„Das Boot“darf vor Anker gehen
HAMM Das Stadtteil-Kulturprojekt hat jetzt einen festen Standort – zunächst für drei Jahre, vielleicht auch dauerhaft
Schluss mit dem „Wanderzirkus“: Das Kulturprojekt „Das Boot“bekommt ab Mai 2023 einen festen Ankerplatz. Die Stadt verpachtet den Initiatoren eine Fläche direkt an der Bille – zunächst nur für drei Jahre, aber die Begeisterung ist groß. Damit hat auch das beliebte Stadtteilfestival „Osterbrooklyn“eine feste Heimstatt gefunden.
Eine fast 2000 Quadratmeter große Brachfläche an der Brücke Süderstraße, so verwildert, dass man die dichte Bebauung rundum gar nicht sieht, das soll das neue Zuhause für „Das Boot“werden – das ja eigentlich kein Boot ist, sondern ein mit Kunstrasen
beklebter Camper („der einzige Wohnwagen zum Streicheln“). Als „Café Bootswagen“steht der bisher im Sommer auf dem Löschplatz am Hammer Deich und bietet an den Wochenenden Kaffee, Kuchen und „Bootswagenkonzerte“für die Bewohner des kleinen Quartiers zwischen Eiffestraße und Billebecken. Höhepunkt der Konzertsaison ist seit 2017 immer im September das „Osterbrooklyn“, ein kleines feines Festival mit örtlichen Bands.
Das Problem: Es gab bisher keinen festen Standort für den „Bootswagen“. Der Trägerverein „Boot e.V.“, gegründet von 30 Menschen aus dem Osterbrook, musste immer neue „Sondernutzungsgenehmigungen“beim Bezirk Mitte beantragen.
Und wenn es kalt wurde, kam der „Bootswagen“ins Winterquartier. „Damit ist jetzt Schluss“, verkündet Festivalinitiator und „Boots“-Erfinder Stefan Malzkorn hocherfreut. „Ab Februar pachten wir von der Stadt das Wassergrundstück Osterbrookplatz 18. Wir freuen uns riesig.“Der Traum von einem eigenen Ponton für „Das Boot“auf der Bille ist zwar ausgeträumt, aber trotzdem: Die Zusage der Zwischenmiete für drei Jahre ist das Ergebnis jahrelanger Beharrlichkeit in den Verhandlungen mit Politik und Verwaltung.
Die Fläche, schwärmt Malzkorn, sei „zauberhaft“: „Direkt am Wasser ist Platz für ein wetterfestes, 75 Quadratmeter großes Zelt, das rund ums Jahr stehen bleiben soll, im Sommer fün fT age die Woche geöffnet, im Winter nur an den Wochenenden.“Die verwunschene Atmosphäre soll erhalten bleiben: „Die Verwilderung soll nur behutsam ein bisschen gelichtet werden“, so der Initiator. „Wir wollen diesen ruhigen Ort erhalten.“Das Kulturprogramm soll im Mai starten, zusammen mit dem „Hamburger Architektursommer“.
Zunäch stw ill der Verein allen Anwohnern einen sicheren Zugang zu den riesigen Wasserflächen der Bille anbieten: „Wir wollen einen Steg beantragen, an dem gleichzeitig drei Kanus anund ablegen können. Nichts Riesiges, aber etwas, was uns allen den Gang aufs Wasser sehr erleichtern wird“, sagt Malzkorn. Der ungefähr zwölf Meter lange Steg soll nicht in die Bille ragen, sondern parallel zum sandigen Bille-Ufer verlaufen: „Da könnte eine Art natürliches Planschbecken für Kinder entstehen.“Malzkorn, selbst begeisterter Kanute, bietet für den Verein geführte Kanutouren auf der Bille an, durchgeführt mit den Zehn-Personen-Kanus der Schule Mümmelmannsberg.
Die Stadt unterstützt das Projekt auch, weil gleich nebenan, hinter den wilden Büschen, das größte Neubauprojekt des Bezirks Mitte entsteht, die „Osterbrookhöfe“. Eine gigantische Nachverdichtung mit 800 zusätzlichen Wohnungen – da ist ein Angebot von Open-AirKultur und Wassersport durch engagierte Anwohner der Stadt sehr willkommen. Nach Ablauf der drei Jahre plant die Stadt, dort ein richtiges Wassersportzentrum zu errichten. Möglicherweise. Malzkorn: „Aber auch dort könnten wir mit einziehen.“Die Bewohner vom Osterbrook haben offenbar einen dauerhaften Ankerplatz gefunden.