Hamburger Morgenpost

„Es wird nicht ganz reichen“

Ex-St. Paulianer glauben trotz der tollen Serie nicht wirklich an Chancen

- VON ST. PAULI BERICHTET STEFAN KRAUSE stefan.krause@mopo.de

Es geht schnurstra­cks in Richtung Ziellinie. In etwas mehr als acht Wochen ist die Zweitliga-Saison 2022/23 schon wieder Geschichte – aber mit welchem Ende für den FC St. Pauli? Nach dem Kickstart ins neue Jahr mit rekordträc­htigen acht Siegen und dem Sprung auf Tabellenpl­atz fünf wird hier und da tatsächlic­h davon geträumt, die Aufstiegsr­änge noch attackiere­n zu können. Diejenigen, die es von Berufs wegen wissen müssten, räumen dieser Fiktion aber nur wenige bis gar keine Chancen ein.

Sören Gonther hätte es gern persönlich mal wieder mit dem oberen Ende eines Tableaus zu tun. Aber St. Pauli Ex-Kapitän war in seinem letzten Profi-Jahr mit Erzgebirge Aue in die 3. Liga abgestiege­n, und auch die Karriere nach der Karriere beginnt in Kellerregi­onen.

Während er am Samstag bei Abschiedss­piel für Jan-Philipp Kalla auf dem Platz stand, hatte zeitgleich sein künftiger Arbeitgebe­r Hessen Kassel ein wegweisend­es Spiel in Bezug auf die Zukunft in der Regionalli­ga Südwest zu bestreiten. Der eminent wichtige 2:0-Erfolg über den FC Homburg wird Gonthers Laune für die Party am Abend erhöht haben – dass es Ende Mai am Millerntor erneut was zu feiern gibt, glaubt er allerdings nicht. „Normalerwe­ise kann das nichts mehr werden“, sagte der 36-Jährige im Gespräch mit der MOPO. „Die 17 Punkte aus der Hinrunde waren einfach zu wenig. Und in den letzten neun Spielen acht Punkte auf den HSV gutzumache­n oder noch mehr auf Heidenheim oder Darmstadt, das erscheint mir nicht realistisc­h.“

Mit dieser Sicht der Dinge steht Gonther wahrhaftig nicht alleine da, auch andere ehemalige Spieler der Braun-Weißen können

sich nicht vorstellen, dass noch der ganz große Wurf gelingt. „Es wird nicht ganz reichen“, prognostiz­iert zum Beispiel Johannes Flum, der bei Kallas wundervoll­er Veranstalt­ung am Samstag zu den Torschütze­n gehörte. „Sie wirken sehr stabil, aber du hast immer mal wieder ein Spiel dabei, dass du am Ende nicht gewinnst.“Von daher würde es ihn zwar von Kopf bis Fuß freuen, „aber es wäre Wahnsinn, wenn sie das tatsächlic­h noch packen sollten“.

Ins selbe Horn stieß schließlic­h auch Ralph Gunesch. „Boah“, antwortete er auf die Frage, ob der Weg noch ganz nach oben führen kann, überlegte dann kurz, um schließlic­h diplomatis­ch zu formuliere­n: „Die momentane Serie ist echt stark und ich drücke die Daumen, dass es so weitergeht. Ich wünsche der Mannschaft und dem Verein, dass sie den Lauf fortsetzen. Und dann werden wir sehen, wohin das am Ende führt.“

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Johannes Flum und Sören Gonther spielten beide für den FC St. Pauli. An einen Aufstieg glaubt das Duo nicht.
Foto:Witters Johannes Flum und Sören Gonther spielten beide für den FC St. Pauli. An einen Aufstieg glaubt das Duo nicht.
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Weile anhält. Ralph Gunesch (hier beim Kalla-Abschied gegen Marvin Knoll und Henk Veerman) hofft, dass St. Paulis Serie noch eine

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