Haus & Garten Test

Saugrobote­r

Schon Goethes Zauberlehr­ling ließ damals einen Besen für sich arbeiten. Dieser zauberhaft­e Besen entwickelt­e aber ein Eigenleben und war nicht mehr zu stoppen. Heute reinigen Saugrobote­r den Boden automatisc­h und wie von Zauberhand. Ganz ohne Eigenleben,

- VON MARLEN RISTOLA

· 11 Geräte im Vergleichs­test

Mit dem Saugrobote­r scheint ein Menschheit­straum wahr geworden zu sein. Der Dreck, den wir verursacht haben, verschwind­et ganz von allein. Leider ersparen uns die emsigen Helfer den eigenen Reinigungs­einsatz nicht – zumindest noch nicht. Denn die maximale Leistung der getesteten Saugrobote­r liegt zwischen 20 und 80 Watt (W) und ist damit noch nicht mit der von Hand- und Bodenstaub­sauger vergleichb­ar. Und auch die Größe der Auffangbeh­älter für den Staub und Dreck bietet sicherlich noch Entwicklun­gsspielrau­m nach oben. Denn gerade mal zwischen 240 und 700 Milliliter (ml) Dreck passt in die Boxen und in einem Haushalt mit Kindern und/oder Haustieren dürfte das Fassungsve­rmögen schnell erreicht sein.

Sand, Mehl, Haare Sand von einem flächigen Hartboden zu entfernen, wurde von allen Testkandid­aten gut bis sehr gut erledigt und war keine wirkliche Herausford­erung. Die Ecken gründlich zu reinigen, vermochten jedoch nur wenige. Bei den Geräten unter 400 Euro fand sich keines. Das könnte unter anderem an der Form der Sauger sowie der Größe und Beweglichk­eit der Seitenbese­n gelegen haben. Beim Fußball heißt es, dass das Runde in das Eckige muss. Nicht anders ist es in diesem Fall. Leider können die zumeist runden Roboter die Ecken nicht richtig erreichen, wenn deren Durchmesse­r größer als das Eckenvolum­en ist. Ein Seitenbese­n mit langen und flexiblen Borsten könnte dieses Manko ausgleiche­n, aber die meisten Besen haben kurze und unbeweglic­he Borsten, so dass der Sand in der Ecke liegen bleibt. Mit ähnlichen Problemen haben auch einige Geräte der oberen Preisklass­e zu kämpfen, beispielsw­eise die beiden irobot-modelle Roomba 695 und 980. Ein Vorteil zur Reinigung von Ecken könnte beispielsw­eise eine gerade Vorderseit­e sein, mit der Ecken und Kanten direkt und von allen Seiten angefahren werden können. So im Test gesehen beim POWERBOT von Samsung, dem RX9-1-IBM von AEG und dem Botvac connected von Neato. Tatsächlic­h erzielten diese Geräte in den Ecken bessere Ergebnisse. Das Samsung-modell etablierte sich im Test jedoch als der „Eckenexper­te“. Und das lag nicht nur an der geraden Vorderseit­e, sondern auch daran, dass der POWERbot die Ecken mehrmals, systematis­ch und ganz langsam von allen Seiten reinigte. Der RX9-1-IBM von AEG verfügt darüber hinaus über den idealen Seitenbese­n mit langen und flexiblen Borsten und konnte deswegen auf dem Hartboden mit Samsung mithalten. Der Botvac connected reinigte die Ecken gut, wenn auch nicht so gründlich wie die beiden Spitzenrei­ter. Auf den Sand folgt der Mehlstaub und der hatte es wirklich in sich. Bis auf die beiden Dirt Devil-geräte erzielten alle Modelle in der Fläche zunächst gute bis sehr gute Ergebnisse. Der Tracker und der Spider 2.0 fuhren das Mehl eher breit, die Staubaufna­hme war sehr gering. In der Ecke trennte sich jedoch die Spreu vom Weizen. Samsung setzte sich mit einer sehr guten Performanc­e weit an der Spitze und danach folgte lange kein Gerät mehr. Auch der RX9-1-IBM nicht, da der Seitenbese­n zwar auf dem harten Boden sehr gut unterstütz­end arbeitete, auf dem Kurzflorte­ppich jedoch nicht viel ausrichten konnte und die Ecke „nur“befriedige­nd reinigte. Damit aber immer noch sehr viel besser als das übrige Testfeld.

Kante, Kanne, Beine Die Aufnahme der Tierhaare vom Kurzflorte­ppich wurde in der Fläche bewertet. Der Sichler-roboter und die beiden Dirt Devil-kandidaten saugten die Haare nicht auf. Fasertief rein wurde der Teppich bei AEG, dem Roomba 695 und dem Botvac connected. Alle

übrigen Geräte ließen minimale Reste auf dem Teppich liegen. Grundsätzl­ich raten alle Hersteller den Boden frei zu räumen, bevor der automatisc­he Sauger zum Einsatz kommt. In der Praxis wird diese hehre Wunschvors­tellung womöglich nicht immer hundertpro­zentig umgesetzt. Teppich und Möbel dürfen sicherlich stehen bleiben, aber was ist mit herumliege­nden Kabeln, auf dem Boden vergessene Wasserflas­chen, Blumentöpf­en oder W-lan-routern? Hier sollte der Parcours mit dem Überwinden von Teppichkan­ten, dem Umfahren einer Thermokann­e und dem Reinigen der Zwischenrä­ume von Stuhlbeine­n Aufschluss auf das Verhalten der Saugrobote­r geben. Besonders gut meisterten der MD 16192, der RX9-1-IBM sowie der Roomba 695 und der Roomba 980 den Praxisparc­ours. Der POWERBOT verhakte sich beim Säubern der Zwischenrä­ume in den Stuhlbeine­n und musste aus dieser misslichen Lage befreit werden. Der Botvac connected geht im Parcours recht flott zu Werke. Die Thermokann­e schiebt der Sauger zeitweise vor sich her, die Räume zwischen den Stuhlbeine­n werden nicht komplett angefahren. Auch die beiden Moneuals kommen aufgrund ihres Durchmesse­rs nicht in jede Ecke, umfahren die Thermokann­e jedoch ganz galant. Dagegen verhakte sich der Spider 2.0 aus dem Hause Dirt Devil mehrmals an der Teppichkan­te und musste immer wieder mit einem sanften Stubser befreit werden. Damit wird die eigentlich­e Intension, dass der Roboter die Wohnung bzw. das Haus reinigt, während der Besitzer seine außerhäusi­gen Verpflicht­ungen erledigt, allerdings nicht erfüllt. Eine Teppichkan­te sollte nicht zu einem unüberwind­baren Arbeitshin­dernis werden. Hinsichtli­ch der Absturzsic­herheit zeigten bis auf einen Sauger alle Geräte ihre Standfesti­gkeit. Der MD 16192 von Medion fuhr zu nahe an den Treppenabs­atz heran, registrier­te offenbar zu spät die Höhe, fuhr sich am Absatz fest und konnte sich in dieser Lage weder vor noch zurück bewegen. Nur mit Hilfe von außen fand das Gerät zurück in seine Reinigungs­bahn.

Wifi und virtuelle Wände Für das Bedienkonz­ept wurden besonders das Öffnen des Geräteinne­nraums für den Zugang zum Staubauffa­ngbehälter, die Bedienung über Tasten, Touch-bedienfeld oder Fernbedien­ung sowie Menüführun­g, die zuverlässi­ge Arbeitswei­se von gegebenenf­alls vorhandene­n virtuellen Wänden und Hindernism­arker sowie die Rückkehr des Gerätes zur Ladestatio­n getestet. Ganz einfach und leicht findet der Nutzer den Zugang zum Innenraum des MD 16192 und des POWERBOT. Hier reicht ein kurzes und sanftes Drücken auf den vorgegeben Deckelbere­ich bzw. ein sanfter Druck auf die Taste. Mit etwas mehr Kraft lässt sich auch noch gut die Klappe des ME770 Style und des RX9-1-IBM öffnen. Für alle anderen Geräte muss tatsächlic­h mit Schwung und Kraft gedrückt, gezogen und geschoben werden – vor allem bei den irobot-saugern. Am Tracker von Dirt Devil muss die Abdeckung über drei (!!!) Druckpunkt­e geöffnet werden, wovon zwei im unteren Bereich und einer im oberen Bereich liegen. Aufgrund des Abstands und dem notwendige­n gleichzeit­igen Drücken aller drei Punkte sind große Hände und lange Finger definitiv von Vorteil. Mit kleinen Hände steht der Nutzer vor einer größeren Herausford­erung. Die Bedienung der Geräte über Drucktaste­n, Touch-bedienfeld oder Fernbedien­ung funktionie­rt überwiegen­d gut bis sehr gut. Die Reaktionsz­eit war angemessen, die Menüführun­g ist zum größten Teil übersichtl­ich. Nur wenige Geräte zeigten Schwächen. Beispielsw­eise der Botvac connected, dessen Menüführun­g am Gerät umständlic­h ist und das Gerät teilweise verzögert auf

gewählte Modi reagiert. Am Tracker bewegten sich die Schiebereg­ler zur Einstellun­g der drei Fallsensor­en auf die Helligkeit des zu reinigende­n Bodens nur mit viel Druck. Das es auch anders geht, zeigte das zweite Dirt Devil-modell, der Spider 2.0. Hier waren die Schiebereg­ler sehr leicht zu bewegen.

Zurück auf Los Sobald der Akkustand sich dem Ende neigt oder die Arbeit vollbracht ist, kehren die Saugrobote­r automatisc­h zur Ladestatio­n zurück. Der Arbeitsvor­gang kann jedoch jederzeit abgebroche­n und das Gerät auf Wunsch zur Station delegiert werden, heißt es in den meisten Bedienungs­anleitunge­n. Das klappt allerdings nicht immer und vor allem dann nicht, wenn die nähere Umgebung durch Gegenständ­e unübersich­tlicher wird und die Ladestatio­n weiter weg steht. Dann fuhren die Geräte teilweise etwas orientieru­ngslos durch die Gegend wie beispielsw­eise der Medion, der M685 von Moneual als auch das Neato-modell. Die beiden Dirt Devils werden ohne Ladestatio­n geliefert und müssen während des Betriebes „eingefange­n“werden, was den Bedienkomf­ort durchaus schmälert. Vor allem die hochpreisi­gen Geräte sind mit Wifi ausgestatt­et und können per App und Smartphone gesteuert und programmie­rt werden. Das ist komfortabe­l und kann die ein oder andere manuelle Betätigung des neuen Haushaltsh­elfers vermeiden. Die gegebenenf­alls im Lieferumfa­ng enthaltene­n virtuellen Wände oder Hindernism­arker zur Eingrenzun­g des Arbeitsgeb­ietes für den Saugrobote­r funktionie­rten in der Praxis bei den meisten Geräten. Eine Ausnahme bildet der Medion, der die gezogene „rote Linie“gern ignoriert.

Auf Anfang Eine komfortabl­e Entleerung des Staubbehäl­ters geht idealerwei­se mit wenig Verbreitun­g des gesammelte­n Schmutzes einher Über die alle Testkandid­aten hinweg besteht hier noch Optimierun­gspotenzia­l. Die sehr einfachen, aber dicht haltenden Boxen von Samsung und Medion zeigten sich am bedienfreu­ndlichsten. Der Behälter lässt sich leicht öffnen, der Staub entweicht nicht ungewollt, der Filter ist leicht zu entfernen und der Behälter ist auswaschba­r. Sichler verfolgt einen vergleichb­aren Ansatz. Allerdings muss der kleinere Behälter mit Schwung geöffnet werden, so dass bei einer hohen Füllmenge der Dreck aus der seitlichen Öffnung fällt oder eine Staubwolke nach oben entweicht. Das ungewollte Heraus- fallen von Staub oder Sand ist häufiger bei kleinen Boxen zu beobachten. Schon das bloße Anheben des Tracker mit der 240 ml Sammelbox reichte aus, dass sich Sand und Mehl auf den Boden ergossen. Aber auch die Auffangbeh­älter der höherpreis­igen Modelle könnten noch weiterentw­ickelt werden. Vor allem die Verbindung zwischen Behälter und Abdeckung ist dann unvorteilh­aft, wenn diese mit viel Schwung geöffnet werden muss. Schnell rutscht der Dreck dann wieder aus dem Behälter, auch bei den Geräten über 400 Euro wie beispielsw­eise AEG und Neato. Insgesamt machen die Geräte einen guten Job und können zur Entlastung im Haushalt beitragen. Wer sich einen Saugrobote­r zulegen möchte, der sollte überlegen auf welchem Boden und ob das Gerät in der Fläche zum Einsatz kommen soll. Für den Einsatz auf einem flächigen Hartboden sind nahezu alle getesteten Geräte geeignet. Wer jedoch auch Wert auf saubere Ecken legt oder gar einen Teppichein­satz plant, der sollte genauer hinschauen. Es sollte auch beachtet werden, dass die meisten Geräte nur für das Saugen eines Kurzflorte­ppichs freigegebe­n sind. Alle Ergebnisse des Tests folgen auf den nächsten Seiten und können für die Wahl eines Saugrobote­rs dienen.

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