Your Name (UHD)
Es beginnt mit einer Suche nach sich selbst oder doch mit einem Gefühl? Ist es gar ein Ort, eine Person oder einfach der Ruf des Schicksals? Im Mittelpunkt dieser Fragestellungen stehen zwei Teenager, die bis dato rein gar nichts miteinander zu tun hatten. Mitsuha wohnt gemeinsam mit ihrer kleinen Schwester Yotsuha irgendwo in einem kleinen, japanischen Bergdorf. Schon lange trägt sie die Sehnsucht nach einem pulsierend-aufregendem Leben in einer Metropole im Herzen. Taki wiederum kommt direkt aus dem Epizentrum des Trubels, Tokio, und widmet sich einem Studium, während er sich durch seinen Kellnerjob mehr schlecht als recht durch den Alltag schlägt. Im Gegensatz zur ländlichen Idylle ist er stets von Stress getrieben. Dabei wünscht er sich, er wäre nicht ganz so schüchtern und könnte endlich das Mysterium „Frau“verstehen. In ihren Träumen begeben sich die beiden Sehnsüchtigen dann zu ihren Wunschorten. Doch zeigt sich bald, dass ihre Träume realer zu sein scheinen, als ursprünglich gedacht. Vielmehr tauschen Mitsuha und Taki ihre Körper nach dem Einschlafen und bestreiten fortan den Alltag des jeweils unbekannten Gegenübers, um dann wieder in ihre eigene menschliche Hülle zurückzukehren. Da dieser Identitäts- und Rollenwechsel nicht täglich geschieht und auch sonst ein Mysterium bleibt, können sich die beiden in ihrem neuen Dasein ausprobieren. Mitsuha führt Taki geradewegs in ein Rendezvous, während dieser sie ermutigt, ihrem strengen Vater energischer entgegenzutreten. Als eines Tages die Verbindung zwischen den beiden unerwartet abbricht, begibt sich Taki auf die Suche nach dem Mädchen, das er nur aus seinen Träumen kennt.
Nicht perfekt, aber grandios
Regisseur Makoto Shinkai („5 Centimeters per Second“) bewegt sich gewissermaßen in filmischen Gewässern, die auch schon Anime-legenden wie Hayao Miyazaki („Mein Nachbar Totoro“), Mamoru Hosoda („Summer Wars“) und Satoshi Kon („Perfect Blue“) befahren haben. Shinkai gelang es mit „Your Name“allerdings, den weltweit erfolgreichsten Anime aller Zeiten auf die Leinwand zu bringen, der rund 358 Mio Us-dollar an den Kinokassen einspielte. Die Filmadaption folgt dabei einem vorangegangenen Roman und einem Manga. Die japanische „Junge-trifft-mädchen- Geschichte“mit dem Element der vertauschten Körperrollen ist an sich kein neuer Kinostoff. Dennoch schafft es „Your Name“, mehr als eine bloße, klischeehafte Romanze zweier Pubertierender zu sein. Die Geschichte um Taki und Mitsuha ist vielmehr ein Prunkstück für Jung und Alt und verwebt eine Note aus Romantik, Abenteuer sowie einer Prise Mystery zu einem nahezu perfekten, organischen Unterhaltungsfilm. Themen wie die Herausforderungen des Heranwachsens im Zuge einer sich entwickelnden Identitätsfindung, ummantelt von Fragen zur Schicksalsfügung werden gekonnt ausbalanciert. Auch Sehnsüchte nach all dem, was man gerade nicht hat, im Sinne der Gegenüberstellung von Ruhe und Hektik, Moderne und Tradition in unserer sich rasant entwickelnden Welt, werden dem Mitfühlenden geradezu entgegengeworfen. Die stetige Suche nach dem Glück, welches beiden Teenagern so fern scheint, lässt den geneigten Zuschauer hoffen und bangen und trägt die Spannung bis zum Schluss, wobei ein weiterer entscheidender Twist für zusätzliche Spannung sorgt. Die Band RADWIMPS untermalt die furiose Kulisse mit einem passenden, eingängigen Soundtrack-mix aus Pop und Rock. Makoto Shinkai gelingt mit „Your Name“ein Stück voller Magie, das vom Erzähltempo her und auch bezüglich innovativer Darstellungsformen keineswegs perfekt ist. Hier könnte sich Shinkai einiges von seinem Kollegen Mamoru Hosoda abschauen. Dennoch ist „Your Name“ein anrührender Film, der gekonnt Übernatürlich-abstraktes mit den Coming- Of-age- Geschichten zweier Teenager verwebt und dabei trotz romantischer Elemente nicht ins Tal des Kitsches abstürzt.
Brillantes Bild
„Your Name“zeichnet sich durch seinen Hyperrealismus aus, der zwar auch einen Fokus setzt, bei dem allerdings so gut wie immer alles absolut scharf und detailliert ist. So kann der Zuschauer zahlreiche Panoramen bewundern, die kilometerweit blicken lassen, ohne auch nur eine einzige Unschärfe zu zeigen. Die ultraklaren Linien weisen keinerlei Verpixelung auf, Farbdetails erscheinen so analog und makellos, als wären sie mit einem Pinsel auf eine Glasfläche aufgetragen worden. Hier war es eine stilistische Entscheidung, die Linien meistens mit dunklen Farben anstatt mit reinem Schwarz zu realisieren, damit die Kanten nicht so hart herausstechen. Und auch die Spezialeffekte, wie die Reflexionen eines Sees, erscheinen fast schärfer als im realen Leben. Kleidungstexuren oder auch die Maserung der Marmorplatten des Bahnhofs tragen zum detailverliebten Gesamtbild bei. Einzig die wenigen in 2K erstellten Cgi-elemente wie einfahrende Züge weisen geringe Treppchenbildung an den Konturen auf. Hinzu kommen die brillanten, stark gesättigten Farben, die ein Fest fürs Auge bieten. Ganz ohne Bildrauschen erscheint die Optik extrem sauber. Nur den wenigen Erinnerungs-sequenzen wurde ein künstliches Rauschen als subtiles Unterscheidungsmerkmal hinzugefügt. Als deutsche Tonspur liegt eine DTS-HD MA 5.1-Abmischung vor, die wie die meisten Anime-produktionen kaum Räumlichkeit bietet.