Haus & Garten Test

| 12 Raclette-Grills

- VON RICHARD W. SCHABER

∙ Klassische­r Partyspaß

Raclette ist mittlerwei­le ein fester Bestandtei­l der winterlich­en Geselligke­it in deutschen Wohnstuben – und die Auswahl an Geräten lässt sich sehen. Von der Discounter-Hausmarke bis zum Premium-Hersteller werden alljährlic­h innovative Produkte am Markt platziert. Zehn davon haben wir im Labor getestet.

Die kalte Jahreszeit hat Einzug gehalten und damit ist auch auch die Saison der trauten Runden in geschlosse­nen Räumlichke­iten eingeläute­t. Während lauschige Abende am Grill im Garten angesichts der Außentempe­raturen erst wieder in einigen Monaten absehbar sind, haben gesellige Anlässe mit deftiger Kost in den heimischen vier Wänden Hochkonjun­ktur. Wenn jedoch kein Festtagsbr­aten im Ofenrohr gart oder Rouladen im gußeiserne­n Topf schmoren, bietet eine Raclette-Runde mit frische Zutaten eine freudige Abwechslun­g zur stundenlan­gen Arbeit in der Küche. Die vielfältig­en Zubereitun­gsmöglichk­eiten halten dabei für jeden individuel­len Geschmack etwas bereit und ermögliche­n ein ausgedehnt­es kulinarisc­hes Vergnügen am Küchen- oder Esszimmert­isch – auch in größeren Konstellat­ionen. Bei der Anschaffun­g eines neuen Gerätes für derlei Anlässe empfiehlt sich allerdings kein Blindkauf, denn abgesehen von offensicht­lichen Preisunter­schieden im Angebotsds­chungel der Vorweihnac­htszeit gibt es alljährlic­h Innovation­en aus den Entwicklun­gsabteilun­gen namhafter Hersteller, die durchaus einen Blick in deren Produktkat­alog nahelegen. Vor einigen Jahren wäre zum Beispiel ein „Tatarenhut“wohl noch den wenigsten ein Begriff gewesen – mittlerwei­le ist die nach dem asiatische­n Turkvolk benannte Garmethode längst Teil des ohnehin schon großen Repertoire­s an Zusatzfunk­tionen und Gadgets, die moderne Raclette-Geräte offerieren.

Was ist ein „Tatarenhut“?

Wer also Brotscheib­en, filetierte­s Fleisch und Gemüse nicht einfach auf einen heißen Stein oder eine Grillplatt­e legen will, kann das Gargut auch an den scharfen Dornen des Tatarenhut­es aufspießen. Der Clou dabei: Fleischsaf­t, austretend­er Sud aus Gemüse und Kräuterbut­ter vom Tiefkühlba­guette bilden dabei keine Pfützen auf der ebenen Fläche einer Grillplatt­e, sondern werden in der Krempe des martialisc­h anmutenden Metallkege­ls aufgefange­n. Dort entsteht dann eine schmackhaf­te Brühe, in der sich weitere Leckereien trefflich garen lassen. Die neugierige Aufmerksam­keit so mancher Gäste ist da natürlich garantiert.

Innovativ oder klassisch?

Somit stellt sich bei der Anschaffun­g eines neuen Raclette-Geräts nicht nur die Frage nach Personenza­hl, Preisklass­e und Materialqu­alität – auch das Vorhandens­ein cleverer Zusatzfunk­tionen, die das alljährlic­he gemeinsame Brutzeln am Tisch um einige verlockend­e Varianten bereichern, ist ein wesentlich­er Punkt. Ganz unabhängig von der bevorzugte­n Ausführung – ob klassische­s Familienmo­dell mit Grillplatt­e und heißem Stein oder innovative­r Hingucker mit Tatarenhut oder Förmchen für Minipizzas – stellt sich jedoch im Wesentlich­en die Frage, welche der unzähligen Geräte im Online-Shop oder lokalen Elektromar­kt auch tatsächlic­h zufrieden stellende Ergebnisse hervorbrin­gen, angenehm in der Handhabung sind und mit einem guten Preis-Leistungsv­erhältnis überzeugen können. Um die Kaufentsch­eidung dahingehen­d zu erleichter­n ist ein Vergleichs­test aufs Exempel natürlich die beste Methode – und auch in diesem Jahr haben wir einen solchen mit zehn Geräten unterschie­dlicher Hersteller unter strengen Laborbedin­gungen durchgefüh­rt. Eines sei bereits vorweg gesagt: Während in vorherigen Vergleiche­n nicht alles Gold war, was glänzte und verborgene Schätze in bescheiden­em Gewand daherkamen, sind bei den Raclette-Geräten im diesjährig­en Test klare Klassenunt­erschiede erkennbar.

Heißes Eisen, kalter Stein

Das Zubereiten von Fleisch, Meeresfrüc­hten, Gemüse oder Grillkäse auf

der heißen Guss- oder Steinplatt­e der Raclettege­räte ist eine wesentlich­er Teil des geselligen Vergnügens und füllt den Raum mit appetitanr­egenden Düften. Damit das genussverh­eißende Knistern auf der Oberfläche sich allerdings einstellen kann, muss selbige zunächst ordentlich aufgeheizt werden. Hier zeigt sich erneut die Schwäche von Modellen mit zentimeter­dicken Naturstein­platten: Bis die Grillfläch­e eine adäquate Temperatur erreicht hat, vergeht deutlich mehr Zeit als bei den Vertretern mit Gussplatte – während die Heizstäbe auf Hochtouren laufend ihr Bestes geben und der Stromzähle­r mitläuft, erwärmen sich die durchaus ansehnlich­en Steinplatt­en nur sehr langsam. Wer auf die Naturstein­platten als sanftes Garverfahr­en schwört, kann durchaus trickreich vorgehen und die Platte im Ofen aufwärmen wie die mittlerwei­le weithin populären Pizza-Steine – doch bleibt die Platte dann im Gebrauch auch gleichmäßi­g heiß? Die Wärmebildk­amera im Labortest beantworte­t diese Frage zu Ungunsten der Naturstein-Variante: Wie insbesonde­re beim Gerät von Cloer sichtbar wird, zeichnen sich die Heizstäbe unter der Platte deutlich ab – das bedeutet stellenwei­se massive Temperatur­unterschie­de und zwingt bei der Verwendung gegebenenf­alls dazu, das Grillgut ständig auf der Platte verschiebe­n zu müssen, um ewige Garzeiten zu vermeiden. Ganz anders sieht es dabei auf den Gussplatte­n der hochpreisi­geren Geräte von Stöckli und WMF aus: Hier sind im Wärmebild einheitlic­he Oberfläche­ntemperatu­ren ohne nennenswer­te Abweichung­en zu erkennen. Für ein entspannte­s Grillen auf dem Raclette eigentlich eine Grundvorau­ssetzung, die jedoch in diesem Testdurchl­auf nur die Geräte im oberen Preissegme­nt erfüllen.

Qualität schafft Komfort

Abgesehen davon, dass die Modelle mit Steinplatt­e deutlich länger zum Durchgaren von Fleisch und Gemüse brauchen, gibt es jedoch hauptsächl­ich positive Ergebnisse zu vermelden: Die Geräte sämtlicher Preisklass­en sind als Tischgrill­s für fein aufgeschni­ttene Leckereien durchaus brauchbar – wobei im Test die schwereren Gussplatte­n der hochpreisi­geren Geräte bessere Ergebnisse hervorbrin­gen als die günstigere Konkurrenz mit Alu-Leichtbaut­eilen. In sämtlichen Fällen entstehen jedoch auf der Grillfläch­e Rückstände, die bei der anschließe­nden Reinigung unterschie­dlich leicht zu handhaben sind: Während die hochwertig­er beschichte­ten Modulartei­le in der dreistelli­gen Preisklass­e zu großen Teilen spülmaschi­nenfest sind, muss bei den günstigere­n Modellen das Spülbecken gefüllt werden. Den gelblichen Rückstände auf den Naturstein­platten ist in der Handwäsche hingegen kaum beizukomme­n, womit nach der ersten ausgiebige­n Nutzung ein sprichwört­licher Used-Look nahezu garantiert ist. Der Tatarenhut von Rosenstein & Söhne ist bei der Handreinig­ung dann sogar regelrecht risikobeha­ftet: So verlockend der Partyspaß mit an den Hut gesteckten Snacks auch scheinen mag – die Reinigung des vergleichs­weise riesigen Geräts mit seinen spitzen Dornen ist nicht nur umständlic­h, sondern auch nicht ganz ungefährli­ch.

Wer kriegt was gebacken?

Die Königsdizi­plin bleibt aber beim Raclette das überbacken mit dem gleichnami­gen Käse. Auch hier enttäuscht eigentlich kein Gerät, wobei sich ebenfalls im oberen Bereich des Leistungss­pektrums die edleren Varianten um den Testsieger von WMF tummeln. Die gute Nachricht: Für jeden Geldbeutel ist unter den durchweg brauchbare­n Testkandid­aten etwas dabei – wer jedoch für Qualität bezahlt, erhält deutlich mehr Komfort und hat angesichts überlegene­r Materialqu­alität auch länger davon.

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 ??  ?? 1 (1) Wärmebilda­ufnahme des Testsieger­s: Das WMF-Gerät schafft eine tadellos gleichmäßi­ge Erwärmung auf der Grillfläch­e (2) Dies ist kein modernes Kunstwerk, sondern die Wärmebilda­ufnahme des Gerätes von Cloer – das Heizelemen­t zeichnet sich deutlich ab
1 (1) Wärmebilda­ufnahme des Testsieger­s: Das WMF-Gerät schafft eine tadellos gleichmäßi­ge Erwärmung auf der Grillfläch­e (2) Dies ist kein modernes Kunstwerk, sondern die Wärmebilda­ufnahme des Gerätes von Cloer – das Heizelemen­t zeichnet sich deutlich ab
 ??  ?? (4) Der „Tatarenhut“des NX-3214 von Rosenstein & Söhne ist eine besonders pfiffige Variante, mit der sich nicht nur filetierte­s Fleisch zubereiten lässt 4
(4) Der „Tatarenhut“des NX-3214 von Rosenstein & Söhne ist eine besonders pfiffige Variante, mit der sich nicht nur filetierte­s Fleisch zubereiten lässt 4
 ??  ?? 3 (3) Wer solch saftige Rumpsteak-Steifen zum Brutzeln bringen will, sollte ein Gerät mit Bestnoten beim Grillen in Betracht ziehen
3 (3) Wer solch saftige Rumpsteak-Steifen zum Brutzeln bringen will, sollte ein Gerät mit Bestnoten beim Grillen in Betracht ziehen
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 ??  ?? (6) Naturstein­platten machen zwar im Neuzustand optisch einiges her, weisen aber auch trotz gründliche­r Reinigung nachher Gebrauchss­puren auf 6
(6) Naturstein­platten machen zwar im Neuzustand optisch einiges her, weisen aber auch trotz gründliche­r Reinigung nachher Gebrauchss­puren auf 6
 ??  ?? 5 (5) Die Reinigung der Rückstände des Grillvergn­ügens ist bei Geräten mit ebener Grillfläch­e durchaus leichter
5 (5) Die Reinigung der Rückstände des Grillvergn­ügens ist bei Geräten mit ebener Grillfläch­e durchaus leichter
 ??  ?? (8) Der Testsieger von WMF bietet eine hochwertig­e Wende-Gussplatte – Zubereitun­gsergebnis­se und Materialqu­alität krönen hier einen klaren Sieger 8
(8) Der Testsieger von WMF bietet eine hochwertig­e Wende-Gussplatte – Zubereitun­gsergebnis­se und Materialqu­alität krönen hier einen klaren Sieger 8
 ??  ?? 7 (7) Wer viel auf der Pfanne haben möchte, sollte zu den wertigen Geräten von Stöckli oder WMF greifen – der Größenverg­leich im Bild spricht für sich
7 (7) Wer viel auf der Pfanne haben möchte, sollte zu den wertigen Geräten von Stöckli oder WMF greifen – der Größenverg­leich im Bild spricht für sich
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