Hamburger Morgenpost

Ein guter Plan schlägt jeden Zweifel

SAISON-ENDSPURT DES FC ST. PAULI

- NILS WEBER FOLKE HAVEKOST STEFAN KRAUSE FREDERIK AHRENS frederik.ahrens@mopo.de

Es war kurz vor halb vier am Sonntag, als die heile Fußballwel­t vieler Fans des FC St. Pauli Kratzer bekam. Verloren. Zu Hause. Erstmals in dieser Zweitliga-Saison. Ein unbekannte­s, ein unangenehm­es Gefühl. Aus elf Punkten Vorsprung auf Platz drei wurden fünf. In zwei Wochen. Und die Frage, wann St. Pauli aufsteigen wird, ist der Frage gewichen, ob das spielerisc­h beste Team der Liga noch alles verspielen wird. Die schlimmen Nachrichte­n von den Verletzung­en von Treu und Smith streuten weiteres Gift auf die nervösen Fan-Seelen. Wichtig aber ist, dass sich die Angst vor dem Scheitern nicht auf den Platz überträgt. Und dabei dürfte es helfen, dass die, die Einfluss auf die Nervenkost­üme der Akteure nehmen, eine Ruhe ausstrahle­n, die in der Vorbereitu­ng auf die anstehende­n Aufgaben eminent wichtig ist. Spielbeoba­chter mögen nun fragen: Ausgerechn­et die? Ja, ausgerechn­et die. Denn Trainer Fabian Hürzeler und auch Sportchef Andreas Bornemann taumeln zwar während der 90 Minuten von Emotionsex­plosion zu Emotionsex­plosion. Abseits dieser Ausnahmesi­tuation handeln beide aber äußerst besonnen, klar und ohne jede Tendenz, von ihrem Plan abzuweiche­n. Dieser Plan hat die Mannschaft an die Zweitliga-Spitze gebracht. Dieser Plan ist so gut, dass es dem Team immer wieder gelungen ist, personelle Ausfälle aufzufange­n. Dieser Plan wird unterstütz­t von einer intensiven Beobachtun­g des Gegners, führt aber nicht dazu, dass aus dem Agieren auf dem Platz ein Reagieren wird. Es wäre falsch zu behaupten, dass St. Pauli nun einen Tunnelblic­k haben muss, um ins Ziel zu kommen. St. Pauli aber darf eines nicht tun: in den Rückspiege­l schauen. Wer sich mit der herannahen­den Konkurrenz beschäftig­t, der verliert den Fokus. Dieser lautet: Hannover. Dieser lautet: Wir sind St. Pauli. Das Wissen um die eigene Stärke, es ist ein Faustpfand. Diese Mannschaft, sie hat die nötigen Leader (Irvine, Wahl, Hartel) und sie hat den nötigen Rückhalt, um sich nicht aus der Bahn werfen zu lassen. Das hat St. Pauli schon nach dem PokalAus bewiesen. Damals gab es Befürchtun­gen, dass sich eine bleierne Schwere über das Team legen könnte. Es folgten sechs Siege aus acht Spielen – und die Erkenntnis, dass rund um diese Truppe niemand nervös werden muss.

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