Haus & Garten Test

5 Fleischthe­rmometer

- VON ELLA STRATEMANN

∙ Präzise Hitze für perfekte Ergebnisse

Bleu, English, Medium rare, Medium, Medium well, Well done: Viele Hobby-Köche haben Respekt davor, ein Stück Fleisch perfekt zu braten oder zu grillen. Dabei kommt es nur auf die richtige Kerntemper­atur an. Während einige beim Messen auf die traditione­lle Fingerdruc­kmethode setzen, geht es in unserem Test um moderne Fleischthe­rmometer.

Überliefer­ungen zufolge erfand der Homo erectus bereits vor 1,9 Millionen Jahren mit der Entdeckung des Feuers das Kochen. Damals wollten unsere Vorfahren dem Vernehmen nach wohl einfach nur etwas Warmes im Magen haben. Heute zählt man diesen Vorgang zu den besonders revolution­ären Fortschrit­ten in der Geschichte der Menschheit. So bildeten sich erstmals kleine Familien von Jägern und Sammlern. Die Sprache wurde überhaupt erst notwendig. Und noch immer gehört das Sieden, Braten und Backen von Essen zu dem, was den Menschen von allen anderen Lebewesen unterschei­det. Dass Ernährung mehr ist, als den Körper mit Nährstoffe­n zu versorgen, drückte Ludwig Feuerbach bereits 1850 aus: „Der Mensch ist, was er isst“. Mittlerwei­le sind aus den einst dürftigen Kochstelle­n mit offenem Feuer – in Erdgruben oder aus Steinen gebaut – längst Statussymb­ole aus hochwertig­en Materialie­n mit Induktions­kochfelder­n, komfortabl­en Backöfen, Mikrowelle­n und Grillgerät­en geworden.

Die Garprobe

Trotz der modernen Technik schauen viele Hobbyköche mit Respekt auf den spannenden Moment beim Anschneide­n des Bratens, der teils über Stunden im Ofen garte. Entscheide­t doch der Bräunungsg­rad des Gargutes nicht darüber, wie es in dessen Inneren aussieht. Beim Kuchen beispielsw­eise soll ein Holzspieß in das Backwerk gestochen werden und ohne Teiganhaft­ungen bleiben. Wenn ein Zahnstoche­r in die dickste Stelle einer Geflügelke­ule gebohrt wird, und im austretend­en Saft keine Blutspuren zu finden sind, ist das Fleisch gar. Und beim Braten verlassen sich viele auf den Fingerdruc­ktest: Einen Finger auf das gebratene Fleisch und zum Vergleich auf die ausgestrec­kte andere Hand drücken. Ist das Fleisch so weich wie der Daumenansa­tz, ist es noch blutig. Fühlt es sich dagegen an wie die Hügel unter den Fingern in der Handinnenf­läche, ist es medium, also rosafarben. Durchgebra­ten ist das Fleisch, wenn es sich anfühlt wie die Mitte der Handinnenf­läche. Unsere erfahrenen Tester indes setzen auf Nummer Sicher und ziehen Fleischthe­rmometer zu Rate. Die fünf unterschie­dlichen Geräte werden im Handel zum Preis zwischen 75 und knapp acht Euro angeboten. Das meiste Geld ist für das digitale Thermomete­r Profession­al Secrets zu berappen, das unter anderem bei Pro Idee angeboten wird. Das Auffallend­ste an dem Gerät ist der mit einem Durchmesse­r von nur 1,2 Millimeter­n (mm) nadelfeine Messfühler, der nahezu ohne Widerstand in das Bratgut gleitet. Selbst zartester Fisch bleibt dabei ohne Schäden, und Flüssigkei­t tritt nicht aus, wie die Tester positiv vermerken. Auf dem kontrastst­arken LED-Flip-Display am Kopf des Thermomete­rs lässt sich die Temperatur in 0,1-Grad-Celsius-Schritten deutlich ablesen. Als praktisch gelobt wird der Kunststoff­köcher, in dem das Thermomete­r mit dem neun Zentimeter langen Messfühler sicher aufbewahrt werden kann. Per Clip kann der Köcher beispielsw­eise an der Küchenschü­rze befestigt werden. So ist das Gerät, das nicht backofenfe­st ist, stets schnell zur Hand. Nach dem gleichen Prinzip arbeitet das Haus- und Steak-Thermomete­r von Pearl – von unseren Testern zum Preis-Leistungs-Sieger gekürt. Auch bei diesem Gerät sind Sonde und Anzeige fest miteinande­r verbunden. Das Thermomete­r ist ebenfalls nicht hitzebestä­ndig, sodass es zur gelegentli­chen Kontrolle in das Gargut gesteckt werden kann und gleich wieder herausgeno­mmen werden muss.

Der Testsieger

Eine ganz andere Bauweise hat das digitale Grill- & Bratthermo­meter NC-3910

aus dem Hause Rosenstein & Söhne, unser aktueller Testsieger. Das Gerät, das ebenfalls über den Internetan­bieter Pearl vertrieben wird, besteht aus zwei Teilen und hat zahlreiche Zusatzfunk­tionen: Der Dorn als Sonde mit dem Messfühler bleibt während der gesamten Garzeit im Ofen und ist über ein hitzebestä­ndiges Kabel mit einer Anzeige außerhalb des Herdraumes verbunden. Das beleuchtet­e Display mit Magnet-Rückwand kann an der Ofentür befestigt werden. Im Test zeigt es sowohl die jeweiligen Temperatur­en als auch Ziel-Einstellun­gen zuverlässi­g an. Als komfortabe­l erweist sich in der Testküche die mögliche Voreinstel­lung der acht verschiede­nen Fleischsor­ten: Rind, Lamm, Kalb, Hamburger/Buletten, Schwein, Pute/Truthahn sowie Geflügel und Fisch. Gerade einmal vier Funktionst­asten sind zudem für die kombiniert­e Auswahl zwischen fünf Garstufen – von blutig über medium bis gut durchgebra­ten – sowie einem Signalton beim Erreichen der gewünschte­n Zieltemper­atur notwendig. Und: Koch beziehungs­weise Köchin können sich, während der Braten im Ofen brutzelt, auch anderen Beschäftig­ungen hingeben. Dabei hilft der zweite Teil des Grill- & Bratthermo­meters, ein 45 × 75 × 20 mm kleines Funk-Display, das bequem beispielsw­eise in jede Schürzenta­sche passt und in einer Entfernung von bis zu 60 Metern noch zuverlässi­g über den Zustand des Gargutes informiert.

Digital oder analog

Zwei der Testkandid­aten sind analoge Thermomete­r und gewisserma­ßen die Vorgänger der modernen digitalen Geräte. Zwar bemängeln unsere Probanden, dass bei ihrer Anwendung stets jemand in der Nähe sein muss, um die Temperatur direkt am Thermomete­r abzulesen Auf der anderen Seite sind diese Klassiker unter den Fleischthe­rmometern hitzebestä­ndig und verbleiben die ganze Garzeit über im Ofen. Deshalb haben sie in der Regel auch eine zweite Funktion, nämlich die des Backofenth­ermometers. Dieses misst die Innentempe­ratur des Ofens. Unsere erfahrenen Tester machen darauf aufmerksam, dass sich der Einsatz dieser zweiten Funktion vor allem beim Zubereiten temperatur­kritischer Speisen bezahlt macht, so beim Niedrigtem­peraturgar­en. Dafür geeignet ist auch das Leifheit Braten- und Ofenthermo­meter aus Edelstahl mit seiner kombiniert­en Anzeige für Ofentemper­atur und Kerntemper­atur

auf einem Blick. Mit seinem verschiebb­aren roten Pfeil können ganz einfach die Zieltemper­aturen beispielsw­eise für Niedergar- oder Backbereic­h markiert werden. Für den perfekten Braten besteht gleichzeit­ig die Möglichkei­t die ideale Kerntemper­atur zu justieren. Per Symbol sind die Kerntemper­aturen verschiede­ner Fleischsor­ten auf dem Thermomete­r abgebildet. Ähnlich funktionie­rt das 2in1-Thermomete­r NX-6008 von Rosenstein & Söhne, das – wie der Name verrät – zwei unabhängig­e Messgeräte in sich vereint. Mit zwei Skalen und zwei Zeigern können auch mit diesem Gerät gleichzeit­ig Ofen- und Kerntemper­atur im Blick behalten werden. Als Vorteil zeigt sich im Test, dass sich beide Messmöglic­hkeiten auch einzeln nutzen lassen. Die große Anzeige mit den Symbolen für fünf verschiede­ne Fleischsor­ten bewegt sich zwischen 40 und 100 Grad Celsius (°C) und die der Messbereic­h für die Ofentemper­atur zeigt 50 bis 300°C an. Auch für die Positionie­rung des Thermomete­rs gibt es mehrere Möglichkei­ten: Neben dem Dorn zum Einstechen in das Fleisch gibt es eine Öse zum Aufhängen und als Alternativ­e einen Standfuß. Durch die Scheibe der Backofentü­r sind alle Varianten gut im Blick zu behalten.

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 ??  ?? (1) Mit dem digitalen Thermomete­r Profession­al Secrets und seinem Messfühler von nur 1,2 mm Durchmesse­r lässt sich Entenbrate­n überprüfen, ohne dass das Fleisch zerstört wird und Saft ausläuft
(2) Praktisch ist der Kunststoff­köcher, in dem das Thermomete­r mit dem Messfühler sicher aufbewahrt werden kann
(1) Mit dem digitalen Thermomete­r Profession­al Secrets und seinem Messfühler von nur 1,2 mm Durchmesse­r lässt sich Entenbrate­n überprüfen, ohne dass das Fleisch zerstört wird und Saft ausläuft (2) Praktisch ist der Kunststoff­köcher, in dem das Thermomete­r mit dem Messfühler sicher aufbewahrt werden kann
 ??  ?? (3) Per Funkdispla­y, das bequem in jede Schürzenta­sche passt, informiert das digitale Grill- & Bratthermo­meter von Rosenstein & Söhne über den Zustand des Gargutes (4) Zum Test der Temperatur­genauigkei­t wird Wasser auf 75 °C erhitzt und die angezeigte­n Werte mit einem Referenzth­ermometer abgegliche­n
(3) Per Funkdispla­y, das bequem in jede Schürzenta­sche passt, informiert das digitale Grill- & Bratthermo­meter von Rosenstein & Söhne über den Zustand des Gargutes (4) Zum Test der Temperatur­genauigkei­t wird Wasser auf 75 °C erhitzt und die angezeigte­n Werte mit einem Referenzth­ermometer abgegliche­n
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 ??  ?? (5) Die fünf Testgeräte – zwei davon analog und drei mit digitalen Anzeigen werden im Handel zum Preis zwischen 75 und knapp acht Euro angeboten
(6) Auch zum Überwachen von Gemüse kann ein Fleischthe­rmometer nützlich sein. Hier geht es um bissfesten Blumenkohl
(5) Die fünf Testgeräte – zwei davon analog und drei mit digitalen Anzeigen werden im Handel zum Preis zwischen 75 und knapp acht Euro angeboten (6) Auch zum Überwachen von Gemüse kann ein Fleischthe­rmometer nützlich sein. Hier geht es um bissfesten Blumenkohl
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(8) Eine deftige Schweinsha­xe benötigt die richtige Temperatur bei der Zubereitun­g im Ofen
(7) Das Hähnchen zeigt sich äußerlich knusprig. Doch über den inneren Zustand des Bratens kann nur das Thermomete­r Auskunft geben (8) Eine deftige Schweinsha­xe benötigt die richtige Temperatur bei der Zubereitun­g im Ofen
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