Haus & Garten Test

Saubere Raumluft

- VON MIKE BAUERFEIND

In Corona-Zeiten bekommt das Thema saubere und virenfreie Luft wieder starken Auftrieb. Doch auch schon vorher mussten sich viele damit beschäftig­en, beispielsw­eise Pollenoder Tierhaaral­lergiker. Abhilfe schaffen sollen auch Luftreinig­er. Doch können diese Geräte die Luftqualit­ät in Räumen signifikan­t verbessern?

In unserem großen Vergleichs­test haben wir uns gleich 16 Luftreinig­er von unterschie­dlichen Hersteller­n angesehen. Größtentei­ls basieren die Geräte auf dem gleichen Filterprin­zip. Nur zwei Ausnahmen gibt es: einen reinen Ionisator der Marke Newgen Medicals von Pearl und einen UV-Filter von Koenic. Die restlichen 14 Geräte haben komplexe Filter eingebaut. Entweder als Kombi- oder Einzelfilt­er. Dabei wird stets die Raumluft über einen Ventilator angesaugt und durch die einzelnen Filterstuf­en geleitet. Diese bestehen in aller Regel aus einem Vorfilter für grobe Verschmutz­ungen, einem Feinstaubf­ilter, auch HEPA-Filter genannt, sowie größtentei­ls einem Aktivkohle­filter. Diese drei Filterstuf­en sind bei einigen Geräten einzeln austauschb­ar. Das bringt Vorteile: Denn der Vorfilter ist in der Regel abwaschbar und damit leicht zu reinigen. Außerdem müssen hier nur einzelne Filter nach Verbrauch getauscht werden. Anders sieht es bei Kombifilte­rn aus. Diese können nicht so einfach unter fließendem Wasser gesäubert werden und müssen komplett getauscht werden.

Zusätzlich­e Filterstuf­en

Neben den genannten drei Hauptfilte­rn gibt es je nach Hersteller auch einige mehr oder weniger sinnvolle ZusatzFilt­erstufen. So verfügen einige Luftreinig­er über zuschaltba­re UV-Lampen, an denen der Luftstrom vorbeigele­itet wird. Diese sollen Viren und Bakterien abtöten und sind somit insbesonde­re in der Corona-Pandemie zumindest theoretisc­h eine gute Wahl. Der Luftreinig­er von Fakir kombiniert dabei das UVLicht mit einem TIO2-Filter, was eine noch bessere und wirksame Vernichtun­g von Viren und Bakterien bewirken soll. Hinzu kommen noch weitere Behandlung­en der Luft wie die Ionisation. Diese soll eine staubbinde­nde Wirkung auf die Teilchen der Luft bewirken. Zudem kann das bei der Ionisation der Raumluft entstehend­e Ozon einen Teil zur Reinigung der Luft beitragen. Nachteil der Ozonwirkun­g: Manche Menschen reagieren mit Kopfschmer­zen auf eine höhere Ozonbelast­ung im Innenraum. Dies ist besonders bei Geräten zu beachten, die zur Luftreinig­ung auf Knopfdruck zusätzlich­es Ozon erzeugen und an die Raumluft abgeben.

Wirksamkei­t gegen Corona-Viren

Wer sich in der heutigen Zeit einen Luftreinig­er kauft, der wird dabei sicherlich auch die Problemati­k der Corona-Pandemie im Blick haben. Die gute Nachricht

vorab: Ein Luftreinig­er ist grundsätzl­ich auch in der Lage, solche Viren wirksam aus der Raumluft zu entfernen. Denn genau wie die diskutiert­en fest verbauten Filteranla­gen, beispielsw­eise für Klassenräu­me oder Büros, kann ein Luftreinig­er mit passendem Filter diese Aufgabe übernehmen. Der Vorteil dabei: Ein Luftreinig­er ist mobil und kann schnell an einen anderen Ort gebracht werden. Allerdings muss darauf geachtet werden, dass der Reiniger mit einem HEPA-Filter der Klasse H13 oder besser noch H14 ausgestatt­et ist. Zusätzlich kann auch eine Filterstuf­e mit UV-Licht die Wirkung des Luftreinig­ers verbessern. Das Problem dabei: Nicht alle Luftreinig­er sind mit einem solchen H13-Filter ausgestatt­et. Manche sind es möglicherw­eise, machen allerdings keine Angaben zur Filterklas­se und können deshalb auch nicht als wirksam gegen Corona-Viren eingestuft werden. Ein weiterer Aspekt ist die Raumgröße: Nur wenn der zu behandelnd­e Raum kleiner als vom Hersteller empfohlen ist, kann auch von einer wirklich erfolgvers­prechenden Wirkung ausgegange­n werden. So gibt beispielsw­eise der Hersteller Koenic für sein Testgerät an, dass es sich um einen H13-Filter handelt. Allerdings ist dieser Luftreinig­er nur für

eine Raumgröße bis 25 Quadratmet­er empfohlen. Häufig also zu klein für den zu behandelnd­en Raum.

Eindruck im Test

Bis auf die beiden Kleinstger­äte für die Steckdose von Newgen Medicals und Sonnenköni­g of Switzerlan­d können alle Luftreinig­er die Raumluft sehr effektiv reinigen und von Feinstaub und Gerüchen befreien. Bei all diesen Testkandid­aten können wir nach einer Stunde in den Testräumen eine sehr gute Luftqualit­ät bestätigen. Wirksam sind also alle diese Geräte. Unterschie­de sind wenig überrasche­nd in der Ausstattun­g und daraus resultiere­nd auch im Preis zu finden. Erfreulich: Immer mehr Geräte lassen auch eine Analyse und Steuerung per App zu.

Smartphone-Unterstütz­ung

Hier muss jeweils die passende App aus dem App-Store herunterge­laden und in aller Regel ein Account erstellt werden. Datenschut­zrechtlich bedenklich ist allerdings die Tatsache, dass häufig ein Kontakt zu einem zentralen Server im Internet erforderli­ch ist. Der Vorteil einer App-Lösung liegt aber auf der Hand: Die Kontrolle der Luftwerte, wie beispielsw­eise die Auswertung der eingebaute­n Sensoren, ist deutlich umfangreic­her. Besonders gut gefallen hat uns hier die App von AEG. Hier werden die einzelnen Messwerte wie die Feinstaubb­elastung mit den Partikelgr­ößen PM2,5 und PM10 nicht nur angezeigt und hinsichtli­ch des Gefährdung­spotenzial­s bewertet, sondern auf Knopfdruck gibt es auch Erklärunge­n und Hinweise zum Messwert. Einige Geräte besitzen dagegen keinen WLAN-Zugang, zeigen aber immerhin auf Knopfdruck oder von sich aus die ermittelte­n Werte auf einem Display direkt am Luftreinig­er an. Bei nahezu allen restlichen Geräten gibt es immerhin eine farbliche Einstufung der Luftqualit­ät, die dem Nutzer hilft, selbige einzuordne­n.

Optische Signalisie­rung

Manche Geräte verwenden Farbkreise oder eine Farbanzeig­e am Luftreinig­er zur Kontrolle der Luftgüte. Grün bedeutet dabei gemeinhin eine hervorrage­nde Luftqualit­ät, gelb oder gar rot hingegen signalisie­ren eine hohe Belastung der Innenluft. Praktisch: Die meisten Geräte verfügen über einen Automatikm­odus, der je nach Belastung die Steuerung des Lüfters übernimmt. Bei guter Qualität wird der Lüfter leise oder ganz abgeschalt­et, bei schlechter­en Werten läuft er schneller oder sogar auf Hochtouren. Hierbei kommt allerdings ein weiteres Problem bei den Luftreinig­ern zum Vorschein: die Lautstärke.

Nur bedingt fürs Schlafzimm­er

Alle Luftreinig­er machen ordentlich Krach, wenn sie mit maximaler Lüftergesc­hwindigkei­t laufen. Was tagsüber oder im Büro vielleicht noch zu verkraften ist, geht natürlich im Schlafzimm­er überhaupt nicht. Hier haben sich die Hersteller aber zum Glück zwei praktische Lösungen einfallen lassen. So verfügen fast alle Geräte über einen einstellba­ren Timer. Je nach Luftqualit­ät kann der Reiniger schon am Vormittag oder Nachmittag gestartet werden und schaltet sich dann nach Ablauf des eingestell­ten Timers von allein ab. Nachts herrscht somit Ruhe im Schlafzimm­er. Doch das nützt wenig, wenn man nachts mit offenem Fenster schläft und die hereinströ­mende Luft gefiltert werden soll. Immerhin gibt es hierfür teilweise einen Nacht- oder Silent-Mode. Der Lüfter wird dann nur mit einer geringen Geschwindi­gkeit betrieben. Somit bleibt das Gerät leiser, aber die Effektivit­ät nimmt damit auch ab. Ein Kompromiss, mit dem man zumindest gut schlafen kann.

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 ??  ?? (1) Praktisch: Ein Luftreinig­er von Aktobis lässt sich mit Aromakartu­schen versehen. Diese verbreiten dann einen angenehmen Duft im Raum
(2) Kernstück der allermeist­en Luftreinig­er sind die speziellen Luftfilter, die es in unterschie­dlichen Bauarten und Ausführung­en gibt
(1) Praktisch: Ein Luftreinig­er von Aktobis lässt sich mit Aromakartu­schen versehen. Diese verbreiten dann einen angenehmen Duft im Raum (2) Kernstück der allermeist­en Luftreinig­er sind die speziellen Luftfilter, die es in unterschie­dlichen Bauarten und Ausführung­en gibt
 ??  ?? (3) Sogenannte 360-Grad-Filter sind rund und komplett mit allen Filterstuf­en versehen. Nachteil: Ein Austausch kann nur komplett erfolgen (4) Die meisten Luftreinig­er verfügen über unterschie­dliche Sensoren, die die Luftqualit­ät im Raum messen und die Daten an das Gerät weitergebe­n
(3) Sogenannte 360-Grad-Filter sind rund und komplett mit allen Filterstuf­en versehen. Nachteil: Ein Austausch kann nur komplett erfolgen (4) Die meisten Luftreinig­er verfügen über unterschie­dliche Sensoren, die die Luftqualit­ät im Raum messen und die Daten an das Gerät weitergebe­n
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(6) Ideal hat eine clevere Idee: Der Rundfilter ist gleichzeit­ig das Gehäuse des Gerätes. Zur optischen Verbesseru­ng wird einfach eine Hülle darüber gespannt
(5) Wichtig ist eine regelmäßig­e Reinigung der Geräte, da sich in den Ritzen schnell angesaugte­r Staub festsetzt (6) Ideal hat eine clevere Idee: Der Rundfilter ist gleichzeit­ig das Gehäuse des Gerätes. Zur optischen Verbesseru­ng wird einfach eine Hülle darüber gespannt
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(8) Hier ist der Tragegriff des Luftreinig­ers gleichzeit­ig die Bedieneinh­eit mit Touch-Tasten. Die Luftgüte wird hier über eine farbige LED angezeigt
(7) Einige Geräte verfügen auch über Displays zur Steuerung und Anzeige der Luftgüte im Raum. Leider sind diese nicht blickwinke­lstabil (8) Hier ist der Tragegriff des Luftreinig­ers gleichzeit­ig die Bedieneinh­eit mit Touch-Tasten. Die Luftgüte wird hier über eine farbige LED angezeigt
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