Hisense 55N6800
Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von knapp 1 000 Euro gehört der Hisense 55N6800 zu den günstigsten TVS, die wir in letzter Zeit getestet haben, die Marktpreise bewegen sich sogar noch deutlich darunter. Ist eine überzeugende 4K-hdr-bildqualität bereits zu solchen Preisen umsetzbar?
Unsere anfängliche Skepsis wich schnell der Zuversicht: Während andere Hersteller in dieser Preisklasse meist mit Kunststoffverkleidung pur aufwarten, ist der Hisense 55N6800 tadellos verarbeitet. Abschraubbare Tragegriffe erleichtern die Installation und die cleveren Standfüße sorgen für eine wackelfreie Aufstellung.
Für Einsteiger gemacht
Die Erstinstallation gelingt fast selbsterklärend, abschließende Infofenster machen Sie mit dem Funktionsumfang und der Bedienung im Tv-alltag vertraut. Die vorsortierte Kanalliste lässt keine Wünsche aufkommen und mit wenigen Handgriffen lassen sich Lieblingssender unterschiedlichen Favoritenlisten zuordnen. Sollte doch
„Das kontraststarke Va-panel und die Farbraumerweiterung auf Led-phosphor-basis sorgen für plastische Bilder.“
einmal der Überblick verloren gehen, hilft eine praktische Suchfunktion weiter. Einzig beim trägen Senderwechsel (SAT-TV-ZUspielung) ist noch Luft nach oben. Das Home-menü sieht Panasonics Myhomescreen zum Verwechseln ähnlich: Sender, Quellen und Apps lassen sich als Kachel beliebig aneinanderreihen, sodass Sie Ihre Lieblingsinhalte jederzeit im Blick behalten. Angeschlossene Usb-festplatten erlauben die Programmaufzeichnung oder Time- Shift, durch die Beschränkung auf Singletuner können Sie während einer Aufnahme den Sender nicht wechseln.
4K und HDR
Die App-auswahl fällt nicht riesig, aber qualitativ überzeugend aus. Über Amazon und Netflix streamen Sie in 4K-HDR-QUAlität, der Youtube-player ermöglicht es, 4K-videos anzuzeigen. Leider setzte unser Testmuster bei der Datenrate ein Limit (auch mit Kabelverbindung), sodass die 4K-videoqualität teilweise unnötig gedrosselt wurde. Über die integrierten Tuner lassen sich Uhd-sender wiedergeben, zum Hlg-standard war der 55N6800 zum Testzeitpunkt noch nicht kompatibel, ein entsprechendes Update soll folgen. Dolby-vision-signale verarbeitet der Fernseher ebensowenig wie 3D-inhalte. Wollen Sie externe Hdmi-quellen in 4K-hdr-qualität darstellen, sollten Sie den Hdmi-eingang Nummer 1 oder 2
wählen und das Hdmi-2.0-format in die erweiterte Einstellung umschalten. HDR10Signale werden vom 55N6800 hell und satt wiedergegeben, doch es mangelt an Details und die Wiedergabe erscheint künstlich. Da kein echtes 10-Bit-panel verbaut wird, stößt der 55N6800 gerade bei HDR-INhalten mit großem Dynamikumfang an die Grenzen. Ungewöhnlich ist, dass die Farbtemperatureinstellung des Fernsehers das gesamte Hdr-tone-mapping beeinflusst, was eine natürliche Hdr-bildabstimmung erschwert. Mit Sdr-quellen fühlt sich der Fernseher sichtbar wohler, statt der Gamma-voreinstellung 2.2 sollten Sie besser 2.4 wählen, um eine unnötige Aufhellung zu vermeiden. Hisense setzt auf gesättigte Farben, doch die Wiedergabe von Sdr-quellen gelingt in Summe ausreichend natürlich.
Bild kommt vor Ton
Das kontraststarke Va-panel und die Farbraumerweiterung auf LED-PHOSphor-basis sorgen für plastische Bilder, solange Sie die richtige Sitzposition wählen, denn das Bild bleicht schnell aus. Dunkle Bildbereiche zeigten im Test ein auffälliges Schattenmuster, die vergleichsweise stark reflektierende Bildfläche ist deshalb kaum als Kritikpunkt zu sehen, da gewisse Defizite in der Wiedergabe dadurch kaschiert werden. Die einseitige Edge-led-beleuchtung wird mit aktiviertem Local Dimming in 16 Zonen (Spalten) angesteuert, doch der Effekt ist derart gering, dass die Schwarzdarstellung davon kaum profitiert. Von der ebenfalls einstellbaren Kontrastoptimierung können wir nur abraten, denn diese verschlechtert die Durchzeichnung gerade in dunklen Bildbereichen. Die Bewegtbildschärfe ist nur auf 60-Hz-niveau, sodass die 4K-bildauflösung lediglich im Standbild zur Geltung kommt, während schnelle Bewegtbilder weich erscheinen. Dennoch spendiert Hisense dem 55N6800 eine Zwischenbildberechnung für Filmaufnahmen und diese ist auch zwingend notwendig, denn ohne die Filmglättung ruckeln 24p-inhalte infolge der 60-Hertz-wandlung sichtbar stärker. Videospielfans nehmen erfreut zur Kenntnis, dass die Eingabeverzögerung des Fernsehers gering ausfällt, nur PC-NUTzer sollten beachten, dass eine fehlerfreie Wiedergabe bei voller Farbauflösung nicht
„Hisense spendiert dem 55N6800 eine Zwischenbildberechnung für Filmaufnahmen.“
umsetzbar ist, der 55N6800 bietet hier keine pixelperfekte Detailqualität (4:2:2 statt 4:4:4). Obwohl der TV Mehrkanalaudiodecoder aufweist, ist die Tonqualität blechern geraten, externe Lautsprechersysteme sind damit Pflicht.
Günstige Alternative
Weder beim Preis noch bei der Ausstattung oder Bedienung können wir Hisense kritisieren und der 55N6800 weiß als Gesamtpaket durchaus zu überzeugen. Besonders imponiert, dass der 55N6800 auch in Sachen Verarbeitungsqualität keinen billigen Eindruck hinterlässt und sich wohltuend vom üblichen Tv-kunststofflook abhebt. Was fehlt, sind qualitative Ausrufezeichen im Bild- und Tonbereich, gerade die blecherne Audioqualität macht eine kompakte Soundbar zum Pflichtprogramm. Aufgrund des 60-Hertz-panels stellt sich automatisch die Frage, welcher Mehrwert der 4K-auflösung bei schnellen Bewegtbildern vermittelt werden soll und für HDR-INhalte ist der 55N6800 zu leistungsschwach. Dennoch gelten diese Kritikpunkte auch für die Tv-geräte der Konkurrenz in dieser Preisklasse, sodass es vielmehr von Ihren eigenen Ansprüchen abhängt, ob Sie dem 55N6800 den Zuschlag geben sollten.