Hamburger Morgenpost

Katastroph­en-Kick! Der HSV hat schon die Krise

Ganz schwache Leistung in Osnabrück. Zweiter Patzer in Folge trotz früher Führung durch Glatzel

- AUS OSNABRÜCK BERICHTEN SIMON BRAASCH und FLORIAN REBIEN redaktion-sport@mopo.de

Man kann sich gut vorstellen, wie sich die Konkurrenz auf St. Pauli, in Düsseldorf, Hannover oder auf Schalke am Freitagabe­nd genüsslich auf die Schenkel klopfte. Nach dem 1:2 in Elversberg lieferte der HSV in Osnabrück die nächste Blamage ab und unterlag auch an der Bremer Brücke mit 1:2 (1:2). Erst sieben Spieltage sind absolviert – und der HSV hat schon die Krise.

Am Ende blieben unbändig jubelnde VfL-Fans und reichlich Hohn und Spott für die HSV-Profis, die geschlagen und mit gesenkten Häuptern in die Kabine trotteten. Vielleicht liefern sie in den kommenden Wochen ja den Gegenbewei­s an, aber gefühlt war diese Schlappe in Osnabrück mehr als eine Niederlage. Weil sie total verdient war. Weil der HSV hätte untergehen können. Und das gegen einen Gegner, der zuvor nur einen Zähler aus sechs Partien geholt und zuletzt 0:7 in Hannover verloren hatte.

Ein schlimmer Abend für den HSV. Dabei war sich Tim Walter doch so sicher, dass seine Botschafte­n nach der Pleite in Elversberg angekommen waren. Er hasse es, zu verlieren, aber „wichtig ist nur, dass du deine Lehren daraus ziehst“, sagte der HSV-Trainer vor dem Anpfiff bei Sky. „Das haben wir getan.“Dachte Walter jedenfalls.

Die Wahrheit sah sehr schnell anders aus und war Wasser auf die Mühlen all derer, die dem HSV auch in dieser Spielzeit die zweifelhaf­te Gabe zuschreibe­n, selbst einzureiße­n, was man sich zuvor aufbaute. Denn Walters Team hatte vor der Pause genau eine gute Szene. Die schloss Glatzel nach Bénes’ Zauberpass gekonnt zur Führung ab (12.).

Alles in Butter gegen einen ohnehin demoralisi­erten Gegner, oder? Denkste! Der HSV bewies auch diesmal, dass er ein Herz für Aufsteiger hat. Nur vier Minuten später glich der VfL durch Erik Engelhardt­s sehenswert­en Drehschuss aus (16.). Kein Weckruf für den HSV, sondern ein Schlag, der auch mental Wirkung erzielte. Die Fans an der Bremer Brücke tobten, Osnabrück fightete und dem HSV fiel nichts ein. Ajdini (25.) hätte fast getroffen, Wulff (32.) tat es, stand aber im Abseits. Nachdem auch noch Conteh scheiterte (38.), war die VfLFührung überfällig – und sie kam, durch Diakhité (39.). Erneut agierte die HSV-Deckung schläfrig. Cuisance hätte per Freistoß gar noch erhöhen können (42.). Eine erste Hälfte aus dem Gruselkabi­nett, zumindest für den HSV. Der VfL-Stadionspr­echer frohlockte hingegen zur Pause: „Es läuft alles so, wie es immer läuft gegen den HSV.“Wie seit 35 Jahren, als der HSV das letzte Mal in Osnabrück siegte. Danach verlor er alle fünf Partien.

Aber noch war ja Zeit. Wer jedoch erwartete, der HSV würde nach der Pause auf den Ausgleich drücken, sah sich getäuscht. Walter krempelte die Abwehr um, Mikelbrenc­is und Ambrosius ka

men für Heyer und Ramos. Doch die Einzigen, die drängten, waren weiterhin die Hausherren. Kleinhansl hätte zügig auf 3:1 erhöhen können (52.), die Leistung des HSV aber blieb ein großes Rätsel.

Hinten anfällig, im Zentrum zu pomadig und vorn zumeist harmlos. So präsentier­te sich vor den 15.741 Fans in der ausverkauf­ten Hütte. Der Schuss des eingewechs­elten Öztunali blieb die einzig nennenswer­te Chance der Gäste in Durchgang zwei (69.) – erschrecke­nd wenig. Ajdini hätte kurz darauf den Sack für den VfL fast zugemacht (73.). Es reichte auch so für den Aufsteiger. „Und schon wieder hier verloren, HSV“, hallte es von den Rängen. Häme zum Abschied nach einem Abend, der den starken HSVSaisons­tart mit vier Siegen und einem Remis nun schon so gut wie vergessen machte.

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Fassungslo­sigkeit! Robert Glatzel dreht ab, während die Osnabrücke­r jubeln.
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Tim Walter gestikulie­rte viel, erreichte seine Mannschaft auf dem Rasen aber auch nicht.

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