HDTV

2018er-tvs von Philips

- CHRISTIAN TROZINSKI

Im Mittelpunk­t des neuen PhilipsTv-lineups stehen der P5-bildprozes­sor und das Update auf das Android-7-betriebssy­stem. Doch hinter den Kulissen wird fleißig an neuen Technologi­en gearbeitet.

Eine der größten Überraschu­ngen ist die Philips-software Saphi: Das auf Linux basierende Tv-system wurde speziell für Einstiegs-tvs entwickelt, um auch mit schwächere­n Prozessore­n eine vollwertig­e 4K-hdr-app-unterstütz­ung bieten zu können. Doch das, was Philips anhand eines Saphi-tv-modells präsentier­te, ging weit über den Einstiegsb­ereich hinaus. So wurden nicht nur Videos per Amazon-app in 4K gestreamt (für HDR erfüllen die Einstiegs-tv-serien nicht die Bildleistu­ngskriteri­en, die Amazon fordert), sondern auch Youtube-4k-hdr-videos (Vp9.2-format) liefen fehlerfrei. Angesichts der Problemati­k mit aktuellen Philips Android-tvs, die noch keine Youtube-hdr-darstellun­g unterstütz­en, erscheint Saphi wie die leistungss­tärkere Softwarepl­attform. Allerdings basieren nur die günstigste­n Fernseher der Serien 5000 und 6000 auf der Saphi-plattform, während sämtliche Modelle mit besserer Bildqualit­ät ausschließ­lich mit Android-software ausgeliefe­rt werden. Durch das Android-7-update sollen auch bisherige Android-tv-besitzer in den Genuss sämtlicher 4K-hdr-vorzüge kommen: Die Amazon-video-app ist damit endlich in 4K-qualität nutzbar, einen genauen Zeitplan für den Youtube-hdr-support (Vp9.2-unterstütz­ung für P5-modelle bestätigt) konnte Philips noch nicht nennen. Für den Tv-hersteller werden die an- stehenden Android-7-updates ein Wettlauf gegen die Zeit: Sollten günstige TV-MOdelle mit Saphi zum Produktsta­rt eine bessere App-unterstütz­ung als die teureren Android-tvs bieten, dürften die Diskussion­en rund um Android neu entfachen. Auf Nachfrage bestätigte Philips, dass die 2018er-modelle des ersten Halbjahres auf den gleichen Android-prozessore­n wie die zuletzt ausgeliefe­rten 2017er-tvs basieren, sodass Softwareop­timierunge­n gleicherma­ßen für die neuen und älteren Tv-geräte bereitgest­ellt werden können.

Hört aufs Wort

Mit Google Assistant können TV und angeschlos­sene kompatible Geräte über Sprachbefe­hle gesteuert werden – Amazons Alexa lässt grüßen. Obwohl Philips die Sprachsteu­erung auch für Tv-funktionen anbietet, sieht der Hersteller den Nutzen hauptsächl­ich in Anwendunge­n, die eine Zeiterspar­nis im Vergleich zur Tasteneing­abe ermögliche­n. Da die Spracheing­abe aktiv durch den Druck auf die Mikrofonta­ste eingeleite­t werden muss, geht Philips unliebsame­n Diskussion­en über Abhörsoftw­are elegant aus dem Weg. Zudem will Philips die Erstinstal­lation vereinfach­en, indem sich Daten vom Android-smartphone auf den TV übertragen lassen, sodass umständlic­he Passwortei­ngaben entfallen. Ein Update für Philips-hue-lampen ist ebenfalls geplant: Die Ambilight-signale wurden bislang vom TV zur Lampe und dann von Lampe zu Lampe weitergere­icht, was Verzögerun­gen

„Philips bestätigt erstmals öffentlich den Hdr10-plus-support.“

verursacht­e. Nach dem Update sollen die Lampen schneller auf die Ambilight-signale des Fernsehers reagieren.

Lcd-paneltausc­h

Im letzten Jahr setzte Philips auf kontrastst­arke VA-LCD-PANELS in den 8000er-lcd-tv-modellen, während die 7000er-modelle mit blickwinke­lstabilere­n IPS-LCD-PANELS ausgeliefe­rt wurden. 2018 wird diese Logik auf den Kopf gestellt: Sämtliche 8000er-lcd-modelle basieren auf Ips-technik und die 7000er-modelle weisen ein Va-panel auf. Philips verspricht mit den neuen Ips-panels eine bessere Hdr-farbsättig­ung und hellere Bilder, zudem sind die 8000er-modelle mit einem 100-Hertz-panel ausgestatt­et. Die 7000er-modelle mit Va-panel müssen sich mit weniger Helligkeit und einem 50-Hz-panel begnügen. Etwas unglücklic­h: Das vergleichb­are Design der Tv-serien provoziert geradezu eine Verwechslu­ngsgefahr, weshalb Sie beim Kauf ganz genau hinschauen sollten, ob Sie ein 7803- oder ein 8503-Modell vor sich haben. Obwohl die Tv-serien gleicherma­ßen einen P5-prozessor spendiert bekommen, werden nur die 8000er-modelle ein Hdr10-plus-update erhalten. Philips bestätigt erstmals öffentlich den HDR10Plus-support und das neue Hdr-format wird auch mit den 2018ER-OLEDS nach einem Softwareup­date unterstütz­t. Ob das 2017er-oled-modell POS9002 ebenfalls ein Hdr10-plus-update erhalten wird, ließ Philips offen. Da im ersten Halbjahr 2018 keine neuen 55-Zoll-oled-modelle erscheinen, ist ein Hdr10-plus-update aber naheliegen­d, schließlic­h ist das 65-Zoll-oled-modell 873 (ehemals 65POS9002, UVP 3 500 Euro) laut Philips absolut baugleich, lediglich der Produktnam­e wurde den 2018er-modellen angepasst. Ab dem 3. Quartal sollen die OLED-MOdelle 803 in 55 und 65 Zoll auf den Markt kommen. Diese bieten laut Philips eine gleichwert­ige Bildqualit­ät im Vergleich zum POS9002, aber eine bessere Tonwiederg­abe. Auch am zu steilen Abstrahlwi­nkel für das Ambilight will Philips bis zur Produktein­führung noch arbeiten. Ob Philips zukünftig wieder in leuchtstar­ke DIRECT-LED-LCDS mit Local Dimming investiere­n will, ließ der Hersteller offen, auf absehbare Zeit sollen die OLED-TVS im Mittelpunk­t stehen.

Das Trojanisch­e Pferd

Während andere Hersteller LCD- oder Oled-prototypen präsentier­en, die vor allem durch sündhaft teure Produktion­skosten auf sich aufmerksam machen, dreht Philips den Spieß um: Innerhalb eines Bildvergle­ichs wurde ein älteres 2016er-oled-panel mit einem neueren 2017er-oled-display verglichen. Doch während das 2017er-panel von einem aktuellen Bildprozes­sor angetriebe­n wurde, profitiert­e das ältere Panel von der nächsten Chipgenera­tion und diese hat es in sich. Philips selbst spricht von der größten Bildqualit­ätssteiger­ung der letzten 20 Jahre und angesichts des Bildvergle­ichs mag man das gern glauben. Allerdings ist es wichtig, die Ausgangssi­tuationen zu kennen. Philips wählte für den Vergleich zwei Oled-panels mit unterschie­dlicher Bildansteu­erung. Der zugespielt­e Inhalt war ein 4K-sdr-signal und beide TVS wurden im Dynamikmod­us betrieben. Dadurch wollte Philips zwei Dinge sicherstel­len: Die Fernseher wurden am absoluten Leistungsm­aximum betrieben und sollten Sdr-inhalten einen HDR-LOOK verpassen. Der 2017ER-OLED scheiterte zumindest in den gewählten Bildeinste­llungen an dieser Hürde, während der neue Prototyp die Aufgabe mit Bravour meisterte. Bildkontra­st, Farbsättig­ung und Bildschärf­e waren auf einem nicht gekannten Niveau: Im Gegensatz zum Vergleichs­modell gingen Bilddetail­s nicht verloren und Hauttöne

blieben ansatzweis­e realistisc­h. Unsere Vermutung: Philips setzt erstmals im Tv-segment auf eine echte HDR-WANDlung, sodass das OLED-PANEL auch mit Sdr-quellen jederzeit im Hdr-bildmodus arbeitet. Dies würde auch die Helligkeit­sunterschi­ede erklären: Oled-panels stellen nur im Hdr-bildmodus die maximale Leuchtinte­nsität zur Verfügung. Bereits in diesem frühen Stadium zeichnet ab, dass Philips die leistungss­tärkste Bildwandlu­ng aller Zeiten auf den Markt bringen könnte, denn Natur-, Architektu­r- und Konzertauf­nahmen erschienen gleicherma­ßen überzeugen­d und die Konvertier­ung scheint universell einsetzbar zu sein. Allerdings kommt es zu einer Verzögerun­g bei der Bildausgab­e, weshalb abzuwarten bleibt, ob sich diese neue Bildverarb­eitung auch für Videospiel­inhalte eignet. Philips Herange- hensweise im zukünftige­n High-end-bildsegmen­t unterschei­det sich damit grundlegen­d vom Ansatz anderer Tv-hersteller: Die neue Bildprozes­sorgenerat­ion soll jeden Inhalt und vorrangig konvention­elle

„Philips selbst spricht von der größten Bildqualit­ätssteiger­ung der letzten 20 Jahre.“

Sdr-inhalte auf ein völlig neues Qualitätsn­iveau heben und dies mit etablierte­r und bezahlbare­r Paneltechn­ologie.

Software verkauft Hardware

Dass Philips bei den 2018er-modellen des ersten Halbjahres auf vertraute Hardware und Software setzt, kann den Produkten nur guttun, denn in den nächsten Monaten kann Philips alle Energie in Updates und Verbesseru­ngen stecken, von denen auch die 2017er-modelle profitiere­n werden. Spätestens zur IFA steht der nächste große Schritt im Bereich der Bilddarste­llung bevor und Philips kehrt gewisserma­ßen zu den eigenen Wurzeln zurück, denn bereits im Röhren-tv-zeitalter hat der Hersteller bewiesen, dass eine leistungss­tarke Bildnachbe­arbeitung den alles entscheide­nden Unterschie­d ausmachen kann.

 ??  ?? Die neuen 8000er-lcd-modelle (im Bild 8503) setzen auf 100-Hertz-ips-panels, während die 7000erSeri­en 50-Hz-va-panels bieten. Da der 7803 dem 8503 zum Verwechsel­n ähnlich sieht, sollten Sie beim Tv-kauf ganz genau hinschauen
Die neuen 8000er-lcd-modelle (im Bild 8503) setzen auf 100-Hertz-ips-panels, während die 7000erSeri­en 50-Hz-va-panels bieten. Da der 7803 dem 8503 zum Verwechsel­n ähnlich sieht, sollten Sie beim Tv-kauf ganz genau hinschauen
 ??  ?? Die neue Linux-software Saphi bietet einen umfangreic­hen 4K-hdr-support für Videoapps. Leider kommt diese nur in den günstigste­n TVS zum Einsatz. Aktuelle Android-tv-besitzer sollen nach dem Update auf Version 7 gleicherma­ßen auf ihre Kosten kommen
Die neue Linux-software Saphi bietet einen umfangreic­hen 4K-hdr-support für Videoapps. Leider kommt diese nur in den günstigste­n TVS zum Einsatz. Aktuelle Android-tv-besitzer sollen nach dem Update auf Version 7 gleicherma­ßen auf ihre Kosten kommen
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