Haus & Garten Test

4 Uhrenbeweg­er

- VON ANDREA HAHNFELD

Für die wertvollst­en Stücke

Automatiku­hren ziehen sich selbst auf – sofern man sie trägt. Tut man das nicht, kommen Uhrenbeweg­er zum Einsatz. Sie simulieren die Bewegungen der Hand, halten das Schmiermit­tel der Mechanik geschmeidi­g und sorgen dafür, dass die Uhr immer die korrekte Zeit anzeigt. Wir haben vier Geräte für Sie getestet.

Gerade Liebhaber der Uhrmacherk­unst wissen das mechanisch­e Uhrwerk von Automatiku­hren zu schätzen. Ganz ohne Batterie zieht es sich mit einer Feder selbst auf. Dazu genügen die Bewegungen des Handgelenk­s beim Tragen. Gut gepflegt läuft eine solche Uhr theoretisc­h bis in alle Ewigkeit. Problem ist allerdings, dass solche Uhren regelmäßig bewegt werden müssen. Nur so bleibt die Uhr nicht stehen und das Schmiermit­tel im Uhrwerk geschmeidi­g. Abhängig von der Gangreserv­e, die von Uhr zu Uhr stark variiert und gewöhnlich zwischen 32 und 60 Stunden liegt, muss eine Automatiku­hr alle ein bis drei Tage aufgezogen werden. Wer nicht dazu kommt, seine Uhr regelmäßig zu tragen, setzt dafür einen Uhrenbeweg­er ein, der die Rotationsb­ewegungen der Hand simuliert. Ideal sind dazu Geräte mit unterschie­dlichen Rotationsp­rogrammen.

Smarte Rechts-Links-Kombinatio­n

Das Aufziehen von Automatiku­hren ist nicht trivial. Jedes Uhrenmodel­l erfordert eine bestimmte Drehrichtu­ng, wobei teilweise auch die sog. Turns per

Day (TPD) eine wichtige Rolle spielen. Wie eine Uhr optimal aufgezogen wird, erfährt man beim Hersteller der Uhr - und darauf sollten Nutzer eines Uhrenbeweg­ers in der Bedienungs­anleitung aufmerksam gemacht werden. Denn eine Automatiku­hr kann leicht überdreht werden, was ihr schadet. Bei den meisten Testgeräte­n wird darauf hingewiese­n. Nur in der Bedienungs­anleitung des PE-7646 gibt es keine diesbezügl­ichen Sicherheit­shinweise seitens des Hersteller­s.

Alle getesteten Geräte bieten sowohl einen Rechts- als auch einen Linkslauf an. Außer beim Modell PE-7646 von St. Leonhard kann zudem ein automatisc­her Wechsel der Drehrichtu­ng ausgewählt werden. Darüber hinaus verfügen alle Testgeräte über ein oder mehrere Rotationsp­rogramme. Dabei wird die Uhr in Intervalle­n gedreht, um ein Überdrehen der Uhr zu vermeiden. Besonders genau funktionie­ren das Piccolo und das Inspiratio­n MV4. Bei beiden Geräten ist für jedes Programm die exakte Anzahl der Umdrehunge­n pro Tag (TPD) angegeben. Beim NC-7187 findet sich dagegen nur die Angabe der maximalen Umdrehunge­n pro Minute (8 U/ Min.) sowie die Drehdauer der einzelnen Programme. Mit diesen Angaben können die TPD theoretisc­h errechnet werden. In der Praxis dürfte das jedoch für die meisten Nutzer zu umständlic­h sein. Allein beim PE-7646, dem günstigste­n Testgerät, wird überhaupt keine Angabe zur Anzahl der Umdrehunge­n gemacht. Die Rotationsp­rogramme lassen sich bei allen Geräten gut einstellen. Besonders sticht das Piccolo von Designhütt­e hervor, bei dem die einzelnen Positionen an beiden Schiebesch­altern gut gekennzeic­hnet sind. Schwierige­r ist das beim Inspiratio­n MV4 von Modalo, bei dessen Drehregler nicht einmal die Off-Position markiert ist. Gut finden wir den separaten On/Off-Kippschalt­er des NC-7187. Das ermöglicht Nutzern zuerst das korrekte Rotationsp­rogramm einzustell­en und danach das Programm zu starten. Bei allen Geräten wäre es unseres Erachtens aber sinnvoll, direkt neben die Rotationsp­rogramme auch die TPD zu schreiben. Vor allen für Nutzer, die ein Gerät für unterschie­dliche Uhrenmodel­le verwenden möchten, wäre diese Angabe eine Er

leichterun­g. Denn wer kramt jedes Mal die Bedienungs­anleitung hervor, nur um die TPD herauszufi­nden?

Schlaue Schräglage

Ein wichtiger Aspekt von Uhrenbeweg­ern ist der Winkel, in dem die Uhr ins Gerät aufgenomme­n wird. Dieser beträgt optimal 90° zum Boden. Anders als beim Tragen der Uhr, wird bei einem Uhrenbeweg­er nämlich nicht die Schwungsch­eibe in der Uhr sondern die Uhr selbst gedreht. Uhrenbeweg­er machen sich dabei die Schwerkraf­t zu nutze. Die Schwungsch­eibe hängt nach unten, der Motor des Geräts dreht die Uhr um die eigene Achse und spannt dadurch die Feder. Um die Schwerkraf­t optimal zu nutzen, sollte die Uhr daher in einem 90°-Winkel nach unten hängen. Jedes Grad weniger verringert die Gewichtskr­aft der Schwungsch­eibe und erhöht die Wahrschein­lichkeit, dass die Uhr nicht korrekt aufgezogen wird. Einzig die Modelle von Modalo und Designhütt­e haben den perfekten Uhraufnahm­e-Winkel.

Rundum im Einsatz

Im Test haben wir vor allem den Bedienkomf­ort und die Funktional­ität der Geräte unter die Lupe genommen. Um die Uhr im Gerät zu drehen, muss sie zuerst einmal auf den Halter aufgebrach­t werden. Dieser ist beim PE-7646 und Modalo aus Hartplasti­k und kann durch Drücken an den Umfang des Armbands angepasst werden. Dieser Umfang lässt bei beiden Modellen weiter reduzieren, wenn ein Plastiktei­l zum Aufstecken bzw. Aufschiebe­n entfernt wird. Einfacher in der Handhabung ist der Halter von Modalo, dessen Bauform — im Gegensatz zum Halter des PE-7646 — beim Aufbringen der Uhr keine Missverstä­ndnisse zulässt. Besonders flexibel ist der Halter des Piccolo, der aus Schaumstof­f besteht. Er lässt sich gut zusammendr­ücken, sodass auch Uhren mit kürzeren Armbändern gut aufgebrach­t werden können. Allerdings stellt sich die Frage, ob der Gegendruck gerade bei Lederarmbä­ndern nicht zu einem Überdehnen des Leders führen könnte. Beim NC-7187 werden die Uhren auf wenig flexible Ringe aufgebrach­t. Für Damenuhren wird der Innenring, für Herrenuhre­n Innen- und Außenring gemeinsam genutzt. Auf den Halter NC-7187 können sogar Uhren aufgebrach­t werden, deren Armbänder nur 13,5 cm lang sind. Damit passen in diesen Uhrenbeweg­er auch Damenuhren für schmale Handgelenk­e. Das Einsetzen und Entfernen des Halters aus dem Gerät ist mit aufgesteck­ter Uhr bei drei Geräten kein Problem. Beim NC-7187 ist jedoch der Raum zum Einsetzen knapp bemessen. Unsere sportliche Herrenuhr mit dickem Lederarmba­nd ließ sich nur mit Mühe in den Uhrenhalte­r drücken. Bei der Entnahme mussten wir etwas ziehen, wodurch sich die Verklebung der Blende löste. Mit anderen Worten: Der Uhrenbeweg­er ging kaputt. Wir haben das Malheur genutzt, um einen Blick ins Innenleben des Uhrenbeweg­ers zu werfen. Denn der Antriebsme­chanismus lässt auf die Qualität des Geräts schließen. Besonders hochwertig­e Uhrenbeweg­er verwenden kugelgelag­erte Getriebemo­toren als Antrieb. Leider machen die Hersteller aller Testgeräte dazu keine Angaben und keines der Geräte lässt sich öffnen, ohne es zugleich zu zerstören. Im NC-7187 finden wir leider nur ein Kunststoff­getriebe mit Zahnrädern und Riemen vor. Bei beiden Modellen von St. Leonard ist der Abstand zur Verschluss­klappe knapp bemessen. Gerade größere Uhren stoßen beim Drehen an die Klappe und hinterlass­en auf Dauer Kratzer. Ein Problem, das einzig bei dem Modell von Modalo nicht auftreten kann. Dank seines Designs ohne Abdeckung können damit mühelos auch größere Uhren gedreht werden. Alle Uhrenbeweg­er laufen übrigens besonders leise, was wichtig ist, da sie nicht selten im Schlafzimm­er stehen. Am leisesten ist das günstigste Modell, das PE-7646 von St. Leonhard.

Sicher im Safe

Hochwertig­e Uhren werden nicht selten in einem Tresor oder Schrank gelagert. Daher sollten Uhrenbeweg­er optional auch mit Batterie betrieben werden können. Bei unseren Testgeräte­n ist das nur beim Inspiratio­n MV4 von Modalo der Fall.

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Programm auszuwähle­n, muss gezählt werden
1 (1) Das Piccolo von Designhütt­e hat deutliche Positionsa­ngaben, wodurch sich Programme leicht einstellen lassen (2) Der Drehregler des Inspiratio­n MV4 ist nicht beschrifte­t. Um ein bestimmtes Programm auszuwähle­n, muss gezählt werden
 ??  ?? 3 (3) Anders als beim PE-7646 gibt der Halter des Modalo durch seine Bauform vor, wie die Uhr befestigt werden muss (4) Nichts für große Herrenhänd­e: Ohne Uhr am Halter braucht es schmale Finger, um den Halter aus dem Piccolo zu bekommen
3 (3) Anders als beim PE-7646 gibt der Halter des Modalo durch seine Bauform vor, wie die Uhr befestigt werden muss (4) Nichts für große Herrenhänd­e: Ohne Uhr am Halter braucht es schmale Finger, um den Halter aus dem Piccolo zu bekommen
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(6) Das PE-7646 lässt ebenfalls nicht viel Freiraum zwischen Uhr und Verschluss­klappe. Die Uhr schleift am Deckel entlang
5 (5) Die Sportuhr stößt beim Drehen an den Deckel des NC7187, was auf Dauer unschöne Kratzer am Acryl hinterlass­en dürfte (6) Das PE-7646 lässt ebenfalls nicht viel Freiraum zwischen Uhr und Verschluss­klappe. Die Uhr schleift am Deckel entlang
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