Tonqualität von Flachbild-tvs
Statt externe Soundbars zum Pflichtprogramm für einen guten Ton zu erklären, kombinieren immer mehr Tv-hersteller die ultraflache Bildfläche von OLEDS und LED-LCDS mit einem leistungsstarken Lautsprechersystem.
Die Idee, in Kooperation mit einem Lautsprecherhersteller dem Fernseher klanglich auf die Sprünge zu helfen, ist nicht neu, aber selten waren audiophile Lautsprechersysteme so gefragt wie heute. Bowers & Wilkins, Elac, Harman Kardon, JBL, Technics und viele weitere Hifi-hersteller widmen sich immer stärker den kompakten Lautsprechergrößen und sorgen für einen ausgewogenen Tv-klang „out of the box“. Dass sich ein Lautsprecherupgrade lohnt, zeigt der Vergleich der beiden OLED-FERNseher von Philips. Zwar ist die Klangabstimmung des OLED803 überzeugend gelungen und die Tonqualität deutlich besser als beim Vorgängermodell, doch der OLED903 (Einstiegsbild) mit Lautsprechern von Bowers & Wilkins zeigt, dass es noch besser geht. Die direkt nach vorn abstrahlenden Hoch- und Mitteltonlautsprecher, die sich hinter einem edlen Stoffbezug verstecken, und der an der Rückwand montierte Tieftonlautsprecher eignen sich auch für eine reine Musikwiedergabe. Da der OLED903 wie die meisten Fernseher die Abschaltung des Displays erlaubt, können Sie äußerst energieeffizient
„Vermeiden Sie es, den Fernseher in Sachen Lautstärke bis ans Limit zu treiben, wenn Sie ein ausgewogenes Klangbild schätzen.“
einem Musikstück lauschen. Besonders bei nicht allzu hohen Pegeln trumpft der OLED903 mit einem satten und lebendigen Klangbild auf, auch der Fokus auf Sprachverständlichkeit gefällt. Sollten Kinosoundtracks zu laut oder zu leise erschallen, hilft die Dynamikanpassung, den wiederholten Griff zur Fernbedienung zu ersparen. Gänzlich überzeugt hat uns der Einstand von Bowers & Wilkins dennoch nicht, denn die Gehäusevibrationen bei höheren Pegeln und die keinesfalls ohrenbetäu- bende Maximallautstärke des Fernsehers sind Dinge, die man mit einer optimierten Tv-gehäuseabstimmung zukünftig verbessern kann. Positiv überrascht hat uns der Tv-hersteller Technisat, der mit dem Modell Technimedia UHD+ ein ähnliches Konzept anstrebt, aber an der Rückseite einen Xxl-subwoofer von Elac verbaut. Obwohl der 49-ZOLL-LCD der kleinste Vertreter im Hörtest war, konnte der Fernseher die kräftigsten Bässe erzeugen. Da auch Technisat den Hochtonbereich direkt nach vorn abstrahlt und der Fernseher zudem flexibel zum Sitzplatz gedreht werden kann, hatten wir keine Mühe, einen präzisen und musikalischen Klangeindruck zu erreichen.
Neutral klingt besser
Wie bereits bei Philips zeigte sich, dass eine neutrale Tonabstimmung langfristig den besten Hörgenuss mit unterschiedlichen Quellen verspricht, weshalb wir LoudnessFunktionen oder virtuelle Surround-effekte deaktivierten. Dass auch beim TechnisatFernseher bei zu hohen Pegeln das Gehäuse hörbar in Erscheinung tritt, ist zu verschmerzen, da Technisat die Vibrationen zumindest beim 49-Zoll-modell gut im Griff hat. Apropos hohe Pegel: Nahezu alle Hersteller nutzen keine lineare Lautstärkeanpassung. Vor allem in den letzten Stufen der Lautstärkeregelung wird der Dynamikumfang komprimiert, was Bassbereiche ausdünnt und die Wiedergabe zu spitz und unnatürlich werden lässt. Vermeiden Sie es deshalb, den Fernseher in Sachen Lautstärke bis ans Limit zu treiben, wenn Sie ein ausgewogenes Klangbild schätzen. Wie dynamisch und laut ein Lautsprechersystem aufspielen
kann, zeigt Panasonic mit dem FZW954. Zwar profitiert die mitgelieferte Soundbar nicht vom Gehäusevolumen des Fernsehers und im Tiefton werden keine Bestmarken erzielt, aber Gehäusevibrationen wird dadurch effektiv vorgebeugt. Speziell in größeren Räumen konnte sich Panasonic von der Tv-konkurrenz absetzen, auch dynamische Filmsoundtracks oder Konzertaufnahmen meisterte der Fernseher problemlos und der Fokus auf eine leicht mittenbetonte Klangwiedergabe lässt Stimmen jederzeit prägnant und klar erscheinen. Aufgrund der guten musikalischen Leistungen trauerten wir aber einigen vergebenen Chancen nach. So bietet Panasonic keine Dolby-atmos-unterstützung, der virtuelle Raumklang verschlechtert die Sprachverständlichkeit und erzeugt ein blechernes Gesamtbild. Auch die automatische Lautstärkeanpassung ist nicht frei von Fehlern und neigt zu Pump-effekten. Der Lautstärkeabgleich bei Technisat ist wiederum zu stark an Bassfrequenzen ausgerichtet.
Geschickt angepasst
Ganz gleich ob E8 (direkt nach vorn abstrahlender Hochtonbereich), C8 oder günstiger SK8500: LG hat im Test mehr als einmal bewiesen, dass die Signalverarbeitung sehr gut mit dem verbauten Lautsprechersystem harmoniert. Großen Anteil am guten Klang haben bei LG die vielseitigen Anpassungsfunktionen, die unterschiedliche Pegel ausgleichen und den Fernseher vor intensiven Bassattacken schützen. Gegen eine nicht optimale Aufstellung hilft die Tonanpassung über das Mikrofon der Fernbedienung. Dadurch entsteht ein jederzeit angenehmer, runder Klang, der zwar zuweilen nachbearbeitet erscheint, aber unterschiedlichste Quellen frustfrei zu Gehör bringt. Heimkinofans erfreuen sich zudem über eine Dolby-atmos-tonverarbeitung. Ähnlich wie LG legt auch Samsung den Fokus auf eine umfangreiche Signalbearbeitung, die den nahezu unsichtbar verbauten Lautsprechersystemen einen beachtlichen Klang entlockt. Doch auch Samsung muss sich physikalischen Grundsätzen beugen und so ist die indirekte Abstrahlcharakteristik nicht optimal, wenn Musikquellen präzise wiedergegeben werden sollen. Ein automatischer Lautstärkeabgleich, der sich bei anderen Herstellern flexibel ein- und ausschalten lässt, ist bei Samsung an einen speziellen Klangmodus gebunden und im Spielmodus wird die Ton-voreinstellung gänzlich gesperrt. Überrascht waren wir von der Klangqualität des teuersten Fernsehers im Test: Der 8K-TV Q900R erschallt keinesfalls so bassstark wie Samsungs beste 4K-TVS der letzen Jahre, das verringerte Gehäusevolumen fordert seinen Tribut. Wie man es besser macht, zeigt z. B. Sony: Mit dem AF9 werden Töne direkt durch die Bildfläche erzeugt, indem die Oled-fläche gezielt in leichte Schwingung versetzt wird (dreimal zwei Effektoren für Center, links und rechts). Somit werden konventionelle Hochtonlautsprecher überflüssig und Stimmen erschallen exakt auf Augenhöhe. Für das nötige Volumen sorgen Tieftonlautsprecher im Standfuß. Da Sony beim AF9 den Basspegel im Vergleich zum Vorgängermodell etwas niedriger angesetzt hat, sollten Sie den Equalizer bemühen und tiefe Frequenzen etwas anheben. Neue Lautstärkerekorde erzielt Sony zwar nicht, aber selten gingen Bild und Ton so nahtlos ineinander über. Heimkinofans können den AF9 sogar als Center-lautsprecher ins Heimkino-set-up einbinden, der Fernseher wird über konventionelle Lautsprecherkabel mit dem Av-receiver verbunden und sämtliche Lautsprecher des AF9 spielen in diesem Fall als Einheit. Einheit ist zugleich das passende Stichwort für unser Fazit: Integrierte Lautsprechersysteme können kostspielige externe Xxl-lautsprecher zwar nicht ersetzen, aber das gute Gefühl, direkt nach dem Einschalten des Fernsehers einem überzeugenden Klang zu lauschen, ist ein Privileg, das wir in einem Tv-test nicht mehr missen möchten – und Sie im Wohnzimmer sicher auch nicht.