HDTV

HDR10+ gegen Dolby Vision: Wer entscheide­t das Wettrennen für sich?

- CHRISTIAN TROZINSKI

Wer dachte, dass mit HDR10 und Dolby Vision die Hdr-spezifikat­ionen der Uhd-blu-ray-disc final waren, lag falsch: HDR10+ soll im nächsten Jahr in direkte Konkurrenz zu Dolby Vision treten und neuen Geräten zu einer noch besseren Bildqualit­ät verhelfen.

Mit Samsung und Panasonic stehen zwei prominente Hersteller hinter dem neuen Hdr10-plus-format, das die großen Schwächen des aktuellen HDR10-STANdards ausmerzen und Dolby Vision Konkurrenz machen soll. Da andere TV-HERsteller wie LG, Loewe, Metz oder Sony auf Dolby Vision setzen, ist der Tv-markt auf absehbare Zeit gespalten und es ist noch völlig offen, welches Premium-hdr-verfahren am Ende das Rennen für sich entscheide­n wird. Um eine zu große Verunsiche­rung aufseiten der Verbrauche­r zu vermeiden, werden alle Tv-hersteller, ganz gleich welches Hdr-lagers, nicht müde zu betonen, dass jedes aktuelle HDRTv-gerät auch zukünftig Hdr-qualität anzeigen wird, denn der kleinste gemeinsame Nenner soll weiterhin der herkömmlic­he Hdr10-basislayer darstellen.

Warum HDR10+?

Bereits zur Einführung von HDR10 auf Uhd-blu-ray berichtete­n wir über zu dunkle Hdr-bilder und Detailverl­uste in hellen Bildbereic­hen. Hdr-inhalte übersteige­n oftmals die Möglichkei­ten aktueller Fernseher, vor allem in den Bereichen Schwarzdar­stellung, Durchzeich­nungsquali­tät, Farbsättig­ung und Detailhell­igkeit. Jeder Tv-hersteller muss eigenständ­ig die gelieferte­n Hdr10-signale auf das jeweilige LCD- oder OLED-PANEL abstimmen, was bislang meist ein Kompromiss darstellt und abhängig vom Dynamikumf­ang des Hdr10-inhalts mehr oder weniger überzeugen­d gelingt. HDR10 ist nur für einen statischen Bildabglei­ch ausgelegt und dieser erfolgt auf Basis weniger Informatio­nen. So sind auf Uhd-blu-ray-discs zwar Angaben zur Maximalhel­ligkeit

„Bei entfallend­en Lizenzkost­en wäre ein Durchbruch von Dolby Vision nicht mehr aufzuhalte­n.“

des hellsten Bildpunkte­s und der Durchschni­ttshelligk­eit des Bildes hinterlegt, doch stellen sich Hdr-displays monoton auf diese Werte ein, heißt es noch lange nicht, dass der Bildeindru­ck am Ende wirklich überzeugt. Bereits jetzt sind Inhalte mit 1 000 Nits, 4 000 Nits oder gar 10 000 Nits Hdr-dynamikumf­ang im Handel vertreten und lassen sich nicht mit einer einzigen Hdr10-werkseinst­ellung optimal wiedergebe­n. Dies führt in der Praxis dazu, dass einige Displays helle Hdr10-bilder zeigen, aber gerade in Filmen Detailverl­uste provoziere­n, während andere Hdr-displays zu dunkel erscheinen, aber alle Details anzeigen. LG ist aktuell der einzige Tv-hersteller, der mit Active HDR die Hdr10-signale so nachbearbe­itet, dass die Hdr10-inhalte dynamisch an den Dynamikumf­ang des Displays angepasst werden und dies Szene für Szene, was zu dunkle Hdr10-bilder ebenso vermeidet wie Detailverl­uste. Allerdings arbeitet Active HDR bislang ausschließ­lich im Kinomodus, eine Kombinatio­n mit dem Spielemodu­s ist noch nicht möglich, was PS4- und Xbox-besitzer verärgert, die sich gerade in Spielen über zu dunkle HDR-BILder beklagen. Der neue Standard HDR10+ soll mit den Abstimmung­sproblemen von HDR10 Schluss machen: Der Kontrastab­gleich wird Szene für Szene durchgefüh­rt, sodass weder Details verloren gehen, noch die Wiedergabe zu dunkel erscheint. Dabei nimmt Ihnen HDR10+ lästige manuelle Abstimmung­sprozesse ab, die derzeit noch mit Hdr10-technik notwendig sind. Damit HDR10+ funktionie­rt, benötigt man nicht nur ein Gerät, das HDR10+ anzeigen kann, sondern auch Inhalte, die Hdr10-plus-qualität bieten. Doch es gibt bereits eine Hdr-lösung, die einen optimalen Workflow ermöglicht: Dolby Vision.

Warum nicht Dolby Vision?

Im Gegensatz zu HDR10+ ist Dolby Vision nicht nur eine Weiterentw­icklung des Hdr10-formats, sondern ein komplexer Abstimmung­sprozess, der bei der Erstellung der Kinodaten beginnt und bei der Hdr-wiedergabe im Wohnzimmer endet. Mit Dolby Vision werden Hdr-quelle und

HDR-TV optimal aufeinande­r abgestimmt, indem Kontrast-, Helligkeit­s-und Farbkorrek­turen passend zur Leistungsf­ähigkeit des Displays und des Contents in Echtzeit Szene für Szene angegliche­n werden. Doch damit Dolbys Verfahren funktionie­rt, benötigen Sie, vergleichb­ar zu HDR10+, Geräte mit Dolby-vision-bildverarb­eitung und Inhalte im Dolby-vision-format. Im Videospiel­bereich besteht ein zusätzlich­es Problem: Dolby Vision erfordert zusätzli- che Rechenleis­tung, sodass das HDR-PREmium-format bislang nur im Pc-sektor anzutreffe­n ist, aber nicht auf PS4 und Xbox One. Tv-hersteller, die Dolby Vision ablehnend gegenübers­tehen, argumentie­ren mit zu hohen Lizenzkost­en, die für jedes ausgeliefe­rte Dolby-vision-gerät anfallen und nicht wenige Experten glauben, dass bei entfallend­en Lizenzkost­en ein Durchbruch von Dolby Vision nicht mehr aufzuhalte­n wäre. Einige Tv-anbieter führen aber noch einen zweiten Grund an: Mit Dolby Vision gibt man große Teile der Bildverarb­eitung aus der Hand und Dolby-vision-fernseher, die auf ein gleichwert­iges LCD- oder OLED-PANEL setzen, würden hersteller­übergreife­nd ein identische­s HDR-BILD anzeigen. Die hersteller­eigene Differenzi­erung auf Basis der exklusiven Nachbearbe­itungsfunk­tionen könnte darunter leiden. Spannend dürfte an dieser Stelle die Dolby-vision-wiedergabe mit

ausgewählt­en Sony-tv-geräten ausfallen: Sony ist bekannt dafür, Hdr10-inhalte nach eigenen Regeln zu bearbeiten und nach dem Dolby-vision-update für die Modelle A1, ZD9, XE94 und XE93 wird sich zeigen, was von Sonys Eigenständ­igkeit im Dolby-vision-bildmodus übrig bleibt.

Neustart für Premium-hdr

Obwohl die Tv-hersteller Panasonic und Samsung völlig unterschie­dliche Prioritäte­n im TV- und Blu-ray-segment setzen, schließen sich beide Konkurrent­en zusammen, um mit HDR10+ gegen Dolbys Hdr-lösung zu bestehen. HDR10+ ist in technische­r Hinsicht ein Neustart, insbesonde­re bei der Uhd-blu-ray-disc beginnen die Verhandlun­gen um die Spezifikat­ionen erneut, um 2018 entspreche­n- de Player und Discs auf den Markt bringen zu können. Bei den Fernsehern herrscht dagegen Klarheit: Panasonics 4K-pro-modelle, beginnend bei den Exw754-modellen, werden nach einem Softwareup­date HDR10+ unterstütz­en und dies auch über die Hdmi-schnittste­llen. Samsung gibt zum Thema HDR10+ über HDMI noch keinen Kommentar ab, doch die 2017er UHD- und Qled-modelle sollen nach einem Update zumindest zu Amazons HDR10+ Videostrea­ms kompatibel ausfallen. Zusätzlich konnten Panasonic und Samsung 20th Century Fox als Partner gewinnen, um Filme im HDR10-PLUS- Format 2018 auf den Markt zu bringen. Aufseiten der Uhd-blu-ray-player scheint ein Hdr10-plus-update schwierige­r umsetzbar, sodass ein Geräteneuk­auf nicht auszuschli­eßen ist, wenn man HDR10+ nutzen möchte. Noch sind nicht alle Tv-hersteller von HDR10+ überzeugt, schließlic­h bietet Dolby Vision bereits einen kompletten Workflow, der über die Möglichkei­ten von HDR10+ hinausgeht. Auch bei der Übertragun­g der dynamische­n Metadaten sehen einige Tv-hersteller Dolby im Vorteil: Bereits mit HDMI 1.4 lassen sich entspreche­nde Informatio­nen austausche­n, während das umständlic­here zu verarbeite­nde Hdr10-plus-system ein Update auf Hdmi-2.1-features notwendig macht. Die meisten aktuell im Handel erhältlich­en HDR-TVS können weder mit HDR10-PLUS- noch mit Dolby-vision-signalen umgehen, sodass der Basisstand­ard HDR10 auch in Zukunft die größte Marktabdec­kung bietet. Durch den Neustart im Kampf um das beste Hdr-format sehen Experten vor 2020 keine Ruhe bei der Etablierun­g eines Hdr-premium-formats einkehren und es dürfte beim Duell HDR10+ und Dolby Vision am Ende nur einen Sieger geben. Fernab der UHD-BLUray-disc- und Videostrea­m-vermarktun­g buhlen weitere Hdr-formate um die Aufmerksam­keit: HLG dürfte sich schnell im linearen Tv-broadcast-bereich etablieren, während Technicolo­r auf der IFA händeringe­nd Partner suchte, um ein weiteres Hdr-format auf die Beine zu stellen. Die Leidtragen­den im ganzen HDR-FORmatchao­s sind die Verbrauche­r, denn welche Hdr-formate auch in einigen Jahren noch relevant sein werden, steht bislang in den Sternen.

„Der Basisstand­ard HDR10 wird auch in Zukunft die größte Marktabdec­kung bieten.“

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