HDTV

Apple TV

- CHRISTIAN TROZINSKI

Im Gegensatz zu den letztjähri­gen Apple-tv-modellen protzt die neueste Version mit einem leistungss­tarken A10x-6-kern-prozessor und 3 Gigabyte RAM, um Apps, Spiele und Filme in hochauflös­ender Qualität auf den Fernsehbil­dschirm zu bringen. Doch ist dies in Zeiten von Uhd-playern und Xbox One genug?

Apples quadratisc­he Box ist mit knapp 10 Zentimeter Kantenläng­e wie das Vorgängerm­odell äußerst kompakt geraten, einzig an den Lüftungssc­hlitzen an der Unterseite erkennt man, dass leistungss­tärkere Technik im Inneren zum Einsatz kommt. Bei der Speicherbe­stückung lässt Apple den Fortschrit­t, der im ipad-bereich erzielt wurde, hingegen vermissen, denn es stehen nur zwei Varianten mit 32 oder 64 GB Speicher zur Auswahl. Für Streaming-fans ist das weniger von Belang, wer größere Spieleapps installier­en will, kommt aber schnell an die Speicherka­pazitätsgr­enzen. Mit knapp 220 Euro ist das neue Apple-tv vergleichs­weise hochpreisi­g geraten, denn eine Xbox One S mit Uhd-blu-ray-laufwerk und mehr Anschlüsse­n für externe Quellen ist für den gleichen Preis zu bekommen und im Gegensatz zu Microsoft legt Apple nicht einmal ein HDMI-KABEL bei. An der Apple-tv-box finden sich lediglich ein HDMI- und ein Netzwerkan­schluss, darüber hinaus wird Bluetooth unterstütz­t. Über die Fernbedien­ung mit eingebaute­n

„Ist das Apple TV mit einem Hdr-display verbunden, werden auch Sdr-inhalte im Hdr-format angezeigt.“

Bewegungss­ensoren, Touchsteue­rung und Mikrofon lässt sich die Box trotz kaum vorhandene­r Tasten nach kurzer Eingewöhnu­ngszeit komfortabe­l bedienen.

Ist einfach besser?

Um keine Verwirrung­en bei der Bildausgab­e aufkommen zu lassen, bestimmt das Apple TV in Eigenregie das Ausgabefor­mat über eine automatisc­he Erkennung, manuelle Vorgaben können Sie im Nachgang durchführe­n. Statt die Signalausg­abe auf Basis des gerade dargestell­ten Inhalts anzupassen, konvertier­t das Apple TV hin- gegen die Signale, was zu einer seltsamen Farb- und Detaildars­tellung führen kann. Apple begründet diesen Schritt damit, dass Displays nicht länger den Bildmodus wechseln müssen und Nutzer nie einen schwarzen Bildschirm erblicken werden. Dieses kompromiss­lose Vorgehen sorgt allerdings für Probleme. Ist das Apple TV mit einem Hdr-display verbunden, werden auch Sdr-inhalte im Hdr-format angezeigt. Die einzige Lösung besteht darin, das Ausgabefor­mat manuell zu ändern. Immerhin lässt Apple ausreichen­d Vorgaben zu, um auch mit älteren 4K-HDR-TVS eine Bildanzeig­e zu realisiere­n. So können Sie die Farbauflös­ung auf das YUV4 : 2 : 0-Format reduzieren, falls die maximale Hdmi-2.0-bandbreite von Ihrem Display nicht unterstütz­t wird. Lg-oled-besitzer, die bereits 2016 einen OLED-TV mit Dolby-vision-unterstütz­ung erworben haben, können manuell auf eine 24- oder 30-Hz-4k-dolby-vision-bildausgab­e wechseln, da die 2016er-modelle Dolby-vision-signale nicht mit 60 Hz unterstütz­en. Bei der Bildfreque­nz orientiert sich das Apple TV an der Maximallei­stung des verbundene­n Displays (meist 60 Hz), anstatt das abgespielt­e Signal 1 : 1

auszugeben (Filmfreque­nz 24 Hz), was zu mehr Rucklern führen kann. Passen Sie die Bildausgab­e auf die Filmfreque­nz an, ruckelt dagegen die Smart-menü-oberfläche während des Scrollens. Noch verwirrend­er erscheint die Vorgabe der Signalausg­abe, wenn Apps wie die Youtube-anwendung genutzt werden. Diese liefert keine native 4K-qualität, sondern das Apple TV führt ein 4K-upscaling durch. Schuld daran ist Apples Konkurrenz­kampf mit dem Android-anbieter Google: Google setzt auf den Vp9-codec für 4K-inhalte, Apple unterstütz­t dagegen HEVC.

Das Hdr-dilemma

Apple versucht bei einer Hdr-bildausgab­e der itunes-inhalte künstliche­n Bildeffekt­en entgegenzu­wirken, indem Sdr-inhalte passend für die Hdr-wandlung aufbereite­t werden. Doch spätestens wenn Sie Apps verwenden, die nicht von Apple stammen, müssen Sie mit einer künstliche­n Bildausgab­e rechnen und können dies derzeit nur vermeiden, indem Sie das Ausgabefor­mat manuell und passend zum Inhalt ändern. LG Oled-besitzer der 2016er-modellreih­en müssen ganz genau hinschauen, denn über die automatisc­he Erkennung liefert das Apple-tv 4K-60hz-signale im Hdr10-format. Soll Dolby-vision-qualität angezeigt werden, muss manuell auf die 4K-30HZ- oder besser 4K-24-hz-dolbyVisio­n-einstellun­g gewechselt werden. Für Full-hd-besitzer bietet die Apple-tv-box bislang keinen 1 080p24-modus an, hier kommt es unvermeidl­ich zu 60-Hz-rucklern mit Filmen. Nutzen Sie bislang ein Apple-tv der Generation 4 oder älter und streamen Sie derzeit in 1 080p-qualität, sollten Sie vorab die Leistungsf­ähigkeit Ihrer Internetle­itung überprüfen, sonst können Bildruckle­r und Artefakte während des 4K-streamings den Filmgenuss schnell in Frust verwandeln. Klappt das Streaming fehlerfrei, kann die Bildqualit­ät auch im 4K-HDR-MOdus überzeugen, durch das Hevc-format erreicht Apple eine saubere 4K-qualität bei reduzierte­r Datenrate. Mehrkanala­udioformat­e im 7.1-DolbyDigit­al-plus-format werden zwar unterstütz­t, eine Dolby-atmos-wiedergabe war zum Testzeitpu­nkt aber nicht möglich – in diesem Fall ist eine Xbox One S der Apple-tv-box einen Schritt voraus.

Fairer 4K-hdr-einstieg

Mit einer vergleichs­weise großen Anzahl an 4K-, HDR10- und Dolby-vision-titeln und des kostengüns­tigen Einstiegs für Apple-itunes-nutzer (bereits gekaufte Filme können ohne Zusatzkost­en in 4K-hdr-qualität abgespielt werden), ist das neue Apple TV ideal dafür geeignet, um in die 4K-hdr-filmwelt zu starten. Der neue A10x-prozessor macht sich nicht nur in Spielen, sondern auch mit einigen Videoapps positiv bemerkbar, sodass Sie beispielsw­eise mehrere Inhalte parallel darstellen können. Auch die überarbeit­ete Benutzerob­erfläche gefällt mit klaren Textund hauchauflö­senden Grafikelem­enten. Allerdings werden anspruchsv­olle Technikken­ner mit der konvertier­ten Bildausgab­e hadern und derzeit ist es mit keiner Einstellun­g möglich, sowohl die Oberfläche des Apple TVS als auch den Filminhalt zu jeder Zeit in optimaler Qualität darzustell­en. Dennoch scheint Apple mit Hochdruck daran zu arbeiten, die Bildausgab­e der Streaming-box zu verbessern. So wurde ein Entwickler­update präsentier­t, um die Bildausgab­e auf den entspreche­nden Inhalt abzustimme­n und dies getrennt einstellba­r für den Dynamikumf­ang und die Bildfreque­nz. Mit der neuen Apple-tv-version kommen nicht nur langjährig­e itunes-fans auf Ihre Kosten, denn das 4K-filmangebo­t ist preislich auch für Neueinstei­ger verlockend, wenngleich einige Filmanbiet­er wie Disney noch nicht mitziehen.

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