4 Uhrenbeweger
Für die wertvollsten Stücke
Automatikuhren ziehen sich selbst auf – sofern man sie trägt. Tut man das nicht, kommen Uhrenbeweger zum Einsatz. Sie simulieren die Bewegungen der Hand, halten das Schmiermittel der Mechanik geschmeidig und sorgen dafür, dass die Uhr immer die korrekte Zeit anzeigt. Wir haben vier Geräte für Sie getestet.
Gerade Liebhaber der Uhrmacherkunst wissen das mechanische Uhrwerk von Automatikuhren zu schätzen. Ganz ohne Batterie zieht es sich mit einer Feder selbst auf. Dazu genügen die Bewegungen des Handgelenks beim Tragen. Gut gepflegt läuft eine solche Uhr theoretisch bis in alle Ewigkeit. Problem ist allerdings, dass solche Uhren regelmäßig bewegt werden müssen. Nur so bleibt die Uhr nicht stehen und das Schmiermittel im Uhrwerk geschmeidig. Abhängig von der Gangreserve, die von Uhr zu Uhr stark variiert und gewöhnlich zwischen 32 und 60 Stunden liegt, muss eine Automatikuhr alle ein bis drei Tage aufgezogen werden. Wer nicht dazu kommt, seine Uhr regelmäßig zu tragen, setzt dafür einen Uhrenbeweger ein, der die Rotationsbewegungen der Hand simuliert. Ideal sind dazu Geräte mit unterschiedlichen Rotationsprogrammen.
Smarte Rechts-Links-Kombination
Das Aufziehen von Automatikuhren ist nicht trivial. Jedes Uhrenmodell erfordert eine bestimmte Drehrichtung, wobei teilweise auch die sog. Turns per
Day (TPD) eine wichtige Rolle spielen. Wie eine Uhr optimal aufgezogen wird, erfährt man beim Hersteller der Uhr - und darauf sollten Nutzer eines Uhrenbewegers in der Bedienungsanleitung aufmerksam gemacht werden. Denn eine Automatikuhr kann leicht überdreht werden, was ihr schadet. Bei den meisten Testgeräten wird darauf hingewiesen. Nur in der Bedienungsanleitung des PE-7646 gibt es keine diesbezüglichen Sicherheitshinweise seitens des Herstellers.
Alle getesteten Geräte bieten sowohl einen Rechts- als auch einen Linkslauf an. Außer beim Modell PE-7646 von St. Leonhard kann zudem ein automatischer Wechsel der Drehrichtung ausgewählt werden. Darüber hinaus verfügen alle Testgeräte über ein oder mehrere Rotationsprogramme. Dabei wird die Uhr in Intervallen gedreht, um ein Überdrehen der Uhr zu vermeiden. Besonders genau funktionieren das Piccolo und das Inspiration MV4. Bei beiden Geräten ist für jedes Programm die exakte Anzahl der Umdrehungen pro Tag (TPD) angegeben. Beim NC-7187 findet sich dagegen nur die Angabe der maximalen Umdrehungen pro Minute (8 U/ Min.) sowie die Drehdauer der einzelnen Programme. Mit diesen Angaben können die TPD theoretisch errechnet werden. In der Praxis dürfte das jedoch für die meisten Nutzer zu umständlich sein. Allein beim PE-7646, dem günstigsten Testgerät, wird überhaupt keine Angabe zur Anzahl der Umdrehungen gemacht. Die Rotationsprogramme lassen sich bei allen Geräten gut einstellen. Besonders sticht das Piccolo von Designhütte hervor, bei dem die einzelnen Positionen an beiden Schiebeschaltern gut gekennzeichnet sind. Schwieriger ist das beim Inspiration MV4 von Modalo, bei dessen Drehregler nicht einmal die Off-Position markiert ist. Gut finden wir den separaten On/Off-Kippschalter des NC-7187. Das ermöglicht Nutzern zuerst das korrekte Rotationsprogramm einzustellen und danach das Programm zu starten. Bei allen Geräten wäre es unseres Erachtens aber sinnvoll, direkt neben die Rotationsprogramme auch die TPD zu schreiben. Vor allen für Nutzer, die ein Gerät für unterschiedliche Uhrenmodelle verwenden möchten, wäre diese Angabe eine Er
leichterung. Denn wer kramt jedes Mal die Bedienungsanleitung hervor, nur um die TPD herauszufinden?
Schlaue Schräglage
Ein wichtiger Aspekt von Uhrenbewegern ist der Winkel, in dem die Uhr ins Gerät aufgenommen wird. Dieser beträgt optimal 90° zum Boden. Anders als beim Tragen der Uhr, wird bei einem Uhrenbeweger nämlich nicht die Schwungscheibe in der Uhr sondern die Uhr selbst gedreht. Uhrenbeweger machen sich dabei die Schwerkraft zu nutze. Die Schwungscheibe hängt nach unten, der Motor des Geräts dreht die Uhr um die eigene Achse und spannt dadurch die Feder. Um die Schwerkraft optimal zu nutzen, sollte die Uhr daher in einem 90°-Winkel nach unten hängen. Jedes Grad weniger verringert die Gewichtskraft der Schwungscheibe und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Uhr nicht korrekt aufgezogen wird. Einzig die Modelle von Modalo und Designhütte haben den perfekten Uhraufnahme-Winkel.
Rundum im Einsatz
Im Test haben wir vor allem den Bedienkomfort und die Funktionalität der Geräte unter die Lupe genommen. Um die Uhr im Gerät zu drehen, muss sie zuerst einmal auf den Halter aufgebracht werden. Dieser ist beim PE-7646 und Modalo aus Hartplastik und kann durch Drücken an den Umfang des Armbands angepasst werden. Dieser Umfang lässt bei beiden Modellen weiter reduzieren, wenn ein Plastikteil zum Aufstecken bzw. Aufschieben entfernt wird. Einfacher in der Handhabung ist der Halter von Modalo, dessen Bauform — im Gegensatz zum Halter des PE-7646 — beim Aufbringen der Uhr keine Missverständnisse zulässt. Besonders flexibel ist der Halter des Piccolo, der aus Schaumstoff besteht. Er lässt sich gut zusammendrücken, sodass auch Uhren mit kürzeren Armbändern gut aufgebracht werden können. Allerdings stellt sich die Frage, ob der Gegendruck gerade bei Lederarmbändern nicht zu einem Überdehnen des Leders führen könnte. Beim NC-7187 werden die Uhren auf wenig flexible Ringe aufgebracht. Für Damenuhren wird der Innenring, für Herrenuhren Innen- und Außenring gemeinsam genutzt. Auf den Halter NC-7187 können sogar Uhren aufgebracht werden, deren Armbänder nur 13,5 cm lang sind. Damit passen in diesen Uhrenbeweger auch Damenuhren für schmale Handgelenke. Das Einsetzen und Entfernen des Halters aus dem Gerät ist mit aufgesteckter Uhr bei drei Geräten kein Problem. Beim NC-7187 ist jedoch der Raum zum Einsetzen knapp bemessen. Unsere sportliche Herrenuhr mit dickem Lederarmband ließ sich nur mit Mühe in den Uhrenhalter drücken. Bei der Entnahme mussten wir etwas ziehen, wodurch sich die Verklebung der Blende löste. Mit anderen Worten: Der Uhrenbeweger ging kaputt. Wir haben das Malheur genutzt, um einen Blick ins Innenleben des Uhrenbewegers zu werfen. Denn der Antriebsmechanismus lässt auf die Qualität des Geräts schließen. Besonders hochwertige Uhrenbeweger verwenden kugelgelagerte Getriebemotoren als Antrieb. Leider machen die Hersteller aller Testgeräte dazu keine Angaben und keines der Geräte lässt sich öffnen, ohne es zugleich zu zerstören. Im NC-7187 finden wir leider nur ein Kunststoffgetriebe mit Zahnrädern und Riemen vor. Bei beiden Modellen von St. Leonard ist der Abstand zur Verschlussklappe knapp bemessen. Gerade größere Uhren stoßen beim Drehen an die Klappe und hinterlassen auf Dauer Kratzer. Ein Problem, das einzig bei dem Modell von Modalo nicht auftreten kann. Dank seines Designs ohne Abdeckung können damit mühelos auch größere Uhren gedreht werden. Alle Uhrenbeweger laufen übrigens besonders leise, was wichtig ist, da sie nicht selten im Schlafzimmer stehen. Am leisesten ist das günstigste Modell, das PE-7646 von St. Leonhard.
Sicher im Safe
Hochwertige Uhren werden nicht selten in einem Tresor oder Schrank gelagert. Daher sollten Uhrenbeweger optional auch mit Batterie betrieben werden können. Bei unseren Testgeräten ist das nur beim Inspiration MV4 von Modalo der Fall.