Vom Kino ins Wohnzimmer: Wie geht es weiter für Dolby Vision?
Mit LG, Loewe und Sony unterstützen bereits drei prominente Tv-hersteller den PremiumHdr-standard Dolby Vision und auch Metz will per Update die eigenen OLEDS fit für das dynamische Hdr-verfahren machen. Doch nicht alle Tv-hersteller sind von den Qualitätsvorteilen, die Dolby Vision ermöglicht, überzeugt, weshalb dem Hdr-basisstandard HDR10 weiterhin die Treue geschworen und eifrig an konkurrierenden Hdr-verfahren wie HDR10+ gearbeitet wird. Wir sprachen mit Roland Vlaicu, Vice President Dolby Vision Consumer Entertainment, über den drohenden Wettstreit.
Herr Vlaicu, warum mussten Kinofans so lange auf den Durchbruch von Dolby Vision im Heimbereich warten?
Oft müssen solche Innovationen von großen Marken akzeptiert werden, bevor sie von Herstellern in die Massenproduktion mit eingebaut werden. Bei UHD Blu-ray im speziellen war es notwendig, sowohl die Player als auch die Authoring-tools auf Dolby Vision aufzurüsten. Seitdem sind bereits einige Titel mit Dolby Vision auf den Market gekommen und viele weitere sind in der Pipeline.
Einige Tv-hersteller versprechen ein nachträgliches Dolby-vision-update bereits ausgelieferter Fernseher durch ein Softwareupdate. Benötigt Dolby Vision nicht spezielle Hardware?
Das ist in der Tat möglich, wenn die Tv-hersteller schon vorher unsere Dolby-vision-technologie lizenziert haben und Fernseher mit den entsprechenden SOC/ Chips ausgestattet sind. Solange die Algorithmen für Dolby Vision mit ausreichender Bildwiederholrate ausgeführt werden können, kann dies durchaus auch auf Chips geschehen, die ursprünglich zwar nicht für Dolby Vision ausgelegt waren, aber trotzdem über ausreichende Rechenleistung verfügen. Wir empfehlen aber weiterhin, dass Dolby Vision in die Hardware implementiert wird, was bei den meisten Tv-geräten auch der Fall ist.
Müsste man bei der ganzen Hdr-kommunikation nicht stärker auf Dynamikumfang und Bilddetails eingehen, anstatt die gesamte Hdr-debatte auf Basis eines Helligkeitszielwertes zu führen?
Dolby Vision nimmt mehrere Aspekte in Erwägung, nicht nur Helligkeitswerte. Wie Sie wissen, benutzt Dolby Vision deswegen von Beginn an dynamische Metadaten, die Szene für Szene Details in Bild und Farbkontrasten erhalten um das Zusammenspiel aus Dynamikumfang und Farbraum bestmöglich zu optimieren. Unsere integrierte Technologie erkennt die Fähigkeiten eines Fernsehers und liefert automatisch das bestmögliche Bild. Dadurch ist es möglich, die Stärken jeder Displaytechnologie zu maximieren. Das Nits-wettrennen war aus unserer Sicht schon immer unnötig.
Gibt es seitens der Industrie noch Vorbehalte, die eine deutliche Kennzeichnung von Dolby Vision z. B. auf dem Cover verhindern?
Das ist die Entscheidung der Studios, aber wir sehen, dass die Kennzeichnung von
„Das Nits-wettrennen war aus unserer Sicht schon immer unnötig.“
Dolby Vision und Dolby Atmos auf die gängige Art und Weise geschieht. Separate Marketingaktionen, um stärker und deutlicher auf diese Features hinzuweisen, sind natürlich möglich und wünschenswert.
Hersteller, die Dolby Vision weiterhin kategorisch ablehnen, versuchen, den Hdr10-standard weiterzuentwickeln. Nähern sich die unterschiedlichen Standards qualitativ damit nicht langfristig an?
Der Hauptunterschied zwischen anderen Formaten und Dolby Vision besteht u. a. darin, dass es sich bei Dolby Vision um eine Komplettlösung handelt. Dies beginnt in der Produktion, d. h. der Dolby Vision Workflow ist bereits vor der Kinoversion in Dolby Vision für Dolby Cinema präsent. Regisseure, Kameraleute und Coloristen sind mit Dolby Vision vertraut und können bereits dort sicherstellen, dass der Titel auf den Endgeräten genauso aussieht, wie gewünscht. Im Gegensatz zu Dolby Vision wird die Anpassung, das sogenannte
„Bei Dolby Vision handelt es sich um eine Komplettlösung.“
„Display Mapping“oder „Tone Mapping“bei anderen Verfahren vom jeweiligen TV- oder Chiphersteller unabhängig voneinander entwickelt. Die Ergebnisse sind dementsprechend unkoordiniert. Das gilt auch für Verfahren von Drittanbietern mit dynamischen Metadaten. Aus diesem Grund sind wir sehr zuversichtlich, dass sich auch in Zukunft Inhalte und Endgeräte mit Dolby Vision vom Rest des Markts absetzen werden.
Wie ist es zu erklären, dass DolbyTechnologie im Tonbereich als Standard angenommen wurde, im Bildbereich aber oftmals noch als Konkurrenz angesehen wird?
Dolby hat im Audiobereich bereits mehr als 50 Jahre Erfahrung. Unsere Technologien im Videobereich sind erst in den letzten Jahren auf den Markt gekommen. Wir arbeiten daran, unsere Innovationen im Videobereich breit im Markt zu positionieren und das dauert eben einige Jahre. Letztendlich wird der Konsument entscheiden, mit welcher Marke sie/er sich identifiziert und wir sind überzeugt, das Dolby sehr gut positioniert ist.
Dolby-vision-kinosäle sind in Deutschland leider immer noch nicht zu finden. Können Sie uns zum Abschluss einen kleinen Ausblick geben, ob sich dieser Umstand in nächster Zeit ändern wird?
Obwohl wir keine Versprechungen machen können, arbeiten wir natürlich ständig daran, Kinosäle weltweit mit Dolby Technologie auszustatten. Vor ein paar Wochen haben wir die Marke von weltweit 100 Kinosälen überschritten und mit der Vereinbarung mit Pathé kommen 2018 neue Dolby Cinema Kinosäle nach Frankreich, den Niederlanden und in die Schweiz.