So crazy kann Schimmelmm sein
AUSSTELLUNG Kathleen Ryans Kunst ist nur auf den ersten Blick ekelig, wetten?
Ganz schön ekelig? Ein Korb voller schimmelnder Kirschen. Gigantische Melonenstücke, die faulend auf dem Boden liegen. Eine Zitrone, die auch nicht mehr ganz frisch ist. Die Kunstwerke von Kathleen Ryan fallen unter den Oberbegriff „Igitt“– aber nur auf den ersten Blick. Wie crazy sie tatsächlich sind, zeigt jetzt eine große Ausstellung in der Kunsthalle.
„Die Skulpturen haben etwas Hässliches und Unangenehmes an sich“, sagte die Künstlerin, als die „New
York Times“sie in ihrem Studio in Manhattan besuchte, und benannte damit das Offensichtliche. Um direkt hinzuzufügen: „Sie sind aber auch schön und gefällig.“Und auch das stimmt. Denn wer genau hinsieht, stellt schnell fest, dass die riesigen Früchte aus vielen kleinen Steinchen hergestellt sind. Glasperlen in verschiedenen Farben und Größen für die „unversehrte“Oberfläche der Frucht, Edelsteine und Halbedelsteine für den Schimmel und die Fäulnis. Das Grün des Malachits, das Changierende des Opals, das Bräunliche des Rauchquarzes – mit Steinen wie diesen lässt sich der Verfall besonders schön darstellen. Die 40-Jährige steckt sie in Kl Klein instarbeit in große Scha aumstoff-Formen, baut so Schicht um Schicht „S chimmel“auf. In ihrem Studio S hängen Dutzende Fotos und Polaroids von verdorbenem Obst und Gemüse – hier wird möglichst detailgetreu gearbeitet.
Die Früchte sind Kathleen Ryans bekannteste Arbeiten, vielfach wurden sie in Galerien in den USA und bei internationalen Messen ausgestellt. Die Kunsthalle zeigt nun ihre erste museale Präsentation. Eine Auswahl von rund 30 Werken wird zu sehen sein, entstanden sind sie zwischen 2014 und heute. Viele Früchte, aber auch Blumen, Schmuck oder Spinnennetze. Und längst ist nicht alles Edelstein, was glänzt: Ryans „Weintrauben“sind aus Beton gegossen, ihre „Halsketten“bestehen aus aufgereihten Bowlingkugeln und die grünen Schalen ihrer „Wassermelone“aus einem zerlegten Wohnmobil. „Ihre Werke rufen eine Mischung aus Staunen, Humor und Abscheu hervor“, so Kurator Jasper Sharp. „Sie regen damit an, über Reichtum und Verschwendung (...) sowie über den Kreislauf des Konsums und des Lebens nachzudenken.“
Kunsthalle: ab 17.5., Di-So 10-18 Uhr, Doo 10-021 UUhr,, 16/6/8 Eurouo