| 12 Raclette-Grills
∙ Klassischer Partyspaß
Raclette ist mittlerweile ein fester Bestandteil der winterlichen Geselligkeit in deutschen Wohnstuben – und die Auswahl an Geräten lässt sich sehen. Von der Discounter-Hausmarke bis zum Premium-Hersteller werden alljährlich innovative Produkte am Markt platziert. Zehn davon haben wir im Labor getestet.
Die kalte Jahreszeit hat Einzug gehalten und damit ist auch auch die Saison der trauten Runden in geschlossenen Räumlichkeiten eingeläutet. Während lauschige Abende am Grill im Garten angesichts der Außentemperaturen erst wieder in einigen Monaten absehbar sind, haben gesellige Anlässe mit deftiger Kost in den heimischen vier Wänden Hochkonjunktur. Wenn jedoch kein Festtagsbraten im Ofenrohr gart oder Rouladen im gußeisernen Topf schmoren, bietet eine Raclette-Runde mit frische Zutaten eine freudige Abwechslung zur stundenlangen Arbeit in der Küche. Die vielfältigen Zubereitungsmöglichkeiten halten dabei für jeden individuellen Geschmack etwas bereit und ermöglichen ein ausgedehntes kulinarisches Vergnügen am Küchen- oder Esszimmertisch – auch in größeren Konstellationen. Bei der Anschaffung eines neuen Gerätes für derlei Anlässe empfiehlt sich allerdings kein Blindkauf, denn abgesehen von offensichtlichen Preisunterschieden im Angebotsdschungel der Vorweihnachtszeit gibt es alljährlich Innovationen aus den Entwicklungsabteilungen namhafter Hersteller, die durchaus einen Blick in deren Produktkatalog nahelegen. Vor einigen Jahren wäre zum Beispiel ein „Tatarenhut“wohl noch den wenigsten ein Begriff gewesen – mittlerweile ist die nach dem asiatischen Turkvolk benannte Garmethode längst Teil des ohnehin schon großen Repertoires an Zusatzfunktionen und Gadgets, die moderne Raclette-Geräte offerieren.
Was ist ein „Tatarenhut“?
Wer also Brotscheiben, filetiertes Fleisch und Gemüse nicht einfach auf einen heißen Stein oder eine Grillplatte legen will, kann das Gargut auch an den scharfen Dornen des Tatarenhutes aufspießen. Der Clou dabei: Fleischsaft, austretender Sud aus Gemüse und Kräuterbutter vom Tiefkühlbaguette bilden dabei keine Pfützen auf der ebenen Fläche einer Grillplatte, sondern werden in der Krempe des martialisch anmutenden Metallkegels aufgefangen. Dort entsteht dann eine schmackhafte Brühe, in der sich weitere Leckereien trefflich garen lassen. Die neugierige Aufmerksamkeit so mancher Gäste ist da natürlich garantiert.
Innovativ oder klassisch?
Somit stellt sich bei der Anschaffung eines neuen Raclette-Geräts nicht nur die Frage nach Personenzahl, Preisklasse und Materialqualität – auch das Vorhandensein cleverer Zusatzfunktionen, die das alljährliche gemeinsame Brutzeln am Tisch um einige verlockende Varianten bereichern, ist ein wesentlicher Punkt. Ganz unabhängig von der bevorzugten Ausführung – ob klassisches Familienmodell mit Grillplatte und heißem Stein oder innovativer Hingucker mit Tatarenhut oder Förmchen für Minipizzas – stellt sich jedoch im Wesentlichen die Frage, welche der unzähligen Geräte im Online-Shop oder lokalen Elektromarkt auch tatsächlich zufrieden stellende Ergebnisse hervorbringen, angenehm in der Handhabung sind und mit einem guten Preis-Leistungsverhältnis überzeugen können. Um die Kaufentscheidung dahingehend zu erleichtern ist ein Vergleichstest aufs Exempel natürlich die beste Methode – und auch in diesem Jahr haben wir einen solchen mit zehn Geräten unterschiedlicher Hersteller unter strengen Laborbedingungen durchgeführt. Eines sei bereits vorweg gesagt: Während in vorherigen Vergleichen nicht alles Gold war, was glänzte und verborgene Schätze in bescheidenem Gewand daherkamen, sind bei den Raclette-Geräten im diesjährigen Test klare Klassenunterschiede erkennbar.
Heißes Eisen, kalter Stein
Das Zubereiten von Fleisch, Meeresfrüchten, Gemüse oder Grillkäse auf
der heißen Guss- oder Steinplatte der Raclettegeräte ist eine wesentlicher Teil des geselligen Vergnügens und füllt den Raum mit appetitanregenden Düften. Damit das genussverheißende Knistern auf der Oberfläche sich allerdings einstellen kann, muss selbige zunächst ordentlich aufgeheizt werden. Hier zeigt sich erneut die Schwäche von Modellen mit zentimeterdicken Natursteinplatten: Bis die Grillfläche eine adäquate Temperatur erreicht hat, vergeht deutlich mehr Zeit als bei den Vertretern mit Gussplatte – während die Heizstäbe auf Hochtouren laufend ihr Bestes geben und der Stromzähler mitläuft, erwärmen sich die durchaus ansehnlichen Steinplatten nur sehr langsam. Wer auf die Natursteinplatten als sanftes Garverfahren schwört, kann durchaus trickreich vorgehen und die Platte im Ofen aufwärmen wie die mittlerweile weithin populären Pizza-Steine – doch bleibt die Platte dann im Gebrauch auch gleichmäßig heiß? Die Wärmebildkamera im Labortest beantwortet diese Frage zu Ungunsten der Naturstein-Variante: Wie insbesondere beim Gerät von Cloer sichtbar wird, zeichnen sich die Heizstäbe unter der Platte deutlich ab – das bedeutet stellenweise massive Temperaturunterschiede und zwingt bei der Verwendung gegebenenfalls dazu, das Grillgut ständig auf der Platte verschieben zu müssen, um ewige Garzeiten zu vermeiden. Ganz anders sieht es dabei auf den Gussplatten der hochpreisigeren Geräte von Stöckli und WMF aus: Hier sind im Wärmebild einheitliche Oberflächentemperaturen ohne nennenswerte Abweichungen zu erkennen. Für ein entspanntes Grillen auf dem Raclette eigentlich eine Grundvoraussetzung, die jedoch in diesem Testdurchlauf nur die Geräte im oberen Preissegment erfüllen.
Qualität schafft Komfort
Abgesehen davon, dass die Modelle mit Steinplatte deutlich länger zum Durchgaren von Fleisch und Gemüse brauchen, gibt es jedoch hauptsächlich positive Ergebnisse zu vermelden: Die Geräte sämtlicher Preisklassen sind als Tischgrills für fein aufgeschnittene Leckereien durchaus brauchbar – wobei im Test die schwereren Gussplatten der hochpreisigeren Geräte bessere Ergebnisse hervorbringen als die günstigere Konkurrenz mit Alu-Leichtbauteilen. In sämtlichen Fällen entstehen jedoch auf der Grillfläche Rückstände, die bei der anschließenden Reinigung unterschiedlich leicht zu handhaben sind: Während die hochwertiger beschichteten Modularteile in der dreistelligen Preisklasse zu großen Teilen spülmaschinenfest sind, muss bei den günstigeren Modellen das Spülbecken gefüllt werden. Den gelblichen Rückstände auf den Natursteinplatten ist in der Handwäsche hingegen kaum beizukommen, womit nach der ersten ausgiebigen Nutzung ein sprichwörtlicher Used-Look nahezu garantiert ist. Der Tatarenhut von Rosenstein & Söhne ist bei der Handreinigung dann sogar regelrecht risikobehaftet: So verlockend der Partyspaß mit an den Hut gesteckten Snacks auch scheinen mag – die Reinigung des vergleichsweise riesigen Geräts mit seinen spitzen Dornen ist nicht nur umständlich, sondern auch nicht ganz ungefährlich.
Wer kriegt was gebacken?
Die Königsdiziplin bleibt aber beim Raclette das überbacken mit dem gleichnamigen Käse. Auch hier enttäuscht eigentlich kein Gerät, wobei sich ebenfalls im oberen Bereich des Leistungsspektrums die edleren Varianten um den Testsieger von WMF tummeln. Die gute Nachricht: Für jeden Geldbeutel ist unter den durchweg brauchbaren Testkandidaten etwas dabei – wer jedoch für Qualität bezahlt, erhält deutlich mehr Komfort und hat angesichts überlegener Materialqualität auch länger davon.