Architekt des Aufstiegs und ein Irrtum
Erstklassige Arbeit hat der FC St. Pauli geleistet – auf dem Rasen und hinter den Kulissen. Die Rückkehr in die Bundesliga nach 13 Jahren ist der hochverdiente Lohn. Das Gesicht des Erfolges ist Fabian Hürzeler, der als Trainer-Shootingstar einen herausragenden Job gemacht hat. Der Architekt des Aufstiegs aber heißt Andreas Bornemann, dessen jahrelange Um- und Aufbauarbeit den Kiezkickern jetzt den Einzug in das Traumhaus Bundesliga bescheren. Es ist auch die vorläufige Krönung seiner fünfjährigen Schaffenszeit. Mit einer konsequenten, klugen, kreativen, weitsichtigen und wirtschaftlich vernünftigen Kaderplanung (und vielen Transfer-Volltreffern) hat Bornemann kontinuierlich eine Mannschaft im Rahmen der braun-weißen Möglichkeiten zusammengestellt, die in dieser Saison nicht zwingend aufsteigen musste – aber konnte, eine realistische Chance hatte. Bornemanns entscheidende Personalentscheidung für den Aufstieg war aber die Beförderung des Co-Trainers zum Cheftrainer. Bornemann hat das enorme Talent und Potenzial erkannt. Kurz gesagt: Ohne Bornemann kein Hürzeler-Höhenflug und kein Erstliga-Himmel. Viele, die ihn nach der Freistellung von Timo Schultz zur Hölle gewünscht hatten, den Bösewicht Bornemann, der über Leichen gehe, braun-weiße Werte mit Füßen trete, St. Pauli zerstöre, dürften jetzt Abbitte geleistet haben (Gruß an Elton). Überzeugungstäter. Das beschreibt den Sportchef wohl am besten. Er ist das Gegenteil eines Opportunisten. Gestalter statt Jobverwalter. Einer, der schwierige Entscheidungen nicht scheut. Sie nüchternanalytisch angeht. Einer, der es anderen oft nicht leicht macht – und sich selbst schon gar nicht. In der Sache hart. Ohne Rücksicht auf Beliebtheitswerte, auch die eigenen. Mit Nehmerfähigkeiten. Wenngleich die Anfeindungen nicht spurlos an ihm vorbeigegangen sind. Wer Bornemann, der mit einigen in der Branche verbreiteten Buddy-Ritualen, Spielchen, dem Gedröhne und Selbstinszenierungen fremdelt und deshalb oft distanziert wirken mag, für unnahbar, leidenschaftslos, technokratisch und gar gefühlskalt hält, der verkennt ihn. Es ist der vielleicht größte Irrtum seine Person betreffend. Die Szenen nach dem Aufstieg im Stadiontunnel sprachen für sich. Emotionaler Jubel mit Spielern, Staff-Mitgliedern, Mitarbeitern und auch Angehörigen der Profis. Innige Umarmungen, die augenscheinlich auf Gegenseitigkeit beruhten. Es war klar ersichtlich: Da ist jemand mit ganzem Herzen dabei. Die nächsten schwierigen Entscheidungen wird er mit kühlem Kopf treffen. Und sie werden nicht jedem gefallen. Das gilt auch für den Bornemann-Weg insgesamt – aber der führt in die Bundesliga. Es gibt schlechtere Argumente für eine Arbeitsweise.