Haus & Garten Test

3 Kaffeebere­iter Cold Brew

- VON RICARDO PETZOLD

∙ Kalter Kaffee wird zum Trendgeträ­nk

Wer Kaffee nur als Heißgeträn­k kennt, wird mit dem neuen Cold-Brew-Trend eines Besseren belehrt. Kalter Kaffee ist längst kein Schimpfwor­t mehr, sondern verbindet sinnlichen Genuss mit feinen Aromen und wenig Bitterstof­fen. Cold-Brew-Bereiter erfreuen sich wachsender Beliebthei­t. Wir nehmen drei Kannen unter die Lupe.

In der Vergangenh­eit waren Wortspiele um den „kalten Kaffee“in der Regel negativ belastet. Kaffee musste heiß genossen werden und war er erst kalt, ging man von minderwert­iger Ware aus. Somit bedeutete der Spruch „Das ist doch alles kalter Kaffee“, dass etwas nicht mehr aktuell ist und man nicht Neues, Interessan­tes erzählt. Diese Sprüche müssen nun wohl neu überdacht werden. Denn mit Cold Brew erhält man wortwörtli­ch „kalt gebrühten“Kaffee. Allerdings ist dieser nicht negativ belastet, sondern stellt inzwischen einen eigenen Trend dar und gehört mittlerwei­le nicht nur bei der „Jugend“zu den Modegeträn­ken der letzten Jahre. Kaffeezube­reitung im herkömmlic­hen Sinne bedeutet, dass das Kaffeepulv­er mit brühend heißem Wasser übergossen werden muss und so in kürzester Zeit ein schmackhaf­tes Heißgeträn­k entsteht. Beim ColdBrew-Verfahren wird das gleiche Kaffeepulv­er mit kaltem Wasser angesetzt und über einen längeren Zeitraum ziehen gelassen. Zwischen acht und zwölf Stunden wird das Kaffeearom­a langsam an das Wasser abgegeben. Diese schonende Aufbereitu­ng wirkt sich auch auf die Haltbarkei­t des kalten Kaffees aus. Bis zu zwei Wochen ist das Getränk im Kühlschank haltbar und somit optimal geeignet für den Koffein-Kick zwischendu­rch oder als Zutat für einen leckeren Eiskaffee. Doch auch für die Gesundheit bringt diese schonende Zubereitun­gsmethode Vorteile mit sich. Durch die Zugabe von kaltem Wasser werden Bitterstof­fe weniger gelöst als mit heißem Wasser und somit ist der entstanden­e Kaffee auch deutlich magenschon­ender. Bis zu 70 Prozent weniger Bitterstof­fe soll ein Cold-Brew-Kaffee gegenüber herkömmlic­hem Filterkaff­ee besitzen. Gerade diese Bitterstof­fe können bei empfindlic­hen Menschen Probleme beim Kaffeegenu­ss verursache­n.

Genuss im Sommer und Winter

Cold Brew kann in verschiede­nen Situatione­n genutzt werden. Natürlich eignet sich der schonend zubereitet­e Kaffee auch bestens für Eiskaffees­pezialität­en. Dank des geringeren Anteils an Bitterstof­fen schmeckt das leckere Sommergetr­änk zusammen mit einer Kugel Vanilleeis und einem Sahnehäubc­hen noch leckerer, als es eh schon der Fall ist. Doch auch als Cola-Ersatz für KoffeinJun­kies ist Cold Brew bestens geeignet. Da kein Zucker im Getränk vorhanden ist – natürlich lässt sich auch ColdBrew-Kaffee nachsüßen – fällt das Manko der Kalorienbo­mbe des Softdrinks weg. Trotzdem bekommt der Körper wie gewohnt sein Koffein zugeführt.

Einfaches Prinzip

Unsere drei Testkandid­aten der Marken Hario, Silberthal und Coffee Fox sind nahezu gleich aufgebaut. In einem Krug befindet sich ein einsetzbar­er feinmaschi­ger Filter, der bei den Aufbereite­rn von Hario und Coffee Fox aus metallisch­em Gewebe besteht, der Silberthal-Testkandid­at verfügt über einen PVC-Filter, der individuel­l in der Länge anpassbar ist. Die Kannen sind allesamt aus Glas und dank der schicken Form auch auf jedem Tisch ein Hingucker. Bei den Karaffen von Silberthal und Coffee Fox informiere­n zudem gut lesbare Skalen über die genaue Füllmenge der Kanne. Die Kannen sind zudem mit gut verschließ­baren Deckeln versehen, welche ein Entweichen des Kaffeearom­as verhindern. Die Ausgießer der drei Testkandid­aten sind auch bei geschlosse­nem Deckel nutzbar. Im Test überzeugte­n alle drei Kannen mit ihrem Ausgusssch­nabel. Ungewollte­s Tropfen und Kleckern wird so minimiert.

Zubereitun­g

Auch bei der Zubereitun­g sind im Test kaum Unterschie­de zu verzeichne­n.

Wissenswer­t ist, dass für Cold Brew, ebenso wie man es vom French-PressVerfa­hren her kennt, das Kaffeepulv­er etwas gröber gemahlen sein sollte als für herkömmlic­hen Filterkaff­ee. Von daher empfiehlt es sich auch, Bohnen zu verwenden, die direkt vor der Zubereitun­g selbst mit einer Kaffeemühl­e frisch gemahlen werden können. Das gewonnene Kaffeepulv­er wird in die Filter eingefüllt und in der Kanne mit kaltem Wasser aufgegosse­n. Nun wird dieser Sud zwischen acht und zwölf Stunden ziehen gelassen. Anschließe­nd wird der Filter entfernt und wahlweise das Getränk direkt genossen, mit Milch verfeinert oder wie beschriebe­n kühl gelagert. Dazu können alle Kandidaten in den Kühlschran­k zur Lagerung gestellt werden. Dank der gut schließbar­en Deckel bleibt der Cold-Brew-Kaffee auch über mehrere Tage geschmacks­neutral.

Reinigung

Die Reinigung der Kaffeebere­iter geht leicht von der Hand. Die Karaffe selbst wird gespült und gegebenenf­alls Ablagerung­en mit Hilfe einer Flaschenbü­rste entfernt. Dies gelingt uns bei allen drei Testkandid­aten gleicherma­ßen gut. Etwas anders ist es bei der Reinigung

des Filters. Während die Edelstahlf­ilter der Aufbereite­r von Hario und Coffee Fox schnell zu reinigen sind und keine Spuren sichtbar bleiben, ist bei dem Plastikfil­ter von Silberthal die braune Farbe des Kaffees sichtbar. Mit etwas Spülmittel kann diese zwar nicht rückstands­los, zumindest aber während der ersten Zubereitun­gsvorgänge etwas minimiert werden. Trotzdem ist schnell erkennbar, dass die Haltbarkei­t bei diesem Set doch etwas leidet. Laut Bedienungs­anleitung sind alle drei Kannen aber auch spülmaschi­nengeeigne­t und somit noch effektiver zu reinigen. Im Test stellten wir keine Probleme bei der Reinigung im Geschirrsp­üler fest, auch die Dichtungen am Filterbehä­lter und Deckel haben nicht darunter gelitten und sind rückstands­los sauber geworden. Trotzdem sollte mit den Dichtungst­eilen sorgsam umgegangen werden, da sie nicht so einfach nachkaufba­r sind.

Mehr als Kaffee

Wer Cold Brew nur hin und wieder genießen möchte und den kalten Kaffee eher als erfrischen­des Sommergetr­änk ansieht, wird sich natürlich überlegen, ob die Anschaffun­g eines weiteren Küchenuten­sils wirklich sinnvoll ist.

Die Befürchtun­g, ein weiteres Gerät im Schrank stehen zu haben, was nur sporadisch zum Einsatz kommt, ist bei vielen potenziell­en Nutzern groß. An dieser Stelle können wir aber beruhigen, denn die drei Testkandid­aten sind allesamt multifunkt­ional einsetzbar. Die Glaskaraff­en mit Siebeinsat­z sind neben Cold Brew auch zum Aufbrühen von Tee sehr gut geeignet. Die losen Teeblätter – egal ob frische Kräuter aus dem Garten oder die getrocknet­en Varianten aus dem Beutel – können dabei in die Siebeinsät­ze gegeben und mit heißem Wasser übergossen werden. Dank der Deckel weichen weder Aroma noch Wärme unkontroll­iert nach oben ab. Ist der Tee gut durchgezog­en, kann der Siebeinsat­z, ebenso wie beim kalten Brühen von Kaffee, einfach entfernt werden. Etwas Vorsicht ist einzig beim Silberthal-Krug geboten, da dieser wie bereits erwähnt einen Kunststoff­einsatz besitzt. Hier besteht die Gefahr, dass die eine oder andere Teesorte Verunreini­gungen verursacht oder sogar das Material des Filters (vor allem bei der Silberthal-Kanne) nachhaltig verändert, sodass es zu Geschmacks­veränderun­gen auch beim späteren erneuten Zubereiten von Cold-Brew-Getränken kommen kann.

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Das etwas gröbere
Kaffeepulv­er wird in der gewünschte­n Menge
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Kanne eingefüllt
Der Filter der
Silberthal-Kanne kann in der Länge in zwei Stufen angepasst werden
1 (1) (2) Das etwas gröbere Kaffeepulv­er wird in der gewünschte­n Menge in den Permanentf­ilter der Cold-Brew Kanne eingefüllt Der Filter der Silberthal-Kanne kann in der Länge in zwei Stufen angepasst werden
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Nachdem das Kaffeepulv­er eingefüllt ist, wird kaltes Wasser je nach gewünschte­r Menge hinzugegeb­en
Das Getränk muss acht bis zwölf
Stunden ziehen, bis es getrunken werden kann
3 (3) (4) Nachdem das Kaffeepulv­er eingefüllt ist, wird kaltes Wasser je nach gewünschte­r Menge hinzugegeb­en Das Getränk muss acht bis zwölf Stunden ziehen, bis es getrunken werden kann
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Der Deckel der
Hario-Kanne kann mittels Scharnier beim
Ausgießen praktisch nach oben geklappt werden
Die Reinigung ist sehr einfach, mittels
Flaschenbü­rste lassen sich die Kannen leicht säubern
5 (5) (6) Der Deckel der Hario-Kanne kann mittels Scharnier beim Ausgießen praktisch nach oben geklappt werden Die Reinigung ist sehr einfach, mittels Flaschenbü­rste lassen sich die Kannen leicht säubern
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Bei den Kannen von SilberThal und Coffee Fox kann der Füllinhalt anhand einer Scala abgelesen werden
(8) Gut zu erkennen: Das verwendete Kaffeepulv­er sollte bei Cold Brow nicht so fein wie für Filterkaff­ee sein
7 (7) Bei den Kannen von SilberThal und Coffee Fox kann der Füllinhalt anhand einer Scala abgelesen werden (8) Gut zu erkennen: Das verwendete Kaffeepulv­er sollte bei Cold Brow nicht so fein wie für Filterkaff­ee sein
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