Der Party-Planet mischt die City auf
Kreative nutzen Karstadt-Leerstand für kulturelle Angebote. Doch bald ist Schluss
Freitagabend: Die Türen des ehemaligen KarstadtSport-Gebäudes in der Innenstadt (Mönckebergstraße 2-4) stehen offen, von oben dröhnen Bässe. Über mehrere Rolltreppen geht es ins Dachgeschoss – und mitten rein in eine wilde Party. Techno wummert über die Tanzfläche, an der Bar drängt sich junges, buntes Publikum, es wird Tischtennis gespielt, getanzt und gelacht, die Dachterrasse ist voller fröhlicher Menschen, die hoch über den Dächern Hamburgs in die Nacht feiern.
Das „Jupiter“ist Deutschlands größte innenstädtische Zwischennutzungsfläche für Kreative und Teil des Programms „Frei_Fläche“, das von der Stadt gefördert und von der „Hamburg Kreativ Gesellschaft“umgesetzt wird. Jean Rehders von der „Kreativ Gesellschaft“erklärt: „Es ist eine klassische Win-win-Situation. Hamburgs Kreative erhalten Räume in bester Lage, die Eigentümer von Gebäuden wie dem Karstadtdie sonst leerstehen würden, decken durch die Fördergelder ihre Betriebskosten. Und die Innenstadt erhält neue Impulse.“Mit dem Projekt soll dem Innenstadtsterben, das auch in Hamburg grassiert, entgegengewirkt werden. So gibt es im „Jupiter“seit 2022 Gastronomie, Kunst, Mode, Angebote für Kinder und Jugendliche – und ganz oben im sechsten Stock die Bar, in der regelmäßig Partys stattfinden. Sie wird betrieben von der Hanseatischen Materialverwaltung (HMV), die eigentlich ein Fundus ist, der ausrangierte Requisiten und Bühnenbilder vermietet. Im April 2023 übernahm sie die Bar – eine große Herausforderung, wie Vivien Malzfeldt (35) zugibt. Die junge Frau gehört zu dem sechsköpfigen HMVTeam, das die Bar betreut. Jeden Tag legen dort DJs ihre Musik auf, außerdem finden Lesungen statt, es gibt Aufführungen, Tanzveranstaltungen, Kneipenquiz. So vielfältig wie das Angebot ist auch das Publikum: Es gibt Stammgäste, für die die Bar das zweite Wohnzimmer ist, und Reisende, die mit dem Koffer in der Hand hier etwas Zeit verbringen, bevor sie die wenigen Schritte zu den Gleisen des Hauptbahnhofs gehen. Das Prunkstück des Party-Planeten ist die Dachterrasse. Mit einem Bier in der Hand lässt man den Blick schweifen über das Panorama Hamburgs: Kirchtürme, da ist das „Spiegel“-Gebäude, dort die Elbtower-Baustelle, in der Ferne das Planetarium.
Doch Zwischennutzung bleibt Zwischennutzung: Die „Jupiter“-Bar wird zum 31. Dezember wohl schließen müssen wie alle anderen „Jupiter“-Mieter auch. Die Hanseatische Materialverwaltung denkt schon an die Zukunft: „Wir sehen uns nach neuen Räumen um, in die wir einziehen können. Davon gibt es ja wahnsinnig viele in der Innenstadt“, sagt Vivien Malzfeldt. Eine konkrete Idee gebe es auch schon: Das leerstehende „Café Seeterrassen“in Planten un Blomen. Wird der Party-Planet bald zur Party im Park?