Gaming in 4K-hdr-qualität
Während TV- und Filmbilder mit eingeschränkten Bitraten, Kompressionsartefakten und meist geringer Bildfrequenz zu kämpfen haben, setzen aktuelle Videospielkonsolen mit unkomprimierten 4K60p-signalen zum Überholvorgang an.
Die Vorteile eines 4K-HDR-TVS in der Praxis auszuspielen, ist alles andere als trivial. Sollen 4K-videosignale in bestmöglicher Bildqualität gespeichert werden, erreicht man schnell die Kapazitätsgrenzen von Speichermedien oder Übertragungskanälen, weshalb häufig eine starke Komprimierung oder eine reduzierte Bildrate zum Einsatz kommt. Mit der Einführung der Xbox One X will sich vor allem Microsoft nicht mit diesen Kompromissen zufriedengeben, sodass eine Grafikberechnung und Bildausgabe bei ruckelfreier, unkomprimierter 4K-qualität in greifbare Nähe rückt. Die Kehrseite der Medaille sind enorme Datenmengen, sodass ein einzelnes Spiel mehr als 100 Gigabyte auf der internen Festplatte verschlingen kann, wobei die 4K-daten meist über die Internetleitung nachträglich installiert werden müssen. Ist diese Hürde genommen, stellt sich die nächste Frage: Welche Display-technologie ist besser dafür geeignet, die einzelnen Pixel optimal anzuzeigen – OLED oder LCD?
Nachleuchteffekte
Ein großes Thema in Videospielkreisen sind Nachleuchteffekte, die mit OLEDTVS auftreten können. Werden bunte (z. B. gelbe) statische Elemente über einen langen Zeitraum eingeblendet, so können diese nachleuchten, auch wenn sie überhaupt nicht mehr auf dem Bildschirm auftauchen sollten. Kurzzeitige Schatteneffekte lassen sich mit OLEDS nicht vermeiden, allerdings werden diese vollautomatisch kompensiert. Die meisten Oled-modelle reduzieren zudem automatisch die Bildhelligkeit, wenn über einen längeren Zeitraum keine Bildbewegungen stattfinden, Philips setzt sogar auf eingeblendete Hinweise, die dazu auffordern, den Bildschirm nach einigen Stunden auszuschalten, um eine Panelkorrektur durchführen zu können. Sobald Sie einen OLED-TV ausschalten, sollten Sie den Fernseher nicht sofort vom Netz trennen, da im Stand-by-modus häufig Korrekturmechanismen ablaufen, um Schattenbilder zu vermeiden, was für 10 bis 20 Minuten zu einer höheren Stand-by-energieaufnahme führen kann. Zumindest mit den 2017ER-OLEDS können wir bei normaler Nutzung Entwarnung geben: Selbst bunte Videospiele mit statischen Einblendungen erzeugten im Test auch über Stunden keine dauerhaften Nachleuchteffekte, der Effekt kann abhängig vom OLED-TV-MODELL aber variieren.
Praxis schlägt Theorie
Oled-hersteller werben mit einer perfekten Pixelreaktionszeit, sodass die Darstellung mit 4K-videospielen klarer als mit LED-LCDS (oder QLEDS) ausfallen soll. Dieser Vorteil lässt sich am einfachsten im Film- oder Standardbildmodus der Fernseher nachvollziehen, denn alle aktuellen TVS sind auf eine Zwischenbildberechnung angewiesen, um die bestmögliche Bewegtbildschärfe zu erreichen. Das Problem: Die Eingabeverzögerung fällt deutlich höher als im Spielmodus aus. Schalten Sie auf den Spielmodus um, tritt häufig Ernüchterung ein: Selbst OLED-TVS mit perfekter Pixelumschaltzeit neigen zu verschwommenen Bewegtbildern, wenn
Spiele zu rasant ablaufen. Noch schlimmer: Obwohl das Ausgabesignal 60 Hertz beträgt, werden Spiele intern nicht immer mit 60 Bildern pro Sekunde berechnet, je nach Titel stehen nur 30 Bilder pro Sekunde zur Verfügung. In diesem Fall müssen Sie nicht nur Unschärfen, sondern auch Bildruckler hinnehmen. Für schnelle Bildbewegungen sind demnach 60 Bilder pro Sekunde Pflicht und mit PS4 Pro und Xbox One X entdecken Sie bei vielen Spielen die Option, die Bildrate anzuheben, anstatt die Rechenleistung in die Auflösung des Bildes zu stecken. Auch wenn die Schärfequalität leidet, empfehlen wir Ihnen den Fokus auf Bildrate und nicht auf die Standbildqualität zu setzen. Das beste Ergebnis erreichen Sie mit Hochleistungs-pcs und OLEDS von Sony oder LG, denn in dieser Kombination können Sie bis zu 120 Bilder pro Sekunde darstellen. Der Vergleich zwischen einem Sony XE93 (LED-LCD) und A1 (OLED) fiel deutlich zugunsten des OLED-TVS aus: Das OLED-PANEL setzt die 120 Bilder pro Sekunde sichtbar schärfer um als das Lcd-panel. Somit behalten die Oled-hersteller am Ende recht, wenngleich verschwiegen wird, dass Oled-panels auf 120 Bilder pro Sekunde angewiesen sind, um LED-LCDS im direkten Vergleich zu schlagen. Da weder PS4 Pro noch Xbox One X derart viele Bilder pro Sekunde berechnen können, sind die Tv-hersteller mehr denn je gefragt und es gibt bereits zwei Lösungsansätze, um die Bewegtbildschärfe deutlich zu verbessern.
Die schärfsten Grafiken
Panasonic und Sony ermöglichen es mit den aktuellen Oled-tv-modellen, auch im Spielmodus ohne Zwischenbildberechnung Bildbewegungen in optimaler Schärfe wiederzugeben. Durch die Clear-motionund Klarheitsfunktion beider Tv-hersteller verringert sich zwar die Bildhelligkeit und es kommt zu einem Flimmereffekt, doch Videospielgrafiken bleiben auch in Bewegung so scharf wie im Standbild. Philips setzt dagegen auf die effektivste Zwischenbildberechnung aller TV-HERsteller und interpoliert fehlende Frames, um eine flimmerfreie 120-Hz-wiedergabe zu gewährleisten. Einziger Nachteil: Die Eingabeverzögerung steigt auf 55 Millisekunden an. Werden Videospiele nur mit 30 Bildern pro Sekunde berechnet, verhindert die Philips-zwischenbildberechnung sogar störende Ruckler, die Wiedergabe ist in diesem Fall nicht nur schärfer, sondern
„In einigen Spielen können Sie die Bildrate von 30 auf 60 Bilder pro Sekunde steigern. Auch wenn die Schärfequalität leidet, empfehlen wir Ihnen den Fokus auf Bildrate und nicht auf die Standbildqualität zu setzen.“
auch deutlich angenehmer anzuschauen. LG und Samsung verfolgen dagegen eine gänzlich andere Strategie: Beide TV-HERsteller erreichen mit einer Eingabeverzögerung von knapp 20 Millisekunden die geringsten Werte, erlauben aber nur noch wenige Korrekturen im Bildmodus Spiel und sperren sogar einige Vorgaben. Bei der Wahl der passenden Gaming-tvs müssen Sie sich somit entscheiden, ob Sie eine bestmögliche Bildverarbeitung für eine bessere Darstellungsqualität bevorzugen, oder eine möglichst geringe Eingabeverzögerung, was allerdings Darstellungsdefizite nach sich ziehen kann.
Was noch wichtig ist
Das Hdr10-format bringt in der Theorie viele Vorteile: Der Dynamikumfang des Bildes verbessert sich, Sie erkennen mehr Details in hellen und dunklen Bildbereichen und Farben erscheinen satter. In der Praxis kann der erhoffte Effekt aber ausbleiben, denn je nach Tv-gerät und Spiel kommt es zu einem umgekehrten Kontrasteindruck: Das HDR-BILD erscheint dunkler als die Sdr-darstellung. Da viele Fernseher insbesondere im Bildmodus Spiel keine Korrekturen erlauben, bleibt häufig nur der Umweg über die Grafikeinstellungen des Spiels. Einige Hdr-games erlauben es, den Hdr-dynamikumfang (bestimmt die Detailwiedergabe) und die Standardhelligkeit vorzugeben, was dunklen Hdr-bildern effektiv entgegenwirkt. Wichtig: Der Hdr-dynamikumfang vorgegeben in Nits entspricht nicht der Leuchtkraft Ihres TVS, sondern der Hdr-bildabstimmung, die der Tv-hersteller gewählt hat. Selbst 500-NITS-HDR-TVS sind häufig für 4 000-Nits-hdr-signale abgestimmt. Sollten diese Korrekturmechanismen fehlen, bleibt häufig nur noch der Ausweg, die Hdr-bildausgabe von PS4 Pro und Xbox One X zu deaktivieren, um eine Sdr-bildausgabe zu erzwingen. Je besser die Sdr-bildverarbeitung Ihres TVS, desto geringere Unterschiede werden sich im Vergleich zur Hdr-bildausgabe ergeben.
Sitzabstand und Bildgröße
Während die Playstation 4 eine schärfere Hd-darstellung als die Xbox One (S) in Spielen ermöglichte, ist es im 4K-zeitalter umgekehrt: Microsofts Xbox One X liefert im Detail schärfere Bilder als die PS4 Pro. Durch die stetig steigenden Auflösungen sind Unterschiede je nach Sitzabstand und Bildgröße aber immer stärker mit der Lupe zu suchen, weshalb Ihre Sitzpostion und die Bildgröße Ihres TVS den alles entscheidenden Unterschied ausmachen kann. Microsofts Xbox One (S) liefert meist nur eine
Auflösung von 720p bis 900p, Sonys PS4 hingegen 900p bis 1 080p. Durch die PS4 Pro gewährleistet Sony eine effektive Auflösung von 1 440p bis 1 800p in den meisten Spielen, während Microsoft mit der Xbox One X echtes 4K mit einer Auflösung von 2160p anpeilt und dies häufig auch erreicht. Bezogen auf den Sitzabstand bedeutet dies: Mit der Xbox One (S) sollten Sie die dreieinhalb- bis vierfache Bildhöhe entfernt sitzen, mit der PS4 können Sie die Distanz auf die dreifache Bildhöhe reduzieren, mit der PS4 Pro sollten Sie auf die zweieinhalbfache Bildhöhe heranrücken und die Xbox One X ist ideal für die eineinhalb- bis zweifache Bildhöhe. Umgekehrt lassen sich bei unterschiedlichen Sitzabständen grafische Auflösungsdefizite ausgleichen: Wer den Xbox One (S) Sitzabstand auch bei leistungsstärkeren Konsolen beibehält, wird geringere grafische Unterschiede feststellen als Nutzer, die extrem nah vor dem 4K-TV oder 4K-monitor sitzen. Durch die höhere Auflösung von Xbox One X und PS4 Pro ergeben sich weitere positive Nebeneffekte, die auch eine Bilddarstellung in Kombination mit einem Full-hd-fernseher verbessern: Flimmernde Kanten zeigen sich deutlich ruhiger und Objekte in der Ferne warten meist mit mehr Details auf.
4K ist kein Selbstläufer
Hat man eine Xbox One X und einen Xxl-4k-fernseher erworben und rückt beim Spielen auf die eineinhalb- bis zweifache Bildhöhe heran, kommt man aus dem Staunen bei Spielbeginn meist nicht heraus, doch sobald schnelle Bildbewegungen einsetzen, kann es speziell mit Spielen, die nur 30 Bilder pro Sekunde bereitstellen, zu enormen Problemen kommen. Dass grafische Defizite wie Grafikaufbau und verringerter Detailgrad bei weit entfernten Objekten im 4K-zeitalter deutlich stärker ins Auge fallen, lässt sich meist verschmerzen, im schlimmsten Fall kann es aber zu Schwindelgefühlen kommen, weil schnelle Kamerabewegungen, geringe Bildrate und Xxl-blickfeld nicht miteinander harmonieren. Während in Kinofilmen jede Kamerabewegung exakt geplant und auf die 24-Hz-kinofilmfrequenz abgestimmt wird, sind in Videospielen willkürliche und schnelle Kamerabewegungen die Norm. Da Videospielhersteller im 4K-zeitalter bislang keine angepasste Kamerasteuerung anbieten, sollten Sie den rechten Analogstick mit Bedacht bewegen und gegebenenfalls die Sensitivität der Kamerasteuerung manuell anpassen. In Spielen wie „Gears of War 4“steht alternativ ein Performance-modus zu Verfügung, der die Auflösung zwar drosselt, aber ruckelfreie 60 Bilder pro Sekunde ermöglicht. Somit ist die 4K-wiedergabe mit den meisten Spielen auch im XboxOne-x-zeitalter kein Selbstläufer und eine ruckelfreie 4K60p-qualität, wie in „Forza Motorsport 7“oder „Star Wars: Battlefront 2“, ist derzeit leider Mangelware. Dennoch ist die Xbox One X ein weiterer wichtiger Schritt hin zu einer besseren Bildqualität und angesichts stetig wachsender Bildgrößen macht sich der Umstieg vor allem für Xbox One (S) Besitzer bezahlt.