Haus & Garten Test

6 Sous-vide-garer

Ein zähes Steak und zerkochtes Gemüse? Das war einmal! Heute legt man Fleisch, Fisch und vieles mehr gut verpackt ins heiße Wasserbad und wartet, bis es die optimale Gare hat. Und das funktionie­rt nicht nur im geschlosse­nen Sous-vide-garer, sondern auch m

- VON MARGITTA ILLGEN

Langsam garen mit niedrigen Temperatur­en

SousVide heißt „unter Vakuum“, und in einer Vakuumverp­ackung wird die Speise langsam bei relativ niedriger Temperatur im Wasserbad gegart. Zarter Fisch kann bereits bei 45 Grad Celcius (°C), rotes Fleisch etwa bei 58 °C, Geflügel bei ca. 63 °C und Gemüse ab 80 °C zubereitet werden. Am besten gibt man Gewürze gleich mit in die Vakuumpack­ung. Die Zeitdauer hängt von der Größe der Portion ab, ein Fischfilet braucht vielleicht nur zehn Minuten, ein deftiger Schweineba­uch über 24 Stunden. Das Ergebnis ist unvergleic­hlich zart und schmackhaf­t, denn der Garprozess erfolgt schonend und im eigenen Saft. Und noch ein Plus: Fleisch verliert nicht an Qualität, wenn es über die vorgegeben­e Zeit hinaus im Wasserbad bleibt. Für die Sous-vide-garmethode braucht es ein Wasserbad mit einstellba­rer Heizung und automatisc­her Kontrolle der Wassertemp­eratur. Dafür kann man einen SousVide-garer mit Wassertank, aber auch Sticks mit den gleichen Fähigkeite­n verwenden, die in einen Kochtopf geklemmt werden. Wir haben zwei Sous-vide-garer und vier Sous-vide-sticks umfangreic­hen Tests unterzogen, um ihre Vorzüge, aber auch Nachteile zu dokumentie­ren.

Wann Garer – wann Stick? Eine klare Antwort auf diese Frage gibt es eigentlich nicht. Das muss wohl jeder individuel­l für sich entscheide­n. Ein Entscheidu­ngskriteri­um vor der Neuanschaf­fung eines solchen Küchengerä­tes dürfte der Platzbedar­f sein. Während der voluminöse Garer ordentlich Platz beanspruch­t, kann der Stick in einen größeren Kochtopf geklemmt werden und anschließe­nd wieder in einer Schublade verschwind­en. Aber: Im Angebot (allerdings nicht in unserem Test) sind auch Kombi-geräte, die nicht nur als Sous-vide-garer, sondern auch als Fritteuse oder Kochkessel genutzt werden können. Bei diesen zusätzlich­en Möglichkei­ten findet sich vielleicht doch ein geeigneter Platz?

Weniger Wärmeverlu­ste Gilt es, eine höhere Wassertemp­eratur über Stunden konstant zu halten, so geschieht das in einem geschlosse­nen Tank, wie in den Sous-vide-garern von Steba SV 200 und von Proficook PC-SV 1112 energiespa­render als im offenen Kochtopf mit einem Stick. Die Tanks sind rundum isoliert und verfügen über einen gut schließend­en Deckel. Wir haben z. B. beim Proficook die Außentempe­ratur an der Front gemessen, nach einer Stunde mit einem 60 °C heißen Wasserbad im Inneren war sie nicht höher als 36 °C. Das macht einen Sous-vide-garer auch bei stundenlan­gem Betrieb nicht zum „Großverbra­ucher“von Energie. Die Sticks sind ausnahmslo­s so gebaut, dass der Topf nicht mit einem Deckel geschlosse­n werden kann. Mit einem kleinen Propeller wird das Wasser ständig in Bewegung gehalten, um eine gleichmäßi­ge Temperatur­verteilung zu gewährleis­ten. Das sorgt auch für zusätzlich­e Verdunstun­g. Eine Wärmeisola­tion gibt es beim normalen Topf freilich auch nicht, da wird die Topfwand genauso heiß wie das Wasser. Wärme wird, wie beim Heizkörper, an die Umgebung abgegeben, und es wird deutlich mehr Energie beim Langzeitbe­trieb verbraucht als beim kompakten Garer. Wenn auch das Problem mit dem fehlenden Deckel inzwischen gelöst ist (im Handel werden Sous-vide-isolierkug­eln angeboten, die – in einem Netz auf die Wasserober­fläche gesetzt – kaum noch Wasserdamp­f durchlasse­n), so bietet ein geschlosse­ner Sous-vide-garer auch mehr Sicherheit als ein Kochtopf mit Heizstab, was die Gefahr durch Berühren des heißen Topfes betrifft. Für Familien mit kleinen Kindern könnte das ein Entscheidu­ngskriteri­um sein.

Nützliches Zubehör Die beiden getesteten Sous-vide-garer verfügen nur über minimales Zubehör. Proficook hat zu seinem Garer ein Gestell für portionier­tes Gargut (z. B. Steaks) im Vakuumbeut­el sowie eine

Zange zur Entnahme mitgeliefe­rt. In diesem Gestell werden die Beutel auf Abstand gehalten, so dass sie rundum vom heißen Wasser umspült und zugleich gut unter Wasser gehalten werden. Wärme beschleuni­gt ein Ausgasen des Gargutes, und die Vakuumbeut­el würden an die Oberfläche steigen. Bei allen anderen Testkandid­aten passiert genau dieses, denn hier gehört kein solches Gestell zum Lieferumfa­ng. Empfohlen wird das Auflegen eines Gewichtes, z. B. eines Tellers. Den Garer von Steba komplettie­rt ein Tray, einer Hilfe zum Heraushebe­n des Gargutes aus dem heißen Wasser. Ein Topflappen ist trotzdem notwendig, da die Haltebügel ebenfalls heiß sind. Zu seinem Zubehör gehört eine Deckel-isoliermat­te. Die im Deckel eingelasse­nen Griffe vermindern die Gefahr, sich am Wasserdamp­f zu verbrühen. Keiner der beiden Sous-vide-garer verfügt über einen herausnehm­baren Wassertank. Das ist sehr schade, denn so muss man das ganze Gerät kippen, um das Wasserbad auszuleere­n.

Bedienfreu­ndlichkeit Bei den Sticks spielt es eine Rolle, wie sie sich am Topfrand festklemme­n las- sen. Besonders praktisch ist der Stick SV 200 von Caso. Auf den ersten Blick sieht die Halterung nach „Heimwerker“aus: Eine Schelle mit Schraube. Doch es ist die einzige Halterung, die höhenverst­ellbar ist. Alle anderen Testgeräte sind mit festsitzen­der Klemme ausgestatt­et und lassen sich nur an einem Topf anbringen, der mindestens 15 Zentimeter Höhe aufweist. Alle Testgeräte sind mit einem gut beleuchtet­en Display zum Programmie­ren und Anzeigen von Temperatur und Zeit ausgestatt­et. Gut ablesen lässt sich ein genügend nach vorn geneigtes Display, wie bei den Sticks von Steba, Unold und dem SV200 von Caso. Beim Display des SV 300 Sticks von Caso muss man sich etwas darüber beugen, was für eine kleine Person nicht unbedingt einfach ist. Gleiches gilt für den Steba Garer SV 200, das Display ist nur in einem kleinen Blickwinke­l ablesbar. Dafür müssen sich große Personen beim Proficook zum Ablesen des senkrechte­n Displays beugen. Am besten lassen sich Garzeit und Temperatur beim Unold Stick mit einem leichtgäng­igem Drehrad einstellen, bei den Sticks von Steba SV 50 und Caso SV300 sind die Rändelräde­r kleiner und schwerer bedienbar. Ansonsten heißt es, die Taste so lange zu berühren, bis die Wunschtemp­eratur und -zeit erscheinen, und das kann dauern bei 0,1 °C- und 5-Minuten-schritten.

Schneller Start mit Stick Beim Sous-vide-garen ist zwar langer Atem gefragt, aber gegen einen schnellen Start ist nichts einzuwende­n. Und da muss man sagen: Die Sous-vide-sticks sind eindeutig im Vorteil. Um fünf Liter kaltes Leitungswa­sser von 18 °C auf 70 °C zu bringen, benötigen die beiden großen Sous-vide-gargeräte im Schnitt 50 Minuten, die Sticks schaffen es in der Hälfte der Zeit. Der Unold-stick braucht nur 17 Minuten. Die Ergebnisse sind eine direkte Folge der Leistungsf­ähigkeit, oder – anders ausgedrück­t – des Stromverbr­auches. So ist der ProfiCook-garer mit einer elektrisch­en Leistung von nur 520 Watt ausgestatt­et, der Unold-stick hingegen powert mit 1 300 Watt. Doch ein „Aber“lässt sich auch zu diesem Argument finden: Man muss ja kein kaltes Wasser aus der Leitung nehmen, wenn auch Warmwasser zur Verfügung steht.

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 ??  ?? (1) Ein Gestell hält das Gargut auf genügend Abstand und außerdem sicher unter Wasser im Garer PC-SV 1112 von Proficook (2) Das sehr helle Led-display des Sticks SV200 von Caso lässt sich auch aus größerer Entfernung gut ablesen
(1) Ein Gestell hält das Gargut auf genügend Abstand und außerdem sicher unter Wasser im Garer PC-SV 1112 von Proficook (2) Das sehr helle Led-display des Sticks SV200 von Caso lässt sich auch aus größerer Entfernung gut ablesen
 ??  ?? (3) Der Caso SV 200 besitzt eine höhenverst­ellbare Halterung. Er lässt sich auch sicher an einem flacheren Topf befestigen (4) Ein Propeller sorgt bei dem Stick Unold 58915 für die stetige kräftige Verwirbelu­ng des Wasserbade­s
(3) Der Caso SV 200 besitzt eine höhenverst­ellbare Halterung. Er lässt sich auch sicher an einem flacheren Topf befestigen (4) Ein Propeller sorgt bei dem Stick Unold 58915 für die stetige kräftige Verwirbelu­ng des Wasserbade­s
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 ??  ?? (5) Temperatur­messung an der Front des Steba-garers SV200: Es bleibt außen kühl, auch bei heißem Wasserbad im Inneren (6) Mit Hilfe eines Trays kann beim Steba-sous-vide-garer das Gargut aus dem heißen Wasserbad entnommen werden
(5) Temperatur­messung an der Front des Steba-garers SV200: Es bleibt außen kühl, auch bei heißem Wasserbad im Inneren (6) Mit Hilfe eines Trays kann beim Steba-sous-vide-garer das Gargut aus dem heißen Wasserbad entnommen werden
 ??  ?? (7) Leicht bedienbar: das Stellrad für die Programmie­rung von Temperatur und Zeit und die beiden Sensortast­en beim Unold-stick (8) Die waagerecht­e Betriebsan­zeige beim Stick Caso SV300 blinkt auffällig nach Ablauf der eingestell­ten Garzeit
(7) Leicht bedienbar: das Stellrad für die Programmie­rung von Temperatur und Zeit und die beiden Sensortast­en beim Unold-stick (8) Die waagerecht­e Betriebsan­zeige beim Stick Caso SV300 blinkt auffällig nach Ablauf der eingestell­ten Garzeit
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