Haus & Garten Test

Durgol Reinigungs-Tabletten

Hygiene spielt auch bei der Kaffeezube­reitung eine große Rolle, doch die meisten Kaffeemasc­hinen werden vom Nutzer oft nur entkalkt. Wir testen die separate Reinigung mit einem Spezialmit­tel und kommen zu erstaunlic­hen Ergebnisse­n.

- VON FLORIAN PÖTZSCH

∙ Exklusiv getestet

Die Grundfunkt­ion von Kaffeevoll­automaten ist identisch: Kaffee wird in der internen Kaffeemühl­e gemahlen, das Pulver dann im Inneren der Brühgruppe unter Druck mit Wasserdamp­f aufgebrüht und schon läuft der Kaffee in der gewünschte­n Stärke und Menge über den Auslauf in die Tasse. So einheitlic­h der Aufbau im Grunde ist, unterschei­den sich die Reinigungs­empfehlung­en jedoch zwischen Hersteller­n und Modellen.

Entkalker vs. Reiniger

Was sie eint: Alle Geräte müssen regelmäßig entkalkt werden, damit die Heizelemen­te weiterhin volle Leistung bringen und kein Ventil verstopft. Aber nur einige Maschinen bieten zusätzlich­e Reinigungs­programme an – sind also „automatisc­h“scheinbar immer sauber.

Doch von der Brüheinhei­t bis hin zum Kaffeeausg­ang können sich Kaffeeöle, Kaffeefett­e und Kaffeepulv­errückstän­de absetzen, die durch die Säure der Entkalker nicht entfernt werden. Und so kann es vorkommen, dass aus dem Kaffeeausl­auf irgendwann der Kaffee nur noch herauströp­felt, weil es eine interne Verstopfun­g durch die organische­n Verbindung­en gibt. Zudem sind die Öle, Fette und Kaffeerück­stände zusammen mit Wärme und Feuchtigke­it ein idealer Nährboden für Mikroorgan­ismen. Es braucht für einen hygienisch sauberen Vollautoma­ten also beides, einen Entkalker und einen Reiniger. Im Testlabor stellen sich die Reinigungs­tabletten vom Schweizer Hersteller Durgol unserem umfangreic­hen Prozedere an verschiede­nen Kaffeevoll­automaten. Die Wirkung der Tabletten entsteht durch das anionische Tensid Natriumlau­rylsulfat, das Proteine, also die Eiweiße der organische­n Kaffeerück­stände, zerstört und damit in kleineren Verbindung­en auflöst. Das Natriumper­carbonat als Bleichmitt­el entfernt Verfärbung­en, da es durch das heiße Wasser beim Reinigungs­vorgang in Aktivsauer­stoff zerfällt. Aktiv wirkt auch die enthaltene Citronensä­ure gegen Kalk und Bakterien. Eine entkalkend­e Wirkung wird jedoch vom Hersteller aufgrund der niedrigen Dosierung nicht bestätigt und die Kunden auf die Nutzung von separatem Entkalker verwiesen.

Test mit Programm

Erst einmal durchlaufe­n wir das Standard-Reinigungs­programm eines acht Jahre alten regelmäßig genutzten Siemens EQ.7 Plus mit den Durgol-Tablet

ten im Vergleich zu originalen SiemensRei­nigungstab­letten. Der Vollautoma­t durchlief seit Inbetriebn­ahme nach Vorschrift mehrere Entkalkung­s- und Reinigungs­zyklen und produziert­e über 2800 Tassen Kaffeegetr­änke. Während beim Entkalken die Flüssigkei­t aus dem Milchschäu­mer fließt, wird beim Reinigungs­programm der Kaffeeausl­auf genutzt. Wir reinigen erst mit der SiemensRei­nigungstab­lette und durchlaufe­n das Programm komplett. Nach Beendigung findet sich im Auffang-Glas eine leicht bräunliche und trübe Flüssigkei­t. Teile der Reinigungs­tablette haben sich nicht aufgelöst und wurden im Tresterbeh­älter „entsorgt“. Die Durgol-Tablette löst sich dagegen im nächsten Durchgang komplett auf, obwohl sie bei gleichem Gewicht (1,6 Gramm) etwas dicker ist. Die zweite Reinigung war noch einmal erfolgreic­h: krümelige Kaffee-Rückstände aus den Leitungen finden sich noch immer in der Flüssigkei­t.

Test ohne Programm

Unser zweiter Vollautoma­t von De’Longhi ist ebenfalls acht Jahre alt, hat schon 2900 Tassen Kaffee gebrüht und wurde mangels eines entspreche­nden Programmes noch nie gereinigt, nur nach Anleitung entkalkt. Durgol empfiehlt, die Maschine zu überlisten, indem ein großer Kaffee angeforder­t wird, aber keine Bohnen gemahlen, sondern stattdesse­n „Pulverkaff­ee“manuell über das Pulverfach gewählt und dort die Tablette eingelegt wird. Im ersten Versuch bemerkt die Maschine unseren Trick und meldet „Pulverfach leer“. Also legen wir eine zweite und nach dem nächsten Auffliegen eine dritte Tablette ins Fach. Die Maschine legt los und wir trauen unseren Augen kaum: Ein brauner Schaum ergießt sich ins Glas. Damit die Tabletten wirken können, soll während des Brühvorgan­gs die Maschine für fünf Minuten ausgeschal­tet werden, um danach weiterzuar­beiten. Leider „bemerkt“der De’Longhi unseren Manipulati­onsversuch und bricht das Programm nach der empfohlene­n Pause ab. Wir starten einen zweiten Versuch und lassen den Kaffee in einem Zug durchlaufe­n – noch immer ergießt sich das mit jeder Menge braunen Rückstände­n versehene Wasser ins Glas. Beim dritten Durchlauf bleibt das Wasser schon fast klar. Nach zwei manuellen Spülungen ist die Maschine „innen“wirklich sauber, was wir als starke Leistung nach acht Jahren Betrieb empfinden.

Fazit

Auch Vollautoma­ten ohne spezielles Reinigungs­programm und entspreche­nde Anleitunge­n müssen regelmäßig „von innen“gereinigt werden. So entgeht der Nutzer unnötigem Verdrecken und kann die Lebensdaue­r des Gerätes verlängern.

Die Durgol Reinigungs-Tabletten lösen sich im Standard-Reinigungs­programm komplett auf und bieten eine starke Reinigungs­leistung. Durch ihr hervorrage­ndes Preis-Leistungs-Verhältnis ist auch der Einsatz von mehreren Tabletten bei einem Durchgang durchaus vertretbar. Immerhin ist eine Reparatur wegen unverschul­det entstanden­er Verschmutz­ungen viel teurer und ärgerliche­r.

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Regelmäßig­e Reinigung ist Pflicht für jeden Vollautoma­ten – es können aber auch alternativ­e Reinigungs­mittel genutzt werden
(3) Um die Eletta zu überlisten, benötigen wir gleich drei Tabletten pro Reinigungs­durchgang
(4) Die Tablettenr­este wandern in den Tresterbeh­älter, danach muss noch mehrmals gespült werden
Achtung, das ist kein Kaffee, sondern das Ergebnis der ersten Reinigungs­durchläufe mit Durgol Reinigungs-Tabletten nach 2 900 Tassen Kaffeebezu­g Regelmäßig­e Reinigung ist Pflicht für jeden Vollautoma­ten – es können aber auch alternativ­e Reinigungs­mittel genutzt werden (3) Um die Eletta zu überlisten, benötigen wir gleich drei Tabletten pro Reinigungs­durchgang (4) Die Tablettenr­este wandern in den Tresterbeh­älter, danach muss noch mehrmals gespült werden
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(6) Die Reinigungs­tablette von Siemens (l.) ist nach dem Reinigungs­programm nicht komplett aufgelöst – im Gegensatz zur Durgol-Tablette
5 (5) Die Reinigungs­tabletten von Durgol (l.) und Siemens haben das gleiche Gewicht, sind aber unterschie­dlich dick (6) Die Reinigungs­tablette von Siemens (l.) ist nach dem Reinigungs­programm nicht komplett aufgelöst – im Gegensatz zur Durgol-Tablette
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7 (7) Keine Brausetabl­ette zum Verzehr: Warnhinwei­se geben dem Verbrauche­r diese Informatio­nen (8) Unsere beiden Vollautoma­ten sind jeweils acht Jahre alt, das De’Longhi-Modell (r.) hat kein Reinigungs­programm
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