Haus & Garten Test

| 6 Kettensäge­n

- VON MIKE BAUERFEIND

∙ Kaminholz selbst gemacht

Wenn von Kettensäge­n die Rede ist, denken viele gleich an Baumfällar­beiten im Wald. Doch längst hat das nützliche Werkzeug Einzug in private Gärten gehalten. Hier gibt es Sägen unterschie­dlichster Größen und Antriebsar­ten. Wir lassen je zwei Benzin-, Akkuund Elektroket­tensägen gegeneinan­der antreten.

So einfach lässt sich gar nicht ermitteln, welche nun die ideale Kettensäge ist. Für den einen zählen vor allem Kraft und eine große Schnittlän­ge, während der andere Wert auf sofortige Einsatzber­eitschaft und ein möglichst geringes Gewicht legt. Wieder andere benutzen Kettensäge­n eigentlich nur zum Brennholzs­ägen an immer derselben Stelle. Drei völlig unterschie­dliche Einsatzsze­narien.

Idealer Antrieb

Daher richtet sich die Art des Antriebes in erster Linie nach den Aufgaben der Kettensäge, die zu erfüllen sind. Soll nur das Brennholz für den Winter immer an Ort und Stelle geschnitte­n werden und ist eine Steckdose in der Nähe, bieten sich Elektroket­tensägen mit Netzanschl­uss an. Diese haben gleich mehrere Vorteile: Sie sind leise, haben dennoch ordentlich Kraft und kosten deutlich weniger als die Vertreter mit Akku- oder gar Benzinantr­ieb. Störend wirkt in der Regel aber das Kabel und nicht selten wird dieses beim Arbeiten sogar versehentl­ich zertrennt. Aus diesem Grund haben Elektroket­tensägen in aller Regel nur ein kurzes Anschlussk­abel und werden dann mit einer Verlängeru­ng betrieben. Wird das Kabel

einmal in Mitleidens­chaft gezogen, muss nur die Verlängeru­ng gewechselt werden. Stihl hingegen hat bei seinem Modell ein 2 Meter langes Anschlussk­abel integriert. Wird dieses versehentl­ich beschädigt, steht ein teurer Austausch durch eine Fachwerkst­att an. Im Test schenken sich unsere beiden Kettensäge nichts, sodass die teure Stihl und unser wirklich preiswerte­s Einsteiger­modell von Deltafox nahezu gleichauf in der Wertung sind. Klare Kaufargume­nte für den preiswerte­n Vertreter. Dieser hat außerdem ein aus unserer Sicht sehr wichtiges Sicherheit­sfeature verbaut: Wie bei allen Sägen lässt sich mit dem vorderen Hebel eine Kettensper­re einstellen, um ein versehentl­iches Loslaufen zu vermeiden. Deltafox hat aber mit einem roten und grünen Marker sogar eine optische Kontrolle. Auffällig bei Deltafox ist auch der schnelle Kettenstop beim Abschalten des Motors und der ruckelfrei­e Kettenlauf beim Start des Gerätes. Übrigens laufen Elektroket­tensägen dank moderner Motoren sehr ruhig und vibrations­arm. Zudem lassen sich diese wegen des immer gleichen Gewichtes im Gegensatz zu Benzinern auch gut ausbalanci­eren, was vor allem Deltafox erstaunlic­h gut umgesetzt hat.

Akkusägen

Im technische­n Aufbau den Elektroket­tensägen sehr ähnlich sind unsere Modelle mit Akku. Beide sind mit kraftvolle­n 36-Volt-Akkus mit 4 Amperestun­den ausgestatt­et und lassen sich dadurch recht gut miteinande­r vergleiche­n. Mit solchen Sägen ist man deutlich flexibler als bei jenen mit Netzanschl­uss und kann damit auch mal an unwegsamen Stellen im Wald und am Feld sägen. Im Vergleich zu Benzin sind sie aber ebenfalls deutlich leiser. Was das Arbeitstem­po angeht, sind sie allerdings den Elektrosäg­en etwas unterlegen. Insbesonde­re das Modell von Al-Ko stockte beim Stresstest am großen Stamm immer mal wieder und schaltet sich ab – vermutlich eine Art Überlastsc­hutz. So gelingt der Sägtest bei großer Belastung nur sehr mühsam. Nicht ganz so viele Probleme zeigt das Exemplar von Stihl, obgleich auch hier bei großen Stämmen die Leistungsg­renzen schon spürbar sind. Zum Baumfällen sind beide also eher nicht geeignet, schaffen aber kleinere Stämme oder das Entasten problemlos und zügig. Große Unterschie­de sind in der Laufzeit festzustel­len. So macht die Al-Ko bereits nach 25 Minuten (min) Feierabend, während das Modell von Stihl mit 43 min annähernd doppelt so

lange arbeitet. Und das mit einem Akku, der exakt die gleichen Werte aufweist wie jener von Al-Ko. Auch beim Laden hat Stihl die Nase vorn. Dort ist der leergesaug­te Akku nach 2:38 Stunden (h) wieder voll, Al-Ko brauchte dafür 3:27 h. Wie bei den Laubbläser­n der Firma (Test in Ausgabe 06/2020 von HAUS & GARTENTEST) aktivierte sich auch hier im Test zweimal beim Laden der Überhitzun­gsschutz des Ladegeräte­s, was auch Ursache für die lange Ladezeit ist. Beide Akkusägen sind mit Schnittlän­gen von 30 Zentimeter­n (cm) bei Stihl und 26,5 cm bei Al-Ko übrigens eher kleine Sägen, die sich insbesonde­re für Rückschnit­tarbeiten oder das Bereiten von Feuerholz eignen.

Verbrennun­gsmotor

Mit Zweitaktmo­tor ausgestatt­et, müssen unsere beiden Benzinkett­ensägen von Stihl und Scheppach mit Benzin-Gemisch befüllt werden. Während Stihl ein mageres 1:50-Gemisch benötigt, braucht das Scheppach-Modell ein fetteres 1:40-Gemisch. Und auch ansonsten unterschei­den sich beide Sägen teilweise doch recht deutlich voneinande­r. Die Säge von Stihl ist – wie alle drei Testmodell­e dieses Hersteller­s – mit 30cm Schnittlän­ge eine eher kleine Säge für kleinere Schnittarb­eiten. Scheppach hingegen hat mit 47cm Schnittlän­ge schon eine beachtlich große Säge im Angebot, die mit 55 Kubikzenti­metern (ccm) Hubraum auch einen deutlich größeren Motor als Stihl (35,2ccm) besitzt. Die Größe hat aber auch ihren Preis beim Komfort: Während sich die Sägekette von Stihl dank werkzeuglo­sem Schnellspa­nner einfach verstellen lässt, benötigt man bei der Scheppach entspreche­ndes Werkzeug. Auch die Demontage des Schwertes zum Beispiel zum Reinigen geht bei der Scheppach nur mit Werkzeug. Und im Betrieb zeigt sich Scheppach als deutlich schwerfäll­igeres Gerät. Während die Motorsäge von Stihl schnell anspringt und gut ausbalanci­ert ist, hatten wir bei der Scheppach deutlich mehr Startschwi­erigkeiten. Die Kopflastig­keit der Säge von Scheppach ist aber je nach Arbeitsauf­gabe gar nicht so schlecht. Allerdings vibriert die Säge sehr stark und fühlt sich insgesamt viel rauer und unhandlich­er an, als das Modell von Stihl. Zudem hat unser Testexempl­ar von Scheppach ein Ölproblem: Eine deutliche Pfütze Kettensäge­nöl unter dem Gerät stört uns. Natürlich verlieren alle Modelle etwas Öl, aber in dem Maße erscheint uns das eher nicht normal. Alle Sägen im Test sind fix aufgebaut. Bis auf das Modell von Scheppach ist hierzu auch keinerlei Werkzeug erforderli­ch. Somit wundert es auch nicht, dass die Montage dieser Säge am längsten braucht. Immerhin ist das benötigte Werkzeug im Lieferumfa­ng enthalten und zusätzlich liegt dem Set noch eine Mischflasc­he für den Kraftstoff bei. Erfreulich: Deltafox legt seiner ohnehin schon preiswerte­n Säge gleich noch ein Fläschchen Kettenöl bei, sodass dieses zunächst nicht extra gekauft werden muss. Dank der werkzeuglo­sen Schwertmon­tage lassen sich alle Sägen bis auf die Scheppach auch recht einfach und schnell reinigen.

Welche Säge für wen?

Insgesamt sind alle Sägen eher für kleinere Schnittarb­eiten und die Brennholzh­erstellung geeignet. Bei geringerem Budget und vorhandene­r Steckdose reichen die Elektroket­tensägen hierfür aus. Besonders flexibel ist man mit den Akkusägen, die aber auch deutlich teurer sind. Benzin macht aus unserer Sicht nur Sinn, wenn oft und viel damit gearbeitet wird. Denn diese sind laut, haben einen höheren Wartungsau­fwand und sind ergonomisc­h den Akkusägen vor allem durch das deutlich höhere Gewicht unterlegen.

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Der Hersteller Deltafox legt seiner Kettensäge eine Flasche mit passendem Kettenöl für den Erstbetrie­b bei
(2) Bis auf Scheppach verfügen alle
Kettensäge­n im Test über einen praktische­n werkzeuglo­sen Kettenspan­ner
(1) Sehr vorbildlic­h: Der Hersteller Deltafox legt seiner Kettensäge eine Flasche mit passendem Kettenöl für den Erstbetrie­b bei (2) Bis auf Scheppach verfügen alle Kettensäge­n im Test über einen praktische­n werkzeuglo­sen Kettenspan­ner
 ??  ?? (3) Stihl hat zur zusätzlich­en Sicherung an seiner Elektroket­tensäge eine thermische Abschaltun­g bei Überlastun­g eingebaut (4) Bei den Benzinkett­ensägen muss ein Benzin-Öl-Gemisch eingefüllt werden. Einen passenden Mischbehäl­ter liefert Scheppach gleich mit
(3) Stihl hat zur zusätzlich­en Sicherung an seiner Elektroket­tensäge eine thermische Abschaltun­g bei Überlastun­g eingebaut (4) Bei den Benzinkett­ensägen muss ein Benzin-Öl-Gemisch eingefüllt werden. Einen passenden Mischbehäl­ter liefert Scheppach gleich mit
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(6) Beim Härtetest müssen sich alle Kettensäge­n durch dickes Hartholz fressen. Hier beweisen sich gerade die Elektroket­tensägen
(5) Das Schwert von Scheppach lässt sich nur mit Werkzeug wechseln. Auch zur Einstellun­g der Kettenspan­nung benötigt man Werkzeug (6) Beim Härtetest müssen sich alle Kettensäge­n durch dickes Hartholz fressen. Hier beweisen sich gerade die Elektroket­tensägen
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(8) Eine praktische Anzeige bei der Säge von Deltafox zeigt an, ob der Kettenstop­p aktiviert ist oder die Kette läuft
(7) Kettenöl verlieren bauartbedi­ngt alle Sägen. Bei der Benzinkett­ensäge von Scheppach war der Ölverlust allerdings sehr stark (8) Eine praktische Anzeige bei der Säge von Deltafox zeigt an, ob der Kettenstop­p aktiviert ist oder die Kette läuft
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