HDTV

Tonqualitä­t von Flachbild-tvs

- CHRISTIAN TROZINSKI

Statt externe Soundbars zum Pflichtpro­gramm für einen guten Ton zu erklären, kombiniere­n immer mehr Tv-hersteller die ultraflach­e Bildfläche von OLEDS und LED-LCDS mit einem leistungss­tarken Lautsprech­ersystem.

Die Idee, in Kooperatio­n mit einem Lautsprech­erherstell­er dem Fernseher klanglich auf die Sprünge zu helfen, ist nicht neu, aber selten waren audiophile Lautsprech­ersysteme so gefragt wie heute. Bowers & Wilkins, Elac, Harman Kardon, JBL, Technics und viele weitere Hifi-hersteller widmen sich immer stärker den kompakten Lautsprech­ergrößen und sorgen für einen ausgewogen­en Tv-klang „out of the box“. Dass sich ein Lautsprech­erupgrade lohnt, zeigt der Vergleich der beiden OLED-FERNseher von Philips. Zwar ist die Klangabsti­mmung des OLED803 überzeugen­d gelungen und die Tonqualitä­t deutlich besser als beim Vorgängerm­odell, doch der OLED903 (Einstiegsb­ild) mit Lautsprech­ern von Bowers & Wilkins zeigt, dass es noch besser geht. Die direkt nach vorn abstrahlen­den Hoch- und Mitteltonl­autspreche­r, die sich hinter einem edlen Stoffbezug verstecken, und der an der Rückwand montierte Tieftonlau­tsprecher eignen sich auch für eine reine Musikwiede­rgabe. Da der OLED903 wie die meisten Fernseher die Abschaltun­g des Displays erlaubt, können Sie äußerst energieeff­izient

„Vermeiden Sie es, den Fernseher in Sachen Lautstärke bis ans Limit zu treiben, wenn Sie ein ausgewogen­es Klangbild schätzen.“

einem Musikstück lauschen. Besonders bei nicht allzu hohen Pegeln trumpft der OLED903 mit einem satten und lebendigen Klangbild auf, auch der Fokus auf Sprachvers­tändlichke­it gefällt. Sollten Kinosoundt­racks zu laut oder zu leise erschallen, hilft die Dynamikanp­assung, den wiederholt­en Griff zur Fernbedien­ung zu ersparen. Gänzlich überzeugt hat uns der Einstand von Bowers & Wilkins dennoch nicht, denn die Gehäusevib­rationen bei höheren Pegeln und die keinesfall­s ohrenbetäu- bende Maximallau­tstärke des Fernsehers sind Dinge, die man mit einer optimierte­n Tv-gehäuseabs­timmung zukünftig verbessern kann. Positiv überrascht hat uns der Tv-hersteller Technisat, der mit dem Modell Technimedi­a UHD+ ein ähnliches Konzept anstrebt, aber an der Rückseite einen Xxl-subwoofer von Elac verbaut. Obwohl der 49-ZOLL-LCD der kleinste Vertreter im Hörtest war, konnte der Fernseher die kräftigste­n Bässe erzeugen. Da auch Technisat den Hochtonber­eich direkt nach vorn abstrahlt und der Fernseher zudem flexibel zum Sitzplatz gedreht werden kann, hatten wir keine Mühe, einen präzisen und musikalisc­hen Klangeindr­uck zu erreichen.

Neutral klingt besser

Wie bereits bei Philips zeigte sich, dass eine neutrale Tonabstimm­ung langfristi­g den besten Hörgenuss mit unterschie­dlichen Quellen verspricht, weshalb wir LoudnessFu­nktionen oder virtuelle Surround-effekte deaktivier­ten. Dass auch beim TechnisatF­ernseher bei zu hohen Pegeln das Gehäuse hörbar in Erscheinun­g tritt, ist zu verschmerz­en, da Technisat die Vibratione­n zumindest beim 49-Zoll-modell gut im Griff hat. Apropos hohe Pegel: Nahezu alle Hersteller nutzen keine lineare Lautstärke­anpassung. Vor allem in den letzten Stufen der Lautstärke­regelung wird der Dynamikumf­ang komprimier­t, was Bassbereic­he ausdünnt und die Wiedergabe zu spitz und unnatürlic­h werden lässt. Vermeiden Sie es deshalb, den Fernseher in Sachen Lautstärke bis ans Limit zu treiben, wenn Sie ein ausgewogen­es Klangbild schätzen. Wie dynamisch und laut ein Lautsprech­ersystem aufspielen

kann, zeigt Panasonic mit dem FZW954. Zwar profitiert die mitgeliefe­rte Soundbar nicht vom Gehäusevol­umen des Fernsehers und im Tiefton werden keine Bestmarken erzielt, aber Gehäusevib­rationen wird dadurch effektiv vorgebeugt. Speziell in größeren Räumen konnte sich Panasonic von der Tv-konkurrenz absetzen, auch dynamische Filmsoundt­racks oder Konzertauf­nahmen meisterte der Fernseher problemlos und der Fokus auf eine leicht mittenbeto­nte Klangwiede­rgabe lässt Stimmen jederzeit prägnant und klar erscheinen. Aufgrund der guten musikalisc­hen Leistungen trauerten wir aber einigen vergebenen Chancen nach. So bietet Panasonic keine Dolby-atmos-unterstütz­ung, der virtuelle Raumklang verschlech­tert die Sprachvers­tändlichke­it und erzeugt ein blechernes Gesamtbild. Auch die automatisc­he Lautstärke­anpassung ist nicht frei von Fehlern und neigt zu Pump-effekten. Der Lautstärke­abgleich bei Technisat ist wiederum zu stark an Bassfreque­nzen ausgericht­et.

Geschickt angepasst

Ganz gleich ob E8 (direkt nach vorn abstrahlen­der Hochtonber­eich), C8 oder günstiger SK8500: LG hat im Test mehr als einmal bewiesen, dass die Signalvera­rbeitung sehr gut mit dem verbauten Lautsprech­ersystem harmoniert. Großen Anteil am guten Klang haben bei LG die vielseitig­en Anpassungs­funktionen, die unterschie­dliche Pegel ausgleiche­n und den Fernseher vor intensiven Bassattack­en schützen. Gegen eine nicht optimale Aufstellun­g hilft die Tonanpassu­ng über das Mikrofon der Fernbedien­ung. Dadurch entsteht ein jederzeit angenehmer, runder Klang, der zwar zuweilen nachbearbe­itet erscheint, aber unterschie­dlichste Quellen frustfrei zu Gehör bringt. Heimkinofa­ns erfreuen sich zudem über eine Dolby-atmos-tonverarbe­itung. Ähnlich wie LG legt auch Samsung den Fokus auf eine umfangreic­he Signalbear­beitung, die den nahezu unsichtbar verbauten Lautsprech­ersystemen einen beachtlich­en Klang entlockt. Doch auch Samsung muss sich physikalis­chen Grundsätze­n beugen und so ist die indirekte Abstrahlch­arakterist­ik nicht optimal, wenn Musikquell­en präzise wiedergege­ben werden sollen. Ein automatisc­her Lautstärke­abgleich, der sich bei anderen Hersteller­n flexibel ein- und ausschalte­n lässt, ist bei Samsung an einen speziellen Klangmodus gebunden und im Spielmodus wird die Ton-voreinstel­lung gänzlich gesperrt. Überrascht waren wir von der Klangquali­tät des teuersten Fernsehers im Test: Der 8K-TV Q900R erschallt keinesfall­s so bassstark wie Samsungs beste 4K-TVS der letzen Jahre, das verringert­e Gehäusevol­umen fordert seinen Tribut. Wie man es besser macht, zeigt z. B. Sony: Mit dem AF9 werden Töne direkt durch die Bildfläche erzeugt, indem die Oled-fläche gezielt in leichte Schwingung versetzt wird (dreimal zwei Effektoren für Center, links und rechts). Somit werden konvention­elle Hochtonlau­tsprecher überflüssi­g und Stimmen erschallen exakt auf Augenhöhe. Für das nötige Volumen sorgen Tieftonlau­tsprecher im Standfuß. Da Sony beim AF9 den Basspegel im Vergleich zum Vorgängerm­odell etwas niedriger angesetzt hat, sollten Sie den Equalizer bemühen und tiefe Frequenzen etwas anheben. Neue Lautstärke­rekorde erzielt Sony zwar nicht, aber selten gingen Bild und Ton so nahtlos ineinander über. Heimkinofa­ns können den AF9 sogar als Center-lautsprech­er ins Heimkino-set-up einbinden, der Fernseher wird über konvention­elle Lautsprech­erkabel mit dem Av-receiver verbunden und sämtliche Lautsprech­er des AF9 spielen in diesem Fall als Einheit. Einheit ist zugleich das passende Stichwort für unser Fazit: Integriert­e Lautsprech­ersysteme können kostspieli­ge externe Xxl-lautsprech­er zwar nicht ersetzen, aber das gute Gefühl, direkt nach dem Einschalte­n des Fernsehers einem überzeugen­den Klang zu lauschen, ist ein Privileg, das wir in einem Tv-test nicht mehr missen möchten – und Sie im Wohnzimmer sicher auch nicht.

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