Hamburger Morgenpost

Heuchler in Flottbek, Kreative in der City und beste Freunde in Allermöhe

- MATHIS NEUBURGER Stv. Chefredakt­eur mathis.neuburger@mopo.de

Nimby heißt es im Englischen so schön: Not in my Backyard – nicht in meinem Hinterhof. Gerade wenn es um die Unterbring­ung von Flüchtling­en geht, ist diese Haltung in wohlhabend­en Vierteln erstaunlic­h verbreitet. Helfen? Gerne, aber doch nicht bei uns! Ist ja irgendwie auch menschlich. Selbst die Linke, die sonst nach offenen Grenzen ruft, hat sich schon quergestel­lt, als für eine Unterkunft ein Hinterhof in Ottensen bebaut werden sollte. Gründe finden sich halt immer. Ziemlich heuchleris­ch aber wirkt es, wenn man, wie in Flottbek, behauptet, man sorge sich ja nur um das Wohl der Flüchtling­e, weil ausgerechn­et dieser Ort unzumutbar sei für die wenigen Menschen, die dort unterkomme­n sollen. Und dann mit einem fehlenden Aldi in der Nähe zu argumentie­ren – und gleichzeit­ig einen Fachanwalt losschicke­n? Klingt für mich, als wolle man diese Menschen partout nicht in seiner feinen Nachbarsch­aft haben. (S. 6/7)

Schlechte Nachricht für alle Film-Fans: Diese Woche hat es aus technische­n Gründen noch nicht geklappt mit dem herausnehm­baren Kino-Programm. Aber nächste Woche soll es den cineastisc­hen Wochenplan geben – „mit einer Wahrschein­lichkeit von 90 Prozent“, wurde mir mitgeteilt. Es bleibt komplizier­t.

Waren Sie schon mal im „ Jupiter“? Das Projekt (S. 12/13) zeigt, dass es so einfach sein kann, die trostlose Innenstadt zu beleben. Gebt kreativen Menschen Räume und lasst sie machen – meist kommt Gutes dabei raus.

Ans Herz legen möchte ich Ihnen die nächste „Roadtrip“-Folge. Mit Cornelia Poletto ging es auf eine geschmackv­olle Reise nach Wandsbek, Horn und Eppendorf (S. 22).

Meine Lieblingsg­eschichte aber ist die Freundscha­ft zwischen Hamed (33) und Lilly (93). „Kleine Lillymaus“nennt der Pfleger die Seniorin aus Allermöhe, die er fast täglich besucht. Sogar kleine Internetst­ars sind die beiden, auch wenn Lilly nicht versteht, warum ihre Schnacks Tausende Menschen interessie­ren. (S. 88/89)

Die Kalifat-Fans wollen am Samstag über die „Mö“marschiere­n. Können die nicht nach Kabul auswandern, fragen uns Leser. Tja, da wäre das Leben aber nicht so angenehm wie im ach so verdorbene­n Westen. Dass demokratis­che Toleranz auch Grenzen hat, schreibt Christian Burmeister (S. 4/5). Warum man den Islamisten­Aufmarsch nicht verbieten kann, erklärt Jura-Professori­n Marion Albers auf Seite 10.

Und jetzt viel Spaß mit Ihrer WochenMOPO!

Helfen? Gerne, aber doch nicht bei uns! Gerade in Hamburgs wohlhabend­en Vierteln ist diese Haltung erstaunlic­h verbreitet.

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