4 Gebäckpressen
∙ Plätzchenwunder oder Küchenflop?
Groß angelegte TV-Shows und regelmäßige Experimentier-Runden in heimischen Küchen zeugen von einer enormen Begeisterung für das Backen. In großen wie kleinen Köstlichkeiten steckt häufig eine Menge Arbeit und Fleiß, sodass trotz der großen Freude jede Hilfe willkommen ist. Wie sich Gebäckpressen schlagen, zeigt unser Test.
Nicht nur zur Weihnachtszeit, aber natürlich besonders dann stehen Plätzchen in allen erdenklichen Varianten hoch im Kurs. Dabei machen Backen und späteres Essen gleichermaßen Spaß und sind oft Garant für gemeinsame Stunden mit der Familie. Die verschiedenen Teige sind oft nicht von komplizierter Machart und in ihrer Zubereitung wenig sensibel. Ideal also für das gemeinsame Backen mit Kindern. Das Ausrollen des Teiges und das anschließende Ausstechen nehmen häufig die meiste Zeit in Anspruch und während der kindliche Enthusiasmus anfangs noch hoch ist, lässt die Ausdauer dann nicht selten schnell nach. Wenn also größere Mengen übrigen Teiges schnell verarbeitet werden sollen, oder von vornherein auf das einzelne Ausstechen verzichtet werden möchte, bieten sich Gebäckpressen an. Sie ähneln Kartuschenpressen für Silikon aus dem Baumarkt sowohl in Form als auch Funktion und greifen somit ein bewährtes Prinzip auf. Der fertige Teig wird in den Korpus gefüllt, die Presse verschlossen und per Hebelkraft am Pistolengriff der Stempel immer weiter ins Gerät befördert, sodass an der Spitze ein möglichst gleichmäßiger Strang entsteht. Aber Schritt für Schritt:
Einfüllen
Sowohl die drei Pressen mit Pistolengriff (Yiqi, Kurtzy, Westmark) als auch die Metaltex in Stabform lassen sich vernünftig öffnen und der Stempel nach dem Entriegeln herausziehen. Somit wird im inneren Platz für den Teig, der mit einem geeignet Werkzeug nach und nach eingefüllt wird. Die Presse von Yiqi kann an dieser Stelle, und auch später während der Plätzchenherstellung, mit dem transparenten Korpus punkten. Der durchsichtige Kunststoff lässt jederzeit einen Blick ins Innere zu und hilft somit, die Restmenge des Teiges richtig einzuschätzen. Die anderen drei Pressen kommen mit optisch geschlossenem Material. Die Hersteller sparen bei ihren Pressen nicht am Umfang des Zubehörs und liefern großzügig Formscheiben und Tüllen mit. Diese lassen sich bei allen Testkandidaten mäßig komfortabel einsetzen, da jedoch sowohl am Entgraten als auch an der generellen Passform gespart zu sein scheint. Einmal eingebracht, sitzen die Scheiben und Tüllen aber korrekt und lassen viel Freiraum für Experimente. Der Ringverschluss für den Korpus hingegen lässt sich auf das sehr grobe Gewinde der Edelstahlbehälter von Westmark und Kurtzy teils schwierig aufdrehen. Besonders bei Kurtzy fällt dies negativ auf, da das Gewinde häufig schief greift.
Pressen und Formen
Unsere Testkandidaten sind nun also mit Teig gefüllt, korrekt vorbereitet und warten auf ihren Einsatz. Es fällt auf, dass die Metaltex in ihrer Stabform zunächst gut in der Hand liegt, der kurze Hebel des Handstücks jedoch viel Kraft verlangt. Die klassischen Pistolengriffe der anderen drei Geräte geben sich freundlicher den Kräften der Hand hin. Auf Dauer sparen die Pistolengriffe dem Anwender also Energie und lassen sich im Test mit deutlich weniger Ermüdungserscheinungen bedienen. Die Dosierung des Teiges funktioniert bei allen Modellen ähnlich brauchbar, bis es bei Westmarkt gleich zu Beginn des Arbeitsganges zum Defekt kommt: Der aufgeschraubte Kunststoffring, der Tülle oder Scheibe halten soll, gibt dem Druck nach und springt ab. Die Passform ist also mit deutlich zu großer Toleranz gefertigt worden und sorgt nunmehr auch bei allen weiteren Versuchen für ein Aufplatzen der Konstruktion. Der Ring kann bestenfalls mit viel Griffkraft der Hand in Position gehalten werden, was aber lediglich eine Notlösung darstellen kann und nicht der Anspruch des Herstellers sein sollte. Der sonst hochwertige Eindruck und der dickwandige Edelstahl scheitern an der Gesamtkonstruktion. Weiterhin fällt auf, dass bei den Pressen die großzügigen Fertigungstoleranzen auch zur Eigenverschmutzung beitragen. Besonders bei der Kurtzy tritt aus allen möglichen Ritzen und Spalten der Teig aus. Die austretenden Mengen sind zum Glück überschaubar, eine elegante Reinigung legt man da
mit aber nicht mehr hin. Bei der Metaltex Stabpresse, aber auch wieder bei der Kurtzy, tritt eine weitere, zunächst unsichtbare Verschmutzung auf: Im Inneren gelangt der Teig in größeren Mengen vorbei am Stempel und in den hinteren Bereich des Korpus. Von dort lässt sich der Teig nur noch ausspülen und nicht mehr nutzen, was am Ende in Verschwendung von Lebensmitteln mündet.
Ablösen
Das Ablösen des Teiges von den Formscheiben ist ein sensibler Moment bei der Herstellung des Gebäcks. Klebt der Teig nämlich zu stark fest, lassen sich keine formschönen Ergebnisse erzielen. Mit Sicherheit können Übung und Geschick hier weiter helfen, im Grunde ist man jedoch sehr stark an Material und Teigeigenschaften gebunden. An dieser Stelle werden wir überrascht vom Unterschied der Materialien Kunststoff und Metall, aus denen die Scheiben bestehen. Am Edelstahl bleibt der Teig stark haften, am Plastik nicht. Nur die günstige Yiqi kommt mit Kunststoffscheiben und ihr gelingt somit die beste Bewertung beim Ablösen. Was zunächst nach billiger Produktion aussieht, hat in der Praxis tatsächlich seinen Nutzen. Schlussendlich lassen sich mit den Metallscheiben von Kurtzy und Metaltex ebenfalls Plätzchen formen, wobei letztere sogar noch ein bisschen besser wegkommt. Eine Beurteilung der Westmark in dieser Hinsicht ist aufgrund der unbrauchbaren Konstruktion nicht möglich.
Reinigen
Die Reinigung erfolgt bei allen Pressen in technischer Hinsicht problemlos, da sie sehr modular und somit zerlegbar und alle verwendeten Materialien unempfindlich gegenüber Wasser sind. Große Abzüge muss es jedoch für die beschrieben ungehörige Eigenverschmutzung geben, da zum Teil mit viel Wasser der Teig aus allen Ritzen gelockt werden muss. Am besten kommt auch hier wieder die günstige Yiqi weg, die sich im Verlaufe des Tests als zumindest befriedigendes Produkt entpuppt.
Für den ambitionierten oder gar professionellen Bereich ist keine der Pressen geeignet, vielmehr sollten selbst beim Testsieger Fingerspitzengefühl und Achtsamkeit walten, um zumindest einige Plätzchen-Marathons zu überstehen. Für begeisterte und regelmäßig agierende Hobbybäcker und -Konditoren gilt hier, wie auch in vielen anderen Bereichen: Besser länger sparen und sich später in einer höheren Preisklasse umsehen.