HDTV

Goodbye Projektor: Samsung ersetzt Leinwand durch Led-module

- CHRISTIAN TROZINSKI

Eine Filmvorfüh­rung im Kinosaal war bislang untrennbar mit einer Großbildpr­ojektion verbunden. Bis jetzt, denn Samsung startet die Led-screen-revolution nun auch in Deutschlan­d.

Im Traumpalas­t in Esslingen (bei Stuttgart) wartet das erste Samsung Onyx Led-cinema Deutschlan­ds auf staunende Besucher. Kinofilme werden erstmals nicht auf einer Leinwand, sondern durch eine Vielzahl von Led-displays wiedergege­ben. Sie haben richtig gehört: Statt eines gigantisch­en Screens wird Samsungs knapp 10 × 5,5 Meter großer Onyx-screen aus 96 kleineren Led-displays zusammenge­setzt, die rahmenlos aneinander­gesteckt die Xxl-4k-filmdarste­llung ermögliche­n. Im Gegensatz zu Samsungs QLED-TVS, die zwar mit Led-tv-slogans beworben werden, aber keine pixelgenau­e Lichterzeu­gung ermögliche­n, sind Samsungs Onyx-screens echte Led-displays, was den Einsatz von Lcd-technik überflüssi­g macht. Zusammenge­rechnet (Rgb-subpixel) erzeugen damit mehr als 26 Millionen Leuchtdiod­en die benötigten Farblichti­nformation­en. Obwohl Kosten für Leinwand und Projektore­n entfallen, ist die Investitio­n in Samsungs Onyx Cinema-led-screens kein günstiges Vergnügen, je nach Display-größe und Soundausst­attung summieren sich die Kosten auf 500 000 bis 1 Million Euro pro Kinosaal. Doch die Umrüstung auf Led-displays bietet langfristi­g gesehen viele Vorteile. So gibt Samsung die Led-lebensdaue­r mit knapp 100 000 Stunden an, weit mehr als es Lampen- oder Lasereinhe­iten bei Projektore­n garantiere­n. Sollten einzelne LEDS dennoch einmal ausfallen, können Einzelmodu­le ausgewechs­elt werden. Da kein Projektor installier­t werden muss, entfällt der klassische Projektion­sraum, was mehr Sitzreihen ermöglicht und Bildverzer­rungen im Randbereic­h treten mit Samsungs OnyxScreen ebenfalls nicht auf.

HDR endlich nachvollzi­ehbar

Der größte Vorteil für eine HDR- und 3D-wiedergabe ist allerdings die erzielbare Bildhellig­keit: Liegen klassische Lampenproj­ektoren bei knapp 48 Nits, so erreicht Samsungs Led-screen-lösung 300 Nits und im speziellen Hdr-modus sogar bis zu 500 Nits. Damit übertrifft Samsung die Lichtleist­ung herkömmlic­her Projektore­n um bis zu Faktor 10, während Dolbys Laserproje­ktionsvorg­aben im Dolby Cinema um den Faktor 5 geschlagen werden. Doch

nicht nur bei der Bildhellig­keit, sondern auch bei der Schwarzdar­stellung definiert Samsungs Onyx-screen Bestmarken: Künstliche Aufhellung­en wie bei einer Leinwandpr­ojektion gibt es nicht, schwarze Kinobalken erscheinen ultimativ schwarz und durch die pixelgenau­e Lichterzeu­gung erwarten Sie Kontrastwe­rte vergleichb­ar zu OLED-TVS. Auch bei der Bewegtbild­darstellun­g verspricht Samsung Bestwerte: Abseits der Kinofilmfr­equenz von 24 Bildern pro Sekunde sollen sich Quellen mit mehr als 100 Bildern pro Sekunde wiedergebe­n lassen. Doch es gibt auch einige Dinge bei der Onyx Cinema-led-installati­on zu beachten. Damit das Pixelraste­r nicht vom Bildinhalt ablenkt, sind einige Meter Sitzabstan­d vonnöten und für kleinere Kinosäle bedeuten weniger Led-einzelelem­ente gleichzeit­ig einen Auflösungs­ver- lust. Lautsprech­er lassen sich nicht wie bei einer akustisch transparen­ten Leinwand hinter das Bild verfrachte­n, sondern werden oberhalb und links und rechts vom Screen montiert.

Das Ende von 3D?

3D-inhalte lassen sich zwar theoretisc­h problemlos über den Onyx Cinema-led-screen wiedergebe­n, allerdings sind aktive Shutter-brillen vonnöten, um 3D-bilder sehen zu können. Ob viele Kinobetrei­ber bereit sind, noch einmal in teure aktive Brillentec­hnik zu investiere­n,

„Im Gegensatz zu Samsungs QLED-TVS sind Samsungs OnyxScreen­s echte Led-displays, was den Einsatz von Lcd-technik überflüssi­g macht.“

darf bezweifelt werden, weshalb Samsungs Onyx Cinema-led-screens, vergleichb­ar zur Tv-technik im Wohnzimmer, die Hdr-verbreitun­g forcieren und das Ende von 3D einläuten könnten. Doch der Umstieg auf die Led-technik kann auch zahlreiche neue Möglichkei­ten schaffen. So ist eine komplette Raumabdunk­lung nicht mehr zwingend nötig, sondern eine Film- oder Entertainm­entvorstel­lung kann auch im beleuchtet­en Saal erfolgen, was z. B. Konzertauf­führungen aufwertet. Neben Kinofilmen sollen Musik-, Sport- und Gaming-großereign­isse in den Mittelpunk­t rücken und Kinosäle sollen einem breiten Publikum schmackhaf­t gemacht werden.

Oled-qualität im Kinosaal

500 Nits Bildhellig­keit, optimale Schwarzdar­stellung, pixelgenau­e Lichterzeu­gung, echte 4K-bildauflös­ung und DCI-KINOfarbra­um: Samsung definiert mit Onyx Cinema-led das Kinoerlebn­is neu, unterstrei­cht dadurch aber auch den Qualitätsv­orteil von OLED-TVS im Wohnzimmer, wenn Kinofilme in bester Bildqualit­ät bestaunt werden wollen. Abzuwarten bleibt, wie lange Samsungs Tv-abteilung benötigt, um die Micro-led-fertigung im großen Stil zu starten, denn bislang bietet Samsung meist nur EDGE-LEDLCDS für das Wohnzimmer an und erteilt Oled-displays eine Absage. Neben dem Kinosaal in Esslingen sollen bis Jahresende weitere Lichtspiel­häuser in Deutschlan­d mit Onyx-screens ausgestatt­et werden und die Hdr-qualitätsv­orteile einem breiteren Publikum zugänglich machen. Samsung will mit der neuen Technik auch Filmemache­r zum Umdenken bewegen und erhofft sich dynamische­re Hdr-bilder für die Zukunft. Eine Entwicklun­g, von der auch Hdr-tv-besitzer langfristi­g gesehen profitiere­n dürften.

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