Goodbye Projektor: Samsung ersetzt Leinwand durch Led-module
Eine Filmvorführung im Kinosaal war bislang untrennbar mit einer Großbildprojektion verbunden. Bis jetzt, denn Samsung startet die Led-screen-revolution nun auch in Deutschland.
Im Traumpalast in Esslingen (bei Stuttgart) wartet das erste Samsung Onyx Led-cinema Deutschlands auf staunende Besucher. Kinofilme werden erstmals nicht auf einer Leinwand, sondern durch eine Vielzahl von Led-displays wiedergegeben. Sie haben richtig gehört: Statt eines gigantischen Screens wird Samsungs knapp 10 × 5,5 Meter großer Onyx-screen aus 96 kleineren Led-displays zusammengesetzt, die rahmenlos aneinandergesteckt die Xxl-4k-filmdarstellung ermöglichen. Im Gegensatz zu Samsungs QLED-TVS, die zwar mit Led-tv-slogans beworben werden, aber keine pixelgenaue Lichterzeugung ermöglichen, sind Samsungs Onyx-screens echte Led-displays, was den Einsatz von Lcd-technik überflüssig macht. Zusammengerechnet (Rgb-subpixel) erzeugen damit mehr als 26 Millionen Leuchtdioden die benötigten Farblichtinformationen. Obwohl Kosten für Leinwand und Projektoren entfallen, ist die Investition in Samsungs Onyx Cinema-led-screens kein günstiges Vergnügen, je nach Display-größe und Soundausstattung summieren sich die Kosten auf 500 000 bis 1 Million Euro pro Kinosaal. Doch die Umrüstung auf Led-displays bietet langfristig gesehen viele Vorteile. So gibt Samsung die Led-lebensdauer mit knapp 100 000 Stunden an, weit mehr als es Lampen- oder Lasereinheiten bei Projektoren garantieren. Sollten einzelne LEDS dennoch einmal ausfallen, können Einzelmodule ausgewechselt werden. Da kein Projektor installiert werden muss, entfällt der klassische Projektionsraum, was mehr Sitzreihen ermöglicht und Bildverzerrungen im Randbereich treten mit Samsungs OnyxScreen ebenfalls nicht auf.
HDR endlich nachvollziehbar
Der größte Vorteil für eine HDR- und 3D-wiedergabe ist allerdings die erzielbare Bildhelligkeit: Liegen klassische Lampenprojektoren bei knapp 48 Nits, so erreicht Samsungs Led-screen-lösung 300 Nits und im speziellen Hdr-modus sogar bis zu 500 Nits. Damit übertrifft Samsung die Lichtleistung herkömmlicher Projektoren um bis zu Faktor 10, während Dolbys Laserprojektionsvorgaben im Dolby Cinema um den Faktor 5 geschlagen werden. Doch
nicht nur bei der Bildhelligkeit, sondern auch bei der Schwarzdarstellung definiert Samsungs Onyx-screen Bestmarken: Künstliche Aufhellungen wie bei einer Leinwandprojektion gibt es nicht, schwarze Kinobalken erscheinen ultimativ schwarz und durch die pixelgenaue Lichterzeugung erwarten Sie Kontrastwerte vergleichbar zu OLED-TVS. Auch bei der Bewegtbilddarstellung verspricht Samsung Bestwerte: Abseits der Kinofilmfrequenz von 24 Bildern pro Sekunde sollen sich Quellen mit mehr als 100 Bildern pro Sekunde wiedergeben lassen. Doch es gibt auch einige Dinge bei der Onyx Cinema-led-installation zu beachten. Damit das Pixelraster nicht vom Bildinhalt ablenkt, sind einige Meter Sitzabstand vonnöten und für kleinere Kinosäle bedeuten weniger Led-einzelelemente gleichzeitig einen Auflösungsver- lust. Lautsprecher lassen sich nicht wie bei einer akustisch transparenten Leinwand hinter das Bild verfrachten, sondern werden oberhalb und links und rechts vom Screen montiert.
Das Ende von 3D?
3D-inhalte lassen sich zwar theoretisch problemlos über den Onyx Cinema-led-screen wiedergeben, allerdings sind aktive Shutter-brillen vonnöten, um 3D-bilder sehen zu können. Ob viele Kinobetreiber bereit sind, noch einmal in teure aktive Brillentechnik zu investieren,
„Im Gegensatz zu Samsungs QLED-TVS sind Samsungs OnyxScreens echte Led-displays, was den Einsatz von Lcd-technik überflüssig macht.“
darf bezweifelt werden, weshalb Samsungs Onyx Cinema-led-screens, vergleichbar zur Tv-technik im Wohnzimmer, die Hdr-verbreitung forcieren und das Ende von 3D einläuten könnten. Doch der Umstieg auf die Led-technik kann auch zahlreiche neue Möglichkeiten schaffen. So ist eine komplette Raumabdunklung nicht mehr zwingend nötig, sondern eine Film- oder Entertainmentvorstellung kann auch im beleuchteten Saal erfolgen, was z. B. Konzertaufführungen aufwertet. Neben Kinofilmen sollen Musik-, Sport- und Gaming-großereignisse in den Mittelpunkt rücken und Kinosäle sollen einem breiten Publikum schmackhaft gemacht werden.
Oled-qualität im Kinosaal
500 Nits Bildhelligkeit, optimale Schwarzdarstellung, pixelgenaue Lichterzeugung, echte 4K-bildauflösung und DCI-KINOfarbraum: Samsung definiert mit Onyx Cinema-led das Kinoerlebnis neu, unterstreicht dadurch aber auch den Qualitätsvorteil von OLED-TVS im Wohnzimmer, wenn Kinofilme in bester Bildqualität bestaunt werden wollen. Abzuwarten bleibt, wie lange Samsungs Tv-abteilung benötigt, um die Micro-led-fertigung im großen Stil zu starten, denn bislang bietet Samsung meist nur EDGE-LEDLCDS für das Wohnzimmer an und erteilt Oled-displays eine Absage. Neben dem Kinosaal in Esslingen sollen bis Jahresende weitere Lichtspielhäuser in Deutschland mit Onyx-screens ausgestattet werden und die Hdr-qualitätsvorteile einem breiteren Publikum zugänglich machen. Samsung will mit der neuen Technik auch Filmemacher zum Umdenken bewegen und erhofft sich dynamischere Hdr-bilder für die Zukunft. Eine Entwicklung, von der auch Hdr-tv-besitzer langfristig gesehen profitieren dürften.