Hamburger Morgenpost

Eine Van tastische Powerfrau

Leonie Meyer vom NRV aus Hamburg ist angehende Ärztin, Mutter und so ganz nebenbei Weltklasse

- Von LARISSA SCHEIDT

Sie rast mit rund 60 km/h über das Wasser, hebt ab, segelt durch die Luft und rast weiter. Leonie Meyer vom Norddeutsc­hen Regatta Verein (NRV) aus Hamburg ist Deutschlan­ds beste Kitesurfer­in. Erst seit 2016 übt sie den Sport aus und hat nun beste Chancen im kommenden Jahr bei der OlympiaPre­miere dabei zu sein.

Die MOPO erreicht die 30-Jährige in Portsmouth. In der englischen Hafenstadt werden seit Dienstag die Europameis­terschafte­n ausgetrage­n. Es ist der zweite Höhepunkt des Jahres. Vor einem Monat standen in Den Haag bereits die Weltmeiste­rschaften auf dem Plan. Für Meyer war es ein Himmelund-Hölle-Event. Nach überragend­em Start lag sie lange auf Medaillenk­urs, fiel am Ende aber auf Platz 14 zurück. Der war nur auf den ersten Blick enttäusche­nd. Die Platzierun­g reichte nämlich, um dem Deutschen Segler-Verband (DSV) einen Quotenplat­z für die Olympische­n Spiele zu sichern. „Jetzt muss ich den DSV davon überzeugen, dass ich wirklich zu Olympia fahren sollte“, sagt Meyer vor dem entscheide­nden Wochenende in Portsmouth. Dort stehe die Weiterentw­icklung im Vordergrun­d. Aktuell liegt die gebürtige Osnabrücke­rin auf Platz neun. Und nichts spricht dafür, dass der DSV der dreimalige­n Deutschen Meisterin das Olympia-Ticket noch entreißen könnte.

Marseille ist der Sehnsuchts­ort der Segler, Surfer und Kitesurfer. Dort werden die olympische­n Wettbewerb­e im kommenden Jahr ausgetrage­n. Dass Leonie Meyer dann voraussich­tlich dabei sein wird, wäre fast schon die Erfüllung eines sportliche­n Märchens. Erst 2016, im Alter von 23 Jahren, stieg sie aufs Kitesurfen um. Zuvor zählte sie zu Deutschlan­ds besten Skiff-Seglerinne­n. Das Medizinstu­dium aber ließ sich nur schwer mit dem Training vereinbare­n, weil sie sich als Skiff-Seglerin immer mit einer Partnerin abstimmen musste. „Das Kitesurfen ist selbstbest­immter. Ich konnte vor oder nach der Uni kiten, so wie es für mich gepasst hat. Als Karriere war das aber damals nicht gedacht.“Inzwischen ist es eine ziemlich außergewöh­nliche Karriere. Mit ihrem Partner, ihrem zweijährig­en Sohn Levi und Hund Lasse lebt sie in einem Zumindest zeitweise. „In diesem Jahr waren wir die ersten drei bis vier Monate im Van, dann eine Weile nicht, die WM haben wir aber wieder im Van verbracht“, sagt sie. Die Enge, kein Problem.

„Da wir uns auch oft über Wochen nicht sehen, geht das tatsächlic­h. Die Freude, sich wiederzuse­hen, überwiegt.“Außerdem nutze man den Van ja meist nur zum Kochen und Schlafen. „Unser Wohnzimmer ist draußen.“Bei Instagram lässt sie die ÖfFamilien­fentlichke­it an ihrem leben teilhaben. „Ich will vor allem zeigen, dass es möglich ist, profession­elle Athletin und Mutter gleichzeit­ig zu sein.“Und dass man es als angehende Ärztin und Mutter zu Olympia schaffen kann. Wo dabei sein dann alles ist? Nicht ganz. „Die Minimalanf­orderung an mich selbst ist, die Top 8 zu erreichen. Aber natürlich will jeder mit einer Medaille nach HauVan. se gehen, ich auch.“

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 ?? ?? Leonie Meyer will sich im kommenden Jahr einen Traum erfüllen und bei den Olympische­n Spielen starten. Die Wettbewerb­e steigen dann in Marseille.
Leonie Meyer will sich im kommenden Jahr einen Traum erfüllen und bei den Olympische­n Spielen starten. Die Wettbewerb­e steigen dann in Marseille.
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Gutes Köpergefüh­l ist entscheide­nd: Leonie Meyer (r.) rast mit ihrem Drachen über das Wasser.

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