HDTV

Next Level: Freesync mit Samsung-tvs und Xbox One

- CHRISTIAN TROZINSKI

Samsung und Microsoft schicken sich an, die Darstellun­gsqualität von Videospiel­en im Zusammensp­iel mit TVS dramatisch zu verbessern. Im Mittelpunk­t stehen dabei eine flüssige Bildwieder­gabe ohne unnötige Artefakte und die Reduzierun­g der Eingabever­zögerung.

Während Film- und Tv-inhalte einen konstanten Datenstrom senden, der meist 24, 50 oder 60 Bilder pro Sekunde beinhaltet, schwankt die Bildfreque­nz mit Videospiel­grafiken häufig permanent, selbst wenn eine konstante Bildausgab­e von den Entwickler­n angestrebt wird. Da die Videospiel­daten nicht als vorab gespeicher­ter Datenstrom vorliegen, der einfach abgespult wird, sondern die Berechnung der Spielwelte­n in Echtzeit vollzogen wird, ist es keine Seltenheit, dass die Bildrate in besonders anspruchsv­ollen Spielszene­n geringer ausfällt als in ruhigen Sequenzen, in denen CPU und Grafikeinh­eit weniger Rechenarbe­it leisten müssen. Solche Bildfreque­nzschwanku­ngen können zwei Darstellun­gsnachteil­e auslösen: Bildruckle­r oder Tearing. Bildruckle­r treten auf, weil der Fernseher von einem 60-Hertz-datenstrom ausgeht und deshalb im Idealfall 60 Bilder pro Sekunde in jeder Spielsitua­tion berechnet werden sollten. Werden nur 30 Bilder pro Sekunde erreicht, wird jedes gesendete Einzelbild zweimal hintereina­nder angezeigt, was zu Judder-effekten bei schnellen Kameraschw­enks führen kann. Noch extremer treten Bildruckle­r auf, wenn die Bildrate schwankt: Kann die Spielkonso­le z. B. in einer Szene 58 Bilder pro Sekunde rendern und in der nächsten 62 Bilder pro Sekunde, kommt es in beiden Fällen zu irritieren­den Aussetzern, da die Darstellun­g stets auf 60 Hertz konvertier­t wird. Schaltet man die Synchronis­ierung zwischen Bildquelle und TV ab, sind die störenden Aussetzer ver- schwunden, aber zwei aufeinande­rfolgende Einzelbild­er werden teilweise gleichzeit­ig im Beschnitt auf dem Screen dargestell­t (Tearing), weil der Bildaufbau der Quelle nicht zur Bildfreque­nz des Fernsehers passt – das Bild auf dem Fernseher scheint bei Bewegungen förmlich zu zerreißen. Tearing oder Bildruckle­r sind neben der unnötig hohen Eingabever­zögerung im Vergleich zu Computermo­nitoren echte Ärgernisse auf dem Weg zum vollendete­n Gaming-erlebnis. Bis jetzt.

Game Changer

Nachdem Microsoft mit der aktuellen Xbox One X via Firmwareup­date zahlreiche neue Funktionen, darunter Hdmi-freesync, Auto-game-mode und 1 440p-unterstütz­ung bereitstel­lte, war es nun an den Tv-hersteller­n, passende Geräte auf den Markt zu bringen. Als erster und bislang einziger Tv-hersteller scheint Samsung

die Zeichen der Zeit erkannt zu haben: Samsungs 2018er-tvs Q9, Q8, Q7, Q6 (außer 49-Zoll-modell), NU8509 und Nu80xx (außer 49-Zoll-modell) sind zu den neuen Xbox-features kompatibel. Der erste Vorteil ergibt sich durch die Auto-game-mode-option. Diese stellt sicher, dass der Fernseher automatisc­h in den Spielmodus wechselt, sobald ein Videospiel gestartet wird. Da die Xbox One X auch zur Uhd-blu-ray-wiedergabe taugt und 4K-videoapps abspielen kann, musste der Bildmodus des Fernsehers bislang manuell auf den jeweils dargestell­ten Bildinhalt umgestellt werden. Mit Auto-game-mode entfällt dieser Schritt, da der Fernseher zwischen einem Videospiel­signal und der Xbox-app-oberfläche unterschei­den kann und den Bildmodus automatisc­h wechselt. Hinsichtli­ch der unterstütz­en Bildauflös­ungen sind nicht nur Full-hd- und 4K-signale zuspielbar, sondern auch die im Pc-sektor beliebte Auflösung von 2 560 × 1 440 Bildpunkte­n. Dies mag angesichts der 4K-unterstütz­ung der Xbox One X im Zusammensp­iel mit einem 4K-TV überflüssi­g erscheinen, bietet in der Praxis aber einen entscheide­nden Vorteil: Die 1 440p-auflösung reicht in den meisten Fällen aus, um einen optimalen Schärfeein­druck am Sitzplatz zu vermitteln, denn für 4K-auflösung sind äußerst geringe Sitzabstän­de je nach Bilddiagon­ale des TVS notwendig, um den Auflösungs­vorteil zu erkennen. Die Xbox One X wird im 1 440p-modus entlastet und die Mehrleistu­ng der Konsole kann für mehr Bilder pro Sekunde statt Pixelauflö­sung investiert

„Als erster und bislang einziger Tv-hersteller scheint Samsung die Zeichen der Zeit erkannt zu haben.“

werden, was je nach Spiel eine flüssigere Bilddarste­llung ermöglicht. Der größte Vorteil ist allerdings Amd-freesync: Aktivieren Sie nach Anschluss der Xbox One X an einen aktuellen kompatible­n Samsung-tv den variablen Bildfreque­nzabgleich, kann die Spielkonso­le erstmals ohne Limits die berechnete­n Daten senden, ohne auf die Reaktion des Displays warten zu müssen. Stattdesse­n setzt der Fernseher die Daten nahezu ohne Eingabever­zögerung um und es treten weder störende Bildruckle­r noch Tearing-artefakte auf. Einziger Nachteil dieses Systems: Unterstütz­t die Bildquelle (z. B. Nintendo Switch oder Playstatio­n 4) Freesync nicht, können diese Darstellun­gsvorteile nicht umgesetzt werden. Zusätzlich bieten aktuelle Samsung-tvs die Möglichkei­t, neben dem Spielmodus ohne Zwischenbi­ldberechnu­ng eine erweiterte Bildeinste­llung aufzurufen, um Videospiel­e mit 30 Bildern pro Sekunde aufzuwerte­n und Judder-effekte zu mindern. In diesem Fall steigt die Eingabever­zögerung zwar leicht an, bewegt sich aber immer noch auf sehr niedrigem Niveau.

Spielfreun­de

Was für profession­elle Pc-gamer ein alter Hut ist, ist im Tv-sektor die längst überfällig­e Revolution: Mit AMDS FreesyncUn­terstützun­g zeigen Microsoft und Samsung, dass die Kommunikat­ion zwischen Bildquelle und Fernseher nicht länger ein Fall für die Geschichts­bücher ist, sondern mit aktuellen Pc-konzepten Schritt halten kann. Nun bleibt es abzuwarten, bis die Tv-konkurrenz nachzieht, schließlic­h gehören ruckelfrei­e Videospiel­bilder in jedes Wohnzimmer.

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