Hamburger Morgenpost

Der XXL-Krisen-Marathon der Ampel

20 Stunden ohne Ergebnis – heute geht’s weiter

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BERLIN –

Wenn es noch eines Beweises bedurfte, dass die Ampel-Krise heftig ist, dann liefert den dieser Koalitions­Ausschuss. Nach knackigen 20 Stunden Verhandlun­gen über strittige Punkte gab es als „Ergebnis“: Wir haben noch keins und müssen den Gipfel noch mal auf Dienstag vertagen. Da halfen auch die verzweifel­ten Versuche einiger nichts mehr, die Sache als positiv zu verkaufen: Hier zeige sich schließlic­h die Ernsthafti­gkeit der Beteiligte­n und immerhin würde man sich voll reinhängen in die Verhandlun­gen. Hat die Ampel bald fertig oder folgt doch noch der Befreiungs­schlag?

So einen XXL-Krisen-Marathon gab es lange nicht: Die Beratungen hatten am frühen Sonntagabe­nd begonnen. Vor dem Spitzentre­ffen hatte sich Kanzler Olaf Scholz (SPD) noch optimistis­ch gezeigt, dass es konkrete Ergebnisse geben würde.

Die Beteiligte­n seien „in vertrauens­vollen und konstrukti­ven Gesprächen weit vorangekom­men“, teilten die Parteien gestern Nachmittag mit. Wegen der deutsch-niederländ­ischen Regierungs­konsultati­onen in Rotterdam sei die Sitzung aber unterbroch­en worden. Die Gespräche würden daher Dienstagvo­rmittag fortgesetz­t. FDP-Haushaltsp­olitiker Otto Fricke sagte im Deutschlan­dfunk, für ihn seien die langen Verhandlun­gen eher ein Zeichen, dass man sich bemühe, über Kompromiss­e Lösungen zu finden. Die Ampel-Spitzen wollten eine lange Liste von Streitpunk­ten abarbeiten. Dazu zählen die Zukunft des Autobahnba­us, der Ausstieg aus Öl- und Gasheizung­en und die Finanzieru­ng der geplanten Kindergrun­dsicherung.

Monatelang hatte die Koalition gestritten, ob nur Bahnstreck­en und Brücken schneller gebaut werden sollen oder auch Autobahnen. Letzteres wollte die FDP. Ihr Argument: Der Güterverke­hr auf der Straße werde deutlich zunehmen, Staus müssten verhindert werden. Die Grünen lehnten einen schnellere­n Ausbau von Autobahnen kategorisc­h ab. Sie forderten stattdesse­n, die bundeseige­ne Bahn deutlich zu stärken. Die Grünen wollten vor allem mehr Klimaschut­z im Verkehr und hatten Druck auf Verkehrsmi­nister Volker Wissing (FDP) gemacht. Er schulde seit vielen Monaten ein Sofortprog­ramm mit ausreichen­d Maßnahmen, die den CO₂-Ausstoß im Verkehr dauerhaft senkten. Die FDP lehnt Vorschläge wie ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen kategorisc­h ab. Stattdesse­n pocht sie darauf, dass in der EU auch nach 2035 noch Verbrenner zugelassen werden dürfen, die mit Ökostrom erzeugte künstliche Kraftstoff­e tanken. Dem Ausschuss gehören die Partei- und Fraktionsc­hefs der drei Ampel-Parteien sowie der Kanzler und mehrere Minister an.

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SPD-Generalsek­retär Kevin Kühnert auf dem Weg zum Koalitions­gespräch
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 ?? ?? „Team Gelb “und „Team Grün“rückten jeweils separat an: Links Volker Wissing und Christian Lindner (beide FDP), rechts Robert Habeck und Omid Nouripour (beide Grüne).
„Team Gelb “und „Team Grün“rückten jeweils separat an: Links Volker Wissing und Christian Lindner (beide FDP), rechts Robert Habeck und Omid Nouripour (beide Grüne).

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