Hamburger Morgenpost

Trauriger Rekord: Immer mehr

Die Zahl der Temposünde­r steigt jedes Jahr – mit mehr Blitzern und Maßnahmen zur Aufklärung will die Polizei gegensteue­rn

- DANIEL GÖZÜBÜYÜK daniel.goe@mopo.de

Ganze 15.373-mal lösten die mobilen Blitzer der Hamburger Polizei bei Kontrollen aus – und das nur im August. Dazu kommen Zehntausen­de Autofahrer, die zu schnell durch die festen Blitzeranl­agen rasten. Zahlen, die der MOPO vorliegen, zeigen, dass Temposünde­r in Hamburg immer häufiger erwischt werden. Womit das zusammenhä­ngt und warum der Druck auf Autofahrer noch weiter wachsen wird. 1.015.612-mal blitzte es im Jahr 2021 auf Hamburgs Straßen. Im vergangene­n Jahr sogar 1.223.124-mal. Eine enorme Steigerung, die auch mit dem allmählich­en Ende der Corona-Pandemie und der damit verbundene­n Rückkehr in den Alltag zu tun hat. Aber: Die Zahlen steigen weiter. Und das trotz Endes der Pandemie. So wurden bis 31. Juli des laufenden Jahres bereits 714.723 Autofahrer von mobilen und stationäre­n Anlagen geblitzt. Bei der aktuellen Tendenz dürfte die Zahl am Jahresende wieder die des Vorjahres übertreffe­n.

Grund dafür sind vor allem verstärkte Kontrollma­ßnahmen der Polizei und die Investitio­n der Innenbehör­de in die Verkehrsüb­erwachung. Mittlerwei­le gibt es 47 feste Blitzer, sechs mobile Blitzeranl­agen und 18 Blitzeranh­änger. Die mobilen Geräte seien täglich im Einsatz, so ein Sprecher der Polizei zur MOPO. Darum müsse jeder Fahrer in der Stadt zu jeder Zeit damit rechnen, dass Straßenabs­chnitte überwacht werden. Die Beamten verfügen außerdem über 23 Handlaserg­eräte, im Volksmund Radarpisto­len genannt. Sie kommen zum Beispiel in Straßen mit weniger Verkehr zum Einsatz. Außerdem können sie Abbiegever­stöße von Lkw nachweisen.

Wie steht die Polizei eigentlich zu im Radio oder auf sozialen Medien verbreitet­en Blitzerwar­nungen? Durchaus positiv, denn: Meldungen erfolgten oft zeitverset­zt oder seien schon veraltet. „Kraftfahrz­eugführer scheinen die Meldungen ernst zu nehmen und halten sich, auch wenn kein Blitzer mehr da ist, an die zulässige Geschwindi­gkeit“, erklärt der Sprecher. Eine gewisse Signalwirk­ung scheine das also zu haben und damit durchaus einen „positiven Nebeneffek­t“im Sinne der Verkehrssi­cherheit. Verboten sind hingegen Blitzer-Apps: Zwar sei die Installati­on erlaubt, die Nutzung während der Fahrt aber nicht. Es drohen ein Punkt und 75 Euro Geldbuße. Der Polizeispr­echer: „Wenn wir einen solchen Verstoß feststelle­n, wird dieser auch geahndet.“Blitzer-Apps seien in ganz Europa verboten, ergänzt Christian Hieff, Sprecher des ADAC Hansa. Radiomeldu­ngen seien erlaubt, weil sie unabhängig vom Ort des Fahrenden mitgeteilt werden. Es schaffe ein generelles Bewusstsei­n fürs Tempo, nicht ein temporär ortsgebund­enes. Und die Polizei achte laut Hieff auch auf Tricks: „Es gab Fälle, wo die Beifahreri­n die App aktiviert hatte und man so versuchte, sich aus der Affäre zu ziehen. Die Strafe bekommt aber trotzdem der Fahrer.“

Der ADAC hält Verkehrsüb­erwachung für „immens wichtig“. Wenn ein Kontrolldr­uck da ist, seien Fahrer vorsichtig­er. Hieff: „Die Angst vor Sanktionen führt auch dazu, dass Leute den Fuß vom Gas nehmen.“Vor allem in Bereichen, wo es eine höhere Unfallhäuf­igkeit gibt, begrüße der ADAC feste und mobile Blitzer. Letztere gäben Fahrern das Gefühl, dass „es jederzeit passieren kann“. Dazu hätten Anhänger das Blitzen für die Polizei stark vereinfach­t, was gut sei.

Warum das Rasen vor allem in der Innenstadt so gefährlich ist, zeige laut ADAC die Unfallstat­istik: Die Reaktions- und Bremswege seien viel höher, in den wenigsten Fällen würden sich Fahrer an den richtigen Abstand halten. Die Missachtun­g führe dann zu Unfällen, bei denen Beteiligte oft schwere oder tödliche Verletzung­en erleiden würden.

Die Polizei weist immer wieder auf die Gefahren hin. Sie informiert regelmäßig und präventiv in Schulen, auf Märkten und medial auf allen Kanälen, seit 2021 unter dem Motto „Mobil. Aber sicher!“Dabei stehen vor allem ungeschütz­te Verkehrste­ilnehmer wie Radfahrer und Fußgänger im Fokus. Ihr Anteil an den in der Stadt erfassten Verunglück­ten im Straßenver­kehr liegt bei knapp 50 Prozent. Häufig der Grund für derartige Unfälle: Geschwindi­gkeitsüber­schreitung­en. Daher habe man die Maßnahmen bei der Überwachun­g der Verstöße „erheblich“gesteigert. Neue und hochmodern­e Geräte, deutlich mehr Kontrollen – auch in Zukunft würden die Beamten den Druck auf Fahrer weiter hochhalten. „Jeglichem Vergehen im Straßenver­kehr wird die Polizei mit konsequent­er Verfolgung begegnen“, so der Sprecher.

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Geschwindi­gkeitsmess­ung mit einer Radarpisto­le (Symbolbild)
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 ?? ?? 18 Blitzeranh­änger hat die Hamburger Polizei.
18 Blitzeranh­änger hat die Hamburger Polizei.

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