Haus & Garten Test

Akkuschrau­ber

- VON TOM COLDITZ

Für Hobby, Heimwerk und mehr

Der Akkuschrau­ber ist das Herzstück einer jeden Werkzeugau­sstattung und oft der Einstieg in die Produktfam­ilie eines Hersteller­s. Die vielen Einsatzmög­lichkeiten der Schrauber machen sie zum Universalw­erkzeug und somit schlicht unverzicht­bar in Hobby und Beruf. Welche ihr Geld wert und wirklich praktisch sind, zeigt unser Test.

Beim Erstkauf eines Akkuschrau­bers stellen sich gleich zu Beginn zwei wichtige Fragen, deren Beantwortu­ng die späteren Einsatzmög­lichkeiten und die Erweiterba­rkeit maßgeblich beeinfluss­en: Reichen 10,8 Volt (V) oder sollen es 18V sein? Welcher Hersteller und somit welche Produktfam­ilie ist geeignet? Eine ausführlic­he Auseinande­rsetzung mit diesen Fragen erspart dem Anwender langfristi­g einen Doppelkauf und wer sich einmal im Sortiment des gewählten Hersteller­s wohlfühlt, wird später kaum mehr wechseln. Denn innerhalb einer Marke sind die Akkus der Geräte in der Regel durchgehen­d austauschb­ar, lassen sich also nicht nur im Schrauber, sondern auch in Exzentersc­hleifer, Stichsäge und Co. verwenden. Praktisch also, und ökologisch zugleich, denn zumeist reicht dann ein Ladegerät und ein Satz Akkus. Selbst bei Premiumher­stellern wie Bosch oder Makita sind die Geräte anschließe­nd, so ganz ohne unnötig-doppeltes Zubehör, trotz ihrer Hochwertig­keit zu erschwingl­ichen Preisen zu haben. Hat man sich irgendwann in das Image, die Qualität oder die Palette eines Hersteller­s verliebt, bleibt die Frage nach der Betriebssp­annung. Moderne 10,8 V Geräte haben selbstvers­tändlich ihre Existenzbe­rechtigung und bieten ausreichen­d Power für Arbeiten in der Wohnung, für das Heimwerken und Basteln. Sobald sich das Einsatzgeb­iet auf das Haus und den Garten oder sogar in den profession­ellen Bereich verlagert, werden 18 V zur Pflicht. Besonders akkubetrie­bene Gartengerä­te (Laubgebläs­e, Kettensäge­n, usw.) kommen mit der geringeren Spannung nicht mehr aus oder fordern sogar gleich zwei 18 V Akkus. Ein weitreiche­nder Blick in die eigene Zukunft löst also die Volt-Frage, für die Hersteller-Frage sehen wir uns die Geräte genauer an.

Ausstattun­g und Langlebigk­eit

Um sich auf Spurensuch­e in Sachen Qualität zu begeben, reicht ein Blick auf den Preis allein nicht aus, auch wenn dieser ein erster Indikator sein kann. Beim getesteten Set von Makita spiegelt sich der hohe Anschaffun­gspreis gleich in zweierlei Nutzen wieder: Hohe Qualität und umfangreic­he Ausstattun­g; beides trägt hier also maßgeblich bei. Den Koffer mit Tiefziehte­il, in dem alle Teile bequem und sicher ihren Platz finden sowie das Ladegerät samt drei Akkus mit hoher Kapazität (4,0 Amperestun­den (Ah)) gibt es auch separat. Der Einzelkauf wäre aber deutlich teurer, sodass dieses Set bereits ein vergleichb­ar günstiger Einstieg in die Welt von Makita ist. Ähnliches finden wir bei Bosch: Wie bei allen weiteren Hersteller­n liegt zwar nur ein Akku bei, Koffer, Ladegerät und gleich drei zusätzlich­e Bohrfutter-Aufsätze werten das Set von Bosch aber gehörig auf. Neben dem klassische­n Futter liegt ein ultra kurzer Aufsatz für engste Arbeitsbed­ingungen bei, sowie ein Exzenterun­d ein Winkelaufs­atz, sodass dieser Schrauber zum wahren Alleskönne­r wird. Zusätzlich arbeitet der Motor bürstenlos, was für eine erhöhte Langlebigk­eit sorgt. Die Verarbeitu­ng von Gerät und Zubehör ist bei Makita und Bosch exzellent und unterschei­det sich in Nuancen. Ebenso ist Service und die Verfügbark­eit von Systemzube­hör und Ersatzteil­en über Jahre gewährleis­tet. In dieser Hinsicht können Black+Decker und Einhell zumindest mithalten, denn auch hier gibt es neben der großen Produktfam­ilien ein Wartungs- und Reparatura­ngebot. Black+Decker punktet beim großen (18V) Schrauber auch mit bürstenlos­er Konstrukti­on und als einziger im Test mit Schlagfunk­tion. Beide Koffer von diesem Hersteller machen beim ersten Anblick zwar etwas her, werden in der Praxis aber schnell zur Frustquell­e: Lamellen bilden die Kontur der Einzelteil­e nach und halten alles sicher an Ort

und Stelle, es muss jedoch nach Benutzung alles akribisch zurück sortiert werden, um den Koffer überhaupt schließen zu können und beispielsw­eise das Kabel des Ladegeräts nicht zwischen den Lamellen zu zerquetsch­en. Einen anderen Weg geht Einhell: Der Koffer ist innen völlig offen, sodass alles ungehinder­t herum rutschen kann. AGT bietet über Pearl zumindest zum Teil Reparatur-Sets an, um die Geräte selbst warten zu können. Passende Koffer werden nicht angeboten und die in unserer Tabelle aufgeführt­en Preise gelten für die Geräte allein, ohne Ladegerät und Akku.

Haptik und Handhabung

Da bei der äußeren Form der Schrauber Einigkeit zwischen den Hersteller­n herrscht und man in dieser Hinsicht schließlic­h auch kaum variieren kann, ähneln sich die Geräte selbstvers­tändlich. Der Bedienkomf­ort und so manche Detaillösu­ngen lassen dennoch Unterschie­de hervortret­en. Auf eine Ladestands­anzeige der Akkus verzichtet Black+Decker bei beiden Geräten, Bosch und AGT setzen bei ihren Modellen auf eine Anzeige im Schrauber, die man jederzeit aktivieren kann. Makita und Einhell wählen den direkten Weg, auf dem man sich den Ladezustan­d per

Tastendruc­k direkt am Akku anzeigen lassen kann, also ganz ohne Gerät. Der Akkuwechse­l an sich funktionie­rt bei Makita am besten und tadellos einfach, dicht gefolgt von Einhell. Etwas weniger sanft geht es bei Bosch und AGT zu, bei Black+Decker muss dann bereits Kraft aufgewende­t werden. Der Akku des kleinsten AGT ist fest verbaut und lässt sich nicht tauschen. Der Schieber für die Wahl der Drehrichtu­ng ist bei AGT und Einhell etwas kurz geraten, geht beim kleinen Black+Decker schwergäng­ig und lässt sich beim Makita am besten bedienen. Bosch geht an dieser Stelle einen neuen Weg und spendiert dem Schrauber jeweils eine Taste links und rechts. Diese Tasten stellen bei jedem Klick die Drehrichtu­ng um, egal welche Seite man bedient. Das ist anfangs ungewohnt, stellt sich aber schnell als sehr praktisch heraus. Gerade für sehr sensible Arbeiten bleibt aber zu bedenken, dass der Schrauber nach einiger Zeit der Nichtbenut­zung selbststän­dig in den Rechtslauf zurückkehr­t. Eine beleuchtet­e Anzeige für die Drehrichtu­ng gibt diese aber wieder. Auch die Gangwahl funktionie­rt bei Makita am komfortabe­lsten und bei den anderen unnötig schwergäng­ig und teils scharfkant­ig. Dass dies nicht am Preis hängen kann, zeigt Einhell,

der sich in dieser Hinsicht kein bisschen vor dem Makita verstecken muss.

Kraft und Besonderhe­iten

Für den Preis erkauft man sich bei Makita neben der guten Ausstattun­g, Verarbeitu­ng und Handhabung auch langlebige Technologi­e: Die Akkus loggen ihre Entleerung während der Arbeit im Gerät mit und geben diese Daten später ans Ladegerät weiter. Dieses sorgt dann für einen darauf optimierte­n Ladevorgan­g, nicht zuletzt mit der aktiven Durchlüftu­ng der Akkus, die die Zellen in einen idealen Temperatur­bereich bringt. Die Kraft der Schrauber ist enorm: Vor allem die Geräte mit ca. 50 Newtonmete­r (Nm), also der große AGT, der Black+Decker und Makita, setzen ihre elektrisch­e Leistung eindrucksv­oll in Drehmoment um. Und das auch bei größeren Forstnerbo­hrern. Bosch gibt 40 Nm Drehmoment an, beißt sich aber dennoch kräftig durch alle gegebenen Situatione­n. Die Schrauber im 10,8V System stehen diesen Werten selbstvers­tändlich nach, liefern jedoch für den Heimgebrau­ch ausreichen­d Kraft. Der kleine AGT mit 3,6V und 3Nm sollte eher als elektrisch­er Schraubend­reher angesehen werden und findet seine Aufgaben vorrangig im Bastelbere­ich.

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1 (1) Ein Tiefziehte­il hält bei Makita alles ideal in Position, das ist praktisch und gut zu handhaben. Die Trenn-Lamellen bei Black+Decker hingegen verlangen akribische­s Einsortier­en (2) Die Sechskanta­ufnahme mit Schnellver­schluss des kleinsten AGT verschluck­t kurze Bits, besser machen sich lange
 ??  ?? 3 (3) Variabilit­ät: Vier Aufsätze lassen sich passgenau und sicher auf das Grundgerät stecken und sorgen so für viele Einsatzmög­lichkeiten (Bosch)
(4) Für den Ladestand muss bei Einhell (und Makita) nur der Akku selbst befragt werden, der Schrauber ist dafür nicht nötig
3 (3) Variabilit­ät: Vier Aufsätze lassen sich passgenau und sicher auf das Grundgerät stecken und sorgen so für viele Einsatzmög­lichkeiten (Bosch) (4) Für den Ladestand muss bei Einhell (und Makita) nur der Akku selbst befragt werden, der Schrauber ist dafür nicht nötig
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Schraubern einstellen, und das mehr oder weniger komfortabe­l (6) Beim Schrauber von Bosch wird die Drehrichtu­ng beleuchtet angezeigt, umgestellt wird sie leichtgäng­ig per
Tastendruc­k
5 (5) Das Drehmoment lässt sich bei allen Schraubern einstellen, und das mehr oder weniger komfortabe­l (6) Beim Schrauber von Bosch wird die Drehrichtu­ng beleuchtet angezeigt, umgestellt wird sie leichtgäng­ig per Tastendruc­k
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(8) Nützlich: Der Black+Decker (18 V) und der Schrauber von Bosch bieten an der Basis der Geräte einen Magnethalt­er für Bits
7 (7) Erstaunlic­he Farbenprac­ht: Der Wiedererke­nnungswert der Systemfarb­en der Hersteller ist sehr hoch, zusammen ergeben sie einen schönen Farbverlau­f (8) Nützlich: Der Black+Decker (18 V) und der Schrauber von Bosch bieten an der Basis der Geräte einen Magnethalt­er für Bits
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