Babylon Berlin
Tom Tykwers Prestige-serie gehört zu den aufwendigsten deutschen Produktionen der letzten Jahre. Die ersten beiden Staffeln erscheinen nun mit geringem Zeitversatz auf Blu-ray und begeistern gleich auf mehreren Ebenen. Staffel 1 haben wir uns für Sie angeschaut. Unzusammenhängende Visionen erscheinen. Man sieht einen Mann, der hypnotisiert wird. Dann folgt eine Flut an Bildern. Diese sind teilweise verschwommen und dem Zuschauer wird klar, dass er in Erinnerungen eingetaucht ist. Er wird mit Eindrücken überhäuft und kann das meiste davon gar nicht fassen, da es sich um Abschnitte aus dem Leben einer Person handelt, die er noch gar nicht kennt. Dann wird der Schirm dunkel und der eigentliche Vorspann kann beginnen. Der Zuschauer findet sich im Berlin des Jahres 1929 wieder. Die sowohl politisch rechten als auch linken Gruppierungen beginnen, sich zu formieren und die Weimarer Republik nähert sich ihrem Ende. In dieser Zeit der Korruption, Gewalt, Intrigen und „Sittenwidrigkeiten“begegnen sich der Kriegsveteran und Kommissar Gereon Rath und die junge Stenotypistin Charlotte Ritter. Während er versucht, seine Kriegserinnerungen zu verarbeiten, möchte sie durch ihre Arbeit die Familie unterstützen. Im Zuge eines Erpressungsfalls, weshalb Rath von Köln nach Berlin beordert wurde, begegnen sich die beiden im Berliner Polizeipräsidium und beginnen gemeinsam mit Raths Kollegen Bruno Wolter von der „Sitte“ihre Ermittlungen. Sie stoßen dabei auf Drogen, Pornografie und werden sogar mit Mord konfrontiert.
Eine Zeitreise
Ursprünglich sollte die Adaption von Volker Kutschers Roman, der als Vorlage für die Serie diente, aus gerade einmal zwei Staffeln mit 16 Folgen bestehen, doch aufgrund des Erfolges bzw. der ausgesprochen hohen TV- Quoten (rund 7,83 Mio. Zuschauer verfolgten die Free-tv-premiere), sollen nun noch zwei weitere folgen. Mit einem Etat von fast 40 Millionen Euro gilt „Babylon Berlin“als die bisher teuerste nicht-englischsprachige Fernsehproduktion überhaupt und wurde von den Regisseuren Tom Tykwer, Achim von Borries und Hendrik Handloegten ursprünglich für den Sender Sky 1 produziert. Diese wurde bereits 2017 dort ausgestrahlt und ist nun nicht nur seit dem 30. September 2018 auf ARD sondern auch auf Blu-ray zu sehen. Die Stimmung der Serie ist unterschwellig bedrückend und man bekommt das Gefühl vermittelt, dass jeder Charakter etwas zu verbergen versucht bzw. Dreck am Stecken hat. Dies sorgt für Spannung und wird nicht nur durch die Bilder, sondern auch die musikalische Untermalung verstärkt. Man erwartet, dass bei einer so kostspieligen Produktion die Qualität stimmt – und der Zuschauer wird tatsächlich nicht enttäuscht. Die Kulissen und die Berliner Straßen harmonieren hervorragend mit den stimmigen Kostümen und den darstellerischen Leistungen. Die Schauspieler wurden gut ausgewählt und passen in die Szenerie der 1920er Jahre. Alles wird durch die erstaunlich scharfen Kanten sowie die klaren, blassen Bilder verstärkt und fügt sich gut zusammen. Es gibt bereits in der ersten Folge sehr viele Rückblicke und Ortswechsel, wodurch die verschiedenen Handlungsstränge herausgearbeitet werden. Leider wirkt dieser Wechsel häufig überfordernd auf den Zuschauer, sodass selbst der ansprechende Soundtrack etwas untergeht. Bei dem Lautstärke-verhältnis zwischen Dialogen, Effekten und Musik geraten die Dialoge gelegentlich etwas ins Hintertreffen. Im Endeffekt ist die hochwertige Krimiserie spannungsvoll, nimmt den Zuschauer in eine andere Zeit mit und ermöglicht einen interessanten historischen Einblick.