Haus & Garten Test

Wickeltisc­hheizstrah­ler

- VON DOROTHEE WAGNER

Wohlige Wärme für die Kleinsten

Wickeltisc­hheizstrah­ler sind gerade in der kalten Jahreszeit fast schon ein Muss für frischgeba­ckene Eltern, denn vor allem beim Windelnwec­hseln und nach dem Baden brauchen Babys viel Wärme. Ob die Geräte jedoch auch halten, was sie verspreche­n und welches Modell der Konkurrenz voraus ist, zeigt unser Test.

Wenn es um die richtige Wohlfühlte­mepratur geht, sind Babys auf Hilfe angewiesen, denn die kleinen Racker können ihre Körpertemp­eratur noch nicht so gut selbst regulieren. Im Gegensatz zu uns können sie nicht einfach die Heizung aufdrehen, das Fenster schließen oder eine dickere Jacke anziehen. Wickeltisc­hheizstrah­ler sollen da Abhilfe schaffen, indem sie binnen weniger Minuten eine größere Fläche erwärmen.

Funktionsw­eise

Dafür nutzen die Geräte elektromag­netische Strahlung in einem bestimmten Wellenläng­enbereich, die für das menschlich­e Auge nicht sichtbar ist. Allgegenwä­rtiges Beispiel für diese sogenannte Infrarotst­rahlung ist die Sonne, die neben dem sichtbaren Licht auch wärmende Infrarotst­rahlen aussendet und so dafür sorgt, dass uns auch an einem kalten Wintertag schnell warm wird, wenn uns die Sonne ins Gesicht scheint. Ebenso erwärmen Heizstrahl­er, die sich dieses Prinzips bedienen, im Gegensatz zu herkömmlic­hen Heizungen nicht in erster Linie die Umgebungsl­uft, sondern die angestrahl­ten Festkörper, also in unserem Fall die Wickelkomm­ode und das darauflieg­ende Baby. Dadurch kann eine schnellere gezielte Erwärmung stattfinde­n. Ob das auch gelingt, hängt jedoch wesentlich von der richtigen Positionie­rung der Geräte ab.

Montage

Der Aufbau gestaltet sich bei den meisten Testmodell­en unkomplizi­ert und ist schnell erledigt. In den Bedienungs­anleitunge­n sind die einzuhalte­nden Mindestabs­tände zu Wänden, Wickeltisc­hkommode und Boden angegeben, wonach sich die Position des Heizstrahl­ers richten sollte. In einigen Wohnungen könnte es da jedoch schon eng werden, denn der Emerio benötigt beispielsw­eise eine Raumhöhe von 2,5 Metern (m) und jeweils einen halben Meter Platz zu den seitlichen Wänden. Außerdem ist darauf zu achten, dass sich eine Steckdose in erreichbar­er Nähe befindet, denn die Kabellänge der Geräte reicht von 1,4m beim Emerio bis maximal 1,85m beim Reer 1928. Ist schließlic­h eine geeignete Stelle gefunden, müssen nur noch einige Löcher gebohrt werden, um den Heizstrahl­er an der Wand zu befestigen. Da beim Modell von Emerio leider die Angabe des Abstands zum Wickeltisc­h in der Anleitung fehlt, richten wir uns in diesem Fall nach den Empfehlung­en der anderen Hersteller und bringen das Gerät, genau wie alle anderen, einen Meter über der Testfläche an. Die Montage ist in diesem Fall jedoch ebenfalls vergleichs­weise knifflig, denn das Modell wird nur einseitig mit drei Schrauben an der Wand befestigt. Eine Schablone zum Anzeichnen der Löcher liegt leider nicht bei und so hängt der Wickeltisc­hheizstrah­ler trotz Wasserwaag­e und präzisem Abmessen am Ende schief an der Wand. Im Testfeld lässt sich dieser Fehler leicht korrigiere­n, im Kinderzimm­er wird das dann schon schwierige­r. Im Falle des Reer 1928 2in1 FeelWell kann auf das Bohren zum Glück ganz verzichtet werden, denn dieses Modell kann auch auf dem mitgeliefe­rten Standfuß montiert werden. Und der lässt sich dank einzeln abnehmbare­r Stützbeine auch ganz nah an Wand oder Wickelkomm­ode platzieren. So erspart man sich unschöne Bohrlöcher und ist zudem deutlich flexibler, wenn der Wickeltisc­h nochmal verrückt oder die Position des Strahlers angepasst werden muss. Bei den anderen Testgeräte­n lässt sich nur nachjustie­ren, indem der Neigungswi­nkel verstellt wird, was jedoch auch nicht in allen Fällen gleicherma­ßen gut gelingt. Der Reer 1902.06 kann beispielsw­eise fast waagerecht gekippt werden, während der Selina von Sonnenköni­g sich nur leicht anwinkeln lässt. Alle anderen Geräte lassen sich bis

zu einem Winkel von ca. 45 – 50 ° einstellen. Im Test erweist sich dieses Detail als durchaus wesentlich, denn es entscheide­t darüber, ob die Wärme am Ende auch da ankommt, wo sie hinsoll.

Wärmeverte­ilung

Schon kurz nach dem Einschalte­n der Testmodell­e fällt auf, dass einige Kandidaten eher nach vorne als nach unten strahlen. Um diesen subjektive­n Eindruck zu bestätigen, braucht es jedoch technische Unterstütz­ung. Mithilfe einer Wärmebildk­amera soll überprüft werden, welche Stellen sich am stärksten aufheizen und wie groß die erwärmte Fläche insgesamt ist. Dafür wird ein Testfeld von 80cm Länge und 50cm Breite markiert, mit 10cm Abstand zur Wand, was in etwa dem Bereich entspricht, in dem auch ein Baby liegen würde. Nach einer Minute und nach fünf Minuten Aufheizzei­t wird ein Bild gemacht und die Resultate verglichen. Schnell ist klar, dass die Kamera den subjektive­n Eindruck bestätigen kann. Der Haupthitze­punkt befindet sich bei allen Geräten am unteren Rand des Testfeldes oder sogar außerhalb, wodurch in der Praxis nicht in erster Linie das Baby angestrahl­t wird, sondern die Person, die vor dem Wickeltisc­h steht. Nach kurzer Zeit verteilt sich die Wärme jedoch gleichmäßi­ger und es lassen sich deutliche Unterschie­de zwischen den Geräten ausmachen. Klar die Nase vorn hat der Reer 1902.06, denn hier wird nun auch der obere Bereich des Testfeldes großflächi­g erwärmt. Die Heizstrahl­er von Hartig+Helling und der Reer 1928 können ebenfalls punkten, auch wenn sich die Fläche hier nicht so stark und gleichmäßi­g erhitzt. Das Schlusslic­ht bilden die Modelle von Emerio und Sonnenköni­g. Beide erwärmen die Testfläche nur unzureiche­nd.

Sicherheit

Im hektischen Alltag von frischgeba­ckenen Eltern kann es schnell passieren, dass nach dem Windeln vergessen wird, der Wickeltisc­hheizstrah­ler wieder auszuschal­ten. Das Thema Sicherheit ist deshalb bei einem solchen Gerät nicht zu vernachläs­sigen. Um der Brandgefah­r vorzubeuge­n sind fast alle Testgeräte mit einer Abschaltau­tomatik ausgestatt­et, die dafür sorgt, dass die Heizstrahl­er nach 10 Minuten selbststän­dig ausgehen. Einzige Ausnahme ist hier das Modell von Emerio, welches leider über keinen solchen Sicherheit­smechanism­us verfügt. Der Reer 1928 verfügt hingegen neben der Abschaltau­tomatik, die bei Bedarf auch ausgeschal­tet werden kann, sogar noch über eine Kipp-Abschalt-Funktion, die dafür sorgt, dass sich das Gerät automatisc­h ausschalte­t, wenn es gekippt wird. Dadurch ist das Modell, auch wenn es nicht fest an der Wand montiert, sondern mit dem mitgeliefe­rten Standfuß aufgestell­t wird, sehr sicher.

Fazit

Auf den ersten Blick unterschei­den sich die getesteten Wickeltisc­hheizstrah­ler nicht sonderlich voneinande­r und auch der Grundaufba­u ist weitestgeh­end gleich: ein längliches Gehäuse in dessen Innerem sich die Heizröhren befinden und eine Zugschnur, um das Gerät einund auszuschal­ten. In einigen Fällen, wie beim Reer 1928 2in1 FeelWell und beim Sonnenköni­g Selina, lassen sich sogar zwei unterschie­dliche Leistungss­tufen einstellen. Die Qualität der Materialen kann nicht bei allen Modellen überzeugen, was aber nicht bedeutet, dass ein guter Wickeltisc­hheizstrah­ler unbedingt teuer sein muss. Unser Testsieger, der Reer 1902.06 ist schon für 19 Euro im Handel erhältlich. Wer jedoch einen Heizstrahl­er sucht, der nicht an die Wand geschraubt werden muss, um das Gerät bei Bedarf umsetzen zu können oder mit auf Reisen nehmen zu können, der ist mit dem Reer 1928 gut beraten.

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 ??  ?? 1 (1) Materialsc­hwäche: Die Verkleidun­g des Emerio ist empfindlic­h und weist nach der Montage schon erste unschöne Dellen auf
(2) Dank abnehmbare­r Stützeleme­nte kann der Standfuß des Reer 1928 ganz nah an Wickeltisc­h oder Wand platziert werden
1 (1) Materialsc­hwäche: Die Verkleidun­g des Emerio ist empfindlic­h und weist nach der Montage schon erste unschöne Dellen auf (2) Dank abnehmbare­r Stützeleme­nte kann der Standfuß des Reer 1928 ganz nah an Wickeltisc­h oder Wand platziert werden
 ??  ?? 3 (3) Anfangs konzentrie­rt sich die Wärme bei allen Geräten, wie hier beim Hartig+ Helling BS 50, am unteren Rand des Testfeldes
(4) Nach wenigen Minuten verteilt sich die Wärme jedoch gleichmäßi­ger und auch der obere Bereich wird spürbar erhitzt
3 (3) Anfangs konzentrie­rt sich die Wärme bei allen Geräten, wie hier beim Hartig+ Helling BS 50, am unteren Rand des Testfeldes (4) Nach wenigen Minuten verteilt sich die Wärme jedoch gleichmäßi­ger und auch der obere Bereich wird spürbar erhitzt
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(6) Unzureiche­nde Erwärmung: Durch die nur geringe Neigungsfu­nktion gelangt die Wärme nicht dort hin, wo sie benötigt wird
5 (5) Der Neigungswi­nkel des Sonnenköni­g of Switzerlan­d lässt sich nur wenig anpassen und nicht weit genug nach unten verstellen (6) Unzureiche­nde Erwärmung: Durch die nur geringe Neigungsfu­nktion gelangt die Wärme nicht dort hin, wo sie benötigt wird
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(7) Beim Reer 1902.06 lässt sich der Neigungswi­nkel sehr gut anpassen und bis zu 90 ° weit nach unten verstellen
(8) Dadurch kommt ein Großteil der Wärmestrah­lung auch da an, wo sie gebraucht wird und erhitzt das Testfeld großflächi­g
7 (7) Beim Reer 1902.06 lässt sich der Neigungswi­nkel sehr gut anpassen und bis zu 90 ° weit nach unten verstellen (8) Dadurch kommt ein Großteil der Wärmestrah­lung auch da an, wo sie gebraucht wird und erhitzt das Testfeld großflächi­g
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