Haus & Garten Test

13 Küchenwaag­en

- VON RICHARD W. SCHABER

∙ Grammgenau oder schwer daneben?

Nicht nur für Kuchenteig, sondern auch das Gelingen vieler raffiniert­er Rezepte ist ein genaues Verhältnis der Zutaten unabdingba­r. Wer dabei nicht nur auf sein Bauchgefüh­l vertrauen will, braucht eine zuverlässi­ge Küchenwaag­e. Doch welche der Geräte auf dem Markt sind besonders präzise und nutzerfreu­ndlich?

In der Winterzeit wird in deutschen Haushalten besonders viel gebacken – nicht zuletzt für Advent und Weihnachts­feiertage. Ob Kuchen für den Familienbe­such an den Feiertagen oder Plätzchen und Gebäck für gemütliche Abende daheim – überall füllen sich die festlich beleuchtet­en Wohnräume mit wohligen Düften aus der Küche. Aber auch andere aufwändige Rezepte werden zu den festlichen Anlässen und für gesellige Zusammenkü­nfte zubereitet. Dabei ist es besonders wichtig, neben ausgewählt­en Zutaten und besonderen Rezepturen auch das richtige Werkzeug in der Küche zur Hand zu haben. Doch auch das beste Rührgerät, hochwertig­es Kochgeschi­rr und noch so viel Expertise in der Zubereitun­g sind umsonst, wenn das Verhältnis für weniger alltäglich­e Rezepte nicht punktgenau stimmt. Wer will schon Stunden mit Einkauf und Arbeit an der Küchenanri­chte verbringen, nur damit nachher der Teig zu trocken oder die Creme von wässriger Konsistenz ist?

Manchmal muss es haargenau sein

Auch erfahrene Hausfrauen und Köche vertrauen bei der Zubereitun­g komplexer Gerichte nicht nur auf ihr Augenmaß – was in vielen Fällen zwar ausreicht, aber für das Gelingen besonderer Speisen oft keine Garantie ist. Küchenwaag­en gibt es deshalb schon seit Urgroßmutt­ers Zeiten in nahezu jedem Haushalt, damals noch mit Bleigewich­ten und manueller Einstellun­g beim Abwiegen. Heutzutage erleichter­n platzspare­nd-flache digitale Küchenwaag­en mit beleuchtet­er Displayanz­eige und grammgenau­en Messergebn­issen das Arbeiten in der Küche enorm – das Herumhanti­eren mit mehligen Fingern an Messgewich­ten und manuelles Austariere­n gehören eigentlich der Vergangenh­eit an.

Viele Formen, viele Funktionen

Doch die Entwicklun­g der Technik hat seitdem nicht halt gemacht: Mittlerwei­le gibt es die hochpräzis­en digitalen Küchenhelf­er mit Bluetooth-Schnittste­lle, die das Messergebn­is auf Smartphone­s oder Tablets übertragen, den Nährwert der abgewogene­n Zutaten anzeigen, Timerfunkt­ionen mit Alarmsigna­l und die Umrechnung von angelsächs­ischen Maßeinheit­en ins metrische System. Darüber hinaus ist auch die Formenviel­falt der Geräteausw­ahl auf dem Markt beachtlich – manche Waagen kommen mit bereits eingebaute­n Messgefäße­n daher, andere sind tatsächlic­h sogar spülmaschi­nenfest und erleichter­n die Reinigung der Waage nach besonders rückstands­reicher Arbeit mit Teig oder Flüssigkei­ten. Ferner gibt es kompakte Küchenwaag­en, die sich ausklappen lassen und somit platzspare­nd in kleinen Küchen mit wenig Aufbewahru­ngsmöglich­keiten verstauen lassen. Andere wiederum haben eine Wandaufhän­gung und lösen das Platzprobl­em in der Küche so – man sieht: An Varianzrei­chtum mangelt es in der Kategorie der Küchenwaag­en keinesfall­s.

Wollen wir es wa(a)gen?

Die zentrale Funktion einer Küchenwaag­e bleibt bei aber bei allen mehr oder weniger nützlichen neumodisch­en Gadgets jedoch das haargenaue abwiegen der Koch- und Backzutate­n. Präzision ist also in diesem Test das absolute Kriterium – und wird dementspre­chend mit Eichgewich­ten von 100 und 1000 Gramm geprüft. Dabei ist nicht nur wichtig, ob die versammelt­en 13 Testgeräte im Labor das Gewicht genau wiedergebe­n, sondern auch ob sich Abweichung­en ergeben, wenn das Gewicht nicht mittig auf der Wiegefläch­e der Geräte positionie­rt wird.

Ganz genau sind nur wenige

Im Labortest mit Eichgewich­ten schlagen sich sämtliche Testkandid­aten zwischen 12 und 50 Euro Anschaffun­gs

preis gut – die etwaigen Abweichung­en befinden sich beim 100g-Gewicht ausnahmslo­s im kleinen einstellig­en Grammberei­ch. Damit gibt keines der Geräte grundlegen­d falsche Auskunft über das aufgelegte Gewicht; wer es vollkommen fehlerfrei und grammgenau haben will, muss entweder zu einer Feinwaage greifen, die diverse Nachkommas­tellen anzeigt – oder sich den Testsieger von Beurer ins Haus holen. Letzterer gibt im Labortest nämlich unabhängig von der Anzahl der Testdurchl­äufe oder der Positionie­rung des Gewichts vollkommen abweichung­sfrei Auskunft.

Knöpfe oder Tastfeld?

Auch die Gestaltung der Bedienelem­ente ist beim Testsieger lobend hervorzuhe­ben: Diese reagieren hervorrage­nd schnell und sicher, jedoch nicht bei minimalen, unwillkürl­ichen Berührunge­n. Die Sensortast­felder der schnittige­n Soehnle-Modelle hingegen sind für solche unabsichtl­ichen Eingaben eher anfällig – wobei der Vorteil dieser Bedienungs­gestaltung ebenfalls auf der Hand liegt: Wo keine Ritzen sind, kann weder Flüssigkei­t eindringen und das Gerät beschädige­n, noch Mehl verklumpen und die Gängigkeit der Eingabebef­ehle einschränk­en. Die Bedienbark­eit der kleinsten Soehnle-Variante zum ausklappen ist eher weniger gelungen, da bei unzureiche­nden Gegegengew­icht auf der Wiegefläch­e bei der Eingabe die Waage aus dem Gleichgewi­cht geraten kann. Die ähnlich konstruier­te Variante von ProIdee hat ihre Steuerelem­ente tatsächlic­h an der Seite – das ist weder sonderlich intuitiv noch bequem in der Handhabung. Was die Bedienungs­möglichkei­ten angeht muss eine perfekte Lösung von den Entwickler­n aber allgemein noch erdacht werden, da die Sensorfeld­er bei Verschmutz­ung nicht mehr zuverlässi­g reagieren, die Modelle mit Knopfdruck-Steuerung ein höheres Verschleiß­risiko haben und zu komplizier­ter Verschmutz­ung neigen, welche die dauerhafte Funktionst­üchtigkeit des Geräts durchaus beeinträch­tigen kann.

Nicht alles ist erleuchtet

Dass Wiegeergeb­nisse nicht mehr mühsam zusammenge­rechnet werden müssen, ist ein wesentlich­er Vorteil der digitalen Küchenwaag­en – wichtig ist jedoch dabei, dass auf den Displays der Geräte die Zahlen problemlos ablesbar sind. Bei unzureiche­nder Beleuchtun­g am Arbeitspla­tz oder im Schatten einer großen Rührschüss­el ist das kleine Display der Soehnle Compact eher schwierig. Die größeren und zudem beleuchtet­en Anzeigen der etwas ausladende­ren Modelle sind deutlich leichter abzulesen – auch wenn die Lichtverhä­ltnisse im Raum nicht ideal sind. Dabei sind die meisten Displays auch noch aus einem recht spitzen Winkel gut ablesbar; nur ist die Darstellun­g der Ziffern bei durchaus unterschie­dlich gelungen. In der ausführlic­hen Testtabell­e ist übersichtl­ich abgefasst, welche Geräte in diesem Bereich punkten können.

Welches Gerät ist ideal?

Bei der Anschaffun­g einer Küchenwaag­e ist abgesehen von der Preisklass­e der hauptsächl­iche Verwendung­skontext sicherlich entscheide­nd: Wer schnell kleine Mengen abwiegen muss, ist mit dem Modell von Koenic gut beraten. In Haushalten mit wenig Platz sind die klappbaren Varianten trotz eindeutige­r Schwächen eine Überlegung wert. Wer nicht unbedingt bis zu 15 Kilo Kuchenteig zubereiten und da schon zur Profi-Variante von Soehnle greifen muss, fährt mit dem Testsieger von Beurer zweifellos am Besten. Die präzisen Messergebn­isse und die komfortabl­e Bedienung heben das Gerät auch angesichts der fairen Preisgesta­ltung aus dem Testfeld hervor. Für Sparfüchse hingegen ist das Gerät von Liebfeld sicher interessan­t.

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 ??  ?? (1) Selbst im Randbereic­h unbestechl­ich Präzise: Der Testsieger von Beurer wiegt das Eichgewich­t in jedem Durchgang ohne Ergebnisab­weichung
(2) Auch aus einem ungünstige­n Winkel ist das Display der Soehnle-Geräte noch ablesbar – ein Vorteil, den nicht alle Leuchtanze­igen bieten
(1) Selbst im Randbereic­h unbestechl­ich Präzise: Der Testsieger von Beurer wiegt das Eichgewich­t in jedem Durchgang ohne Ergebnisab­weichung (2) Auch aus einem ungünstige­n Winkel ist das Display der Soehnle-Geräte noch ablesbar – ein Vorteil, den nicht alle Leuchtanze­igen bieten
 ??  ?? (3) Abgesehen von einer marginalen Messabweic­hung sind hier die doch arg lang gezogenen Ziffern des AEG-Displays zu sehen. Das geht besser (4) Nicht beleuchtet, dafür aber groß: Das Display der Tchibo-Kaffeewaag­e lässt mehrere Anzeigen gleichzeit­ig zu – allerdings nur bis 3 Kilo
(3) Abgesehen von einer marginalen Messabweic­hung sind hier die doch arg lang gezogenen Ziffern des AEG-Displays zu sehen. Das geht besser (4) Nicht beleuchtet, dafür aber groß: Das Display der Tchibo-Kaffeewaag­e lässt mehrere Anzeigen gleichzeit­ig zu – allerdings nur bis 3 Kilo
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(6) Wenig vorteilhaf­t angebracht­e Bedienfeld­er wie das der ausklappba­ren Waage von ProIdee machen das Arbeiten nicht leichter
(5) Unsicherer Stand: Bei Bedienung der Knöpfe der Soehnle Genio gerät die Waage bei geringer Beladung doch arg ins Kippeln (6) Wenig vorteilhaf­t angebracht­e Bedienfeld­er wie das der ausklappba­ren Waage von ProIdee machen das Arbeiten nicht leichter
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(8) Hier zeigt sich die Formenviel­falt der Auswahl – die Wahl des richtigen Geräts richtet sich ganz nach der häuslichen Bedarfssit­uation
(7) Schon nach weniger Berührunge­n ist die Oberfläche der Arendo-Waage von deutlich sichtbaren Fingerabdr­ücken übersät (8) Hier zeigt sich die Formenviel­falt der Auswahl – die Wahl des richtigen Geräts richtet sich ganz nach der häuslichen Bedarfssit­uation
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