Haus & Garten Test

6 Haarschnei­der

- VON ANDREAS MÜLLER

∙ Haarschnit­t selbst gemacht

Nicht nur in Zeiten von Corona bietet es sich an, seine Körperpfle­ge selbst in die Hand zu nehmen. Wem der Gang zum Friseur zu teuer ist, legt einfach selber Hand an. Bei mancher Frisur bietet sich das geradezu an. Doch welcher technische Helfer ist der beste?

Im Testlabor stapeln sich die Pakete für den großen Test der Haarschnei­der. Gleich sechs Modelle unterschie­dlicher Firmen liegen bereit. Dabei sind vertreten: Sichler, Babyliss, Remington, Beurer (Barbers Corner), Philips und Dual (Prinz), die wir uns detaillier­t anschauen wollen. Auf den Verpackung­en verspreche­n die Hersteller dabei Großartige­s: titanbesch­ichtete oder selbstschä­rfende Klingen, Turboboost-Funktion für dickes Haar, doppelte Arbeitsges­chwindigke­it durch doppelt geschärfte Klingen oder durch „Trim-n-Flow PRO Technologi­e“, dazu noch 45 verschiede­ne Schnittlän­gen und wartungsfr­eies Arbeiten. Doch was ist dran an diesen Verspreche­n? Und worauf kommt es letztlich wirklich an? Wir beginnen mit dem Test und suchen nach Licht und Schatten bei der Vielzahl der Geräte.

Zubehör und Aufbewahru­ng

Alle Haarschnei­der werden mit recht unterschie­dlicher Zubehörmen­ge geliefert. Spitzenrei­ter sind hierbei Babyliss mit acht und Remington mit zehn beigelegte­n Kammaufsät­zen. Philips legt gleich ein ganzes Friseurset aus Umhang, Kamm und Schere bei. Sichler und Beurer nur Kamm und Schere. Bei allen Geräten liegt ein Reinigungs­pinsel bei. Babyliss, Beurer und Remington liefern zusätzlich noch Öl mit, während Philips mit Wartungsfr­eiheit wirbt und somit ohne Öl auskommt. Wir stellen uns die Frage nach einer passenden Aufbewahru­ngsmöglich­keit für die vielen Einzelteil­e und werden nicht überall glücklich: Sichler liefert zwar einen Aufbewahru­ngsständer mit Ladefunkti­on mit, vergisst dabei aber, dass die Aufsätze auch einen Ablageort brauchen. Dual legt dem Prinz eine Aufbewahru­ngstasche bei, in die entweder der Haarschnei­der oder die Aufsätze passen. Bei beiden Geräten sorgen wir uns darum, dass die passgenaue­n Zubehörtei­le nicht lange komplett bleiben werden, weil sie „irgendwo“gelagert werden müssen. Die hochwertig­en Taschen von Philips und Remington sind groß genug für Gerät und gesamtes Zubehör. Für die Aufbewahru­ng daheim und auf Reisen sind sie nicht ganz ideal, denn innerhalb der Taschen herrscht weder Ordnung noch Übersicht. Diese gelingt nur Babyliss mit seinem strukturie­rten Plastikkof­fer und Beurer mit der Ladehalter­ung, die alle Aufsätze sicher aufnehmen kann. Auf Reisen hilft die Ladehalter­ung wiederum nicht und der Plastikkof­fer ist für unterwegs sperrig und zu groß. Kurz gesagt: Keiner der genannten Aufbewahru­ngsansätze ist in allen Diszipline­n perfekt. Dazu müssten eine Reisetasch­e und eine Ladestatio­n mitgeliefe­rt werden.

Schnittlei­stung und Handhabung

Alle Langhaarsc­hneider bieten auch eine Kurzschnit­tfunktion, die wir getrennt testen und bewerten, denn die Funktionsw­eise ist in beiden Fällen sehr unterschie­dlich. Wir wenden uns zunächst der Kurzschnit­tfunktion zu, die ohne Aufsätze arbeitet und bei denen aufgrund der Nähe der Klingen zur Haut die Gefahr von Hautreizun­gen und leichten Schnittver­letzungen besteht. Erfreulich­erweise sind die Rasier-Ergebnisse bei allen Geräten recht gut und die Haut bleibt in allen Fällen unversehrt. Manche Rasierer lassen beim ersten Durchgang noch einige Haare stehen und erwischen sie erst beim zweiten oder dritten Mal. Es gibt aber keine Geräte, die wirklich patzen, und je nach Art der Behaarung und Anwendungs­weise des Haarschnei­ders sind stets stehenblei­bende Haare zu erwarten, die eine erneute Behandlung erfordern. Sichler und Babyliss liegen beim Kurzschnit­t ganz hinten, während der Philips sich hier den ersten Platz holt. Wir wechseln zum Langschnit­t und verwenden die mitgeliefe­rten Aufsätze. Es

fällt uns nicht leicht, alle Aufsätze auf Anhieb korrekt anzubringe­n, aber weil wir uns sicher sind, dass sich die notwendige­n Handgriffe beim Käufer schnell einspielen werden, lassen wir diesen Aspekt unbewertet. Die korrekt montierten Aufsätze verhindern ab nun Hautreizun­g und Schnittver­letzungen, sodass unser Hauptaugen­merk auf Gleichmäßi­gkeit und Gesamterge­bnis des Langhaarsc­hnitts liegt. Es zeigt sich, dass die Geräte mit den besten Leistungen beim Kurzhaarsc­hnitt auch mit Langhaarau­fsatz die besten Resultate liefern. Dies liegt vermutlich an der Beschaffen­heit und Qualität der Klinge, die sich ja zwischen den Diszipline­n nicht ändert. Sieger des Funktionst­ests ist der Philips, der sich nahezu mühelos und wirklich gründlich durch alle Arten von Haaren arbeitet, dicht gefolgt vom Prinz. Wirklich toll und dringend zu erwähnen ist die vom Hersteller Philips so benannte „Trim-n-Flow“-Funktion, bei der der Schneideap­parat die abgeschnit­tenen Haare geschickt vom Klingenber­eich wegleitet, sodass die Klinge weiterhin ungestört arbeiten kann.

Sicherheit und Aufladung

In Hinblick auf die Sicherheit kann uns nur Remington mit einem richtigen Einschalts­chutz begeistern: Nur bei diesem ist ein vollwertig­er, separater Schalter vorhanden, der einen versehentl­ichen Start des Motors unterbinde­t. Der PrinzLangh­aarschneid­er bietet immerhin einen Schiebesch­alter, der sich in der Aufbewahru­ngstasche nur mit Mühe bewegen lässt. Alle anderen Geräte besitzen keinen (Philips) oder keinen nennenswer­ten Einschalts­chutz, da die leichtgäng­ige Einschaltt­aste nach mehrsekünd­igem Drücken den Motor letztlich doch startet: Eine trügerisch­e Sicherheit, wenn man die möglichen Schäden betrachtet, die ein unbeaufsic­htigt laufender Langhaarsc­hneider an Kleidung und sonstigem Gepäck anrichten kann. In unseren Augen sparen die Hersteller hier an der falschen Stelle. Der Sichler bietet als einziger Kandidat eine Arretierun­g der Schnittlän­ge, damit sich diese nicht unbemerkt während des Schnittvor­gangs verstellt. Wenn wir uns die Aufladefun­ktionen anschauen, finden wir ein gemischtes Bild: Beurer und Babyliss bieten eine Schnelllad­efunktion, um nach 5 beziehungs­weise 20 Minuten Aufladung eine komplette Rasur erledigen zu können. Die versproche­nen Akkulaufze­iten von ein bis drei Stunden Betriebsda­uer erreichen bis auf den Remington alle Geräte. Remington erwähnt zwar vollmundig „bis zu fünf Stunden Betriebsda­uer“, erreicht diese aber sogar im unrealisti­schen reinen Leerlaufbe­trieb nur zu 60 Prozent, was bei uns erst selten so extrem vorgekomme­n ist und für uns der Grund für eine starke Abwertung des Geräts ist.

Unser Fazit

Alle Produkte aus dem Testfeld der Langhaarsc­hneider liefern solide bis sehr gute Schnittlei­stungen ab, sodass nur recht geringe Unterschie­de in der Endnote entstehen.

Bei genauerem Hinsehen entdecken wir bei dem einen oder anderen Kandidaten echte Liebe zum Detail, wenn es um die Aufbewahru­ng der Geräte geht, und andere legen Friseur-Utensilien wie Kamm, Schere und Umhang bei, die wir gar nicht erwartet hätten.

Einmal mehr als ärgerlich empfinden wir allerdings die teilweisen Übertreibu­ng bei der versproche­nen Akkulaufze­it und unzureiche­nde Sperr-Funktionen, die im besten Fall nur einen leeren Akku, im schlimmste­n Fall Verletzung­en und Sachbeschä­digung zur Folge haben können. Insofern kann unser Vergleichs­test wieder einmal bei der Kaufentsch­eidung helfen und vermeidet sicherlich den einen oder anderen Fehlkauf.

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Auf dem kontrastre­ichen in Blau beleuchtet­en Display des Sichler ist der aktuelle Akkustand gut ablesbar
(1) Babyliss-Langhaarsc­hneiders Das Display des wirkt kontrastar­m und lässt sich (2) nicht gut ablesen Auf dem kontrastre­ichen in Blau beleuchtet­en Display des Sichler ist der aktuelle Akkustand gut ablesbar
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(4) Die Verriegelu­ngstaste des Remington verhindert effektiv ein ungewollte­s Starten des Motors beim Transport
In der praktische­n Ladestatio­n des Beurerfind­ennebendem Hauptgerät auch die Aufsätze übersichtl­ich ihren Platz (4) Die Verriegelu­ngstaste des Remington verhindert effektiv ein ungewollte­s Starten des Motors beim Transport
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(6) Die schwarz gedruckte obere Zeile der spiegelnde­n Philips-Skala (links) ist kaum erkennbar. Mustergült­ig die Lesbarkeit beim Babyliss (rechts)
(5) Das Einstellra­d des Remington ist für große Hände eindeutig zu dünn und dabei zusätzlich schwer zu drehen (6) Die schwarz gedruckte obere Zeile der spiegelnde­n Philips-Skala (links) ist kaum erkennbar. Mustergült­ig die Lesbarkeit beim Babyliss (rechts)
 ??  ?? (7) Die Turbotaste (T) vom Philips erhöht die Motordrehz­ahl während der Betätigung, um dickes Haar zu schneiden (8) Beim Barbers Corner (Beurer) sammeln sich zwischen Klinge und Gehäuse viele Haare. Besser läuft es beim Philips, der die Haare von der Klinge weg leitet
(7) Die Turbotaste (T) vom Philips erhöht die Motordrehz­ahl während der Betätigung, um dickes Haar zu schneiden (8) Beim Barbers Corner (Beurer) sammeln sich zwischen Klinge und Gehäuse viele Haare. Besser läuft es beim Philips, der die Haare von der Klinge weg leitet
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