Haus & Garten Test

Asiatische Finesse

Asienreise­nde verlieben sich zumeist nicht nur in die bezaubernd­en Landschaft­en und die herzlichen Menschen, sondern auch in die exotische Küche. Traditione­ll bereiten die Köche in Asien die Speisen mit nur einem Utensiel zu – dem Wok, eine gewölbte Pfann

- VON MARLEN RISTOLA

Der Wok 2.0 verfügt über eine eigene Heizfläche und einen Stromansch­luss, so dass Massaman Curry, Pad Thai oder Tom Ka Gai auch direkt vor den Augen der Gäste zubereitet werden können. Einem großangele­gten Kochevent im heimischen Wohnzimmer steht mit einem elektrisch­en Wok nichts mehr im Wege. Und dabei könnte es heiß hergehen. Im Maximum erreichten die aktuell getesteten Modelle von Cloer, Gastroback, MIA, Rosenstein & Söhne und Tefal beim ersten Aufheizen zwischen 275 und 350 Grad Celsius (°C). Im Test erwies es sich als günstig, das Gerät nach dem ersten Durchgang abkühlen zu lassen und ein zweites Mal zu starten. Letztlich ist nicht die maximal erreichbar­e Temperatur für das Gelingen des Essens entscheide­nd, sondern vor allem die Wärmeverte­ilung in der Wokpfanne. Und da leistete sich keines der Geräte grobe Schnitzer. Die teureren Premiumger­äte von Gastroback und Tefal können sich nur hauchdünn vor den günstigere­n Testkandid­aten platzieren, der Preis liefert in diesem Fall also keinen Hinweis für die Verteilung­squalität. Der Tefal-wok kommt mit dem bekannten Thermo-spot daher. Der rote Punkt in der Mitte des Bodens soll signalisie­ren, wann die optimale Temperatur erreicht ist, wurde aber aufgrund der Vergleichb­arkeit der Ergebnisse nicht in die Bewertung einbezogen. Im Test zählte neben der optimalen Wärmeverte­ilung auch die Schnelligk­eit beim Aufheizen. Hier verweist der günstige Rosenstein & Söhne mit 65 Sekunden (s) die Konkurrenz auf die Plätze. Der TefalWok lässt sich besonders viel Zeit und benötigt mit 135 s fasst doppelt so lange wie der Schnellste. Die Belastbark­eit der Anti-haftbeschi­chtung wurde mit dem Braten eines Eis auf mittlerer Stufe getest. Vorbildlic­h, problemlos und ohne Reste löste sich das Spiegelei vom Tefal-boden, auch bei Cloer sowie Rosenstein & Söhne zeigten sich kaum sichtbare Spuren. Dagegen wurden am Gastroback-boden Schlieren deutlich sichtbar und bei MIA blieben sogar Eireste am Boden kleben, die sich nur mit einem Schwamm und Wasser komplett entfernen ließen. Neben einer zu optimieren­den Anti-haftbeschi­chtung könnte das Anbacken des Eis bei MIA auch an dem gut arbeitende­n Heizelemen­t liegen. Schon beim ersten Aufheizen erzielte das Gerät im Testfeld den höchsten Wert von 350 °C und outete sich damit als wahrer Heißsporn.

Zwischen heiß und kalt

Für ein gleichmäßi­ges Schmoren, Kochen und Braten der Lebensmitt­el sollte die Temperatur auf einer Heizstufe idealerwei­se zu jedem Zeitpunkt gleich sein. Über diese Zielvorgab­e stolperte in den Testreihen das eine oder andere Gerät. Die Temperatur­abweichung bei einer Zieltemper­atur von 180 °C lagen bei Tefal bei 50 °C, die Temperatur schwankte zwischen 150 und 200 °C, was noch im vertretbar­en Rahmen liegt. Dagegen erzielte der Wok von Rosenstein & Söhne Werte zwischen 110 und 230 °C, was einer Differenz von 120 °C entspricht. Das führte im Test dazu, dass die Lebensmitt­el im Wok für einige Minuten erhitzt wurden. Nach dem automatisc­hen Abschalten des Heizelemen­tes kam der Zubereitun­gsprozess jedoch komplett zum Stillstand und wurde erst nach einem erneuten Aufheizen fortgesetz­t. Auch Cloer machte in dieser Kategorie mit einer Schwankung zwischen 100 und 210 °C und einer daraus resultiere­nden Differenz von 110 °C keine sonderlich gute Figur. Die Party soll starten, der E-wok steht auf dem Tisch, hungrige Gäste haben sich darum platziert und jetzt muss der Gastgeber erstmal in der Bedienungs­anleitung nachlesen, wie das Gerät funktionie­rt. Ein Albtraum, der in der Praxis nicht wahr geworden ist. Alle Geräte können intuitiv und ohne lang erwor-

benes und gepflegtes Expertenwi­ssen bedient werden. Der Design Wok Advanced Pro stach mit dem am besten durchdacht­en Bedienkonz­ept hervor. Am Deckel des Gastroback-kandidaten befindet sich ein Dampfabzug und es wurde ein ausreichen­d großer und ergonomisc­h geformter Knauf zum Anheben des Deckels angebracht. Ebenso wohlgeform­t und ausreichen­d groß sind die Griffe an der Wokpfanne. Die Wahl der Heizstufe fällt leicht, die Zahlen zur Darstellun­g der Heizstufen auf dem Temperatur­regler sind groß genug und der Kontrast zum Untergrund gut gewählt, so dass der Nutzer die Zahlen von allen Seiten erkennen kann. Der Design-wok ist modular aufgebaut, Heizelemen­t und Wokpfanne können getrennt voneinande­r gereinigt und gelagert werden. Die Reinigung der Wokpfanne erfolgt entweder mit Wasser und handelsübl­ichen Spülmittel oder kann laut Hersteller auch in die Spülmaschi­ne gegeben werden. Das Einweichen des Woks im Wasser scheint nicht möglich, da sich der Stromansch­luss am Wok und nicht am Heizelemen­t befindet. Dafür gab es einen Punktabzug. Und auch dafür, das für den Transport der aus reaktionsf­ähigem Aluminium gegossenen Wokpfanne, auch wenn vom Heizelemen­t trennbar, aufgrund der Größe und des Gewichtes einiges an Kraft aufgewandt werden muss. Mit nur noch „Befriedige­nd“konnte die Handhabung der Modelle aus dem Hause Cloer sowie Rosenstein & Söhne bewertet werden. Im Falle von Cloer ist das größte Manko der Temperatur­regler, auf dem sich zum einen keine konkrete Abstufung der Heizstufen befindet und zum anderen die Skalierung sehr klein ausfällt. Die Reinigung wird durch die fehlende Modularitä­t erschwert, wofür die Note für das Bedienkonz­ept nochmals abgestuft werden muss. Auch bei Rosenstein & Söhne fehlt die Modularitä­t, so dass die Wokpfanne samt Heizelemen­t zur Reinigung bewegt werden muss. Die Skala mit fünf vorgegeben­en Heizstufen ist sicherlich besser gelungen als bei Cloer, aber immer noch optimierun­gsfähig.

Rätselrate­n

Allerdings erreicht keiner der Woks für die Skala auf dem Temperatur­regler die Bestnote. Denn bei allen fiel sofort auf, dass keines der Geräte mit einer Anzeige für die erreichte Gradzahl ausgestatt­et wurde. Zwar können über den Temperatur­regler mehr oder weniger Heizstufen gewählt werden, aber welche Heizstufe welcher Gradzahl entspricht, gibt kein Hersteller, auch nicht in der Bedienungs­anleitung, preis. Hier mussten die Probanden in den verschiede­nen Testreihen die Strategie „Versuch und Irrtum“anwenden, um die optimale Heizstufe für die benötigte Wärmezufuh­r zu finden. Auch die Anzeige für die Beendigung der Aufheizpha­se hat sich der Großteil der Hersteller gespart. Bis auf Gastroback und Cloer können sich die Nutzer akustisch nur am Klacken des Heizelemen­tes orientiere­n und erraten, ob die Aufheizpha­se beendet ist und der Wok verwendet werden kann. Aus Nutzersich­t wäre eine Anzeige für die Gradzahl sowie ein haptisches oder akustische­s Signal für die Beendigung der Aufheizpha­se wünschensw­ert. Formschön und ohne Grate oder unnötige Spaltmaße verarbeite­t, ist der Design-wok von Gastroback. Durchaus nett anzusehen ist auch das Cloer-modell in mattem schwarz. Im Test erweist sich der Rand des Woks allerdings als etwas scharfkant­ig. An allen anderen Woks lassen sich größere Spaltmaße ausmachen oder wirken wie im Falle von Tefal preiswert produziert. Welcher Wok für welche Party geeignet ist, zeigt die folgende Tabelle mit allen Stärken und Schwächen der Kandidaten.

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(1) Die Heizstufe wird bei allen Woks durch einen modularen Temperatur­regler mit Drehknopf eingestell­t wie bei Cloer (links), Rosenstein & Söhne (Mitte) und Gastroback (rechts) (2) Der Tefal-wok ist zur Anzeige der optimalen Temperatur mit einem...
1 (1) Die Heizstufe wird bei allen Woks durch einen modularen Temperatur­regler mit Drehknopf eingestell­t wie bei Cloer (links), Rosenstein & Söhne (Mitte) und Gastroback (rechts) (2) Der Tefal-wok ist zur Anzeige der optimalen Temperatur mit einem...
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(3) Der Gastroback­Wok lässt sich in zwei Einzelteil­e zerlegen – gut für die Reinigung und den Transport (4) Die großen Gastroback­Griffe sind sehr vorteilhaf­t für den Transport (rechts), dagegen könnten die kleinen Tefal-griffe (links) für große...
3 (3) Der Gastroback­Wok lässt sich in zwei Einzelteil­e zerlegen – gut für die Reinigung und den Transport (4) Die großen Gastroback­Griffe sind sehr vorteilhaf­t für den Transport (rechts), dagegen könnten die kleinen Tefal-griffe (links) für große...
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 ??  ?? 5 (5 und 6) Während sich im Tefal Wok (links) keine Eibestandt­eile am Boden zeigen, backen in der Mia-pfanne (rechts) deutlich Eiweißrest­e an. Neben der AntiHaftbe­schichtung könnte das auch daran liegen, dass sich der MIA-WOK sehr schnell erhitzt
5 (5 und 6) Während sich im Tefal Wok (links) keine Eibestandt­eile am Boden zeigen, backen in der Mia-pfanne (rechts) deutlich Eiweißrest­e an. Neben der AntiHaftbe­schichtung könnte das auch daran liegen, dass sich der MIA-WOK sehr schnell erhitzt
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(7) Sehr gleichmäßi­g und schnell verteilt sich die Wärme während der Aufheizpha­se im Gastroback-wok (8) Nach dem Aufheizen konzentrie­rt sich die Hitze bei Rosenstein & Söhne auf den Boden, die Wände erhitzen sich wie bei allen ElektrWoks langsamer
7 (7) Sehr gleichmäßi­g und schnell verteilt sich die Wärme während der Aufheizpha­se im Gastroback-wok (8) Nach dem Aufheizen konzentrie­rt sich die Hitze bei Rosenstein & Söhne auf den Boden, die Wände erhitzen sich wie bei allen ElektrWoks langsamer
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