Dolby Vision gegen HDR10 Plus
Nach der Etablierung von HDR10 und HLG kämpfen mit HDR10+ und Dolby Vision zwei unterschiedliche Systeme um das gleiche Ziel: Film- und Serieninhalte sollen in bestmöglicher Bildqualität erstrahlen. Schon jetzt zeigt sich: Dieses Duell provoziert Fehler auf beiden Seiten.
Die gute Nachricht: Alle ausgelieferten aktuellen HDR-TVS und Hdr-bildquellen zeigen Ihnen Hdr-bildqualität, denn die Mindeststandards HDR10 (UHD Blu-ray, Netflix, Amazon, PS4, Xbox) und HLG (Tv-programme) werden herstellerübergreifend eingehalten. Auch mit HDR10+ oder Dolby-vision-quellen zeigen ältere Hdr-displays Hdr10-qualität, solange ein Hdr10-basisdatenstrom gesendet wird. Immer mehr Hersteller punkten zudem mit raffinierten dynamischen Kontrastverbesserern, um statische Hdr10-signale aufzubereiten. Panasonic versucht dies erstmals mit dem Uhd-player UB824. Der Player spielt nicht nur HDR10- und Hlg-signale ab, sondern konvertiert Hdr-signale ins Sdr-format, falls Ihr TV mit dem erweiterten Dynamikumfang nichts anfangen kann. Der Vorteil: Uhd-blu-ray-discs sehen selbst mit einem herkömmlichen SDR-TV besser aus als Standard-blu-ray-discs und Panasonics Sdr-wandlung garantiert eine bestmögliche Detailwiedergabe. Die dynamische Hdr10-nachbearbeitung ist eine Premiere im Uhd-blu-ray-segment: Der Player gleicht das Hdr10-signal passend Szene für Szene auf Basis einer vorab eingestellten Zielhelligkeit ab. Dadurch sollen nicht nur Detailverluste, sondern auch zu dunkle Bilder im Zusammenspiel mit HDR10-TVS vermieden werden. Auch der Wettstreit der dynamischen Hdr-formate wird durch Panasonics Player entschärft, denn der UB824 ist der erste Abspieler für HDR10-PLUS- und Dolby-vision-inhalte.
Warum HDR?
Die Idee hinter HDR ist simpel: Bildsignale sollen nicht länger nach veralteten Röhren-tv-standards erstellt werden, sondern die Grenzen der menschlichen Wahrnehmung ausreizen. Die möglichen technischen Daten sind deshalb schwindelerregend: 10 000 Nits maximale Helligkeit (10-mal heller als aktuelle Uhd-premium-tvs), gigantischer Farbumfang (der sich bislang nur mit reinem Laserlicht erreichen lässt) und eine extrem hohe Bild-
„Derzeit sind nur Fernseher erhältlich, die HDR10+ oder Dolby Vision unterstützen. Eine Koexistenz beider Formate streben Tv-hersteller nicht an.“
dynamik, die im Idealfall eine pixelgenaue Lichterzeugung nach Oled-vorbild erfordert, sollen einen Blick wie aus einem Fenster ermöglichen. Das Problem: Kein Display und kein Projektor erfüllen diese Anforderungen im vollen Umfang. Zudem sind die Maximalwerte von HDR nur die Kür: Der Großteil aller Bildinformationen ist kaum vom Sdr-standard zu unterscheiden und speziell im Filmbereich werden Hdr-effekte äußerst behutsam eingesetzt. Der extreme Dynamikumfang (Unterschied zwischen hellen und dunklen Bildpartien) ist meist das größte Darstellungsproblem: Während viele Bildpunkte äußerst leuchtschwach aus- fallen, sollen winzige Details im Bild enorm hell wiedergegeben werden. Viele bezahlbare LCDS arbeiten aber invertiert: Hohe Flächenhelligkeit, aber geringere Helligkeit von winzigen Leuchtpunkten und eine aufgehellte Schwarzdarstellung mindern den Dynamikumfang. Erfüllt ein Display die geforderten Hdr-standards nicht, werden Mechanismen in Gang gesetzt, um den Bildinhalt auf das Display abzugleichen. Mit HDR10 sind diese Korrekturen vor allem vom jeweiligen Tv-hersteller abhängig. LG hat dafür Active HDR bzw. HDR10 Pro entwickelt: LG simuliert dynamische Metadaten, um Hdr10-signale Szene für Szene so anzupassen, dass mit herkömmlichen Displays kein unnötiger Detailverlust oder zu dunkle Bilder auftreten. LG ist deshalb auch kein Unterstützer von HDR10+, stattdessen gibt man Dolby Vision den Vorzug.
Dolby-vision-chaos
Dolby Vision bietet die umfangreichste Hdr-optimierung und gilt als das leistungsstärkste Hdr-system. Im Kinobereich hat Dolby die gesamte Wiedergabekette im Griff, doch im Wohnzimmer tummeln sich TVS, Player und Streaming-quellen von unterschiedlichsten Herstellern. Vom eigenen Vorhaben, nur spezielle Dolby-visionHardware zu erlauben, ist Dolby vergleichsweise schnell abgerückt, stattdessen sind nun auch Softwarelösungen erlaubt, solange die eingesetzten Prozessoren leistungsstark genug ausfallen. Wie bei HDR10+ funktioniert die Wiedergabe nur, wenn die Quelle ein entsprechendes Signal sendet, sämtliche Av-geräte innerhalb einer HDMI-KETTE zum Signal kompatibel ausfallen und der TV das Signal korrekt verarbeiten kann. Das Problem: 2016er-tvs von LG unter-
stützen Dolby-vision-signale nur bis 30 Hz, sodass hauptsächlich 24-Hz-filmcontent angezeigt werden kann. Die 2017er-modelle stellen Dolby-vision-quellen selbst in 60 Hz fehlerfrei dar, doch auch hier kam es in den letzten Monaten zu Anzeigefehlern. Werden Dolby-vision-metadaten parallel zum Hdr10-signal über HDMI gesendet, müssen diese vom TV in Echtzeit korrekt ausgewertet werden. Klappt die Signalumsetzung fehlerfrei, sehen Sie ein exzellentes HDR-BILD. Klappt die Abstimmung nicht wie gewünscht, kann dies zu aufgehellten Bildern führen. Mittlerweile musste Dolby einen Fehler bei der Hdmi-signalübertragung eingestehen und Tv-hersteller wie LG müssen Updates bereitstellen, um eine korrekte Hdmi-signalverarbeitung zu garantieren. Ganz andere Probleme ergaben sich bei LGS Uhd-player UP970: Nach dem Dolby-vision-update zur IFA 2017 wurde die Dolby-vision-unterstützung kurzerhand vom Markt genommen und erst in den letzten Wochen wieder per Update zur Verfügung gestellt. Sony machte das Dolby-vision-chaos mit dem Update für die Modelle XE93, XE94, ZD9 und A1 gänzlich perfekt, denn plötzlich sind Dolby-vision-fernseher am Markt erhältlich, die nicht zu bisherigen Dolby-visionHdmi-quellen kompatibel ausfallen. Einzig Dolby-vision-streams wie z.b. von Netflix werden angezeigt. Der Unterschied zwischen den Dolby-vision-tvs: LG unterstützt den vollen Dolby-vision-standard, dabei können auch Hdr10-daten inklusive Dolby-vision-zusatzinfos über HDMI verarbeitet werden. Sony unterstützt hingegen nur das Dolby-vision-basisformat und Uhd-player müssen eine entsprechende Anpassung vornehmen. Player-hersteller wie Oppo arbeiten bereits an Updates, mit dem aktuellen Apple TV ist bereits eine Sony-kompatible Dolby-vision-zuspielung über HDMI möglich.
HDR10+
Mit dem Streaming-giganten Amazon und dem Tv-marktführer Samsung stehen zwei Schwergewichte hinter dem neuen Hdr10-plus-standard. Weitere Anbieter wie Panasonic und Philips unterstützen das Format ebenfalls. Das Ziel ist klar: Dolby Vision soll sich nicht am Markt etablieren, sondern das für Tv-hersteller kostengünstigere Hdr10-plus-system. Obwohl HDR10+ technisch nicht ganz an Dolby Vision heranreicht, sorgt es dennoch für einen umfangreichen Abgleich zwischen Quelle und Endgerät und löst damit vor allem zwei Hdr10-probleme: Detailverluste in hellen Bildbereichen und zu dunkle Hdr-bilder werden ausgemerzt. In einem ersten Test mit Videostreams von Amazon zeigte sich, dass Samsungs HDR10-PLUSBildabstimmung mit einem umgekehrten Problem zu kämpfen hat: Die Natürlichkeit lässt derzeit noch zu wünschen übrig und oftmals hat man das Gefühl, als würde man ein Hdr10-signal im Dynamikbildmodus betrachten. Auch bei einer Hdmi-übertragung können die dynamischen Metadaten für Abstimmungsschwierigkeiten sorgen: Ein 2017er-player mit Hdr10-plus-update erzeugte kurze Aussetzer, sobald der dynamische Kontrastabgleich einsetzte. Dass das Dolby-vision- und Hdr10-plus-lager gleichermaßen mit Abstimmungsproblem bei einer Hdmi-verbindung zu kämpfen haben, war vorauszusehen: Der aktuelle Hdmi-standard war ursprünglich nicht für dynamische Metadaten vorgesehen.
HDR geht immer
Während HDR10 und HLG von nahezu allen Geräten unterstützt werden, entbrennt mit HDR10+ und Dolby Vision ein echter Formatwettstreit. Derzeit sind nur Fernseher erhältlich, die HDR10+ oder Dolby Vision unterstützen, eine Koexistenz beider Formate streben Tv-hersteller nicht an. LGS Active-hdr-lösung und Panasonics UB824 weisen aber den Weg und lassen das Duell der Hdr-premiumformate wie eine Randnotiz erscheinen.