Hamburger Morgenpost

Spitzenkan­didaten der Grünen Ende des Damen-Solos

ANALYSE Habeck könnte seine Partei in den Wahlkampf führen – ein Mann! Und Vorbild für Hamburg?

- GELI TANGERMANN geli.tangermann@mopo.de

Bei Habeck kanzlert’s – da lässt der Wirtschaft­sminister keine Zweifel dran. Ob zum Kampf gegen Antisemiti­smus, zum Atomaussti­eg oder den Klimaziele­n: Habeck stellte sich vor die Kamera, traf den richtigen Ton. Und füllte mit seinen Video-Botschafte­n das riesige Empathie-Vakuum, das Olaf Scholz zwischen Regierung und Bürgern entstehen ließ.

Doch auch Baerbock hat sich in den großen Krisen dieser Zeit als Außenminis­terin profiliert, gilt in Teilen der Partei als Nummer eins. „Mich spricht sie als Politikeri­n, als Frau und Mutter an. Sie beweist, dass das geht: Spitzenpol­itik und Familie. Sie ist ein Vorbild“, sagt Hamburgs Parteichef­in Maryam Blumenthal. Doch auch für Habeck gebe es sehr gute Gründe.

Die Grundsätze der Grünen sehen vor, dass Frauen das erste Zugriffsre­cht haben, wenn es um wichtige Posten geht. Eine Regel, die ihre Wirkung entfaltet hat: An Spitzenfra­uen mangelt es der Partei nicht. Zeit also, die strengen Regeln aufzuweich­en – auch in Hamburg? Hamburgs Fraktionsc­hefin Jennifer Jasberg sieht dazu keinen Anlass. „Unser Frauenstat­ut, das alle ungeraden Plätze bei Listenwahl­en für Frauen vorsieht, ist Teil der Satzung und adressiert die ungleiche Verteilung von Macht.“Die Zunahme sexistisch­en Hasses gegenüber Politikeri­nnen verdeutlic­he, „dass wir von echter Geschlecht­ergerechti­gkeit weit entfernt sind“. Mit Blick auf die K-Frage gehört zur Wahrheit aber auch, dass Baerbock ihre Chance hatte, nachdem sie sich vor der letzten Wahl gegen Habeck durchgeset­zt hatte. Der Rest ist Geschichte: Sie handelt von einem ziemlich vergurkten Wahlkampf.

Es sei wahrschein­licher, dass es dieses Mal Habeck machen werde, ist auch aus Hamburger Senatskrei­sen zu vernehmen. Am Ende gehe es darum, wer geeigneter sei. Ein Gedanke, der aufhorchen lässt. Schaut man zurück, gab es auch bei den Hamburger Grünen Personalen­tscheidung­en, die Raum zur Annahme ließen, dass Geschlecht mitunter Kompetenz schlägt. Etwa beim Einzug der fachfremde­n Anna Gallina in die Justizbehö­rde: Zu ihren Gunsten räumte Till Steffen, ein Fachmann mit jahrelange­r Erfahrung in der Behördenle­itung, das Feld.

Und dann ist da noch ein Mann, der es auf der politische­n Karrierele­iter inzwischen zwar weit nach oben geschafft hat, dem aber durchaus weitere Ambitionen nachgesagt werden: Verkehrsse­nator Anjes Tjarks.

Seit jeher zählt Tjarks neben Katharina Fegebank zu den großen Talenten der Hamburger Grünen. Vor der letzten Bürgerscha­ftswahl wurde Tjarks’ Name von seinen Anhängern durchaus für die Spitzenkan­didatur r gehandelt.

Würde er denn wollen? Wer in diesen Tagen mit engen Weggefährt­en spricht, bekommt auf diese Frage häufig ein Lachen zu hören. Davon sei auszugehen, heißt es dann. Tjarks selbst wollte sich auf MOPO-Anfrage nicht dazu äußern.

So oder so: Für die Bürgerscha­ftswahl im kommenden Jahr scheint die Sache geritzt – alle Zeichen stehen auf Fegebank. „Sie ist nicht nur fachlich top, sondern kann auch zuhören und nicht nur auf Senden schalten“, sagt Blumenthal. Offiziell zur Kandidaten­frage äußern wollen sich die Hamburger Grünen erst so spät wie möglich. „Die Frage

steht gerade nicht an, obwohl ich sehr gut verstehen kann, dass sie immer öfter gestellt wird“, sagt Fegebank zur MOPO.

Eine Spitzengrü­ne fasst es am Ende so zusammen: Jetzt

Janßen Emil Foto: sei die Zeit von Katharina Fegebank. Dass es auch künftig eine Frau machen müsse, sei aber überhaupt nicht in Stein gemeißelt. Der Weg für Tjarks und Co. scheint langsam geebnet.

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