auch das beliebte Stadtteilf­estival „Osterbrook­lyn“eine feste Heimstatt gefunden.

Eine fast 2000 Quadratmet­er große Brachfläch­e an der Brücke Süderstraß­e, so verwildert, dass man die dichte Bebauung rundum gar nicht sieht, das soll das neue Zuhause für „Das Boot“werden – das ja eigentlich kein Boot ist, sondern ein mit Kunstrasen

beklebter Camper („der einzige Wohnwagen zum Streicheln“). Als „Café Bootswagen“steht der bisher im Sommer auf dem Löschplatz am Hammer Deich und bietet an den Wochenende­n Kaffee, Kuchen und „Bootswagen­konzerte“für die Bewohner des kleinen Quartiers zwischen Eiffestraß­e und Billebecke­n. Höhepunkt der Konzertsai­son ist seit 2017 immer im September das „Osterbrook­lyn“, ein kleines feines Festival mit örtlichen Bands.

Das Problem: Es gab bisher keinen festen Standort für den „Bootswagen“. Der Trägervere­in „Boot e.V.“, gegründet von 30 Menschen aus dem Osterbrook, musste immer neue „Sondernutz­ungsgenehm­igungen“beim Bezirk Mitte beantragen.

Und wenn es kalt wurde, kam der „Bootswagen“ins Winterquar­tier. „Damit ist jetzt Schluss“, verkündet Festivalin­itiator und „Boots“-Erfinder Stefan Malzkorn hocherfreu­t. „Ab Februar pachten wir von der Stadt das Wassergrun­dstück Osterbrook­platz 18. Wir freuen uns riesig.“Der Traum von einem eigenen Ponton für „Das Boot“auf der Bille ist zwar ausgeträum­t, aber trotzdem: Die Zusage der Zwischenmi­ete für drei Jahre ist das Ergebnis jahrelange­r Beharrlich­keit in den Verhandlun­gen mit Politik und Verwaltung.

Die Fläche, schwärmt Malzkorn, sei „zauberhaft“: „Direkt am Wasser ist Platz für ein wetterfest­es, 75 Quadratmet­er großes Zelt, das rund ums Jahr stehen bleiben soll, im Sommer fün fT age die Woche geöffnet, im Winter nur an den Wochenende­n.“Die verwunsche­ne Atmosphäre soll erhalten bleiben: „Die Verwilderu­ng soll nur behutsam ein bisschen gelichtet werden“, so der Initiator. „Wir wollen diesen ruhigen Ort erhalten.“Das Kulturprog­ramm soll im Mai starten, zusammen mit dem „Hamburger Architektu­rsommer“.

Zunäch stw ill der Verein allen Anwohnern einen sicheren Zugang zu den riesigen Wasserfläc­hen der Bille anbieten: „Wir wollen einen Steg beantragen, an dem gleichzeit­ig drei Kanus anund ablegen können. Nichts Riesiges, aber etwas, was uns allen den Gang aufs Wasser sehr erleichter­n wird“, sagt Malzkorn. Der ungefähr zwölf Meter lange Steg soll nicht in die Bille ragen, sondern parallel zum sandigen Bille-Ufer verlaufen: „Da könnte eine Art natürliche­s Planschbec­ken für Kinder entstehen.“Malzkorn, selbst begeistert­er Kanute, bietet für den Verein geführte Kanutouren auf der Bille an, durchgefüh­rt mit den Zehn-Personen-Kanus der Schule Mümmelmann­sberg.

Die Stadt unterstütz­t das Projekt auch, weil gleich nebenan, hinter den wilden Büschen, das größte Neubauproj­ekt des Bezirks Mitte entsteht, die „Osterbrook­höfe“. Eine gigantisch­e Nachverdic­htung mit 800 zusätzlich­en Wohnungen – da ist ein Angebot von Open-AirKultur und Wasserspor­t durch engagierte Anwohner der Stadt sehr willkommen. Nach Ablauf der drei Jahre plant die Stadt, dort ein richtiges Wasserspor­tzentrum zu errichten. Möglicherw­eise. Malzkorn: „Aber auch dort könnten wir mit einziehen.“Die Bewohner vom Osterbrook haben offenbar einen dauerhafte­n Ankerplatz gefunden.

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Höhepunkt der Konzertsai­son ist immer im September das kleine feine „Osterbrook­lyn“Festival.
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„Das Boot“ist eigentlich kein Boot, sondern ein mit Kunstrasen beklebter Camper.
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Ab Mai 2023 bekommt das Kulturproj­ekt „Das Boot“hier an der Bille einen Ankerplatz.
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