13 Küchenwaagen
∙ Grammgenau oder schwer daneben?
Nicht nur für Kuchenteig, sondern auch das Gelingen vieler raffinierter Rezepte ist ein genaues Verhältnis der Zutaten unabdingbar. Wer dabei nicht nur auf sein Bauchgefühl vertrauen will, braucht eine zuverlässige Küchenwaage. Doch welche der Geräte auf dem Markt sind besonders präzise und nutzerfreundlich?
In der Winterzeit wird in deutschen Haushalten besonders viel gebacken – nicht zuletzt für Advent und Weihnachtsfeiertage. Ob Kuchen für den Familienbesuch an den Feiertagen oder Plätzchen und Gebäck für gemütliche Abende daheim – überall füllen sich die festlich beleuchteten Wohnräume mit wohligen Düften aus der Küche. Aber auch andere aufwändige Rezepte werden zu den festlichen Anlässen und für gesellige Zusammenkünfte zubereitet. Dabei ist es besonders wichtig, neben ausgewählten Zutaten und besonderen Rezepturen auch das richtige Werkzeug in der Küche zur Hand zu haben. Doch auch das beste Rührgerät, hochwertiges Kochgeschirr und noch so viel Expertise in der Zubereitung sind umsonst, wenn das Verhältnis für weniger alltägliche Rezepte nicht punktgenau stimmt. Wer will schon Stunden mit Einkauf und Arbeit an der Küchenanrichte verbringen, nur damit nachher der Teig zu trocken oder die Creme von wässriger Konsistenz ist?
Manchmal muss es haargenau sein
Auch erfahrene Hausfrauen und Köche vertrauen bei der Zubereitung komplexer Gerichte nicht nur auf ihr Augenmaß – was in vielen Fällen zwar ausreicht, aber für das Gelingen besonderer Speisen oft keine Garantie ist. Küchenwaagen gibt es deshalb schon seit Urgroßmutters Zeiten in nahezu jedem Haushalt, damals noch mit Bleigewichten und manueller Einstellung beim Abwiegen. Heutzutage erleichtern platzsparend-flache digitale Küchenwaagen mit beleuchteter Displayanzeige und grammgenauen Messergebnissen das Arbeiten in der Küche enorm – das Herumhantieren mit mehligen Fingern an Messgewichten und manuelles Austarieren gehören eigentlich der Vergangenheit an.
Viele Formen, viele Funktionen
Doch die Entwicklung der Technik hat seitdem nicht halt gemacht: Mittlerweile gibt es die hochpräzisen digitalen Küchenhelfer mit Bluetooth-Schnittstelle, die das Messergebnis auf Smartphones oder Tablets übertragen, den Nährwert der abgewogenen Zutaten anzeigen, Timerfunktionen mit Alarmsignal und die Umrechnung von angelsächsischen Maßeinheiten ins metrische System. Darüber hinaus ist auch die Formenvielfalt der Geräteauswahl auf dem Markt beachtlich – manche Waagen kommen mit bereits eingebauten Messgefäßen daher, andere sind tatsächlich sogar spülmaschinenfest und erleichtern die Reinigung der Waage nach besonders rückstandsreicher Arbeit mit Teig oder Flüssigkeiten. Ferner gibt es kompakte Küchenwaagen, die sich ausklappen lassen und somit platzsparend in kleinen Küchen mit wenig Aufbewahrungsmöglichkeiten verstauen lassen. Andere wiederum haben eine Wandaufhängung und lösen das Platzproblem in der Küche so – man sieht: An Varianzreichtum mangelt es in der Kategorie der Küchenwaagen keinesfalls.
Wollen wir es wa(a)gen?
Die zentrale Funktion einer Küchenwaage bleibt bei aber bei allen mehr oder weniger nützlichen neumodischen Gadgets jedoch das haargenaue abwiegen der Koch- und Backzutaten. Präzision ist also in diesem Test das absolute Kriterium – und wird dementsprechend mit Eichgewichten von 100 und 1000 Gramm geprüft. Dabei ist nicht nur wichtig, ob die versammelten 13 Testgeräte im Labor das Gewicht genau wiedergeben, sondern auch ob sich Abweichungen ergeben, wenn das Gewicht nicht mittig auf der Wiegefläche der Geräte positioniert wird.
Ganz genau sind nur wenige
Im Labortest mit Eichgewichten schlagen sich sämtliche Testkandidaten zwischen 12 und 50 Euro Anschaffungs
preis gut – die etwaigen Abweichungen befinden sich beim 100g-Gewicht ausnahmslos im kleinen einstelligen Grammbereich. Damit gibt keines der Geräte grundlegend falsche Auskunft über das aufgelegte Gewicht; wer es vollkommen fehlerfrei und grammgenau haben will, muss entweder zu einer Feinwaage greifen, die diverse Nachkommastellen anzeigt – oder sich den Testsieger von Beurer ins Haus holen. Letzterer gibt im Labortest nämlich unabhängig von der Anzahl der Testdurchläufe oder der Positionierung des Gewichts vollkommen abweichungsfrei Auskunft.
Knöpfe oder Tastfeld?
Auch die Gestaltung der Bedienelemente ist beim Testsieger lobend hervorzuheben: Diese reagieren hervorragend schnell und sicher, jedoch nicht bei minimalen, unwillkürlichen Berührungen. Die Sensortastfelder der schnittigen Soehnle-Modelle hingegen sind für solche unabsichtlichen Eingaben eher anfällig – wobei der Vorteil dieser Bedienungsgestaltung ebenfalls auf der Hand liegt: Wo keine Ritzen sind, kann weder Flüssigkeit eindringen und das Gerät beschädigen, noch Mehl verklumpen und die Gängigkeit der Eingabebefehle einschränken. Die Bedienbarkeit der kleinsten Soehnle-Variante zum ausklappen ist eher weniger gelungen, da bei unzureichenden Gegegengewicht auf der Wiegefläche bei der Eingabe die Waage aus dem Gleichgewicht geraten kann. Die ähnlich konstruierte Variante von ProIdee hat ihre Steuerelemente tatsächlich an der Seite – das ist weder sonderlich intuitiv noch bequem in der Handhabung. Was die Bedienungsmöglichkeiten angeht muss eine perfekte Lösung von den Entwicklern aber allgemein noch erdacht werden, da die Sensorfelder bei Verschmutzung nicht mehr zuverlässig reagieren, die Modelle mit Knopfdruck-Steuerung ein höheres Verschleißrisiko haben und zu komplizierter Verschmutzung neigen, welche die dauerhafte Funktionstüchtigkeit des Geräts durchaus beeinträchtigen kann.
Nicht alles ist erleuchtet
Dass Wiegeergebnisse nicht mehr mühsam zusammengerechnet werden müssen, ist ein wesentlicher Vorteil der digitalen Küchenwaagen – wichtig ist jedoch dabei, dass auf den Displays der Geräte die Zahlen problemlos ablesbar sind. Bei unzureichender Beleuchtung am Arbeitsplatz oder im Schatten einer großen Rührschüssel ist das kleine Display der Soehnle Compact eher schwierig. Die größeren und zudem beleuchteten Anzeigen der etwas ausladenderen Modelle sind deutlich leichter abzulesen – auch wenn die Lichtverhältnisse im Raum nicht ideal sind. Dabei sind die meisten Displays auch noch aus einem recht spitzen Winkel gut ablesbar; nur ist die Darstellung der Ziffern bei durchaus unterschiedlich gelungen. In der ausführlichen Testtabelle ist übersichtlich abgefasst, welche Geräte in diesem Bereich punkten können.
Welches Gerät ist ideal?
Bei der Anschaffung einer Küchenwaage ist abgesehen von der Preisklasse der hauptsächliche Verwendungskontext sicherlich entscheidend: Wer schnell kleine Mengen abwiegen muss, ist mit dem Modell von Koenic gut beraten. In Haushalten mit wenig Platz sind die klappbaren Varianten trotz eindeutiger Schwächen eine Überlegung wert. Wer nicht unbedingt bis zu 15 Kilo Kuchenteig zubereiten und da schon zur Profi-Variante von Soehnle greifen muss, fährt mit dem Testsieger von Beurer zweifellos am Besten. Die präzisen Messergebnisse und die komfortable Bedienung heben das Gerät auch angesichts der fairen Preisgestaltung aus dem Testfeld hervor. Für Sparfüchse hingegen ist das Gerät von Liebfeld sicher interessant.