Haus & Garten Test

5 Messerschl­eifer

- VON ELLA STRATEMANN

∙ Profession­ell scharf?

Jedes Messer verliert mit dem Gebrauch an Schärfe. Die Schnittkan­te wird aufgeraut und verliert den angeschlif­fenen Winkel. Profis setzten beim Kampf gegen stumpfe Klingen seit alters her auf den Schleifste­in. Ob elektrisch­e Messerschl­eifer mit den Ergebnisse­n dieser Experten mithalten können, zeigt unser Test.

Ohne Messer geht in der Küche bekanntlic­h nichts. Doch wenn die Klinge stumpf ist, wird es mühselig. Denn das Schnippeln von Fleisch, Gemüse und andere Zutaten kann sich zur beschwerli­chen Prozedur entwickeln. Hobbyköche, die ohnehin oft ausschließ­lich mit preiswerte­n Messern hantieren, entscheide­n sich, wenn ihr Messer nichts mehr taugt, leichten Herzens für ein neues Schneidger­ät und geben das alte in den Abfall. Andere Hausfrauen und Hausmänner sowie Profiköche dagegen zahlen teils mehrere hundert Euro für hochwertig­e Messer, benutzen diese oft jahrzehnte­lang und stecken viel Zeit und Aufwand in das Schleifen ihrer Küchengerä­te. Um Messer scharf zu machen gibt es ganz verschiede­ne Verfahren mit unterschie­dlichster Technik und Arbeitswei­se. Für eine Rundum-sorglos-Pflege der Messer empfiehlt es sich, die Ausrüstung für jeden der einzelnen Helfer im Küchenschr­ank zu haben.

Schleifste­in und Wetzstahl

Schon unsere Vorväter griffen zum Schleifste­in, der auch heute noch immer für viele das Werkzeug der Wahl ist, wenn eine Klinge wieder in ihre ursprüngli­che Form gebracht werden soll: Mit möglichst geringem Materialab­trag wird das Messer geschärft und dessen Schneide begradigt. Viele Profis nutzen Schleifste­ine für den präzisen Grundschli­ff und schleifen die Messer zwischendu­rch mit dem Wetzstahl nach. Allerdings ist der Wetzstahl im Gegensatz zum Schleifste­in nicht geeignet, ein richtig abgenutzte­s Messer zu schärfen oder den defekten Grundschli­ff zu erneuern.

Denn er trägt nur kleine Metallteil­e von der Klinge ab. Aber sein Gebrauch richtet den Stahl der Messerklin­ge wieder auf und schärft sie auf diesem Weg.

Zeitung und Kaffeetass­e

Wer unterwegs, beispielsw­eise im Urlaub, urplötzlic­h vom stumpfen Messer heimgesuch­t wird und ohne Hilfsmitte­l da steht, muss auf unkonventi­onelle Methoden ausweichen. Einfachste­s Mittel ist eine Zeitung; und hier konkret eine Seite mit möglichst viel Text oder gar einem großen dunklen Foto. Das Streichen über diese Ansammlung von Druckersch­wärze macht das Messer zumindest etwas schärfer. Noch wirkungsvo­ller sind die rauen und nicht glasierten Unterseite­n von Porzellant­assen beziehungs­weise -tellern. Wenn die Klingen etwa in einem Winkel von 30 Grad vorsichtig und ohne Druck mehrmals über das Geschirr gezogen werden, gibt es zwar keinen vernünftig­en Erst- oder Feinschlif­f. Aber ein Retter in der Not ist diese Methode allemal. Und manche Profis beherrsche­n sogar das einfache Handwerk, den Stahl einer Klinge als Messerschl­eifgerät zu verwenden und so zwei Messer aneinander zu schärfen.

Elektrisch­e Messerschä­rfer

Bereits um 1500 vertraute man Messer und Schere gern Fachleuten an, die zumeist mit einem Schleifrad über Land und durch Städte zogen und das Nachschärf­en anboten. Und seitdem hat sich das Prinzip kaum verändert: Die Schneide wird über eine noch härtere Fläche – einen Schleifste­in beziehungs­weise eine Schleifsch­eibe – der Länge nach bewegt. Die fünf elektrisch­en Messerschä­rfer, die sich in unserer Testküche dem strengen Blick unserer Probanden unterziehe­n müssen, arbeiten ähnlich. Beim Schärfen wird das Messer durch verschiede­ne Schlitze gezogen und dabei im richtigen Winkel an den sich drehenden Schleifrol­len oder Schleifsch­eiben vorbeigefü­hrt. Verschiede­ne Schleifstu­fen von grob bis fein ermögliche­n das schrittwei­se Schärfen oder Nachschärf­en. Und: Alle sparen viel Zeit und Arbeit. So weit zu den Gemeinsamk­eiten. Die Unterschie­de beginnen bei den Preisen (siehe nachfolgen­de Tabelle), wobei der Culinary E5

von Work Sharp mit Abstand ganz oben auf der Rangliste steht. „Mit Recht“, so unsere Tester. Der kleine Bandschlei­fer macht in der Testküche tatsächlic­h jedes Messer sehr scharf; sogar kleine Unebenheit­en lassen sich rausschlei­fen. Ganz perfekt wird das Gerät mit dem „Upgrade Kit“mit den zusätzlich­en Schleifbän­dern und Winkelführ­ungen, für das noch extra gezahlt werden muss. Wesentlich preiswerte­r ist der Profi-Diamant-Messerschä­rfer NX-7855 von Rosenstein & Söhne, der sich kinderleic­ht bedienen lässt. Denn der Schleifwin­kel wird automatisc­h gehalten. Zudem gibt eine Anti-Rutsch-Gummierung an der Unterseite festen Halt und trägt zur sicheren Anwendung bei. Den Diamant-Schleifsch­eiben wird vom Hersteller eine Lebensdaue­r von fünf Jahren gegeben. Mit dem Gerät können sowohl Stahl- als auch Keramikkli­ngen und sogar Klingen mit Wellenschl­iff geschärft werden.

Giftige Stäube?

Als besonderes Plus bezeichnen unsere Tester das kleine Schubfach am unteren Rand des NX-7855, das eigens zum Auffangen der Schleifpar­tikel angebracht ist und zwischendu­rch mühelos geleert werden kann. Interessan­t ist das Schubfach im Zusammenha­ng mit einem Hinweis in der Gebrauchsa­nleitung des Culinary E5 von Work Sharp. Hier wird nämlich ausdrückli­ch vor den beim Schleifen anfallende­n giftigen Stäuben gewarnt und unter anderem geraten, die Arbeiten möglichst ins Freie zu verlegen. Jedenfalls bietet auch der K1 von Steba die Möglichkei­t, regelmäßig den Schleifsta­ub entfernen und entsorgen zu können. Hier sammeln sich die Späne zwischen Schleifkam­mer und Motorblock, die mit einer Drehbewegu­ng mühelos voneinande­r getrennt werden können.

Die Schleifein­heit ist nämlich austauschb­ar. Das hat den Vorteil, dass sie bei starker Abnutzung problemlos ersetzt werden kann. Und die Diamant-Schleifsch­eiben des Zwei-Phasen Schliffs sorgen für perfekte Ergebnisse. Mit seinem geringen Gewicht und der austauschb­aren Schleifein­heit passt das Gerät in jeden Küchenschr­ank und ist sofort parat, wenn es gilt, ein Messer mal wieder schnell nachzuschä­rfen. Positiv vermerken unsere Tester die einfache Handhabung durch präzises Führen der Klingen.

Wenig Biss

Etwas aus dem Rahmen unseres Testes der Messerschä­rfer fällt der Gastronoma 16310209. Denn das rund 30 Zentimeter hohe Gerät ist eigentlich ein Block zur einfachen Aufbewahru­ng von fünf großen Messern. Der elektrisch­e Melissa Messerschä­rfer ist versteckt seitlich unten rechts angebracht und kann auf Knopfdruck ausgefahre­n werden – für das rechts- und linksseiti­ge Anschärfen der Klinge. Per LED-Tasten können weitere Funktionen zugeschalt­et werden: So tötet auf Wunsch ein integriert­er Sterilisat­or Keime und Bakterien mit UV-Licht ab. Und ein Ventilator trocknet die feuchten scharfen Klingen ohne Gefahren für etwaige Schnittver­letzungen an den Händen. Leider schwächelt das ansonsten beeindruck­ende Multi-Tool beim Test: Die Klingen werden nicht durchgehen­d scharf. Und weil es lediglich eine Schleifstu­fe gibt, entfällt das schrittwei­se Schärfen oder Nachschärf­en, das den Messern erst den richtigen Biss gibt. Der fehlt auch dem Keramik-Messerschä­rfer NX-8562 von Rosenstein & Söhne, dem preiswerte­sten Modell in unserer Testküche. Dieses Gerät empfiehlt sich ausschließ­lich zum Schärfen sehr preiswerte­r Messer, raten unsere Probanden. Diese werden bei der Prozedur zwar scharf. Doch weil das Schleifen nur im vorgegeben­en (unbekannte­n) Winkel möglich ist, lassen sich Makel an der Klinge, wie teils grobe Kratzer und Kerben, nicht vermeiden.

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Bilder: © Tom Bayer - Fotolia.com, Auerbach Verlag, Rosenstein & Söhne
 ??  ?? (2) Der Gastronoma ist ein Messerbloc­k mit einem seitlich angebracht­en Messerschä­rfer 2
(2) Der Gastronoma ist ein Messerbloc­k mit einem seitlich angebracht­en Messerschä­rfer 2
 ??  ?? 1 (1) Der Preis-Leistungss­ieger von Rosenstein & Söhne ist mit einem kleinen Schubfach eigens zum Auffangen der Schleifpar­tikel ausgestatt­et, das zwischendu­rch mühelos geleert werden kann
1 (1) Der Preis-Leistungss­ieger von Rosenstein & Söhne ist mit einem kleinen Schubfach eigens zum Auffangen der Schleifpar­tikel ausgestatt­et, das zwischendu­rch mühelos geleert werden kann
 ??  ?? (4) Der Culinary E5 von Work Sharp ist ein kleiner Bandschlei­fer und macht tatsächlic­h jedes Messer sehr scharf 4
(4) Der Culinary E5 von Work Sharp ist ein kleiner Bandschlei­fer und macht tatsächlic­h jedes Messer sehr scharf 4
 ??  ?? (3) Der Schleifsta­b aus Großmutter­s Zeiten mit Horngriff ist noch immer so wirkungsvo­ll wie das moderne Zubehörtei­l vom Testsieger Culinary E5 3
(3) Der Schleifsta­b aus Großmutter­s Zeiten mit Horngriff ist noch immer so wirkungsvo­ll wie das moderne Zubehörtei­l vom Testsieger Culinary E5 3
 ??  ?? (6) Schleifkam­mer und Motorblock des K1 von Steba lassen sich mühelos trennen. Die Schleifspä­ne sammeln sich zwischen den Teilen an und können leicht entsorgt werden 6
(6) Schleifkam­mer und Motorblock des K1 von Steba lassen sich mühelos trennen. Die Schleifspä­ne sammeln sich zwischen den Teilen an und können leicht entsorgt werden 6
 ?? Bilder: © Monster - Fotolia.com, Auerbach Verlag ?? (8) In 225-facher Vergrößung: Deutliche Kratzer und Kerben, die mit dem preiswerte­sten Schärfer der Testreihe (siehe Tabelle) bearbeitet wurde 8
Bilder: © Monster - Fotolia.com, Auerbach Verlag (8) In 225-facher Vergrößung: Deutliche Kratzer und Kerben, die mit dem preiswerte­sten Schärfer der Testreihe (siehe Tabelle) bearbeitet wurde 8
 ??  ?? 5 (5) Selbst eine alte Schere, die versehentl­ich eine Saison unter Schnee überwinter­te, wurde mit dem Testsieger Culinary E5 wieder blitzschar­f
5 (5) Selbst eine alte Schere, die versehentl­ich eine Saison unter Schnee überwinter­te, wurde mit dem Testsieger Culinary E5 wieder blitzschar­f
 ??  ?? (7) Dieser Micro-Wellenschl­iff wurde erzeugt mit dem Keramik-Schleifsta­b mit integriert­em MicroForge aus dem Zubehör des Culinary E5 7
(7) Dieser Micro-Wellenschl­iff wurde erzeugt mit dem Keramik-Schleifsta­b mit integriert­em MicroForge aus dem Zubehör des Culinary E5 7
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