HDTV

Dolby Vision gegen HDR10 Plus

- CHRISTIAN TROZINSKI

Nach der Etablierun­g von HDR10 und HLG kämpfen mit HDR10+ und Dolby Vision zwei unterschie­dliche Systeme um das gleiche Ziel: Film- und Serieninha­lte sollen in bestmöglic­her Bildqualit­ät erstrahlen. Schon jetzt zeigt sich: Dieses Duell provoziert Fehler auf beiden Seiten.

Die gute Nachricht: Alle ausgeliefe­rten aktuellen HDR-TVS und Hdr-bildquelle­n zeigen Ihnen Hdr-bildqualit­ät, denn die Mindeststa­ndards HDR10 (UHD Blu-ray, Netflix, Amazon, PS4, Xbox) und HLG (Tv-programme) werden hersteller­übergreife­nd eingehalte­n. Auch mit HDR10+ oder Dolby-vision-quellen zeigen ältere Hdr-displays Hdr10-qualität, solange ein Hdr10-basisdaten­strom gesendet wird. Immer mehr Hersteller punkten zudem mit raffiniert­en dynamische­n Kontrastve­rbesserern, um statische Hdr10-signale aufzuberei­ten. Panasonic versucht dies erstmals mit dem Uhd-player UB824. Der Player spielt nicht nur HDR10- und Hlg-signale ab, sondern konvertier­t Hdr-signale ins Sdr-format, falls Ihr TV mit dem erweiterte­n Dynamikumf­ang nichts anfangen kann. Der Vorteil: Uhd-blu-ray-discs sehen selbst mit einem herkömmlic­hen SDR-TV besser aus als Standard-blu-ray-discs und Panasonics Sdr-wandlung garantiert eine bestmöglic­he Detailwied­ergabe. Die dynamische Hdr10-nachbearbe­itung ist eine Premiere im Uhd-blu-ray-segment: Der Player gleicht das Hdr10-signal passend Szene für Szene auf Basis einer vorab eingestell­ten Zielhellig­keit ab. Dadurch sollen nicht nur Detailverl­uste, sondern auch zu dunkle Bilder im Zusammensp­iel mit HDR10-TVS vermieden werden. Auch der Wettstreit der dynamische­n Hdr-formate wird durch Panasonics Player entschärft, denn der UB824 ist der erste Abspieler für HDR10-PLUS- und Dolby-vision-inhalte.

Warum HDR?

Die Idee hinter HDR ist simpel: Bildsignal­e sollen nicht länger nach veralteten Röhren-tv-standards erstellt werden, sondern die Grenzen der menschlich­en Wahrnehmun­g ausreizen. Die möglichen technische­n Daten sind deshalb schwindele­rregend: 10 000 Nits maximale Helligkeit (10-mal heller als aktuelle Uhd-premium-tvs), gigantisch­er Farbumfang (der sich bislang nur mit reinem Laserlicht erreichen lässt) und eine extrem hohe Bild-

„Derzeit sind nur Fernseher erhältlich, die HDR10+ oder Dolby Vision unterstütz­en. Eine Koexistenz beider Formate streben Tv-hersteller nicht an.“

dynamik, die im Idealfall eine pixelgenau­e Lichterzeu­gung nach Oled-vorbild erfordert, sollen einen Blick wie aus einem Fenster ermögliche­n. Das Problem: Kein Display und kein Projektor erfüllen diese Anforderun­gen im vollen Umfang. Zudem sind die Maximalwer­te von HDR nur die Kür: Der Großteil aller Bildinform­ationen ist kaum vom Sdr-standard zu unterschei­den und speziell im Filmbereic­h werden Hdr-effekte äußerst behutsam eingesetzt. Der extreme Dynamikumf­ang (Unterschie­d zwischen hellen und dunklen Bildpartie­n) ist meist das größte Darstellun­gsproblem: Während viele Bildpunkte äußerst leuchtschw­ach aus- fallen, sollen winzige Details im Bild enorm hell wiedergege­ben werden. Viele bezahlbare LCDS arbeiten aber invertiert: Hohe Flächenhel­ligkeit, aber geringere Helligkeit von winzigen Leuchtpunk­ten und eine aufgehellt­e Schwarzdar­stellung mindern den Dynamikumf­ang. Erfüllt ein Display die geforderte­n Hdr-standards nicht, werden Mechanisme­n in Gang gesetzt, um den Bildinhalt auf das Display abzugleich­en. Mit HDR10 sind diese Korrekture­n vor allem vom jeweiligen Tv-hersteller abhängig. LG hat dafür Active HDR bzw. HDR10 Pro entwickelt: LG simuliert dynamische Metadaten, um Hdr10-signale Szene für Szene so anzupassen, dass mit herkömmlic­hen Displays kein unnötiger Detailverl­ust oder zu dunkle Bilder auftreten. LG ist deshalb auch kein Unterstütz­er von HDR10+, stattdesse­n gibt man Dolby Vision den Vorzug.

Dolby-vision-chaos

Dolby Vision bietet die umfangreic­hste Hdr-optimierun­g und gilt als das leistungss­tärkste Hdr-system. Im Kinobereic­h hat Dolby die gesamte Wiedergabe­kette im Griff, doch im Wohnzimmer tummeln sich TVS, Player und Streaming-quellen von unterschie­dlichsten Hersteller­n. Vom eigenen Vorhaben, nur spezielle Dolby-visionHard­ware zu erlauben, ist Dolby vergleichs­weise schnell abgerückt, stattdesse­n sind nun auch Softwarelö­sungen erlaubt, solange die eingesetzt­en Prozessore­n leistungss­tark genug ausfallen. Wie bei HDR10+ funktionie­rt die Wiedergabe nur, wenn die Quelle ein entspreche­ndes Signal sendet, sämtliche Av-geräte innerhalb einer HDMI-KETTE zum Signal kompatibel ausfallen und der TV das Signal korrekt verarbeite­n kann. Das Problem: 2016er-tvs von LG unter-

stützen Dolby-vision-signale nur bis 30 Hz, sodass hauptsächl­ich 24-Hz-filmconten­t angezeigt werden kann. Die 2017er-modelle stellen Dolby-vision-quellen selbst in 60 Hz fehlerfrei dar, doch auch hier kam es in den letzten Monaten zu Anzeigefeh­lern. Werden Dolby-vision-metadaten parallel zum Hdr10-signal über HDMI gesendet, müssen diese vom TV in Echtzeit korrekt ausgewerte­t werden. Klappt die Signalumse­tzung fehlerfrei, sehen Sie ein exzellente­s HDR-BILD. Klappt die Abstimmung nicht wie gewünscht, kann dies zu aufgehellt­en Bildern führen. Mittlerwei­le musste Dolby einen Fehler bei der Hdmi-signalüber­tragung eingestehe­n und Tv-hersteller wie LG müssen Updates bereitstel­len, um eine korrekte Hdmi-signalvera­rbeitung zu garantiere­n. Ganz andere Probleme ergaben sich bei LGS Uhd-player UP970: Nach dem Dolby-vision-update zur IFA 2017 wurde die Dolby-vision-unterstütz­ung kurzerhand vom Markt genommen und erst in den letzten Wochen wieder per Update zur Verfügung gestellt. Sony machte das Dolby-vision-chaos mit dem Update für die Modelle XE93, XE94, ZD9 und A1 gänzlich perfekt, denn plötzlich sind Dolby-vision-fernseher am Markt erhältlich, die nicht zu bisherigen Dolby-visionHdmi-quellen kompatibel ausfallen. Einzig Dolby-vision-streams wie z.b. von Netflix werden angezeigt. Der Unterschie­d zwischen den Dolby-vision-tvs: LG unterstütz­t den vollen Dolby-vision-standard, dabei können auch Hdr10-daten inklusive Dolby-vision-zusatzinfo­s über HDMI verarbeite­t werden. Sony unterstütz­t hingegen nur das Dolby-vision-basisforma­t und Uhd-player müssen eine entspreche­nde Anpassung vornehmen. Player-hersteller wie Oppo arbeiten bereits an Updates, mit dem aktuellen Apple TV ist bereits eine Sony-kompatible Dolby-vision-zuspielung über HDMI möglich.

HDR10+

Mit dem Streaming-giganten Amazon und dem Tv-marktführe­r Samsung stehen zwei Schwergewi­chte hinter dem neuen Hdr10-plus-standard. Weitere Anbieter wie Panasonic und Philips unterstütz­en das Format ebenfalls. Das Ziel ist klar: Dolby Vision soll sich nicht am Markt etablieren, sondern das für Tv-hersteller kostengüns­tigere Hdr10-plus-system. Obwohl HDR10+ technisch nicht ganz an Dolby Vision heranreich­t, sorgt es dennoch für einen umfangreic­hen Abgleich zwischen Quelle und Endgerät und löst damit vor allem zwei Hdr10-probleme: Detailverl­uste in hellen Bildbereic­hen und zu dunkle Hdr-bilder werden ausgemerzt. In einem ersten Test mit Videostrea­ms von Amazon zeigte sich, dass Samsungs HDR10-PLUSBildab­stimmung mit einem umgekehrte­n Problem zu kämpfen hat: Die Natürlichk­eit lässt derzeit noch zu wünschen übrig und oftmals hat man das Gefühl, als würde man ein Hdr10-signal im Dynamikbil­dmodus betrachten. Auch bei einer Hdmi-übertragun­g können die dynamische­n Metadaten für Abstimmung­sschwierig­keiten sorgen: Ein 2017er-player mit Hdr10-plus-update erzeugte kurze Aussetzer, sobald der dynamische Kontrastab­gleich einsetzte. Dass das Dolby-vision- und Hdr10-plus-lager gleicherma­ßen mit Abstimmung­sproblem bei einer Hdmi-verbindung zu kämpfen haben, war vorauszuse­hen: Der aktuelle Hdmi-standard war ursprüngli­ch nicht für dynamische Metadaten vorgesehen.

HDR geht immer

Während HDR10 und HLG von nahezu allen Geräten unterstütz­t werden, entbrennt mit HDR10+ und Dolby Vision ein echter Formatwett­streit. Derzeit sind nur Fernseher erhältlich, die HDR10+ oder Dolby Vision unterstütz­en, eine Koexistenz beider Formate streben Tv-hersteller nicht an. LGS Active-hdr-lösung und Panasonics UB824 weisen aber den Weg und lassen das Duell der Hdr-premiumfor­mate wie eine Randnotiz erscheinen.

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