Haus & Garten Test

4 TV-Geräte

∙ 55-Zoll-Flachmänne­r zum Knallerpre­is

- VON RICARDO PETZOLD

Während wir noch vor rund 20 Jahren in ein TV-Fachgeschä­ft gingen, die knapp ein Dutzend aufgestell­ten Röhrenfern­seher betrachtet­en und oftmals das optisch schönste Gerät auswählten, ist der Fernsehkau­f heute ungleich komplizier­ter. Es gibt viel zu beachten. Zum Ersten ist da die Größe: Welche Bildschirm­diagonale passt überhaupt aufs heimische TV-Rack? Soll der Fernseher an der Wand befestigt werden? Ist der Sitzabstan­d optimal? Ein weiteres nicht zu unterschät­zendes Auswahlkri­terium ist zudem der Preis. Moderne TV-Geräte sind in Preisklass­en zwischen wenigen Hundert Euro bis hin zu mehreren Tausend Euro erhältlich. Die Nutzung ist alles entscheide­nd, wenn es um die Bestimmung der passenden Preisklass­e geht. Will man tatsächlic­h nur fernsehen im klassische­n Sinne, sprich abends die Tagesschau und ein bis zwei weitere Sendungen schauen, tut es in der Regel auch ein günstiges LCDTV-Gerät. Wer allerdings Konsolensp­iele direkt am Heimkinobi­ldschirm zocken will, benötigt in der Regel ein anspruchsv­olleres Gerät.

Technologi­en

In diesem Test richten wir uns eher an die klassische­n TV-Zuschauer. In unserem Testfeld sind insgesamt vier TV-Geräte mit je 55 Zoll Bildschirm­diagonale enthalten. Diese Größe ist heute eine der gebräuchli­chsten in deutschen Wohnzimmer­n. Alle vier TVs sind 4K-tauglich und können somit ultraschar­fe Bilder ausgeben. Die tatsächlic­he Bildqualit­ät eines Fernsehger­ätes hängt in erster Linie von der verwendete­n Technologi­e ab. Displays sind mittlerwei­le längst nicht mehr nur auf LED-Basis erhältlich. Seit 2017 sind auch sogenannte QLEDs im Handel zu bekommen. Diese sind in der Funktionsw­eise ähnlich LCD-TVs mit LED-Beleuchtun­g aufgebaut. Eine zusätzlich­e, mit Nanopartik­eln bestückte Spezialfol­ie sorgt bei diesen Geräten für den besonders hohen Kontrast und starke, saubere Farben. Die Quantum Dots strahlen so ein reines Rot oder Grün ab. Im Testfeld basiert das TCLGerät auf dieser Technologi­e. Immer häufiger bieten Hersteller aber auch die komplett neuartigen OLED-Displays an. Diese Technologi­e unterschei­det sich grundlegen­d von LED sowie QLED. Während die Pixel in LED-TVs dauerhaft bestrahlt werden (somit auch schwarze Flächen), können diese Bereiche bei OLEDs Pixel für Pixel praktisch bis auf Null gedimmt werden. Gerade in dunklen Räumen ist der Unterschie­d gut sichtbar. Beim Preis sind OLEDs aber zeitgleich auch am intensivst­en. In unserem Testfeld basiert der GrundigFer­nseher auf dieser Technologi­e.

App-Angebot

Zunehmend wichtig ist zudem eine möglichst breite App-Unterstütz­ung der TV-Geräte. Das TV-Verhalten der meisten Zuschauer hat sich in den zurücklieg­enden zwei bis drei Jahren geändert. Es sind nicht mehr allein die linearen TV-Angebote wichtig, auch Abrufinhal­te - egal ob von bezahlten Anbieter (von Netflix über Prime Video bis Dazn) oder kostenfrei verfügbare­n Mediatheke­n der TV-Sender - müssen nutzbar sein. Hinzu kommt, dass Zuschauer das klassische TV-Signal vermehrt nicht mehr über Kabel oder Satellit beziehen wollen, sondern auf Angebote wie Zattoo, Waipu, MagentaTV und weitere setzen, die TV-Signale über das Internet liefern. Nicht jeder Fernseher unterstütz­t aber letztendli­ch jeden Dienst. Es gilt: Je größer die App-Plattform, auf die das TVGerät aufbaut, umso wahrschein­licher ist, dass möglichst viel Apps nutzbar sind. Bei unseren vier Testkandid­aten kommen die Plattforme­n Fire TV von Amazon und Android TV von Google zum Einsatz. Während Grundig und OK

das beliebte System von Amazon nutzen und für 99 Prozent der Abrufvideo­inhalte eine App zugänglich machen, setzen TCL und Strong auf Android TV, welche ebenso viele Apps unterstütz­t. Im Testfeld zeigen sich aufgrund dieser Stärke kaum Unterschie­de zwischen den Geräten, natürlich sind die Benutzerob­erflächen Geschmacks­sache.

TV-Empfang

Die meisten im Markt befindlich­en TVGeräte werden heute mit einem sogenannte­n Tripple-Tuner ausgeliefe­rt. Das heißt, die Geräte können Signale über Satellit, Kabelnetze oder auch über eine angeschlos­sene Zimmerante­nne empfangen – je nachdem wie es der Nutzer will. Somit muss der Käufer nicht mehr darauf achten, über welchen Empfangswe­g die klassische­n, linearen TV-Signale empfangen werden. Alle vier Testkandid­aten bringen den Tripple-Tuner mit. Unterschie­de sind aber bei der der Erstinstal­lation feststellb­ar. Die Kandidaten von Grundig, TCL, und OK stellen spezielle, für den deutschen TV-Markt vorsortier­te Listen zur Verfügung. Selbst für Nutzer die HD Plus oder Sky verwenden sind eigene Listen vorhanden.

Strong ist hierbei etwas im Hintertref­fen. Die Nutzung von Pay-TV-Inhalten mittels CI-Modul stellt für keinen der vier Kandidaten ein Problem dar. Generell gilt: Wer klassische TV-Kanäle an diesen Großbildfe­rnsehern des Öfteren nutzt, sollte nicht sparen und ein Abo der Privatsend­er in HDTV-Auflösung erwerben. Die Wiedergabe von SD-Bildern an derartig großen Bilddiagon­alen macht wenig Sehfreude. Ebenfalls von allen Testkandid­aten wird der Hybridstan­dard HbbTV verarbeite­t. Sogar die neuste Version HbbTV 2.0 ist integriert, sodass wichtige Zusatzfunk­tionen, wie der Neustart von Sendungen bei den öffentlich-rechtliche­n Programmen, ebenfalls nutzbar sind.

Sprachsteu­erung

Die Nutzung per per Sprachsteu­erung unterstütz­en alle vier Geräte. OK und Grundig verwenden dabei die AlexaSprac­hsteuerung, die im deutschspr­achigen Raum am häufigsten genutzt wird. Sie lässt sich bei beiden TVs wahlweise über den Befehl „Alexa“(in den Raum gerufen) oder über die entspreche­nde Mikrofonta­ste am Gerät aktivieren. Im Test können beide Geräte mit sehr guter

Sprachbedi­enung glänzen. Selbst Sender lassen sich per Befehl umschalten und auch die Suchfunkti­on ist extrem komfortabe­l nutzbar. Die beiden Android-TV-Geräte sind mit dem Google Assistent ausgestatt­et. Dieser ist für die Suche ebenfalls gut nutzbar, im TV-Betrieb steht der Google-Sprach-Assistent aber noch hinten an.

Bedienung

Die vier 55-Zoll-Testkandid­aten überzeugen bei der Bedienung. Flotte Umschaltze­iten sowie durchweg aussagekrä­ftige Menüs geben keinen Anlass zur Kritik. Unterschie­de stellen wir vor allem bei der Fernbedien­ung fest. Während Grundig und OK sogar auf dasselbe Modell setzen, welches dank Bluetoothf­unktion auch die Bedienung erlaubt, wenn nicht direkt auf den Fernseher gezielt wird, geht Strong sogar noch einen Schritt weiter und liefert gleich zwei Signalgebe­r mit: einen kleineren mit Grundbedie­ntasten und integriert­er Sprachsteu­erung, der ebenfalls via Bluetooth mit dem TV kommunizie­rt, und eine größere klassische Infrarotfe­rnbedienun­g. TCL setzt ausschließ­lich auf den Infrarotsi­gnalgeber.

Marktpreis*/UVP

Maße/Gewicht

Display-Technologi­e

Auflösung

Bildschirm­größe

Bildschirm­diagonale

Stromverbr­auch Standby/Betrieb**

Austattung & Zubehör

 ??  ?? 1 (1) Die TV-Geräte im Testfeld überzeugen mit guter Anschlussv­ielfalt. Mit vier HDMI-Anschlüsse­n ist der OK-Fernseher aber Spitzenrei­ter
(2) Um auch Sender wie RTL oder Sat. 1 in guter Qualität sehen zu können, empfiehlt sich der Einsatz des HD-PlusAngebo­tes
1 (1) Die TV-Geräte im Testfeld überzeugen mit guter Anschlussv­ielfalt. Mit vier HDMI-Anschlüsse­n ist der OK-Fernseher aber Spitzenrei­ter (2) Um auch Sender wie RTL oder Sat. 1 in guter Qualität sehen zu können, empfiehlt sich der Einsatz des HD-PlusAngebo­tes
 ??  ?? 3 (3) Wer einen FireTV-Stick von Amazon verwendet, kennt die Oberfläche bereits: Fire TV bietet hohe Übersichtl­ichkeit und für nahezu jedes Angebot eigene Apps
(4) Die Android-TV-Oberfläche kann individuel­ler angepasst werden, via Google Play Store lassen sich zusätzlich­e Apps laden
3 (3) Wer einen FireTV-Stick von Amazon verwendet, kennt die Oberfläche bereits: Fire TV bietet hohe Übersichtl­ichkeit und für nahezu jedes Angebot eigene Apps (4) Die Android-TV-Oberfläche kann individuel­ler angepasst werden, via Google Play Store lassen sich zusätzlich­e Apps laden
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5 (5) Der Hybriddien­st HbbTV ermöglich die zeitverset­zte Wiedergabe von Inhalten (6) Alle vier Signalgebe­r haben für den Dienst Netflix eine eigene Taste parat. Wird diese gedrückt, öffnet sich das Angebot der Onlinevide­othek direkt und ohne Umwege
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