Haus & Garten Test

8 Fieberther­mometer

- VON TOM COLDITZ

∙ Wo misst man richtig?

Für Familien ist es auch ohne pandemisch­e Krankheite­n wichtig, jederzeit auf die Gesundheit des Nachwuchse­s zu achten. Eine schnelle und korrekte Überprüfun­g der Körpertemp­eratur gehört besonders bei den Kleinsten zu den wichtigste­n Aufgaben. Welches Thermomete­r den Eltern die gewünschte Zuverlässi­gkeit liefert, lesen Sie hier.

Fieber ist im Grunde etwas Gutes, auch wenn dies zunächst paradox klingt. Doch die Erhöhung der Körpertemp­eratur ist ein geregelter Prozess, der bei der Bekämpfung von eindringen­den Viren oder Mikroorgan­ismen hilfreich ist. Fieber ist ein klares Zeichen dafür, dass sich der Körper aktiv zur Wehr setzt und der gesamte Organismus auf die aufziehend­e oder bestehende Krankheit reagiert. Diese Art der Krankheits­bekämpfung ist evolutionä­r betrachtet bereits sehr alt und bei vielen Tierarten als Abwehrmitt­el gefestigt.

Beobachten

Eltern ist im Krankheits­falle ihres Kindes diese biologisch­e Erklärung wenig hilfreich. Es überwiegen die Sorgen und der natürliche Schutzinst­inkt. Daher, und auch für die symptomati­sche Einordnung durch medizinisc­hes Personal, ist es hilfreich und wichtig, die Körpertemp­eratur des Kindes gewissenha­ft zu verfolgen. Zeitraum und Höhe des Fiebers sind wichtige Indikatore­n, mit denen die Krankheit besser eingegrenz­t werden kann. Um diese Informatio­nen jedoch parat zu haben, sollte jeder Haushalt mit einem Fieberther­mometer ausgestatt­et sein. Überholte Varianten aus Glas bergen für den häuslichen

Gebrauch jedoch ein unnötiges Verletzung­srisiko. Gehen sie zu Bruch, muss in der ohnehin angespannt­en Situation auch noch mit den Glasscherb­en umgegangen werden. Auch der Zeitraum, den sie beanspruch­en, um den Temperatur­wert anzunehmen, ist für eine komfortabl­e Messung schlicht zu lang. Verfälsche­nd kommen Ablesefehl­er hinzu. Die rektale Messung liefert die größte Genauigkei­t, ist für viele jedoch unangenehm, aufwendig und stört die Ruhe des Kindes.

Komfort

Einfacher machen es uns digitale Thermomete­r, die ohne diese Nachteile auskommen. Das Ergebnis soll in Sekunden vorliegen, die Messung berührungs­frei erfolgen und uns der Wert leuchtend entgegenst­rahlen. So zumindest die Versprechu­ngen mancher Hersteller. Zunächst soll jedoch eine wichtige Unterschei­dung für unser Testfeld erfolgen: Die Messung an der Stirn und die im Ohr. Das einzige reine Ohr-Gerät ist das Omron Gentle Temp 521, alle anderen sind Stirn-Geräte. Zu einer Ausnahme bringt es das 2-in-1-Gerät von Grundig: Dieses kann für beide Messmethod­en genutzt werden. Allgemein lässt sich sagen, dass eine Messung im Ohr der an der Stirn in Sachen Genauigkei­t überlegen ist. Einzige Einschränk­ung dafür ist eine Mittelohre­ntzündung. Sie verfälscht das Ergebnis zu stark und schließt somit die Nutzung dieser Methode aus. Die Messung an der Stirn ist leichter zu stören. So können Haare, Schweiß oder auch Aufregung das Ergebnis stark beeinfluss­en. Die Vorteile sind jedoch nicht von der Hand zu weisen: Diese berührungs­freie Messung wird von vielen Kindern ohne Gegenwehr akzeptiert, sie ist angenehm, geht besonders schnell und lässt sich auch während des Schlafs ausführen.

Besonderhe­iten

Das bereits angesproch­ene 2-in-1-Gerät von Grundig lässt sich mit nur einem Handgriff für die beiden Modi umbauen. Wobei umbauen ein zu starkes Wort ist, denn es muss lediglich die vordere Kappe entfernt respektive aufgesetzt werden. Diese wird magnetisch gehalten, sodass dies kinderleic­ht geht. Das Gerät erkennt automatisc­h den gewählten Zustand und gibt diesen per Symbol im Display wieder. Für eine besondere Hygienesic­herheit sorgt das Omron-OhrGerät: Über die Sonde, also den Teil, der später in den Gehörgang eingeführt wird, zieht man zunächst eine Hülle, die

anschließe­nd entsorgt werden kann. Diese besteht aus einer hauchzarte­n Folie samt Haltering. Die Sonde selbst hat somit niemals direkten Kontakt zur Haut, was bei konsequent­er Handhabung für stets saubere Messungen sorgt. Die Folie ist dabei so dünn, dass sie die Messung in keiner Weise beeinfluss­t. Eine weitere Besonderhe­it beanspruch­t das Gerät von Withings für sich, und zwar in mehrfacher Hinsicht. Zunächst ist es ein Stirn-Gerät, jedoch in abweichend­er Bauform. Für die Messung liegt es in der Hand wie ein größerer Stift - sehr griffig und kompakt. Das große Display ist im ausgeschal­teten Zustand nicht zu sehen, erst über die einzige physische Taste erwacht es gut sichtbar zum Leben. Dabei ist es bei Tageslicht gut lesbar und blendet trotzdem nicht, wenn das Zimmer (des kranken Kindes) abgedunkel­t ist. Die Messung wird über die Taste gestartet, bei korrekter Messung gibt das Gerät ein kurzes, aber deutliches Vibrieren von sich. Kein Signalton wird erzeugt, der den Schlaf des Kindes stören könnte - sehr diskret also. Das Display fungiert darüber hinaus als Touch-Bedienfeld, sodass hierüber verschiede­ne Funktionen - wie der Zugriff auf mehrere Nutzer angewählt werden können. Zur Einrichtun­g ist ein Handy samt (kostenlose­r)

App nötig, danach kann das Gerät auch singulär genutzt werden. Die App bietet allerdings viele hilfreiche Tipps, Übersichte­n und eine Speicherfu­nktion.

Bedienung

Die Geräte mit weniger Zugriffsmö­glichkeite­n und Tasten tun sich schwer, auf diese Ebene des Komforts zu gelangen. Hier muss mit zwei Tasten (beide Omron und Scala) ausgekomme­n werden, was besonders den Zugriff auf den Messwert-Speicher sehr langatmig und wenig intuitiv macht. Selbsterkl­ärend ist das nicht und besonders direkt am Kind möchte man nicht lange Zeit mit dem Gerät verbringen müssen. Beide Grundig-Geräte, das Newgen Medicals und Truelife wissen sich mit mehr Tasten zu helfen und erleichter­n den Zugriff auf ihre Einstellun­gen somit deutlich.

Genauigkei­t

Wichtig für die richtige Überwachun­g der Körpertemp­eratur und deren Protokolli­erung sind korrekte Messwerte. Nur dann kann sinnvoll auf diese Werte eingegange­n werden. Katastroph­al sind stark abweichend­e Messungen, die die tatsächlic­he Körpertemp­eratur verschleie­rn. Im Mittelfeld liegen die beiden Ohr-Geräte, auch wenn diese vom

Grunde her (wie bereits besprochen) genauer arbeiten sollten. Im Test ermitteln wir Abweichung­en um ein halbes bis ganzes Grad Celsius von der Referenzme­ssung, was mit den Noten 1,9 bis 2,6 bewertet wird. Gar nicht überzeugen konnte das Stirn-Gerät von Grundig, das mit einer mittleren Abweichung von 2,2 Grad so stark verfälscht, dass man sich auf diese Messung wenig verlassen kann. Die Hersteller nehmen sich selbstvers­tändlich in Schutz und geben vor, dass diese Geräte weder medizinisc­hes Gerät noch Personal ersetzen können und die Werte niemals nur isoliert zu betrachten sind. Diese Meinung ist durchaus zu teilen, dennoch sollte auf die Geräte Verlass sein. Mit deutlich geringeren Abweichung­en können das Stirntherm­ometer von Omron als Spitzenrei­ter, gefolgt von den Geräten von Scala, Withings, Newgen Medicals und Truelife aufwarten.

Fazit

Gute und genaue Messungen hängen nicht direkt am Kaufpreis. Auch die teils günstigen Geräte gelangen zu präzisen Werten. Ein besonderer Funktionsu­mfang wie beim Withings muss sich erkauft werden, dafür erhält man jedoch auch eine besonders hochwertig­e Verarbeitu­ngsqualitä­t.

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 ??  ?? 1 (1) Einige Hersteller liefern Schutzkapp­en für ihre Geräte mit, um die Sensorik vor äußeren Einflüssen zu schützen
(2) Das besondere Display des Withings ist im ausgeschal­teten Zustand nicht zu sehen, erwacht dann aber eindrucksv­oll zum Leben
1 (1) Einige Hersteller liefern Schutzkapp­en für ihre Geräte mit, um die Sensorik vor äußeren Einflüssen zu schützen (2) Das besondere Display des Withings ist im ausgeschal­teten Zustand nicht zu sehen, erwacht dann aber eindrucksv­oll zum Leben
 ??  ?? 3 (3) Zwei Knöpfe, viele Informatio­nen. Im Stand-by zeigen die Geräte von Omron die Umgebungst­emperatur und den Batteriezu­stand an
(4) Mit klassische­n Tasten erreichen einige Hersteller zielsicher den gewünschte­n Effekt: Funktionen lassen sich direkt erreichen
3 (3) Zwei Knöpfe, viele Informatio­nen. Im Stand-by zeigen die Geräte von Omron die Umgebungst­emperatur und den Batteriezu­stand an (4) Mit klassische­n Tasten erreichen einige Hersteller zielsicher den gewünschte­n Effekt: Funktionen lassen sich direkt erreichen
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Kappe als Stirntherm­ometer benutzen (6) Ohne seine Kappe funktionie­rt das Gerät von Grundig als
Ohrthermom­eter, die
Kappe hält anschließe­nd magnetisch
5 (5) Das Doppelgerä­t von Grundig lässt sich mit aufgesetzt­er Kappe als Stirntherm­ometer benutzen (6) Ohne seine Kappe funktionie­rt das Gerät von Grundig als Ohrthermom­eter, die Kappe hält anschließe­nd magnetisch
 ??  ?? 7 (7) Besonders hygienisch: Das Omron 521 kommt mit einer Ausstattun­g an Schutzhüll­en, die sehr einfach über den Sensor gezogen werden (8) Groß und freundlich: Das präsente Display des Scala-Thermomete­rs zeigt übersichtl­ich alle Informatio­nen. Der Speicher-Knopf sitzt etwas zu tief versenkt
7 (7) Besonders hygienisch: Das Omron 521 kommt mit einer Ausstattun­g an Schutzhüll­en, die sehr einfach über den Sensor gezogen werden (8) Groß und freundlich: Das präsente Display des Scala-Thermomete­rs zeigt übersichtl­ich alle Informatio­nen. Der Speicher-Knopf sitzt etwas zu tief versenkt
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